Dinnerabend 1


Hallo und herzlich Willkommen!

Diese Geschichte ist im vergangenen Jahr als gemeinsame Weihnachtsgeschichte von Kaputtmachpingu  und mir auf Fanfiktion.de erschienen. 

Mitten im Sommer 2023 in der Post-Konzert-Depression nach dem Ende von "Love on Tour" hatten wir uns überlegt, eine gemeinsame Geschichte zu schreiben und was lag bei sommerlichem Wetter näher als eine Weihnachtsgeschichte? Genau: nichts ;)

Nachdem die liebe Pingu https://aztruyen.top/tac-gia/kaputtmachpingu jetzt auch hier bei Wattpad ist, wollen wir euch die Geschichte nicht vorenthalten. Vielleicht habt ihr ja an diesem Adventssonntag Lust und Zeit ein bisschen Zeit mit den zwei Chaoten zu verbringen.

Begleitet Louis und Harry, wie sie sich an den vier Adventssonntagen durch vier verschiedene Dinnerabende essen und kochen. Und vielleicht kochen auch ein paar Gefühle hoch.

Unsere Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt. Bei mir könnt ihr Einblick in Louis' Gedankenwelt bekommen, während Kaputtmachpingu euch Harrys Sichtweise näher bringt.

Zur Info: Harry und Louis sind im Wesentlichen die beiden, die sie im letzten Dezember waren. Mit dem kleinen Unterschied, dass sie sich bisher nicht wirklich kennen und es One Direction nicht gab.

Wir wünschen euch mindestens ebensoviel Spaß beim Lesen, wie wir beim Schreiben hatten!

Kaputtmachpingu & Stomp3r Stylins0n


5705 Wörter

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Dienstag, 21.11.2023

Ich stürzte mit Cliff – meinem Hund – zur Haustüre rein und hörte ein penetrantes Klingeln. Ich wollte doch nur meine Ruhe und meine freien Tage genießen. Deswegen hatte ich auch mein Handy zuhause gelassen, als ich mit Cliff spazieren gegangen war.

„Louis! Gut, dass ich dich endlich erreiche! Was soll das, ich habe schon bestimmt fünf Mal angerufen", wurde ich direkt angeschrien.

„Hallo Matt, was willst du? Lass mich in Ruhe. Ich habe Urlaub", begrüßte ich meinen Manager.

„Das, mein Lieber, ist der Grund, warum ich anrufe. Ich wusste, dass du es vergessen hast. Du wirst in 10 Minuten abgeholt. Heute findet das erste Interview für das „perfekte Weihnachtsdinner" statt. Ich erwarte, dass du pünktlich bist und dass du dich benimmst."

„Fuck!", das hatte ich wirklich vergessen.

>>> Flashback – vier Wochen vorher

Wir hatten gerade die Aufnahmen für mein neues Album beendet. Ich war müde und ausgelaugt. Die Arbeit im Studio hatte mich gestresst. Jetzt standen noch Fotoaufnahmen für das Cover an und etliche Promotermine warteten auf mich. Bitte nicht falsch verstehen, ich liebte es, Musik zu machen, auf der Bühne zu stehen und meinen Fans eine schöne Zeit zu bereiten. Das Bad in der Menge bei Konzerten war wie meine Droge. Ich liebte es, mit ihnen an der Barrikade oder auch nach dem Konzert am VIP-Ausgang in Kontakt zu treten und mich mit ihnen auszutauschen. Aber ich hasste, hasste, hasste das ganze Drum-Herum. Die Interviews, die Fototermine, die fehlende Privatsphäre. Jetzt saß ich im Studio und hatte die letzten Arbeiten beendet und das Masterband abgenommen. Der endgültigen CD-Pressung stand also nichts mehr im Wege. Dieses Mal hatten wir uns auch überlegt eine Sonderpressung auf LP rauszubringen. So kurz vor Weihnachten war das mit Sicherheit eine gute Idee. Ich nahm einen letzten Zug von meiner Zigarette, drückte diese aus und griff nach meinem Rucksack, als Matt sich an mich wendete.

