kapitel 7, das Spiel

»Und was habt ihr nun vor?«, fragte ich misstrauisch und betrachtete den Raum vor mir etwas genauer.

Die Halle vor mir war riesig und komplett schwarz. Auf dem Boden war ein Kreis aufgezeichnet.

»Also meine Teure«, sprach er ruhig. Sein Blick ruhte auf mir, während er sprach.

»Ich höre, euer Ehren.« Noch immer erschien alles hier so surreal. Ich war in einer Art Wunderland gelandet. In einem Märchen, welches man kleinen Kinder erzählte denen man Angst machen wollte. Das Märchen des dunklen Prinzen und der weißen Königin, die sich gegenseitig bekämpften. Wenn ich mich wenigstens an das Ende der Geschichte erinnern könnte.

»Wir spielen jetzt ein Spiel.« Er schloss die große Türe hinter sich. Das Gemurmel der Gäste verstummte. Alles um mich war beunruhigend still.

»Ehrlich gesagt möchte ich lieber wieder hinaus.« Unruhig blickte ich auf den goldenen Kreis auf dem Boden.

»Die Türe ist zu. Leider habe ich vergessen wo sich der Schlüssel befindet.« Sein Grinsen wurde immer größer. Wütend sah ich ihn an.

»Von mir aus.«, murmelte ich und lief an ihm vorbei zu der Tür. Ich griff mit beiden Händen nach der Türklinke und zerrte an ihr. Vergeblich, die Türe war zu. »Ist das jetzt euer Ernst? Ihr entführt mich in einen dunklen Raum, um eure kranken Spiele mit mir zu spielen?«

Er seufzte und stieß sich von der Wand ab. »Ich entführe dich nicht. Und meine Spiele sind nicht krank.« Seine Stimme war bestimmt und das sonst so freche Grinsen war nun vollständig aus seinem Gesicht gewichen.

»Komm her.« Er hielt mir auffordernd die Hand hin. Auf einmal passierte etwas recht sonderbares. Etwas schien meinen Körper zu bewegen, obwohl ich mich mit jedem noch so kleinen Härchen meines Körpers dagegen wehrte, lief ich auf Farrun zu. Ich lief tatsächlich zu ihm, obwohl ich es nicht wollte. Er nahm meine Hand und mit der anderen fasste er mir an die Stirn.

»Hör mir gut zu, du musst versuchen deinen Fantasien freien Lauf zu lassen. Entkomme deinen Ängsten und finde einen Weg hinaus. Du kannst nicht sterben, noch nicht«, flüsterte er. Ich wollte etwas erwidern, mich aus seinem Griff befreien, aber es ging nicht. Die Halle wurde dunkler und meine Augen schlossen sich ruckartig.

~

Ich wachte auf. Müde blickte ich um mich. Ich lag auf einem kühlen Boden. Stimmen, wirre Wortfetzen erreichten mich langsam. Um mich herum waren viele Menschen, zu viele. Sie lachten und tanzten, sie schrien und klatschten.

Ganz langsam richtete ich mich auf. Ich war wieder in dem großen Saal des dunklen Prinzen. Genau wie vorhin, befanden sich hier viele Leute, welche vergnügt feierten. Auch der Prinz hockte noch auf seinem Sessel, das Weinglas in der Hand. Doch obwohl alles gleich schien, wusste ich genau, wo ich war. In einem Alptraum-Schach..

Verzweifelt versuchte ich aufzuwachen. Ich kniff mir in den Arm, trat fest auf den Boden auf, riss an meinem Kleid und schrie. Ich schrie durch den ganzen Saal. Wie eine Irre stand ich da, aber niemand beachtete mich. Sie tanzten einfach weiter, wenn es sein musste auch durch mich hindurch. Ich war in ihren Augen unsichtbar. Eine kalte Angst überkam mich. Ich war unsichtbar in ihren Augen! Niemand sah mich!

