DER PALAST DER ROSEN


Als ich erwachte, lag ich wie auf Wolken gebettet. Zuerst verstand ich nicht, wo ich bin. Über mir erkannte ich eine Kunstvoll Gestaltete Zimmerdecke mit einem riesigen Rosenornament. Der Duft von Rosen stieg in meine Nase. Als ich meinen Kopf wandte, sah ich eine Vase mit Roten Rosen gefüllt auf dem Sekretär an der Wand stehen. Sie waren von einem intensiven Dunkelrot, beinahe Schwarz.

Langsam setzte ich mich aufrecht hin. Sofort erkannte ich das ich nicht mehr mein Reisekleid trug, sondern ein leichtes Unterkleid. Als ich aufstehen will, öffnete sich die Tür und eine Dienerin betrat das Zimmer. Erschrocken zuckte sie zusammen als sie mich auf den Beinen sah.

„Guten Morgen, eure Hoheit. Ihr seid also aufgewacht. Das wird den Prinzen freuen. Ich muss ihn sofort Bescheid sagen" plapperte das Mädchen und drehte sich sofort zur Tür.

„Wartet. Von welchem Prinzen redet ihr?" rief ich, bevor sie aus der Tür verschwand.

Sie lachte als wäre diese Frage unsinnig. Für eine Dienerin, die die letzten Jahre wahrscheinlich nur einem Prinzen begegnet ist, klang es vermutlich auch unsinnig. Doch ich war in Begleitung von vier Prinzen angereist. Also wartete ich höflich, bis sich das Dienstmädchen wieder beruhigte.

Als sie bemerkte das ich immer noch wartete, räusperte sie sich. „Oh es tut mir leid, eure Hoheit. Ich spreche von Prinz Miro. Er hat mich nach ihrem Befinden gefragt. Ihre restlichen Begleiter sind im dunklen Wald und suchen nach dem Rattenloch" Sie verneigte sich und verschwand wieder.

Als die Tür ins Schloss fiel, legte ich mich wieder auf das Bett und döste vor mich hin. Henry und die anderen sind also wieder in dem Wald zurückgekehrt, um zu sehen, wo die verbliebene Ratte mit meiner Schwester verschwunden war. Ein unheimlicher Schmerz begann sich in meiner Brust auszubreiten. Es brannte und stach wie hundert Messerstiche.

Das hämische Lachen der Ratte erschien vor meinem inneren Auge. Du wirst deine Schwester nie wiedersehen, hatte sie gesagt, bevor ich ihr das Messer in den Körper rammte. Heiße, kochende Wut durchfuhr mich.

„Ich werde sie zu mir zurückholen. Das schwöre ich bei meinem Leben. Und den Erlkönig werde ich töten" murmelte ich zu mir selbst.

„Das sind sehr ehrbare Vorsätze, eure Hoheit. Aber vielleicht möchten sie sich vorher waschen und etwas essen? Auf leerem Magen ist es nicht zu empfehlen so weit zu Reisen" ertönte die beschwingte Stimme des Dienstmädchens.

Erschrocken fuhr ich im Bett herum. Ich hatte gar nicht gehört das sie wieder das Zimmer betreten hatte. Geschäftig huschte sie durch das Zimmer und lächelte mir zu.

„Die Königin und ihr Bruder, Prinz Miro, erwarten sie bereits um mit ihnen zu Frühstücken. Wir müssen uns also sputen" rief sie mir aus dem Bad zu.

Verwirrt stieg ich aus dem Bett. „Die Herbstkönigin ist Miros Schwester? Ich dachte es wäre seine Mutter"

Ich hörte wie Wasser aus dem Hahn blubberte. Da kam die Dienerin wieder aus dem Bad getreten und schüttelte den Kopf. „Die Königin und ihr Gemahl sind leider nicht mehr unter uns, eure Hoheit" Sie seufzte theatralisch. „Es war schrecklich. Bevor der Fluch Miro zu euch gebracht hatte, wurde unser Reich von den Schergen des Erlkönigs bedroht. Eines Tages reiste die Königin mit ihrem Gemahl nach Winterhain, um sich mit dem König des Winters zu beraten" wisperte sie mir zu. „Doch sie kehrten niemals zurück"

„Sie wurden getötet" stellte ich fassungslos fest. Die Dienerin nickte. „Aber warum wurde nicht Miro zum König ernannt? Ist er nicht älter als seine Schwester?"

Wieder nickte das Mädchen. „Ja, eure Hoheit. Zuerst war auch er im Gespräch, aber alle wussten das der Fluch in Heimsuchen würde also dankte er ab" Das Mädchen sah auf die Uhr und zuckte zusammen. „Oh nein, schon so spät. Wir müssen uns sputen, eure Hoheit" Mit diesen Worten scheuchte sie mich ins Bad und ließ mich meiner Körperpflege allein, um mir ein Kleid zu besorgen.