„Louis, ich habe hier eine Anfrage für eine TV-Show. Vier Termine mit anderen Promis. Die Ausstrahlung soll an den Adventssonntagen stattfinden. Das passt perfekt zum Erscheinungsdatum deines neuen Albums. Was sagst du, machst du mit?"

„Hm? Echt jetzt?", seufzte ich kurz auf.

„Ja mein Lieber, echt jetzt. Mach das, eine bessere Möglichkeit gibt es nicht, dein Album zu promoten und dich als Mensch zu zeigen."

„Wenn ich jetzt ja sage, habe ich dann Feierabend für heute und kann endlich nach Hause ins Bett?"

Flashback Ende <<<

Tja, so war das. Mein Album sollte kurz vor Weihnachten, genauer gesagt am Montag nach dem 3. Advent, erscheinen. Deswegen war mein Manager Matt auf die tolle Idee gekommen, mich beim perfekten Weihnachtsdinner anzumelden. Und weil ich einfach total k. o. war, hatte ich versehentlich zugesagt. Ich, derjenige, der bei allen meinen Freunden Küchenverbot hatte. Ich, der sogar regelmäßig TK-Pizza verbrennen ließ. Ich, der am liebsten Junk-Food in sich reinstopfte. Was sollte ich da? Ich musste wirklich irre gewesen sein, dem zuzustimmen.

Ich warf noch einen kurzen Blick in meinen Flurspiegel, Zeit mich jetzt noch umzuziehen hatte ich nicht mehr: schwarze Skinny-Jeans, graues Long-Sleeve, Vans an den Füßen. Okay, das sah passabel aus. Meine Wangen waren noch vom Spaziergang gerötet und meine Haare standen in alle Richtungen. Aber ich ging davon aus, dass vor dem Interview noch eine Stylistin auf mich wartete. Also schnappte ich mir meine Jeansjacke, zog eine Beanie über meine Haare, steckte mein Handy, meine Zigarettenschachtel und meinen Schlüssel in meine Tasche und war abfahrbereit. Ich stellte Cliff noch frisches Wasser hin, als es auch schon an der Türe klingelte.

„Cliff, Cliffy-Boy. Ich muss nochmal weg. Mach keinen Quatsch, solange ich unterwegs bin.", mit diesen Worten verabschiedete ich mich von meinem Hund, wuschelte ihm noch einmal über den Kopf und ging auch schon zum bereitstehenden Auto.

Kurz danach wurde ich an einem Café rausgelassen und von der Produzentin/Redakteurin freundlich begrüßt: „Hallo Mr. Tomlinson, schön dass Sie dabei sind. Ich bin Antje und erkläre Ihnen kurz den Ablauf des heutigen Tages. Nehmen Sie dort an dem Tisch Platz. Möchten Sie etwas trinken?"

Ich kam gar nicht dazu zu antworten, als ihr Redeschwall schon weiter auf mich einprasselte. Warum nochmal hatte ich damals zugesagt? Ich setzte mich an einen kleinen Tisch und legte meine Jacke neben mich.

„Gleich werde ich Ihnen ein paar Fragen stellen, Ihre Antworten werden dann von unserem Kameramann aufgezeichnet. Gegen Ende bekommen Sie dann noch die Menükarte des heutigen Abends und dürfen dazu ein Statement abgeben. Wenn alle Ihre Takes im Kasten sind, wird in der Nachproduktion meine Stimme durch einen Off-Sprecher ersetzt. Möchten Sie die Aufnahmen dann noch vor der ersten Ausstrahlung anschauen? Die erste Sendung wird am 1. Advent ausgestrahlt, die weiteren drei Abende folgen an den anderen Adventssonntagen. Wenn mich nicht alles täuscht, sind Sie derjenige, der das zweite Dinner ausrichtet. Die Details dazu können wir im Anschluss an dieses Gespräch noch einmal besprechen. Meine Assistentin hat auch schon eine entsprechende Informationsmappe vorbereitet. Haben Sie noch Fragen? Sonst komme ich schon direkt zur ersten Frage des Interviews: Stellen Sie sich doch einmal kurz vor und erzählen Sie, worauf Sie sich besonders freuen."

