Das Problem mit Trafalgar Law

Benommen öffnete er die Augen. Nur verschwommen nahm er seine Umgebung wahr. Erst nach einem paarmaligen Blinzeln sah er wieder klar. Er saß auf einem Stuhl. Gemütlich war er nicht. Als er seine Arme bewegen wollte, stellte er fest, dass sie an die Lehnen angekettet waren. Im nächsten Moment weiteten sich die Augen des Chirurgen des Todes. Seine Fesseln waren aus Seestein. Auch seine Beine waren in ihrer Freiheit eingeschränkt.

Nun sah er sich auch im Raum um. Er war leer. Komplett. Bis auf den Stuhl und ihm selber. Und dunkel. Die einzige Lampe hing direkt über ihm; ihr Licht war kalt und trostlos. Die Wandfarbe schien dunkelgrau zu sein, doch das war nicht eindeutig zu sagen. Der Mann sah nicht einmal eine Tür. Erst als er sich umschaute und dabei seinen Hals fast verrenkte, sah er aus seinem Augenwinkel eine. Anscheinend befand sich der einzige Zugang zu diesem Raum direkt hinter ihm.

Was sollte das? Was machte er hier? Wie...?

Tausende Fragen wuselten durch seinen Kopf. Was ihn aber am allermeisten beschäftigte, war, dass diese Situation nicht voraussehbar gewesen war. Also wirklich gar nicht! Er hatte keinen Kampf geführt, war nicht in Feindesland gewesen, hatte sich in keine Gefahrenzone begeben... Nein, nichts!

Er hatte seinen Weg mit Strohhut-Boy und dessen Crew fortgesetzt und dann, er hatte sich in eine Ecke auf dem Deck zurückgezogen, wo er für sich sein konnte, war ihm ganz plötzlich schwarz vor Augen geworden. Und jetzt fand er sich hier wieder in diesem Raum, der einen das schlimmste ahnen ließ.

Er hatte gar keine Ahnung, was hier auf ihn zukommen würde. Obwohl... Da war ein kleiner Verdacht. Eine Vermutung, mit was das zusammenhängen könnte. Oder besser gesagt, mit wem.

Gefühlte Stunden passierte nichts. Anfangs hatte er rufend darauf aufmerksam gemacht, dass er bei Bewusstsein war und dass er doch gerne erfahren würde, weswegen er hier gefesselt auf einem Stuhl saß, hatte aber alles nichts gebracht. Es blieb still. Nicht einmal summte eine Fliege vorbei, über die er sich beschweren konnte. Law hatte nicht mal ordentlichen Nachdenkstoff. Kurz: Im war sterbenslangweilig. Zu allem Übel begann irgendwann seine Nase zu jucken. Keine Chance auf die Möglichkeit sich zu kratzen. Das war doch Mist hier! Wenn er schon mal so freundlich behandelt wurde, konnte man zumindest erscheinen.

Seine Flüche, die später zu Bitten wurden, wurden erst nach einer Ewigkeit erhört.

Hinter ihm hörte er wie die Tür auf- und wieder zugeschlagen wurde. Sie war nicht mal abgesperrt gewesen. Schritte näherten sich dem Stuhl. Dem Klang nach zu urteilen, waren die Füße kleiner und leichtfüßiger als so manche anderen. Vermutlich gehörtem sie zu einem weiblichen Wesen.

Die Person kam direkt hinter ihm zum Stillstand. Er hatte die Möglichkeit das Gesicht seines Peinigers, oder eher seiner Peinigerin, zu sehen, wenn er sich nicht ganz schmerzhaft zu ihr umdrehen und hochschauen würde, aber diese Genugtuung würde er ihr nicht gönnen. Ebenso wenig würde er das Schweigen brechen (obwohl die Versuchung darauf hinzuweisen, dass seine Nase wie zur Hölle juckte, verlockend groß war).

