DAS FRÜHLINGSSCHLOSS
Schloss Blumental bestand vollkommen aus einem weißen glatten Stein. Überall an den Wänden rankte sich Efeu in die Höhe. Das saftige Grün des Efeus stellte einen krassen Kontrast zu dem weißen Stein dar. Geschäftiges Treiben herrschte im Burghof. Bauern fuhren mit klappernden Wagen an uns vorbei. Auf den Lageflächen prall gefüllte Säcke. Eine Weile beobachtete ich die Bauern die alle in farbenfrohen Leinenkleidern gekleidet. Doch die Gesichter der Leute waren weniger froh.
„Die Königin erwartet uns sicher bereits“ holte mich die Stimme von Edward aus meinen Gedanken.
Ich atmete tief durch, bevor ich mich umdrehte und lächelte. „Natürlich. Gehen wir weiter“
Zusammen gingen wir an den arbeitenden Bauern vorbei, wobei ich die neugierigen Seitenblicke der Leute bemerkte. Ich zog das schwarze Jackett näher an meinen Körper als würde ich darin verschwinden können und huschte weiter den gepflasterten Weg hinauf Richtung Schloss.
Am Schlosstor wurden wir von einer fülligen Frau erwartet, gekleidet in einem veilchenfarbenen Leinenkleid. Sie hatte ihre Hände in die Hüften gestemmt und sah uns stirnrunzelnd entgegen.
„Das wurde auch Zeit das ihr kommt“ sagte sie und drehte sich auch schon zu zwei Mädchen, eine hatte braunes Haar die andere war Blond, die hinter ihr standen. Nervös sahen sie zu ihrer Vorgesetzten, die nun den Mund öffnete und ihnen zu rief. „Melinda und Selina, ihr werdet euch um die Prinzessin kümmern“ herrschte sie die beiden Mädchen an, die sofort nickten und auf mich zu huschten. „Badet sie und kleidet sie in ein schönes Ballkleid. Sie muss hübsch aussehen, wenn sie heute Abend auf dem Ball den Obersten des Reiches vorgestellt wird.“ Sofort zogen mich die beiden Mädchen mit sich mit.
„Und ihr“ Sie wandte sich zu zwei weiteren Dienstboten, während ich in das Schloss gezogen wurde. „Diese vier brauchen ebenfalls ein Bad und dann sucht etwas Sauberes zum Anziehen. Husch husch“ scheuchte sie alle los.
Aus den Augenwinkeln sah ich noch wie die vier Männer brav den zwei Dienstboten in den rechten Korridor folgten, während ich nach links geführt wurde.
Hilflos folgte ich den beiden Mädchen einen schier endlos langem Gang entlang. Links und rechts an den Mauern zwischen den Türen hingen wunderschöne Blumengemälde. Zwischendurch stand auch ein goldenes Tischchen, auf dem massive Vasen standen mit penibel angeordneten Blumen in allen Farben. Kurz wollte ich die beiden Mädchen fragen, was für Blumen das waren, doch ein Blick auf das nervöse Gesicht des Mädchens namens Melinda, und ich vergas meine Frage.
Der penetrante Duft der Blumen folgte mir bis in das Zimmer am Ende des Flures, in das mich die Mädchen führten.
Das Zimmer war so groß wie eine gesamte Wohnung. Das gesamte Zimmer war Golden. Ich staunte nicht schlecht als ich erkannte, dass das Bett aus massivem Golde war. Auf der Bettwäsche waren rote Rosen und im gesamten Zimmer, fein säuberlich hergerichtet, standen in massiven Goldenen Vasen, rote Rosen. Der süßliche Duft erfüllte den gesamten Raum und machte mich schläfrig.
Plötzlich trat das Blonde Mädchen, deren Name Selina war, aus einem Nebenzimmer, das ich für das Badezimmer hielt und räusperte sich.
