Kapitel 44

~POV Ardy~

Als ich am Abend zu dem Haus von meinen Eltern kam, rannte meine mir meine kleine Schwester Nele sofort entgegen. "Ardy! Du bist wieder da!" Ich umarmte sie kurz und ging dann in die Küche indem mein Vater saß, welchen ich auch umarmte. "Wie geht es dir?", fragte ich ihn. "Ja, soweit ganz gut... Deine Mutter ist im Altenheim bei deiner Oma. Wir haben auf dich gewartet um gemeinsam dahin zu fahren." Ich nickte, stellte meine Sachen erstmal in den Flur und fuhr mit meinem Vater und meiner Schwester in das Altenheim. Im Zimmer waren meine Mutter, mein Onkel und meine Tante. Ich begrüßte meinen Onkel und meine Tante mit einer kurzen Umarmung und als ich meine Mutter mit Tränen in den Augen sah, begrüßte ich sie nicht, sondern umarmte sie sofort. Danach wendete ich mich meiner Großmutter zu, welche in einem Bett lag und ziemlich schwach aussah. "Hallo Oma.", begrüßte ich sie sanft und streichte ihr über ihren Handrücken. "Hallo Ardy. Schön, dass du da bist." Sie sah sich im Zimmer um und wendete sich dann zu den anderen. "Würdet ihn mich und Ardy kurz alleine lassen?" Meine Familie war anscheinend genauso verwirrt wie ich, jedoch nickten sie und gingen raus. Ich kniete mich an das Bett und schaute meine Oma fragend an. "Wie geht es dir?", fragte sie mich. "Eigentlich ganz gut. Aber wichtiger ist, wir es dir geht?" "Auch ganz gut." Diese Antwort überraschte mich jetzt schon ein wenig, da sie wirklich schwach aussah und sich auch schwach anhörte. "Meine Zeit ist gekommen. Ich bin schwach und werde nicht mehr lange leben. Das weiß ich. Mir fällt selbst das reden schwer. Aber das ist okay. Es ist nicht schlimm wenn ich nicht mehr da bin. Ich habe alles in meinem Leben erreicht. Aber hören wir auf mit diesem ganzen Trauerspiel. Ich möchte dir etwas geben. Schau in die Kommode." Sie zeigte zitternd auf einen kleinen Nachtisch welcher neben ihren Bett stand. "In der Schublade. Nehme den Ring da raus." Ich tat was sie sagte und holte einen älteren, aber schönen Ring hervor. "Der gehörte mal deinem Großvater. Ich habe genau den Gleichen. Er hat ihn mir geschenkt, als wir damals zusammen kamen. Dieser Ring wird seit ein paar Generationen weitergegeben. Es waren immer die Jungen, die den Mädchen diesen Ring überreicht haben. Da ich aber nun mal zwei Töchter habe, konnte ich ihnen den Ring nicht geben. Als ich hörte, dass deine Mutter mit dir schwanger war, dachte ich sofort an den Ring. Ich wusste, dass du der nächste Besitzer sein sollst. Ob du nun auf Jungs oder Mädchen stehst, ist mir total egal. Ich möchte einfach nur, dass du eine glückliche Beziehung führst und den Jungen den du liebst, diesen Ring gibst. Aber du musst dir wirklich sicher sein, dass ihr für immer zusammen sein werdet." Ich schaute mir den Ring genauer an. Er war wirklich schön und ich wusste gar nicht, dass es so etwas in unserer Familie gibt. "Und du Ardy, sollst meinen Ring haben." "Aber Oma ich..." Ich unterbrach, als ich sah, dass sie mit dem Kopf schüttelte. "Kein, aber. Nehme meinen Ring. Er war bis heute ein Andenken an deinen Großvater. Doch schon bald ist meine Zeit gekommen und dann werde ich ihn wieder sehen. Also nehme ihn. Ich bestehe darauf." Langsam und vorsichtig nahm ich die Hand von meiner Großmutter in meine und nahm ihr den Ring ab. "Werde glücklich mit deinem Partner, ja?" Ich nickte nur lächelnd. "Ardy, du musst mir aber noch Eines versprechen okay?" "Ja." "Sei nicht traurig wenn ich nicht mehr da bin. Sei lieber glücklich. Denn ich bin es. Ich bin froh endlich deinen Großvater wieder zu sehen. Auch wenn ich euch vielleicht verlasse, heißt es nicht, dass ich für immer weg bin. Ich werde bei euch bleiben. Die ganze Zeit über." Ich lächelte sie nur an und strich ihr über die Hand. Auch sie schaute mich eindringlich und lächelnd an. "Du bist wirklich hübsch Ardy. Das musst du entweder von mir oder deinem Opa haben." Ich lachte und sie stimmte leise mit ein. Dann drehte sie ihren Kopf zur Decke und ich sah, wie sich ihre Augen langsam schlossen. "Ich liebe dich Oma." "Ich dich auch, Ardy." Sie flüsterte nur noch, lächelte und schloss dann ihre Augen. Ich merkte wie ihr Griff um meine Hand sich lockerte und ich wusste, was das bedeutete. Sie war gegangen. Doch sie war nicht tot. Nicht für mich. Wie sie bereits gesagt hatte, wird sie bei uns bleiben. Die ganze Zeit über. Und das spürte ich. Auch wenn ich nicht traurig sein sollte, kamen mir jedoch die Tränen und ich ließ sie laufen. Doch trotz dieser Trauer hatte ich auch irgendwie Freude in mir. Freude, dass sie jetzt glücklich war und wieder bei meinem Großvater war. Ich küsste sanft ihre Hand, befreite meine Hand dann aus ihrer und ging hinaus in den Flur, indem meine Familie stand. Sie schauten mich mit großen Augen an, als sie mich sahen. "Was ist los?", fragte meine Tante sofort und kam auf mich zu. "Sie ist gegangen." Ich umarmte sie und merkte, wie sie anfing zu weinen. Ich sah wie meine Mutter meinen Vater umarmte, nur Nele schien ein wenig verwirrt, weswegen ich zu ihr ging und mich vor ihr hin hockte. "Nele, Oma ist eingeschlafen. Sie ist jetzt oben im Himmel bei Opa. Aber das ist gut so, weißt du? Sie haben sich vermisst und können sich jetzt wieder sehen." "Wird Oma wieder kommen?" Es war schwerer als gedacht Nele zu erzählen, dass unsere Oma nicht wieder kommen wird. "Sie wird nur noch schlafen. Aber dadurch, dass sie schläft, ist sie jetzt bei Opa. Und bei uns ist sie auch. Sie passt jetzt auf uns auf, auch wenn wir sie nicht sehen können. Sie ist immer noch bei uns, genau wie Opa. Sie sind beide hier drin." Bei dem letzten Satz zeigte ich auf ihr Herz und ich war erleichtert, als ich ein Lächeln sah. "Darf ich Oma sehen?", fragte sie. Ich sah, dass die anderen in das Zimmer gegangen waren und nur noch Nele und ich hier standen. 

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