Kapitel 66

~POV Ardy~

In mir stieg immer mehr die Panik. Ich konnte ihn doch nicht umbringen oder? Wenn ich es nicht tun würde, würde Taddl dann meine Familie oder meine Freunde umbringen? Ja, würde er. Und das wollte ich nicht riskieren. Ich musste es jetzt machen. Ich musste diesen Typen umbringen. Er wollte mich doch schließlich auch umbringen oder? Also bringe ich besser ihn um, als wenn er mich umbringen würde. Wieso versuchte ich es mir überhaupt noch schön zu reden? Ich werde ein Mörder sein! Doch ich musste es tun. Was ist aber, wenn er mich kommen sieht und mich erst umbringt? Wird es wirklich so schlimm sein, wenn er mich umbringt? Ich meine, dann wäre ich dieses Spiel endlich los und würde kein Mörder sein. Außerdem wären meine Freunde und meine Familie dann außer Gefahr. Es wäre doch gar nicht so tragisch oder? Taddl wollte doch sowieso, dass ich sterbe... Ich schob meine Gedanken beiseite, ließ es einfach auf mich zukommen und schlich weiter durch das Haus. Ich schaute um die Ecke in einen Raum, welcher wie das Wohnzimmer aussah. Doch hier war keiner. Ich schlich weiter und blieb sofort stehen, als ich dachte jemanden zu hören. Nachdem ich sichergestellt hatte, dass ich es mir nur eingebildet hatte, ging ich weiter und schaute heimlich in die Küche. Jedesmal wenn ich in einen Raum schaute, hatte ich Angst, dass der Typ dort sein könnte und mich sehen könnte. Plötzlich hörte ich von oben eine Tür zu knallen und dann einen Schatten am Treppengelände. Er war oben. Da das Haus ziemlich dunkel war, war es nicht schwer sich zu verstecken, weswegen ich mich einfach unter die Treppe stellte und wartete bis er nach unten kam. Mein Herz schlug immer schneller, je näher er kam. Ich würde ihn gleich umbringen müssen. Es würde kein Weg dran vorbei führen. Ich sah den Typen in einer schwarzen Gestalt, die Treppen runtergehen, er schaltete das Licht an, sah mich jedoch nicht. Okay, jetzt oder nie. Es muss sein. Mein Herz raste so schnell, dass ich Angst hatte hier gleich zusammenzubrechen. Meine Hände, wie auch alles andere an meinem Körper zitterten, doch ich wusste, dass ich es tun musste. Gerade als der Mann an der Treppe vorbeilaufen wollte, sprang ich unter dieser hervor. Ich sah noch kurz seinen geschockten Gesichtsausdruck bevor ich abdrückte. Ich hatte gar nicht lange überlegt. Hauptsache es war vorbei. Sofort sank der Typ zu Boden, stöhnte vor Schmerzen und war blutunterlaufen. Ich wollte ihm helfen, doch ich durfte nicht. Ich musste ihn verbluten lassen.

T: Steig ins Auto.

Ich schaute nochmal auf den Mann, welcher mich hilfesuchend anschaute, bevor er seine Augen schloss und bewusstlos zu Boden fiel. Immer noch zitterte ich und wollte hier einfach nur noch weg. Einfach nur noch meine Ruhe... Ich stieg über den Mann, ohne ihn auch nur noch einmal anzuschauen und stieg wieder zu Alex ins Auto. "Alles okay?", fragte er mich besorgt. Ich nickte nur. "Fahr einfach." Ich wollte jetzt nicht darüber nachdenken, was gerade passiert war. Das mache ich, wenn ich alleine bin. Nach ein paar Minuten kamen wir wieder beim Hotel an. Ich verabschiedete mich kurz und rannte dann einfach in mein Zimmer.

T: Sehr gut. Das wird nicht das letzte Mal gewesen sein, dass du so etwas gemacht hast.

Ich schmiss mein Handy, genau wie mich selber auf mein Bett. Ich konnte jetzt gerade einfach nicht klar denken und schlief letztendlich vor Erschöpfung ein. 

Am nächsten Morgen schwirrten meine Gedanken nur um die Tat von gestern. Ich habe tatsächlich jemanden umgebracht. Jemand der es vielleicht nicht mal wirklich verdient hatte. Warum machte er das mit mir? Wer wird der nächste sein? Vielleicht jemand den ich kenne? Der Mann hatte doch eine Familie. Vielleicht sogar kleinere Geschwister, welche ihn als Vorbild nehmen. Vielleicht war es so wie bei Pascal und es war ungerecht, dass er getötet wurde. Ich habe Schuld, dass seine Familie jetzt um ihn trauert. Ich habe Schuld, dass seine Geschwister jetzt vielleicht kein Vorbild haben. Ich habe Schuld, wenn seine Mutter es nicht verkraften wird. Ich habe an allem Schuld. Ich fing noch heftiger an zu zittern und mein Herz raste immer noch. Ich bin ein Mörder. Seine Familie will jetzt bestimmt Gerechtigkeit. Sie wollen, dass ich auch sterbe. Ich atmete kurz durch, lief dann ins Bad und schaute mich im Spiegel an. Das ist das Gesicht eines Mörders. Das bin nicht ich. Ich will kein Mörder sein. Ich will das nicht mehr. Ich hätte niemals gedacht, dass ich mal an dem Punkt ankommen werde, doch im Moment will ich am liebsten nur sterben. Ich habe doch nichts anderes mehr verdient. Das Spiel wäre vorbei, würde ich sterben. Es wäre alles besser. Von den einen auf den anderen Moment stieg in mir eine Wut auf. Eine Wut gegen mich selber. Vielleicht hätte ich das Spiel am Anfang irgendwie verhindern können. Vielleicht hätte ich einfach zur Polizei gehen sollen. Doch jetzt bin ich nichts weiter als ein Mörder. Ich riss den Spiegel von der Wand und ließ ihn auf den Boden fallen. Sofort zersprang er in tausend kleiner Scherben. Ich hob eine etwas größere Scherbe auf und schaute sie mir genauer an. Ich habe gehört, dass Leute sich ritzen um runter zu kommen oder um alles andere zu vergessen. Hilft es wirklich? Ich dachte nicht weiter drüber nach und schnitt mir mit der Scherbe eine kleine Wunde. Zu meinem eigenen Erstaunen musste ich feststellen, dass es wirklich nicht weh tat. Ich machte einfach weiter und schnitt noch an ein paar anderen Stellen an meinem Arm. Danach schaute ich mir an, wie das Blut an meinen Armen hinunter tropfte und auf den Boden fiel. Doch eigentlich hatte ich das nicht verdient. Ich hatte gar nicht mehr verdient zu leben. Ich ging zu der Badewanne und ließ warmes Wasser in diese ein. Warmes Wasser erweitert doch die Adern, weswegen manche Leute sich auch einfach in ihrer Badewanne umbringen. Ganz ehrlich, es brachte doch sowieso nichts mehr weiter zu leben. Ich lebte doch nur noch wegen diesem Spiel und das Spiel endete bestimmt erst, wenn ich gestorben bin. Dann habe ich gewonnen. Ich wollte keine weiteren Menschen mehr umbringen, genauso wenig wie ich wollte, dass meine Familie oder meine Freunde wegen mir sterben. Weil ich die Aufgabe nicht machen will. Nein, das will ich nicht. Besser ist es, wenn ich sterbe, als wenn andere Leute sterben, die es nicht verdient haben. Vorsichtig stellte ich mich, mit Klamotten in die Badewanne und schnitt mir die Pulsader auf.

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