Ich rannte zu dem Prinzen, aber auch er schien mich nicht wahr zu nehmen. Die Beine noch immer auf den Tisch gelagert, unterhielt er sich gerade mit einer Frau mit langem blondem Haar. Sie lachten beide über irgendetwas das ich nicht verstand. Ich stellte mich neben die Frau und fuchtelte mit meinen Händen vor seinen Augen herum. »Prinz?!«, rief ich verzweifelt. Ich schnitt Grimassen, schrie und versuchte ihn irgendwie auf mich aufmerksam zu machen. Einmal als seine dunklen Augen mich kurz streiften, hatte ich schon Hoffnung, er würde mich endlich bemerken. Jedoch war dem nicht so. Er sah wieder zu der Frau und lächelte ihr zu. Er hatte mich nicht gesehen.

Kalte Angst überkam mich. Ich war unsichtbar. Niemand sah mich. Ich lief durch die ganze Halle. Die Gäste tanzten wie vorhin durch mich hindurch. Ich kauerte verzweifelt auf dem kalten Boden. Das durfte doch nicht wahr sein! Es war schon schlimm genug, in einem Märchen gefangen zu sein, aber noch schlimmer war es, dass niemand einen sah.

Da entdeckte ich Besart. Er unterhielt sich mit einem Mann.

Auch bei ihm versuchte ich es und gab alles. Ich schnitt die schlimmsten Grimassen, machte die komischsten Tänze, zupfte an seinen Ärmeln, aber auch er sah mich nicht. Niemand sah mich.

Mein Blick fiel auf die dunkle Türe. Einen Spalt weit wurde sie geöffnet. Eine Hundepranke kratzte, bis sich die Türe oder besser gesagt das Tor immer weiter öffnete. Der große Wolfshund, welcher schon in meinem ersten Apltraumschach erschienen war und mich vor den Wölfen verteidigt hatte, erschien. Seine treuen dunklen Augen musterten mich.

Er folgte meinen Bewegungen mit den Augen. Er sah mich! Eine kleine Freude überkam mich. Er konnte mich sehen! Ich lief auf ihn zu. Er duckte sich ein wenig und betrachtete mich misstrauisch.

»Kannst du mir helfen?«, fragte ich ihn. Noch immer starrte er mich einfach an. »Ich muss hier raus. Ich muss aufwachen, bitte hilf mir!«, murmelte ich. Natürlich nahm ich nicht an, dass er mich verstand. Jedoch war ich hier schließlich in einem Märchen gefangen und warum sollten also Tiere mich nicht verstehen, wenn es hier sogar eine Eiskönigin gab? Die dunklen Augen des Tieres schlossen sich kurz, ehe er zu einem der großen Tische lief. Seine Schnauze berührte einen silbernen Gegenstand. Überrascht folgte ich ihm und betrachtete das ganze Genauer.

Ein Messer.

Erwartungsvoll sah er mich an. »Ein Messer?«

Er nickte ganz leicht. Neben ihm stand ein Mädchen mit schwarzen, kurzen Haaren. Auch ihr Blick streifte mich kurz. »Hee, du!«, rief ich ihr zu. Sie zuckte zusammen und tat aber gleich wieder, als ob sie nichts gehört hätte.

»Du hörst mich!«, rief ich ihr zu und rüttelte an ihren Schultern.

»Lass mich los«, zischte sie und drückte mich weg, ohne mir in die Augen zu sehen. »Wieso siehst du mich?«

Der Wolfshund heulte. Überrascht sah ich ihn an. Noch immer hatte er den Blick auf das Messer gerichtet. Ich wollte mich zu dem Mädchen umdrehen, aber sie war verschwunden.