Das jedoch blieb ihm erspart. „Trafalgar Law, der ‚Chirurg der Todes'", sprach die weibliche Stimme langsam und betonte jede Silbe sorgfältig, als wolle sie den Klang auf sich einwirken lassen. Eine kleine Pause folgte. Die Stimme hatte sich nicht allzu weit über seinen Ohren befunden, was daraus schließen ließ, dass die Person eher klein war.

Law hielt weiter an seiner Vermutung fest, allerdings reichte die Stimme nicht, um ihm Gewissheit zu geben. Was würde mit ihm passieren? Was kam als nächstes?

Nun ja, er hatte mit so ziemlich alle gerechnet, aber nicht mit Folgendem: „Darf ich mir mal deine Mütze haben?"

Bitte? Hatte er sich soeben verhört?!

„Nein", rutschte es ihm raus. Er war immer noch ganz perplex von der Frage.

„Okay", war die einfache Antwort.

Was ging hier vor sich?

Leider blieb es nicht bei dem einfachen ‚Okay', denn im nächsten Moment wurde ihm seine weiße Mütze mit den braunen Flecken vom Kopf gerissen. „Hey!", protestierte er laut. Wütend drehte er sogar seinen Kopf nach hinten, nur war das Mädchen schneller gewesen. Sie befand sich schon wieder im Schatten. Ein aufgeregtes Quieken und weitere Schritten verrieten ihm, dass sie im dunklen Bereich des Raumes um ihn herum bewegte. Er folgte mit seinem Blick der weiblichen Silhouette, die immer noch im Besitz seiner geliebten Mütze war. Und was sollte dieses Quieken?! Oh, Gott, er begriff gar nichts mehr! Diese ewige Warterei hatte ihn schon genug gereizt, da wollte er zumindest nicht mehr in dieser schrecklichen Unwissenheit bleiben.

Vor ihm blieb der Schatten des Mädchens stehen. „Das ist also die Mütze von Trafalgar Law." Sie klang nicht nachdenklich, nein... eher hellauf begeistert.

„Was soll das?", sprach er endlich die Frage aus, die ihn wahnsinnig machte. „Wer bist du?"

Es dauerte, bis er eine Antwort auf seine erste Frage bekam. Erst zog sich der Schatten seine, seine Mütze auf den Kopf. Währenddessen meinte das Mädchen: „Ich glaube, du kannst dir denken, wer ich bin." Sie rückte die Mütze etwas hin und her. „Denkst du, die steht mir?"

„Was soll das?", sprach er die wichtigere Frage nochmal aus, energischer als zuvor.

„Wie soll ich das erklären?" Jetzt war sie nachdenklich. „Im Prinzip... hab ich ein Problem."

Ah okay. Gleich so konkret. Danke. „Und was hab ich damit zu tun?", bohrte er weiter nach, als er feststellte, dass sie von sich aus nicht weiterreden würde.

„Nun ja..." Sie bewegte sich auf ihn zu, trat ins Licht. Als erstes war ein blau-weißer Schuh zu erkennen, der schon so einiges hinter sich zu haben schien. Es folgte ein Bein in einer engen schwarzen Hose. Als sie den nächsten Schritt ins Licht tat, war auch der Oberkörper zu erkennen. Das Mädchen trug eine rot-schwarze Stoffbluse, deren Ärmel bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt waren. Der oberste Knopf war offen. Und da auf dem Kopf, der mit schon fast schwarzen schulterlangen Haaren, die etwas zerzaust waren, bedeckt war, thronte seine Mütze, die ihr - nebenbei bemerkt - nicht wirklich stand. Sie wirkte nicht älter als 16. „Du bist das Problem, Law." Während sie das sagte, verschränkte sie ihre Arme vor ihrer Brust. Ihre dunklen Augen funkelten belustigt. Groß war sie tatsächlich nicht, irgendwas um die 1,60m rum, und doch musste er aufgrund seiner Lage zu ihr aufschauen.