Irgendwann während ihrer langen Rede hatte ich geistig abgeschaltet und in meinem Tee gerührt, so dass ich jetzt gar nicht wahrnahm, dass sie auf eine Antwort von mir wartete.

„Mr. Tomlinson? Sind Sie bereit? Soll ich meine Frage noch einmal wiederholen?"

„Äh, was?" Ganz toll Louis, sehr souverän.

Sie legte kurz ihre Hand auf meinen Arm, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen.

„Mr. Tomlinson, ich würde jetzt gerne die Filmaufnahmen starten, sofern Sie bereit sind. Stellen Sie sich bitte kurz vor. Was erwarten Sie von den nächsten Dinnerabenden?"

Ich trank noch kurz einen Schluck von meinem Tee und lächelte dann in die Kamera.

„Hey, ich bin Louis. Meistens seht ihr mich auf der Bühne und nicht im Fernsehen. Oder ihr hört meine Stimme aus euren Lautsprechern. Bestimmt kennt ihr meine letzten beiden Alben „Walls" und „Faith in the Future". Ganz bald könnt ihr euch auch mein neues Album „Back to you" freuen." Ich kratzte mich kurz am Kinn. Matt hatte mir auf meinem Weg zum Café nochmal eine lange Nachricht geschickt, wie wichtig die Teilnahme für mich sei und dass ich mich doch wirklich benehmen und freundlich und offen wirken solle. Auch wenn ich echt keine Lust auf den ganzen Mist hier hatte, wollte ich doch versuchen, Matts Vorgaben zu folgen.

„Ich komme aus einer großen Familie. Da war Weihnachten bei uns immer etwas chaotisch, das Essen war aber immer etwas Besonderes. Deswegen freue ich mich jetzt auch auf die Dinnerabende. Wahrscheinlich nicht vergleichbar mit zuhause - ich gehe mal davon aus, dass ich hier mit niemandem um die besten Stücke kämpfen muss - aber es wird bestimmt lecker."

„Danke, Mr. Tomlinson. Ihre Familie können wir natürlich nicht einladen, aber haben Sie eine Idee, wer sonst noch an dem Dinner teilnehmen könnte?"

„Puh, also gute Frage. Prinz Harry nimmt wahrscheinlich nicht teil, oder? Wäre bestimmt lustig, mal mit ihm einen Abend zu verbringen. Ein anderer Musiker wäre toll, dann könnte ich mich mit ihm austauschen. Und ein Sportler wäre auch super. Ich liebe Sport. Ich selbst spiele auch Fußball, aber ansonsten bin ich Couch-Sportler und gucke alles im Fernsehen an - oh und ich bin super bei Fifa auf der Playstation. So vertreiben wir uns oftmals die Zeit auf Tour. Aber nein, ich habe keine Ahnung, wer noch so beim Dinner dabei sein wird. Ich lasse mich gerne überraschen, wem ich heute begegnen werde."

„Mit Prinz Harry können wir tatsächlich nicht dienen. Aber ein anderer Harry wird teilnehmen", zwinkerte Antje mir zu. Danke für den Hinweis, aber so selten ist der Name jetzt nicht, das könnte jeder sein - vielleicht Harry Kane der Fußballspieler oder einer der Darsteller aus Harry Potter? Sie reichte mir ein aufgerolltes Blatt Papier mit einer Schleife drum: „Hier schon mal für Sie das heutige Menü. Es wäre schön, wenn Sie es vorlesen und dann kurz ein paar Sätze dazu sagen."

Ich zog die Schleife ab und rollte das Papier auseinander.

„English Christmas", las ich vor. „Vorspeise: Kastaniensuppe, Hauptspeise: Roast Turkey mit Bratkartoffeln und Rosenkohl, Dessert: Christmas Pudding" Bei Christmas Pudding schlich ein kleines Lächeln auf meine Lippen. Da hatte ich mich früher immer mit meinen Schwestern drum gestritten, wer die größte Portion bekommt. Und ich liebte es, meinen Christmas Pudding mit Vanille-Soße quasi zu ertränken.

