Kapitel 13

~POV Ardy~

Ich kannte Marie zwar nicht lange, aber der Abschied fiel mir trotzdem schwer. "Vielleicht sehen wir uns ja nochmal wieder.", sagte sie und schenkte mir ihr Lächeln. "Ja, hoffentlich." Nochmal umarmte ich sie und stieg dann ins Auto. Marie war so herzlich und nett, dass es mir so vorkam als ob ich sie schon Jahre kennen würde und gerade eine gute Freundin verlasse. "Hey, Ardy. Ich bin Daniel." "Hallo." "Wir müssen jetzt ein wenig länger fahren.", sagte er und tippte auf das Navi. Vier Stunden Fahrt, na super. "Erzähl mir doch was über dich. Wen hast du zu Hause gelassen?" "Meine Freunde..." "Ja, kenn ich, die hab ich auch da gelassen und angelogen. Genau wie meine Eltern. Was ist mit deinen?" "Sie leben woanders, ich wohne mit einem Freund zusammen, da meine Eltern wegen familiären Gründen weggezogen sind und ich noch für das letzte Schuljahr nicht umziehen wollte." "Achso. Ist doch cool, so ganz alleine ohne Eltern." "Naja, du musst dich halt um viel kümmern, was sonst deine Eltern gemacht haben." "Ja stimmt. Ich könnte nicht mal kochen und würde glaube ich verhungern.", lachte Daniel und ich stimmte mit ein. "Weißt du eigentlich was auf dich zukommen wird?", fragte Daniel. "Nein, jeder wünscht mir Glück, aber ich habe keine Ahnung, warum." "Oh, achso. Sorry, aber ich darf es dir nicht sagen." Es vergingen ein paar Minuten in Stille, bis mein Handy anfing zu klingeln. Dieses mal war es nicht T, sondern Luna.

Ardy: "Hey Luna."
Luna: "Hey, wie geht es deiner Oma?"
Ardy: "Den Umständen entsprechend."
Luna: "Wünsche ihr gute Besserung von mir, ja?"
Ardy: "Mach ich. Aber ich habe gerade keine Zeit, tut mir leid. Wir sehen uns."
Luna: "Ja, tschau."

"Luna?", fragte Daniel, nachdem ich aufgelegt hatte. "Ist sie deine Freundin?" "Nein.", sagte ich lachend. "Ich steh nicht auf Frauen." "Achso, also auf Männer." "Genau." "Wie mein Bruder. Aber er ist schon 27, sowieso zu alt für dich. Außerdem ist er vergeben und heiratet in... Oh, schon in 4 Tagen." Dadurch, dass Daniel so verwundert war, musste ich lachen. Schlagartig viel mir ein, dass ich meine Eltern noch anrufen sollte, bevor sie irgendwie auf die Idee kommen, mich zu besuchen, dann würden die ganzen Lügen auffliegen. Außerdem wollte ich wissen, wie es meine Großmutter geht. "Macht es dir was aus, dass ich kurz telefoniere?", fragte ich Daniel. "Nein, natürlich nicht."

Mutter: "Hallo, Schatz."
Ardy: "Hey, wie geht es euch?"
Mutter: "Ganz gut und dir?"
Ardy: "Ja, auch."
Mutter: "Was hast du in den Ferien noch vor?"
Ardy: "Wir wollten Campen gehen. Also Luna, Lukas, Tobi und ich."
Mutter: "Schön. Ich dachte, du kommst uns mal besuchen?"
Ardy: "Ja, klar. Ich versuche es..."
Mutter: "Schon gut, mach dir keinen Stress."
Ardy: "Wie geht es, Oma?"
Mutter: "Naja... Sie ist nicht mehr so stark wie sie mal war. Sie hat immer wieder mal Herzstolpern und ist schwach."
Ardy: "Wünsche ihr gute Besserung von mir. Und grüß Dad."
Mutter: "Mach ich."
Ardy: "Okay, bis dann."
Mutter: "Bis dann und viel Spaß noch."