Er hatte recht gehabt mit seiner Vermutung. Dieses Mädchen hatte gestern Strohhut-Boy und seine Crew besucht, wobei sie sich Law vorgestellt hatte. Bis jetzt konnte er nicht wirklich glauben, was er dort zu hören bekommen hatte. Letztendlich hatte er es dabei sein lassen, dass sie einen kleinen Tick oder mal von einer Teufelsfrucht gegessen hatte oder irgendwie sowas. Nach ein paar Stunden war sie wieder verschwunden.

„Du!", kam es nicht gerade geistreich von ihm. Allerdings war er immer noch sauer, dass er um sein wertvollstes Kleidungsstück beraubt worden war.

Genau dieses nahm sie sich gerade vom Kopf und betrachtete es, indem sie es spielerisch von einer Hand zu anderen wandern ließ. „Ich glaub, Ruffys Hut steht mir besser." Ein kleiner Teil von Law stellte es sich vor und stimmte ihr anschließend in Gedanken zu.

„Gib ihn mir zurück!", fauchte er sie an und bäumte sich automatisch gegen die Fesseln. Schmerz war an Hand- und Fußgelenken zu spüren.

Sie hielt inne und blickte verwundert zu ihm auf. „Ist er dir so wichtig?" Eine Antwort wartete sie gar nicht ab, sondern seufzte. „Gut, was spiel ich mich so auf. Ich kenn sowieso nur ein grobes Bruchstück deiner Vergangenheit." Sie trat näher auf ihn zu, während sie weitersprach: „Allerdings finde ich, siehst du ohne Mütze fast besser aus." Dann setzte sie sie ihm auf den Kopf und trat anschließend einen Schritt zurück, als wolle sie ihr Werk betrachten.

Er war erstaunt. Was wollte sie von ihm, dass sie ihn so fesselte und dann doch so ‚normal' mit ihm umsprang. „Wer bist du?", wollte er wissen. Trotzdem, er musste immer noch auf der Hut sein. Wer wusste, was für ein Spiel sie trieb.

Empört stemmte sie die Hände in die Hüften. „Hast du gestern nicht aufgepasst? Wir haben es dir erklärt! Und ja..." Jetzt hob sie abwehrend ihre Arme. „... es mag schwer zu begreifen sein, aber es ist nun mal so!" Nachdem er sie weiterhin mit einem halb misstrauischen, halb abwartenden Blick nicht aus den Augen ließ, seufzte sie zum zweiten Mal heute, ließ dabei ihre Hände sinken. „Na gut, dann halt nochmal."

Sie atmete noch einmal tief ein und wieder aus, ehe sie begann: „Mein Name ist Ali und ja, es ist der gleiche wie der von Ruffys Schwester, die du ja immer fleißig Nané-Girl nennst. Allerdings ist mein Ali nur ein Spitzname, während ihres ihr richtiger Name ist. Das hat einen entscheidenden Grund: Ich komme nicht aus dieser Welt, sondern aus einer anderen. Dort bestimme ich (mehr oder weniger), was hier passiert. Ich bin die Autorin dieser Geschichte!" Zufrieden lächelnd schaute sie ihn an.

Er verstand genau so viel wie vorher auch schon. „Nein, ich kapier's nicht", informierte er sie nach ein paar weiteren Sekunden der Stille.

„Hm..." Sie legte nachdenklich einen Zeigefinger an die Lippen, mit dem anderen Arm hielt sie den Ellenbogen des ersten. „Na ja... Kurz gesagt bin ich hier ‚Gott'."

Okay, diese Erklärung brachte absolut gar nichts.