„Eure Hoheit“ ihre Stimme war zart wie ein Schmetterlingsflügel. Sie verneigte sich. „Ihr Bad ist angerichtet, wenn es ihnen recht ist“
„Danke, aber du musst mich nicht mit Hoheit ansprechen. Ich heiße Emilia“ sagte ich mit ruhiger Stimme, da ich sonst befürchtete sie zu erschrecken.
Das Mädchen schüttelte verängstigt den Kopf.
Ich seufzte resigniert und nickte ihr freundlich zu. „Ein Bad wird mir guttun“
Das Mädchen nickte wieder. „Ich lasse sie jetzt allein, eure Hoheit und bereite euer Ballkleid vor“ Mit einer Verbeugung huschte sie in das nächste Zimmer und ließ mich allein.
Neugierig trat ich über die Schwelle und blieb sogleich inmitten des pompösen Badezimmers stehen. Das Wort ‚pompös‘ schien mir die Einrichtung am besten zu beschreiben. Sie war vollkommen aus Gold. Eine goldene freistehenden Badewanne, so groß wie ein Whirlpool, stand inmitten des Raumes. Ein süß Duftender Schaumberg blubberte fröhlich darin vor sich hin. Am Ende des Raumes waren zwei goldene Waschbecken an der Wand. Darüber hing ein Spiegel mit goldenem Rand, der die gesamte obere Hälfte der Wand einnimmt.
Ich zog mich aus, legte meine Kleidung auf eine Ablage und ließ mich dann langsam in das heiße Wasser gleiten. Sofort entspannten sich meine Muskeln und so genoss ich für ein paar Minuten die Wärme und den süßlichen Duft des Bades.
Einige Minuten später kamen beide Mädchen mit einem Kleiderstapel in den Raum getreten, als ich, in weichen Handtüchern gewickelt, meine Haare kämmte.
„Ab jetzt übernehmen wir alles weiter, Eure Hoheit“ sagte das braun Haarige Mädchen fröhlich. „Wir gefällt ihnen das Kleid?“ wandte sie sich an mich und hob ein fliederfarbenes Ballkleid in die Höhe.
Mit offenem Mund bewunderte ich den mit goldenen Stickereien verzierten Glockenrock und das mit feinster Spitze verzierte Korsett.
„Das ist für mich? Aber das ist doch unbezahlbar?“ murmelte ich.
Die beiden Mädchen lächelten verständnisvoll. „Es ist das Kleid einer Königin“ sagte Melinda. „Für eine Königin“
So machten wir uns an die Arbeit, mich in eine Prinzessin zu verwandeln. Eine ganze Stunde wurde an mir herum gezupft, gezehrt, gequetscht und gepudert. Als ich schließlich in den Spiegel schaute, erkannte ich mich nicht mehr wieder: Aus dem Spiegel sah mir eine vollkommen Fremde entgegen.
Zaghaft strich ich über die Spitzenkorsage. Meine Haare waren kunstvoll zu einem Knoten hochgesteckt und um meinen Hals baumelte ein wunderschönes goldenes Collier mit einem großen Amethysten.
„Du bist wunderschön“ ertönte eine Stimme plötzlich hinter mir und riss mich aus meinen Gedanken.
Hinter mir erkannte ich Henry, gekleidet in einer schwarzen Festtags Uniform mit silbernen Stickereien, der in der offenen Tür stand.
„Danke“ hauchte ich. „Du siehst auch hübsch aus“ fügte ich schnell hinzu und drehte mich zu ihm. Er sah hoheitlich aus in seinem feinen Zwirn.
„Was machst du hier?“ wollte ich von ihm wissen.
Langsam trat er auf mich zu. „Sieht man das nicht? Ich bringe dich auf den Ball“ erklärte er mit einem schiefen Lächeln und bot mir seinen Arm ein.
„Wer sagte das ich von dir begleitet werden will?“ erwiderte ich, hakte mich aber trotzdem bei ihm ein.
„Als würde mich das Hindern“ lachte er und so gingen wir zusammen die Treppe hinunter.
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