„Das klingt schon lecker. Und typisch englisch. Bestimmt wird das von einer Frau gekocht, die das gleiche Menü schon seit Jahren für ihre Familie kocht. Ich freue mich auf den Nachtisch. Vielleicht finde ich ja die Silbermünze? Das wäre cool." Ich mochte die Tradition, dass im Christmas Pudding eine kleine Münze versteckt wurde und der Finder hatte je nach Regeln in der Familie besonders viel Glück im kommenden Jahr oder bekam ein zusätzliches Geschenk. Bei meiner Familie lief es immer auf die Glücks-Variante hinaus, bei so vielen Kindern hatte meine Mum kein Geld für ein zusätzliches Extrageschenk. Damit hatte ich doch eigentlich genug gesagt, oder? Ich nahm noch einen Schluck Tee, der langsam kalt wurde. Eigentlich würde ich auch gerne eine Zigarette rauchen. Aber das ging hier im Café wahrscheinlich nicht.

„Okay Mr. Tomlinson. Damit haben Sie den ersten Teil für heute schon geschafft. Der Fahrer wird Sie heute Abend gegen 18 Uhr abholen und zum ersten Dinner fahren. Wie auch jetzt wird weder ein Stylist noch ähnliches für Sie bereit stehen. Wir möchten, dass die Teilnehmer möglichst authentisch rüberkommen. Kommen Sie heute Abend also so, wie Sie sich wohlfühlen. Erlauben Sie mir dennoch den kurzen Hinweis: es wird ein Weihnachtsdinner. Pyjama ist wahrscheinlich nicht ganz das richtige Outfit.", schon wieder zwinkerte sie mir zu. Ich versuchte das gekonnt zu ignorieren. „Da Sie der nächste Koch sein werden, hier noch ein paar Infos: Nach dem heutigen Dinner haben Sie zwei Tage Pause. Am Donnerstag Nachmittag rufe ich Sie noch einmal kurz an, dann können Sie mir auch Ihren Menüplan durchgeben. Ansonsten taucht das Filmteam am Freitag gegen 8:30 Uhr bei Ihnen auf und wird Sie den ganzen Tag begleiten. Ihre Mitstreiter werden dann abends gegen 19 Uhr zu Ihnen gebracht. Ich wünsche Ihnen schon mal ganz viel Spaß heute Abend. Sie entschuldigen mich jetzt? Ich muss mich für den nächsten Teilnehmer bereit machen. Erholen Sie sich noch ein bisschen bis heute Abend", mit diesen Worten trat sie vom Tisch zurück und ließ mich alleine. Offenbar konnte diese Frau sich nicht kurzfassen. Ich war auf jeden Fall froh, dass ich jetzt erstmal Pause hatte und erhob mich vom Tisch. Langsam ging ich aus dem Café und auf dem Weg zum Wagen war ich froh, endlich meine Zigarette anzünden zu können. Noch unterwegs wählte ich die Nummer meines Managers und ließ ihm nicht einmal die Zeit für eine Begrüßung.

„Matt, das kann doch nicht dein verdammter Ernst sein. In drei Tagen muss ich für vier Leute kochen. Drei Gänge! Ich weiß noch nicht mal, ob ich genug Teller zuhause habe. Du musst eine Lösung für mich finden. Engagiere einen Koch oder sowas. Aber du kannst echt vergessen, dass ich mich an den Herd stelle. Das mache ich nicht!"

„Louis, jetzt komm mal wieder runter. Pack die Diva ein. Du packst das schon. Jemand kann dich doch beim Kochen unterstützen und das Menü kriegst du schon hin. Lass uns mal überlegen, wer dir helfen könnte."