Glücklicherweise fuhr sie fort: „Aber so stimmt das eigentlich auch nicht ganz... Also, einfach von vorne: In meiner Welt ist diese hier bloß eine Geschichte von einem einzigen Mann erfunden, er ist quasi der ‚Obergott'. Er hat die Welt mit der Red Line, der Grand Line und den vier Blues entstehen lassen, sich Teufelsfrüchte ausgedacht, das Piratenzeitalter anlaufen lassen. Die Marine, die Weltregierung, die Himmelsdrachenmenschen, ja sogar die Strohhutbande, Whitebeard, Blackbeard, unzählige Menschen, mit deren Namen du nichts anfangen kannst, und auch dich... Alles, was du kennst und wen du kennst, das geht alles aufs Konto diesen einen Mannes aus unserer Welt. Nebenbei bemerkt ist er ein Genie, meiner Meinung nach. Übrigens ist er nicht der einzige, der sich eine komplette Welt ausgedacht hat, da gibt es tausend und abertausend mehr! Aber jetzt geht's um eure ‚Geschichte'. Viele Menschen verfolgen sie mit Leidenschaft und sind so sehr davon begeistert, dass sie eigene Geschichte erfinden, die mit dem Original zu tun haben. Beliebt ist das Muster, das eine Person, meist weiblich, durch irgendeinen mysteriösen Strudel oder so in eure Welt gelangt und dort mit dem Piraten ihrer Wahl die Meere unsicher macht und nebenbei noch dessen Herz erobert. Jedoch gibt es noch viel mehr Arten: Bei manchen handelt es sich um einen Marinesoldaten, bei manchen wird gar kein erfundener Charakter hinzugefügt, sondern einfach zwischen zwei bereits Existierenden eine nicht vorhandene Beziehung beschrieben, wahlweise sogar zwischen Männern." Auf einmal grinste sie verschlagen. „Du und Kid, ihr seid kein unbeliebtes Pärchen!"

Law war komplett überfordert mit den ganzen Informationen, die er da auf einmal aufgetischt bekommen hatte, dennoch reichte sein Aufnahmevermögen, um beim letzten Satz sein Gesicht zu verziehen. „Ich und dieser Feuerkopf? Was haben die Menschen für Vorstellungen? Ich weiß ja nicht, was ihr so alles von welchem Leben mitbekommt, falls das alles stimmen sollte, was du da sagst, aber soweit ich mich erinnern kann, war kein bisschen an positiven Gefühlen zu erkennen, als ich Kid begegnet bin!" In seiner Empörung hatte er ganz vergessen, dass er vorsichtig sein wollte. Allerdings machte sie jetzt auch nicht den Eindruck auf ihn, als wolle sie was Böses.

Das Mädchen, Ali, nickte. „Ganz deiner Meinung! Außerdem kann ich den Typen nicht ausstehen!" Leicht schüttelte sie den Kopf, um zum Thema zurückzukommen. „Anscheinend bist du immer noch nicht ganz überzeugt. Na ja, das kommt schon noch! Wo war ich?" Hilfe suchend blickte sie ihn an.

Er ließ immer noch die Worte auf sich einwirken und ließ dabei unbewusst den Kopf sinken. Was für sie Realität war, war für die Menschen aus der Welt des Mädchens nur eine Geschichte (das war ihm auch gestern schon erzählt worden), die bei manchen so beliebt war, dass sie Geschichten zu dieser, ihrer ‚Geschichte' schrieben. „Und deswegen", zählte er eins und eins zusammen, „meinst du, bist du einer Art ‚Gott'. Auch du hast so eine Geschichte zum Original geschrieben, nicht?" Er schaute zu ihr auf. „Hab ich recht?"

Jetzt erinnerte sie sich wieder. „Genau! Diese Extrageschichten nennt man übrigens Fanfiction. Jeder, der Fanfiction schreibt, ist eine Art ‚Untergott' für seine eigene kleine Welt. An gewisse Regeln haben wir uns zu halten, und wenn es nur die Charakternamen sind, die wir übernehmen. Ich zum Beispiel... äh..." Verlegen verlagerte sie das Gewicht von einem Bein aufs andere. „... meine Fanfiction besteht daraus, dass ich einfach die Originalstory nehme und noch ein paar Charaktere, Inseln und Ereignisse einfüge." Sie kratzte sich am Hinterkopf. „Und als wäre das nicht sogar schon genug, ist meine Kreativität, als ich angefangen habe zu schreiben, so mickrig gewesen, dass ich den Hauptcharakter der Story nach mir benenne...!"