Mit Daniel verstand ich mich ganz gut, weswegen die restlichen Stunden mir gar nicht so lange vorkamen. Wir hielten vor einem Hotel, welches nicht gerade aussah, als hätte es fünf Sterne. "Also dann, Viel Glück." "Danke." Als ich das Hotel betrat, sah es nicht besser aus als von außen. Es waren einfache graue Wände und ein knarrender Holzfußboden. Die Rezeption bestand aus einem alten Holztresen auf welchem ein älterer Computer stand. "Guten Abend.", begrüßte mich der Mann an der Rezeption freundlich. "Hallo.", antwortete ich ihm und gab ihm das Blatt. "Einen Moment bitte." Er nahm das Blatt entgegen und fing an etwas auf dem Computer rum zu tippen. Ich erschrak kurz als plötzlich mein Handy vibrierte. Ich war nicht darauf eingestellt, dass mir jetzt jemand schreibt.

T: Gib dem Mann die beiden Tüten.

Ich kramte sie aus der Tasche raus und legte sie auf den Tresen. "Ach ja stimmt.", sagte er als er die Tüten sah. "Und hier dein Schlüssel. Es ist Zimmer 10, einfach hier die Treppe hoch, ganz hinten." Ich nickte nur und lief nach oben, das Zimmer war am Ende vom Gang. Auch hier sah es nicht besser aus, die Türen waren alt, der Boden morsch und die Wände grau, genau wie im Eingangsbereich. Das Zimmer hatte nur ein altes Metallbett, einen kaputten Kleiderschrank und eine Kommode. Da es hier nicht gerade gut drin roch, ging ich zum Fenster um es aufzumachen, setzte mich auf die Fensterbank und beobachtete die Leute von oben, welche vorbei liefen. Ich wollte einfach nur mal kurz abschalten, ich war erschöpft von dem ganzen Tag und meinen ganzen Gedanken. Doch daraus wurde nichts, denn wieder bekam ich eine Nachricht von T.

T: Tut mir leid. Mehr Geld steckte nicht drin. Es ist nur für eine Nacht.

Es wunderte mich, dass er plötzlich Gefühle in seine Nachrichten schrieb. Es tut ihm leid. Ich dachte, er will, dass ich so leide. Es macht ihm doch Spaß oder? Sonst würde er dieses Spiel doch gar nicht machen und nicht so viele Leute bedrohen. Ich traue ihm nicht, auch wenn ich es in manchen Dingen wohl oder übel tun musste. Ich saß noch eine ganze Weile nur auf der Fensterbank und versuchte meine Gedanken die in meinem Kopf schwirrten nur für einen Moment zur Seite zu legen, es klappte ganz gut und zum ersten Mal, seit dieses Spiel angefangen hat, hatte ich wieder das Gefühl richtig durchatmen zu können. Natürlich nur bis T dieses Gefühl unterbrechen musste. 

T: Morgen wird ein anstregender Tag, ruh dich besser aus.

Ich hörte auf das was er sagte und legte mich in das ziemlich unbequeme Bett. Warum hatte ich auch keine anderen Klamotten dabei? Sollte ich jetzt wirklich in meinem Klamotten schlafen? Ich schaute kurz zur Kommode, welche vor dem Bett stand. Irgendwas war in das Holz geritzt worden, doch es war zu dunkel um es sehen zu können.

~POV Taddl~

Er ist stark. Er hat Durchhaltevermögen. Die Anderen haben bis hier hin nie so einen klaren Kopf behalten. Er ist schlau. Er schafft das. Ich brauche mir gar keine Sorgen machen. Das wird ganz einfach werden. "Alles in Ordnung, T?", fragte Marley mich, welcher neben mir saß. Ich nickte nur schnell. Das war eine dumme Idee. Ich wusste, dass ich Marley nichts vormachen konnte, schließlich war er mein bester Freund. "Er wird es schaffen oder?", fragte ich ihn. "Ardy? Keine Ahnung... Ich hoffe doch. Aber seit wann bist du denn so nervös? Wir machen das nicht zum ersten Mal."

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