Das Tor zu einer anderen Welt


Es war wie ein Erwachen, wie das Aufsteigen aus den Tiefen des Ozeans. Langsam, ganz langsam, fügte sich das Puzzle ineinander.

„Ihr wart also die ganze Zeit auf dem Dachboden in dieser Holzkiste" fügte ich die Informationen zusammen währen ich nervös im Raum auf und ab ging. „Und habt darauf gewartet, dass ich einen von euch küsse? Sonst wäre der Fluch nicht aufgelöst worden?" Aus den Augenwinkeln sah ich wie die vier Männer nickten. „Und du? Du hast auch etwas mit dem Fluch zu tun?" wandte ich mich an die Katze, die wieder begonnen hatte, ihr Fell zu putzen.

Mit zuckenden Ohren drehte sich Mae zu mir. In seinem Gesicht konnte ich Abscheu erkennen.

„Ich habe nichts damit zu tun. Um ehrlich zu sein, stehe ich nicht gerade in den Gunsten der vier Königshäuser. Wir Gestaltwandler sind Einwohner dritter Klasse für sie" erklärte er.

Ich blieb stehen und betrachtete nachdenklich die Katze. „Und warum bist du dann hier?"

„Weil es nicht so war als das Königshaus der Zeit über den vier Reichen geherrscht hatte" begann er zu erzählen. „Aber das ist nun schon hundert Jahre her. Seitdem herrscht Chaos in den Reichen und die Armen sind noch ärmer und die Reichen noch Reicher"

„Was ist damals passiert?" wollte ich wissen. „Wohin ist das Königshaus der Zeit verschwunden?"

Henry Antwortete auf meine Frage. „Es gibt nur Gemunkel auf diese Frage" Die anderen Drei Männer nickten.

„Ja, es gibt das Gerücht, das der Erlkönig einen Zauberer sandte, um den König der Zeit und seine Familie zu vergiften" erzählte der Fremde in der Roten Uniform.

„Aber er soll es nicht vollständig geschafft haben" fügte der in der dunkelgrünen Kleidung hinzu.

„Der Kronprinz soll geflüchtet sein" erläuterte der Mann in der dunkelblauen Uniform nickend.

„Zusammen mit einem Dienstmädchen, die ihn durch ein Tor in diese Welt geschleust hat" endete der Fremde namens Henry.

Ich ließ mir das gehörte durch den Kopf gehen. „Das heißt euer Kronprinz soll einer meiner Vorfahren gewesen sein, laut eurer Geschichte"

Mae und die Fremden Männer nickten erfreut.

Ich schüttelte den Kopf. „Woher wollt ihr das wissen? Diese Geschichte liegt hundert Jahre zurück. Vielleicht irrt ihr euch und ich und meine Schwester sind einfach nur zwei dumme Mädchen, die ein wenig Pech in ihrem Leben haben?"

Der Kater begann trocken zu lachen. „Und wie erklärst du dir diese vier Trottel, denen du wieder Leben eingehaucht hast?" Ich hörte die vier Angesprochenen empört nach Luft schnappen, aber Mae ignorierte sie einfach. „Glaub mir es ist kein dummer Zufall. Ebenso wenig ist es Zufall das ich mit dir Spreche. An dir und auch an deiner Schwester klebt Magie, wie an jedem Einwohner des Reiches der vier Jahreszeiten"

„Magie? Davon hätte ich bis jetzt nichts bemerkt" Ich schnaubte. Wenn ich Magie bewirken könnte wäre ich nicht hier, sondern am Strand von Hawaii mit einem fruchtigen Cocktail in der Hand.

„Dir ist schon klar, dass du mit einer Katze und vier Holzköpfen sprichst?" Mae sah mich abwartend an.

„Das ist mir klar, aber..." begann ich eine Erklärung zu finden, warum ich einfach nicht diese Kronprinzessin sein konnte von denen diese Fremden sprachen. Das konnte einfach nicht sein.

„Also erstens sind wir keine Holzköpfe und zweitens gibt es eine einfache Lösung es dir zu Beweisen" mischte sich nun Henry ein.