Law blieb still. Er dachte nach. Er redete mit dem Mädchen, der Autorin ihrer Gesc-... Fanfiction, das hieß also, dass er, die Version, die gerade gefesselt auf diesem Stuhl saß, nicht zur Originalstory gehörte, sondern ein Produkt der Fantasie dieses Mädchens war. Folglich gab es in seiner Version dieser Welt ein paar Sachen und Personen, die ursprünglich nicht existierten. Bei dem Gedanken, dass es tausende Versionen von ihm gab, die nochmal dreimal so viele verschieden Sachen machten (und wer wusste, mit wem), lief ihm ein Schauer über den Rücken.

Aber zurück zu dem, was Ali vorher gesagt hatte: Sie hatte ihren Hauptcharakter nach ihr benannt, also... „Monkey D. Ali gibt es ‚eigentlich' gar nicht?"

Sie nickte. „Richtig, ich habe sie mir ausgedacht." Dem Chirurg des Todes fiel es nur sehr schwer, sich den Strohhut-Boy ohne Schwester vorzustellen. Die Beziehung zwischen den beiden war ihm fast unheimlich.

Allerdings befand er sich nicht mehr in Unwissenheit, jetzt konnte er, wenn es nach ihm ginge, gehen, doch ein kleiner Teil von ihm, wüsste gerne, was noch durch den Kopf des Mädchens vor ihm entstanden war. Die redete zu seinem Gunsten einfach weiter: „Nicht nur Ali kommt von mir, sondern auch viele andere Personen, die du gar nicht kennst... Sanjis Cousin kennste nicht, Tara kennste nicht... eine aus der Crew von Buggy, dem Clown kommt von mir! Ähm... zwei Fischmenschen, die für dich aber, glaub ich, unwichtig sind... äh... ein Mitglied der CP9 kommt von mir... Ah, und Medichi Jenny, die dürftest du vom Steckbrief kennen!" Tatsächlich regte sich da was in Law; die unsichtbare Frau, vor einiger Zeit von der Bildfläche verschwunden und dann vor zwei Jahren in der Barouque-Mafia wieder aufgetaucht. „Ja, äh, was noch? Ja, Colorful Island und Mountains Brain! Die Inseln kommen noch von mir! Oh, und die Nané... die hab ich mir auch ausgedacht. Also die Gruppierung, eigentlich gibt's die auch nicht..." Da weiteten sich kurz Laws Augen. Die Nané existierten nicht? Was zur...? Das war, als würden Sachbücher nicht existieren, oder Nadelbäume. Komplett absurd...! „Oh..." Ihr war noch etwas eingefallen. „Äh, Oreo kommt auch von mir...!"

Er zuckte kurz zusammen. „Oreo?" Seine Hände ballten sich zu Fäusten und er biss die Zähne zusammen. „Wieso... erfindest du so jemanden?!" Er war laut geworden. Wütend.

„T...Tut mir leid." Unbewusst wich sie einen kleinen Schritt zurück. „Manchmal... muss ich das."

Er schnaubte. Ändern konnte er auch nichts mehr dran. Was sollte das?

Was sollte das alles hier?!

„Warum bin ich hier?!", fragte er lauter als beabsichtigt. In ihm steckte immer noch etwas Zorn.

Alis Blick wurde ernst. „Ich muss mit dir reden."

Stille.

Das... Das war's. Sie musste mit ihm reden.

„Und warum zur Hölle bin ich dann mit Seestein gefesselt?!", tobte er los. Wenn jetzt keine gute Erklärung kam...