Ich nahm das Messer in die Hand. Kalt und starr lag die Klinge in meinen Händen. »Und jetzt?«, fragte ich. Sein Blick richtete sich auf mein Herz. Ein kalter Schauer über-kam mich. »Du meinst, ich soll mich einfach töten?«, fragte ich ihn. Er nickte. Ein kleines Lachen entfuhr mir. »Das ist nicht dein Ernst oder?«, fragte ich. Erneut nickte er.

Ich schloss meine Augen. Das erste Mal hatte er mir auch geholfen. Und Farrun hat schließlich gesagt, ich kann nicht sterben, noch nicht.

Meine Hände zitterten ganz leicht, ehe ich sie samt dem Messer zu der Stelle meines Herzens führte. Ich hatte Angst, große Angst. Jedoch schien das der einzige Weg hier hinaus zu sein.

Mit aller Kraft stach ich zu. Zu meiner Verwunderung spürte ich nur ein kleines Ziehen. Ein klitzekleines, das mich in die Dunkelheit hinein zog. Ich fiel und das Messer landete mit einem Scheppern auf dem Boden. Es klirrte und zerriss die unglaubliche Stille der Dunkelheit. Unsanft schlug ich auf dem Boden auf.

-

Irgendwer zerrte an meinen Armen.

»Kannst du mir verraten, was das sollte?«, schrie eine Stimme mich an. Ich öffnete die Augen. Farrun hatte sich über mich gebeugt. Zorn stand in seinem Gesicht.

»Was ist passiert?«, fragte ich ihn und richtete mich mühsam auf. Er versuchte erst gar nicht mir aufzuhelfen. Er starrte mich nur wütend an. »Was passiert ist?«, zischte er.

»Du hast dich umbringen wollen!«, seine Stimme überschlug sich beinahe.«

Ich beachtete ihn erst gar nicht. Meine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding, aber schon alleine weil Farrun neben mir stand, wollte ich ihm nicht zeigen, wie schwach ich war.

»Wenn du das noch einmal tust!«, zischte er.

»Was dann? Tötest du mich dann?«, fragte ich ihn ruhiger als ich es war. Er seufzte und schüttelte den Kopf. »Du darfst das Spiel nicht unterschätzen. Am besten du gehst in dein Zimmer. Die Gäste sind schon gegangen.«

»Gegangen? Wie lange war ich weg?«

Er lief zu der großen Tür und öffnete diese. Mühsam folgte ich ihm mit zitternden Schritten

»Ich weiß nicht. Vielleicht sechs Stunden, vielleicht einen Tag oder aber auch ein ganzes Jahr.«

Seine Stimme machte mir Angst. Am liebsten wäre ich wieder zurück in den Alptraum gegangen. Lieber unsichtbar sein, als sich hier mit einem Prinzen aufhalten, welcher nur sein eigenes Wohl im Kopf hatte.

Neben ihm blieb ich stehen und atmete tief durch. Der Saal war tatsächlich leer. Nur noch die Tische und die angerichteten Speisen deuteten darauf hin, dass hier jemand gewesen war. Besart stand im Türrahmen und musterte den Dunklen besorgt. Doch nicht er erhielt meine volle Aufmerksamkeit, sondern die Person welche neben ihm stand. Ein Mädchen, ein Mädchen mit schwarzen, kurzen Haaren. Als ihr Blick mich streifte, schien sie ebenfalls so schockiert wie ich zu sein.

»Du!«, rief ich und wollte mich wütend auf sie stürzen, doch Farrun packte mich und zog mich unsanft von ihr weg.

»Was soll das?«, zischte er mich an. Doch ich blickte nur starr auf den Boden.

~

Das Mädchen weint bittere Tränen aus Angst. Angst davor für immer gefangen zu sein. Hier alleine bei dem Dunklen. Er hingegen dachte noch immer nach über den Mut dieses Mädchens. Er hatte Angst um sie. Tatsächlich, der dunkle Prinz machte sich Sorgen. Die Weiße Königin stattdessen, arbeitete still und heimlich an einem Plan um ihren Schatz zurück zu holen. Komme was wolle

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