Ich ließ meine Gedanken wandern: Meine Schwestern schieden schon mal aus. Lottie war mit Lucky beschäftigt, Phoebe war hochschwanger und Daisy wich ihr nicht von der Seite. Abgesehen davon war zumindest Lottie in der Küche ähnlich begabt wie ich, also gar nicht. Die jüngeren Zwillinge konnte ich auch vergessen, die waren einfach noch viel zu klein. Die meisten meiner Freunde waren in der Küche genauso eine Niete wie ich und deren Freundinnen/Frauen konnte ich auch nicht unbedingt fragen, nachdem ich mich bei der letzten Party über das Essen lustig gemacht hatte. Es war zum Haare raufen.

„Matt, du musst jemanden finden, meine Familie scheidet schon mal aus. Also lass dir jemanden einfallen oder koch' von mir aus selbst bei mir. Sonst breche ich jetzt echt ab. Egal, ob mein Album in den Startlöchern steht oder nicht."

„Okay, keine deiner Schwestern, vermutlich auch niemand deiner Freunde? Oder jemand aus deiner Band?"

„Wenn ich dich daran erinnern darf: meine Band hat Urlaub, nach den Studioaufnahmen, so wie ich eigentlich auch Urlaub haben sollte?", entgegnete ich etwas zickig. Ich hatte mir die - leider nur kurze - Zeit bis zu den nächsten Promoterminen so schön vorgestellt: lange schlafen, Spaziergänge mit Cliff, Treffen mit meiner Familie, vielleicht ein kurzer Abstecher nach L. A. zu meinem Sohn. Aber nein, jetzt musste ich wegen einer Schnapsidee meines Managers kochen und mehrere Abende mit Wildfremden verbringen.

„War ja nur eine Idee. Kennst du niemanden, der kochen kann? Hat nicht Ayda Field-Williams schon mal am perfekten Dinner teilgenommen? Ihr kennt euch doch von X-Factor, ruf sie doch mal an. Vielleicht hat sie wertvolle Tipps für dich?"

Okay, das war eine Möglichkeit. Ich legte einfach auf, Matt ging mir eh auf die Nerven und wir waren auch schon bei meinem Haus angekommen. Kaum hatte ich die Türe geöffnet, wurde ich auch schon von Cliff umgeworfen. Clumsy-Cliff machte seinem Namen mal wieder alle Ehre. Er warf sich vor mir auf den Rücken und streckte alle Viere von sich. Nur zu gerne folgte ich seiner Aufforderung ihn zu Kraulen. Gerne wäre ich auch noch länger mit ihm auf dem Boden sitzen geblieben, aber leider hatte ich ja noch ein paar Sachen zu erledigen, bevor ich in - ich warf einen kurzen Blick auf mein Handy - knapp fünf Stunden wieder abgeholt werden würde. Ich stellte mir kurz meinen Handywecker auf 16:45 Uhr, damit ich dieses Mal ein wenig mehr Zeit hatte, bevor ich los müsste. Ich würde mich zwar nicht als eitel bezeichnen, aber wer weiß, wen ich heute noch treffen würde, da wollte ich wenigstens noch einmal vorher unter die Dusche springen.

Ich rief schnell noch meinen besten Freund Oli an, damit er abends noch eine kleine Runde mit Cliff drehen würde, wenn ich unterwegs war - normalerweise war Daisy meine bevorzugte Hundesitterin, aber die war heute mit Phoebe unterwegs, Deko fürs Kinderzimmer meiner zukünftigen Nichte kaufen. Das hatte sie mir bei unserem Telefonat vorhin erzählt, als ich sie auch kurz um Dekohilfe für meinen Abend gebeten hatte. Deswegen war heute Oli dran. Wo ich hin wollte, erzählte ich Oli lieber nicht, es war mir schon ein bisschen peinlich, dass ich am perfekten Dinner teilnehmen würde. Ich würde mir schon genug dumme Sprüche anhören müssen, wenn die Sendungen später ausgestrahlt würden. Wenn ich mich nicht ganz täuschte, aber danach würde ich Matt nochmal fragen müssen, gab es auch eine Verschwiegenheitsklausel und ich durfte vor den ersten Ausstrahlung eh nicht darüber reden. Danach suchte ich in meinen Kontakten nach der Nummer von Ayda, aber leider hatte ich sie nicht gespeichert. Wohl aber ihren Ehemann Robbie, so dass ich kurzerhand seine Nummer wählte.