Trotzig verschränkte sie die Arme vor der Brust. „Lass mir halt auch meinen Spaß!"

Okay, das war zu viel.

„Lass mich hier raus, verdammt! Ich hab dir nichts getan und du hast keinen Grund, mich unter solchen Umständen festzuhalten!"

Wieder seufzte das Mädchen. Jedoch sagte sie nichts, sondern schnippte stattdessen mit den Fingern. Im nächsten Moment waren die Seesteinfesseln verschwunden. Verwundert blinzelnd betrachtete der Piratenkapitän seine Handgelenke und rieb sie, als ob er überprüfen wolle, ob sie noch Hand und Arm miteinander verbanden. Wieder schnippte das Mädchen und der ganze Raum veränderte sich. Bücherregale schmückten die helle Wand aus, während Sonnenlicht durch drei große Fenster dem Zimmer einen warmen Touch gab. In einer Ecke stand ein Aquarium. Unter einem der Fenster stand ein aufgeräumter Schreibtisch. Law saß nun nicht mehr auf einem unbequemen Holzstuhl, sondern auf einem weichen Sessel, der mit rotem Samt bezogen war.

Der Chirurg reagierte schnell. Er sprang auf die Beine und sprach mit fester Stimme: „Room!" Eine blaue Blase dehnte sich von ihm ausgehend aus und umhüllte den kompletten Raum. Unbeeindruckt blickte ihn das Mädchen an. Siegessicher grinsend hob er einen Finger. „Takt!" Und...

Nichts passierte.

„Was?", kam es erstaunt von ihm. „Takt!" Abermals hob er den Finger.

Immer noch nichts.

Er versuchte was anderes. „Shambles!"

Nada.

„Wieso funktioniert das nicht?!"

„Ich hab's dir erklärt", kam es belehrend von Ali. Überlegen grinste sie und schaute ihm direkt in die Augen. „Ich bin ‚Gott'."

Dann quiekte sie plötzlich auf, wie sie es schon vorhin getan hatte, als er ihr die Mütze weggenommen hatte. „Ich...", presste sie hervor, während sie so klang, als würde sie keine Luft holen. „Ich... Du hast dein megacooles Grinsen aufgesetzt und dachtest, dass du jetzt überlegen bist und mich eiskalt fertigmachen kannst, aber dann kam ich so und hab's einfach nicht passieren lassen und hab dann cool zurückgegrinst!" Sie quietschte auf und sprang auf und ab. „Heilige Scheiße, ich muss das erstmal verarbeiten! Ich hatte einen Badass-Blick-Austausch mit Law! Trafalgar. D. Water. Law!"

Moment, was hatte sie da gerade gesagt?! „Woher kennst du diesen Namen?"

Sie beruhigte sich etwas, strahlte aber immer noch und hatte leicht gerötete Wangen. „Den kennt jeder, der die Geschichte dieser Welt liest. Du bist beliebt, berühmt und man kennt deine Vergangenheit sowie deinen Namen."

Law war verärgert, was ihn aber momentan viel mehr störte, war etwas anderes: „Und warum haben meine Attacken bei dir nicht funktioniert?" Er löste seinen Raum auf.

„Du kannst mir nichts antun", erklärte sie nüchtern. „Ich sitz gerade am Tisch und schreibe unseren Dialog hier auf. Wir haben schon... ach du meine... 3007 Wörter schon, ich muss mal zur Sache kommen! Dein ‚Room' ist zwar mächtig, kann aber nicht durch verschiedene Welten wandern."

Das war richtig verwirrend für ihn. „Kann ich gehen?", versuchte er es mal. Er hatte echt keine Lust mehr.

„Nein!", protestierte das Mädchen empört.

„Und was hindert mich daran?", wollte er wissen.

Als Antwort bewegte sie den Finger einmal zur Seite. Hinter ihm hörte er ein leises ‚Klick' „Die Tür ist abgesperrt." Sie grinste, dann wurde sie wieder ernst. „Ich muss mit dir noch über mein Problem, also dich, reden!"

