Ein Garten voller Rosen

Ein frischer Wind wehte mir um die Nase. Ich zog den Umhang näher an meinen Körper und schloss meine Augen. Tief atmete ich den süßen Duft der Rosen ein. Das war genau was ich brauchte nach den Neuigkeiten, die ich gerade gehört hatte. Stille. Ruhe. Einsamkeit.

Wo war ich hier nur reingeraten? Und warum gerade ich und meine Schwester? Tränen traten mir in die Augen, wenn ich an sie dachte. Schnell wischte ich sie mir aus den Augenwinkeln.

„Es tut mir so leid, Penny, aber ich werde es wieder gut machen, das verspreche ich" flüsterte ich in den Wind und hoffte er würde es bis zu ihr tragen.

„Deiner Schwester wird nichts passieren" ertönte eine sanfte Stimme hinter mir. Ich brauchte mich nicht umdrehen, um zu wissen wer es ist.

„Woher willst du das Wissen, Miro? Kannst du in den Kopf des Erlkönigs schauen? Weißt du was er plant?" schniefte ich.

„Nein, aber er würde mit dem Tod des Mädchens sein größtes Druckmittel verlieren" sagte Miro ohne Umschweife und trat näher an mich heran.

Wir standen auf eine Art erhöhten Terrasse oberhalb eines prachtvollen Gartens voller verschiedener Rosenarten. Über zwei Marmortreppen konnte man den Garten erreichen.

„Es geht ihm also eigentlich nicht um meine Schwester" sagte ich mit belegter Stimme. Das hatte ich mir eigentlich schon gedacht. Miro schüttelte den Kopf.

„Nein den der eigentliche Schlüssel zum Reich bist du"

Ich schluckte. „So hat er mich eigentlich nur hierhergelockt. Sie war mein Lockmittel. Und ich Idiot bin ihm auch noch kopflos gefolgt"

Ich musste über meine Dummheit lachen. Miro erwiderte daraufhin nichts. Seufzend trat er auf mich zu und bot mir seinen Arm an.

„Komm, machen wir einen kleinen Spaziergang"

Kurz gedachte ich abzulehnen, doch dann willigte ich ein und hakte mich bei seinem Arm unter. Zusammen gingen wir die Treppe runter und betraten den Rosengarten.

„Diesen Garten hat meine Mutter angelegt. Rosen war ihre liebsten Blumen" erzählte Miro nachdenklich. „Von diesem Garten hat das Schloss seinen Namen bekommen"

„Es tut mir so leid um deine Eltern. Ich weiß, wie das ist, wenn du auf einmal auf dich selbst gestellt bist"

Miro blieb stehen. „Einige Wochen später war ich auf der Jagd mit den Jägern und wir haben drei Rattenmänner aufgegriffen" begann er zu erzählen. Er schien mit seinem Blick weit weg zu sein. „Wut übermahnte mich und ich zog mein Schwert und köpfte alle drei mit einem Streich meines Schwertes"

Vor meinem inneren Auge sah ich da Szene. Ich spürte seine Wut als wäre sie meine eigene, spürte das Gewicht des Schwertes in meiner Hand und wie es durch die Hälse der Rattenmänner glitt wie Butter. Das Blut sprudelte wie aus einer Fontäne.

„Das schlimmste war, das es die Leere trotzdem nicht füllen konnte" durchbrach Miros Stille das Bild. Es verblasste wie Staub. „Nichts kann die Leere füllen"

„Wie hast du es geschafft mit der Schuld weiterzuleben? Was soll ich deiner Meinung nach den jetzt tun?" schluchzte ich. Die Tränen liefen mir inzwischen unhaltbar über die Wangen.

Miro nahm meine Hand und drückte sie.

„Nachdem ich blutverschmiert zurück kam ins Schloss, habe ich für mich entschlossen, den auf den Thron zu verzichten" erzählte er weiter. „Ich will jetzt nicht sagen, tu das selbe, den ich persönlich finde das ich damals noch nicht so weit war den Thron zu übernehmen und meine Schwester zweifellos besser geeignet ist" seufzte er. „Aber du, Emilia, bist besonders und du sollst nicht den gleichen Fehler machen wie ich"

„Aber das habe ich doch schon" wisperte ich und ließ mich in seine Arme fallen. „Ich habe doch schon den selben Fehler gemacht"

„Nein, hast du nicht den was auf dieses Blutbad folgte waren weitere. Und das wird dir nicht passieren, das werden wir zu verhindern wissen" murmelte Miro während er mit seiner Hand sanft über meinen Rücken streichelte. Dann schob er mich sanft aber bestimmt von sich weg und sah mir in die Augen. „Du wirst nicht auf deinen Thron verzichten, hörst du? Denn du bist die geborene Königin. Glaub mir, ich weiß von was ich rede denn ich habe lange unter einer guten Königin gedient"

Ich schüttelte den Kopf. „Welche gute Königin tötet einfach aus Wut? Welche? Kannst du mir das verraten? Nein, ich bin keine gute Königin"

„Genau deshalb, weil du verstehst das es falsch war, bist du eine gute Königin" entgegnet er mit fester Überzeugung. „Du bist wie diese Rose" Er nahm eine der roten Blüten zärtlich in seine Hände. „Du bist zart, aber nicht zerbrechlich. Genau wie die Rose Dornen hat, hast auch du Kräfte in dir, um dich zu schützen"

Er ließ die Rosenknospe in meine Hand fallen und gab mir einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. „Denk darüber nach" sagte er und ließ mich allein im Rosengarten zurück.

Grübelnd wanderte ich durch den Garten. Der Duft der Rosen umhüllte mich. Jeder Strauch, jedes Blütenblatt schien anders, aber alle hatten eines gemeinsam: Zarte Blätter und spitzige Dornen.

So dachte ich über Miros Worte nach, bis die Sonne unterging.

Als ich die Treppe zur Terrasse hochstieg, die zu dem Garten führte, erwartete mich bereits meine Kammerzofe.

„Hier seid ihr, eure Hoheit. Ich habe sie schon überall gesucht" Sie winkte mich zu sich und eilte zur Treppe voraus. „Ihr Bad habe ich bereits eingelassen und das Kleid habe ich auch bereits hergerichtet. Wir sollten es pünktlich schaffen"

Ich bemühte mich mit ihr Schritt zu halten und nach zu denken, aber es war nicht leicht. „Für was pünktlich? Ich versteh nicht ganz..." schnaufte ich die Treppen hoch. Seit wann waren es eigentlich so viele Treppen?

„Na für die Abendgesellschaft, eure Hoheit" sagte sie und schüttelte den Kopf als müsste mir ja klar sein für was.

„Abendgesellschaft? Welche Abendgesellschaft?" fragte ich verwirrt als wir mein Zimmer erreichten.

„Hat ihnen Prinz Miro nichts gesagt? Heute Abend findet eine Abendgesellschaft ihnen zu Ehren statt" erklärte mir die Dienerin, während sie um mich herum wuselte. Dann blieb sie stehen und beugte sich verschwörerisch zu mir herunter. „Im Schloss erzählt man sich das Königin Viktoria heute reiche Gönner für euch an Land ziehen will. Sie wissen schon, für den Krieg gegen den Erlkönig" Sie zwinkerte mir kurz zu dann schob sie mich ins Bad. „Nun los, sie müssen heute wie die Königin aussehen, die sie sie sind"

Seufzend ging ich in das Bad, schloss die Tür hinter mir, zog das Kleid aus und ließ mich in das Badewasser gleiten. Hörte das mit den Bällen hier nie auf?

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