Skeptisch drehte ich mich zu ihm. „Eine DNA-Probe vielleicht?"

Ein Schmunzeln erschien auf seinem hübschen Aristokratengesicht. „Das dürfte schwierig sein"

„Na dann bin ich ja gespannt, wie ihr mir Beweisen wollt das ich die Kronprinzessin eures Fantasielandes sein soll"

„Das mit dem Fantasieland habe ich jetzt überhört, aber ja ich werde es dir Beweisen, in dem du das Tor öffnen wirst" erklärte er lächelnd.

Ich hatte mich wohl gerade verhört. Hatte er gerade gesagt, dass ich das Tor öffnen sollte zu diesem verwunschenen Reich? Wie sollte ich das anstellen?

„Und wie soll das gehen?" platzte es aus mir heraus während er mich zu der offenen Schranktür schob die der rote Soldat gerade schloss.

„Oh, das ist ganz einfach" lachte der dunkelgrüne mit dem braunen Haarschopf und den Haselnussbraunen Augen. „Hast du zufällig einen Schlüssel zur Hand?"

Ich steckte verwundert meine Hand in meine Schlafanzughosentasche und zog den Schlüssel der alten Holztruhe heraus. Er lag schwer in meiner Hand als ich ihn dem Fremden zeigte.

„Gut. Nun schließe die Augen und denke an eine Jahreszeit" Ich schloss widerwillig meine Augen und dachte nach. Welche Jahreszeit sollte es sein? Automatisch bildete sich vor meinem inneren Auge das Bild einer grünen Wiese. „Stelle es dir bildlich vor, wie du durch diese Jahreszeit läufst, die Gerüche, die Wärme auf deiner Haut..." hörte ich seine Stimme und ich roch förmlich das Gras unter meinen Füßen und spürte die Sonnenstrahlen auf meiner nackten Haut.

„Natürlich Edward" unterbrach eine ruppige Stimme meinen Traum. „Das Frühlingstal ist aber zu weit von unserem eigentlichen Ziel entfernt"

Blinzelnd öffnete ich meine Augen und schaute verwundert auf den Schlüssel in meiner Hand. Strahlend gleisendes Licht brach aus ihm hervor. Verwundert erkannte ich das er auch seine Form verändert hatte. War er vorher schlicht gehalten, endete er nun in der Form einer Rose.

„Nun ist es zu spät, mein Lieber" lachte der Fremde, der auf dem Namen Edward hörte. „Ab ins Tal des Frühlings mein Kalter Freund"

Er legte mir eine Hand auf den Rücken und schob mich zum Schrank. „Es ist ganz einfach, du musst den Schlüssel nur ins Schloss stecken und drehen, so als würdest du eine Tür aufschließen.

Mir kam es unmöglich vor, dass dieser alte Eiserne Schlüssel in das kleine Schloss von Pennys Kleiderschrank passen soll, doch als ich mich mit dem Schlüssel näherte veränderte sich automatisch das Schloss. Ich drehte den Schlüssel zaghaft und die Tür schwang auf. Der Duft von Blumen und Gras schwang mir entgegen. Vogelzwitschern drang an mein Ohr.

„Willkommen im Reich des Frühlings" flüsterte mir Edward ins Ohr und mit einem Zwinkern trat er durch Pennys hängenden Klamotten und verschwand im inneren des Kleiderschranks.

Blau und Rot folgten ihrem Freund und ließen mich mit der Katze und Henry zurück.

„Ich würde sagen, nach dir, eure Hoheit" Auf Henrys Gesicht lag ein Spitzbübisches Lächeln, das wohl bedeutete ‚Ich habe es dir doch gesagt'.

„Darf ich dich um etwas bitten?" bat ich mit Ernster Stimme.

„Alles was du willst, Prinzessin" antwortete er mit einem Kopfnicken.

„Nenn mich nie wieder Prinzessin" Mit diesen Worten trat ich in den Kleiderschrank und ließ den verwirrten Henry allein zurück.

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