Er verdrehte die Augen. „Dann mach hinne!"

„Ja ja...", kam es entnervt von ihr. „Okay, folgendes: Fanfictions sind für viele dazu da, um ihre Gefühle den Charakteren in der jeweiligen Geschichte zu zeigen. Durch Monkey D. Ali hab ich eigentlich alle Charaktere abgedeckt. Ali liebt sie auf ihre Art und Weise und sie wird zurückgeliebt. Für Ruffy, Ace, Sabo, Dragon und Garp ist sie als Familienmitglied was Besonderes, für Shanks auch irgendwie. Als Mitglied der Strohhutpiraten hat sie meine Lieblingspiratencrew als Freunde, die sie ebenso lieben. Und Zorro kriegt 'ne spezielle Rolle dadurch, dass er mit Ali zusammen ist, da ich ihn... wirklich wirklich cool und heiß finde." Sie wurde leicht rot. „Normalerweise sag ich sowas nie", fügte sie leise murmelnd hinzu. Dann kam sie zurück zum Thema. „Als Ruffys Schwester und Vize-Kapitän der Strohhutbande hat sie auch noch im sogenannten Volksmunde einen bekannten Status. Alles ist perfekt. Und dann... kommst du!"

Law wurde mit einem sehr vorwurfsvollen Blick gestraft. „Ich?", wiederholte er verwirrt.

„Ja, du!", erwiderte sie. „Du bist cool, hast einfach 'nen gut gebauten Körper und deine Art ist so gechillt... einfach cool halt! Und ich weiß nicht, was ich mit dir anstellen soll! Jegliche Art einer besonderen Beziehung zwischen Ali und dir, ist undenkbar!"

Okay. Dafür war er jetzt stundenlang eingesperrt gewesen und musste dieses ganze Theater mitmachen. Für das.

Ausflippen brachte nichts, er musste ruhig bleiben. „Und warum musst du mit mir deswegen darüber reden? Ich kann dafür doch gar nichts!", warf er ein. Er würde echt gerne gehen.

Verzweifelt warf sie die Arme durch die Luft. „Was weiß ich! Ich muss mit dir darüber reden. Sag mal, empfindest du irgendetwas Besonderes für Ali?" Hoffnungsvoll blickte sie ihn an.

„Nein."

Sie ließ die Schultern hängen. „Mann."

Wenn er könnte, würde er ihr weiterhelfen, einfach nur, um gehen zu können, doch er konnte es nicht. Auch für ihn war jede Art einer besonderen Beziehung mit Nané-Girl undenkbar. „Wir führen eine Allianz, reicht das nicht?"

Bedauernd schüttelte sie den Kopf. „Du bist mit der ganzen Strohhutbande verbündet. Das ist nichts Besonderes..." Sie wirkte richtig deprimiert. „Ich kann nicht einmal einen Eifersuchtsstreit zwischen dir und Zorro starten; du bist elf Jahre älter als Ali, das ist übertrieben..." Sie seufzte.

Er schwieg. Was sollte er bitte daran ändern können?! Was hatte sie sich durch diese Zusammenkunft erhofft?!

„Vielleicht...", überlegte sie weiter. „Vielleicht reicht es, wenn ich es bei diesem One-Shot belasse..."

One-was?! Egal, Law war gereizt. Wahrscheinlich änderte sich gar nichts an der Situation und er hatte alles umsonst mitmachen müssen! So viel Theater für nichts! „Darf ich..."

Er wurde von den Selbstgesprächen der Autorin unterbrochen: „Ja, ich lasse es vorerst... vielleicht ergibt sich ja noch was..." Zufrieden war sie nicht, dennoch sagte sie noch einmal: „Ja, ich lass es erstmal."

„Schön!", kam es von einem sehr genervten Law. „Kann ich jetzt bitte gehen?!"


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