Kapitel 65
~POV Ardy~
Es war ziemlich dunkel in der Küche und nur ein kleines Licht erhellte den Raum, weswegen der Typ nicht sah, dass ich unter dem Tisch hockte. Ich hatte einfach so Panik, dass er mich erwischte, dass ich sogar die Luft anhielt. Ich sah, wie der Typ etwas aus einer Schublade holte, das Licht ausmachte und dann wieder in einen anderen Raum verschwand. Ich atmete erleichtert aus, krabbelte unter dem Tisch hervor und schlich wieder in den Flur. Als ich nochmal sichergestellt hatte, dass mich auch keiner sah, öffnete ich langsam und so leise wie es ging die Tür und verschwand schnell. Ich hatte keine Ahnung wo ich hinsollte, doch das war mir gerade auch relativ egal. Von mir aus schlafe ich unter der Brücke. Hauptsache weg von diesem Haus. Ich bog gerade um eine Ecke, als sich mein Handy wieder meldete.
T: Respekt. Ein Hotel ist für diese Nacht bereits gebucht. Pass auf. Morgen wird es schwieriger als sonst.
Mir war im Moment einfach alles egal, dass ich nicht mal drüber nachdachte was die Aufgabe sein könnte. Zu meinem Glück war das Hotel nur zehn Minuten zu Fuß weg, weswegen ich dort einfach hin lief. An der Rezeption wartete man bereits auf mich, so wie im Moment jedes Mal, wenn ich in ein Hotel eincheckte. Ich nahm nichtssagend die Schlüssel entgegen und ging auf mein Zimmer. Ich legte mein Handy zu Seite und schmiss mich auf das Bett. Ich hatte keine Lust über irgendwas noch nachzudenken, weswegen ich auch kurzer Hand einfach einschlief.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, wunderte es mich stark, dass es schon 12 Uhr war. Ich ging kurz ins Bad um mich frisch zu machen, doch viel machen konnte ich sowieso nicht. Ich hatte keine neuen Klamotten dabei, also wurde das mit dem Duschen wohl auch nichts. Ehrlich gesagt, denke ich nicht mal, dass ich soviel Zeit habe. Als ich gerade aus dem Bad kam, klopfte es an meiner Zimmertür. Irgendwie hatte ich jetzt Angst, dass es vielleicht Luna, Marley, Taddl oder sogar Nico und Felix sein könnten. Doch es war nur der Zimmerservice, welcher mir Essen brachte. "Es ist bereits bezahlt.", sagte er nur und verschwand wieder.
Den ganzen Tag noch saß ich in meinem Zimmer und konnte wie immer nichts tun und jetzt fing ich auch an darüber nachzudenken, was diese "schwierige Aufgabe" sein konnte. Was meinte er mit schwierig? Sollte ich vielleicht in ein Haus einbrechen und irgendwas holen? Obwohl, das hatte ich doch schon mal gemacht. Ich glaube nicht, dass T das als schwierig bezeichnet. Was könnte er sonst meinen? Soll ich etwas anderes stehlen? Oder was ist, wenn ich jemanden umbringen soll? Nein, das würde er mir nicht auftagen. Oder? Ich glaube nicht, dass Taddl jemanden umbringen könnte. Na gut, ich hatte auch gedacht, dass ich ihn kenne, dabei tue ich das nicht... Und das habe ich auch nie.
T: Los geht's. Gehe zur Rezeption und steige danach in das schwarze Auto, welches vor dem Hotel parkt.
Ich widersprach nicht weiter, was ich eigentlich nie machte, nahm mein Handy und ging nach unten an die Rezeption. Ich brauchte gar nichts sagen, denn schon gab der Mann mir eine kleine weiße Tüte. "Öffne diese erst im Auto.", flüsterte er mir zu, doch ich glaube, dass brauchte ich gar nicht. Denn ich konnte mir schon denken, was in der Tüte ist. Nämlich eine Waffe. Ich ging weiter nach draußen, wo es schon langsam dunkel wurde und die Straßenlaternen angingen. "Ardy.", sagte eine leise Stimme plötzlich neben mir und ich sah einen Jungen in einem schwarzen Auto sitzen. Ich stieg zu ihm und sah erst jetzt, wer mir dort gegenüber saß. "Alex?", fragte ich. "Ja. Hey.", sagte er lächelnd. Alex hatte mich, als das Spiel gerade begonnen hatte, auch gefahren. "Wie geht es dir?", fragte er mich. "Naja, ich dachte, das Spiel hat aufgehört... Wie geht es dir?" "Abgesehen von dem Spiel? Eigentlich ganz gut." Mir fiel ein älteres Gespräch von mir und Alex wieder ein, als er mich auch wohin gefahren hatte.
"...Meine Mutter ist krank und muss operiert werden. Da mein Vater aber alleine nicht so gut verdient, können wir die Operation nicht bezahlen. Wenn ich meine Aufgabe richtig erfülle, dann wird er die Operation bezahlen. Das hat er mir versprochen."
"Wie geht es eigentlich deiner Mutter?", fragte ich ihn vorsichtig und als er anfing zu lächeln, wurde mir gleich viel leichter ums Herz. "Es ist alles gut. Dieser Typ, der das Spiel mit uns spielt, hat tatsächlich die Operation bezahlt." "Das freut mich!" Ich versuchte mir die Verwunderung nicht anmerken zu lassen. Warum hatte Taddl mir das nie erzählt? Okay, er hatte mir die ganze Zeit nur etwas vorgespielt, deswegen hat er mir es bestimmt nicht erzählt. Oder aber Niklas hat alles bezahlt und Taddl wusste da gar nichts von.
T: Macht jetzt! Wir haben keine Zeit für euer freudiges Wiedersehen!
Alex bekam die Nachricht anscheinend zeitgleich mit mir, denn auch er schaute sofort auf sein Handy. "Wir sollten vielleicht los.", schlug er vor. "Ja, ist denke ich besser.", sagte ich und schenkte ihm ein kleines Lächeln. Wir fuhren nur ein paar Minuten, welche ich auch gut hätte zu Fuß laufen können. "Ich soll hier auf dich warten.", sagte Alex, als wir ankamen. Ich nickte nur und stieg aus. Woher kam mir das Haus bekannt vor? Ich schaute mich genauer um und wusste es plötzlich. Die drei Typen hatten mich erst gestern hier her gebracht und jetzt sollte ich wieder hierher? Sollte ich tatsächlich sterben?
T: Nimm die Waffe und schleiche dich von hinten in das Haus.
Ich tat was er sagte und ging mit vorsichtigen Schritten in den Hintergarten. Ich sah kein Licht brennen, was vielleicht ein gutes Zeichen sein mochte.
T: Er ist alleine in dem Haus. Pass auf, dass er dich nicht sieht. Suche ihn und erschieße ihn!
Mir blieb das Herz kurz stehen als ich den letzten Satz las. Suche ihn und erschieße ihn? War das jetzt sein Ernst? Ich sollte tatsächlich jemanden umbringen? Das war also die schwierige Aufgabe. Ich wusste, dass ich nicht drum rum kommen würde, atmete tief durch und betrat das Haus.
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