Als ich frisch gebadet und wohlduftend in ein aufwendiges dunkelrotes Samtkleid gesteckt wurde, mit schwarzem Korsett und rotem Spitzenaufsatz, dachte ich immer noch über das nach was mir das Mädchen erzählt hatte. Dieser Fluch schien weithin bekannt zu sein. Ich erinnerte mich, wie die Frühlingskönigin mir gegenüber erwähnt hatte das ich nicht verstand was der Fluch wirklich zu bedeuten hatte. „Könnte der Fluch mit mir zusammenhängen?" murmelte ich, während die Dienerin meine dunkelbraunen Locken hochsteckte.

„Was sagten sie, eure Hoheit?" wandte sich das Mädchen verwirrt an mich.

Ich schüttelte schnell den Kopf. „Ich habe nur laut gedacht"

„Oh, das tun wir doch alle, eure Hoheit. Manchmal muss man einen Gedanken laut aussprechen, um seine Bedeutung zu verstehen" kicherte sie. „So, sie sind fertig. Nun kann ich sie zu der Königin lassen" Sie scheuchte mich aus dem Zimmer, über die Treppe hinunter, wo auch schon mehrere Palastwachen vor den Türen standen. Als sie mich sahen, salutierten sie mir zu und öffneten eine hölzerne Flügeltür. Überall erkannte ich dasselbe Muster, eine Rose. Nervös trat ich über die Schwelle in das Esszimmer. Ein riesiger Hölzerner Tisch füllte den Großteil des Raumes. Ich hoffte nur, dass ich hier nicht im Schloss der verrückten roten Königin aus Alice im Wunderland gelandet bin. Doch meine Bedenken lösten sich in Luft auf als lachen an mein Ohr drang. Lächelnd drehte ich mich in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Am Ende der Tafel erkannte ich Miro der sich mit einer wunderschönen dunkelhaarigen Frau unterhielt. Ihre dunkelbraunen Haare waren glatt und seidig und umfingen ihr Gesicht wie ein Fächer. Als sie mich bemerkten erhoben sie sich. Miro trug wie immer seine Soldatenuniform, doch die Königin trug ein Weinrotes Kleid, bestickt mit goldenen Rosen und einem vorne geschnürten Korsett. Sofort erkannte ich, dass diese Frau größer war als ich.

„Oh, wie schön. Unser Gast hat den Weg zu uns gefunden" jubelte die Frau. „Kommt doch zu uns, Emilia. Isst mit uns, auch wenn mein großer Bruder schon den Großteil gegessen hat" schimpfte sie neckisch.

„Das stimmt nicht, Viktoria. Es ist doch noch genug für alle da. Du hast doch für zehn auftischen lassen" wehrte sich Miro während ich lächelnd zum Ende der Tafel Schritt.

„Und du hast für neun gegessen" stellte seine Schwester fest und drehte sich dann freudig zu mir. „Ich freue mich so dich hier auf Schloss Rosengarten zu begrüßen, Emilia. Es ist mir eine Ehre" Sie verneigte sich.

„Es ist mir ebenfalls eine Ehre, Königin Viktoria, hier sein zu dürfen" erwiderte ich und verneigte mich ebenfalls.

„Aber nein" Sie winkte ab und setzte sich. „Nenn mich doch Viktoria. Königin bin ich doch erst seit hundert Jahren" Lachte sie. Ich setzte mich Gegenüber von Miro an die Tafel der seelenruhig kaute. „Erzähl doch mal, wie war es einen Rattenmann zu töten? Ich hätte mich eher eingenässt als einem Soldaten den Degen zu nehmen und diese Schweine zu töten" Miro hielt im Kauen inne und beobachtete mich mit schmalen Augen als würde er erwarten das ich sofort wieder in Ohnmacht fallen würde.

Ich räusperte mich und nahm mir demonstrativ ein Brötchen und ein Buttermesser in die Hand. „Nun" begann ich unbeeindruckt und schnitt das Brot in zwei Hälften. „Es war wie mit diesem Stückchen Butter, um ehrlich zu sein" Langsam schnitt ich mir ein Stückchen Butter herunter. „Es ging von ganz allein"

Königin Viktoria betrachtete mich für einen Moment. Dann räusperte sie sich. „Es tut mir leid was mit deiner Schwester passiert ist. Ich werde dir natürlich ein Heer überlassen das dir hälfen wird sie wieder zu bekommen und auch König Harald vom Sommertal hat zugesagt ein Teil seines Heeres nachzuschicken"

Verblüfft sah ich sie an. „Ein Heer? Wird das notwendig sein?"

Nun räusperte sich Miro. „Es sieht so aus, als würde der Erlkönig seine Schergen um sich scharren und einen Angriff planen"

„Woher habt ihr diese Information?" frug ich heißer.

Die beiden sahen sich kurz an, dann antwortete mir Viktoria mit stockender Stimme. „Meine Männer trafen gestern die dritte Ratte an der Grenze an. Sie war verletzt und humpelte. Meine Männer haben sie festgenommen und unter Folter packte sie schließlich aus"

„Lebt sie noch?" sagte ich mit monotoner Stimme. Der Rattenmann hatte sich also aufgerafft, um nach zu kommen. Miro schüttelte den Kopf. Sein Gesicht verdunkelte sich.

„Ich habe ihn getötet. Aber vorher hat er uns alles gesagt was wir wissen müssen: Der Erlkönig bereitet sich auf einen Krieg vor. Eine Dunkle Zeit kommt auf uns zu"

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