„Hey Louis, lange nichts von dir gehört. Alles klar?"

„Hey Lad. Passt schon. Wie geht es euch? Bist du nicht bald wieder auf Tour? Seid ihr im Moment in der Schweiz und genießt den Herbst oder seid ihr hier in London?"

Nach ein bisschen Smalltalk gab er mich dann auch an Ayda weiter, die sich bereit erklärte, mir zu helfen. Wir sprachen auch schon kurz ein paar Menüideen durch, die einfach zu machen waren und dennoch gut schmecken würden. Ayda versprach dann am Freitag Morgen zu mir zu kommen und mir vorher noch eine Einkaufsliste zu schicken. Um die Deko müsste ich mich aber selbst kümmern. Braucht man unbedingt Deko? Hier würde ich doch nochmal meine Schwestern um Hilfe bitten müssen.

Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich immer noch etwa drei Stunden Zeit hätte, bis ich mich fertig machen müsste. Also machte ich mir schnell noch eine Tasse Tee, kuschelte mich auf meine Couch und stellte „How I Met Your Mother" an. Es dauerte keine fünf Minuten, bis Cliff sich zu mir kuschelte. Und keine weiteren fünf Minuten bis wir beide einschliefen.

Mein Wecker ließ mich hochschrecken und ich musste mich erstmal orientieren. Ach ja, dieses blöde Dinner stand ja gleich an. Ich rieb mir kurz über die Augen und wäre fast über Cliff gestolpert. Dieser Hund war auch einfach immer genau dort, wo man ihn nicht erwartete. Ihn störte das aber nicht und er schnarchte einfach weiter. Auf dem Weg ins Bad zog ich mich schon aus und ließ meine Kleidung überall dort liegen, wo sie gerade hinfiel. Darum konnte ich mich auch später noch kümmern. Unter der Dusche lehnte ich mich noch einen Moment an die Wand, schloss die Augen und genoß es, wie das warme Wasser meinen Körper herablief und langsam meine Lebensgeister wieder weckte. Ich schäumte rasch meine Haare ein und duschte meinen Körper ab. Für heute musste das reichen. Ein Blick in den Spiegel verriet mir, dass ich mit der Rasur noch warten konnte, eigentlich stand mir - also meiner Meinung nach - ein 4-Tage-Bart ganz gut. Nach dem Abtrocknen lief ich in mein Schlafzimmer, schlüpfte in schwarze Boxer-Briefs und zog Socken aus dem Schrank. Zurück im Bad entschied ich, dass mein Old-Spice-Deo heute reichen sollte, fönte meine braunen Haare und stylte sie zu einem wuscheligen Out-Of-Bed-Look. Ja, so konnte ich mich doch sehen lassen. Auf dem Weg zum Schlafzimmer stolperte ich kurz über meine Klamotten, die ich im Flur verteilt hatte, konnte mich aber noch am Türrahmen festhalten. Zurück vor meinem Schrank nahm ich mir - wie so häufig - schwarze Skinny-Jeans und mein kariertes Burberry-Hemd. Ein weinroter Sweater und meine üblichen Vans rundeten den Look ab.

Cliff schien noch immer zu schlafen und ich verabschiedete mich nur kurz. Oli würde ja gleich nach ihm gucken.

Gegen kurz vor 19 Uhr ließ mich der Fahrer vor einer großen Stadtvilla raus. Ich wurde schon von einem Kamerateam begrüßt, meine Mitstreiter konnte ich aber noch nicht entdecken - vielleicht waren die aber auch schon drinnen? Wie auch immer, ich würde sie schon kennenlernen. Ein wenig war ich jetzt doch aufgeregt. Und auch wenn ich es nicht zugeben wollte, freute ich mich irgendwie auf die kommenden Abende, das war mal was anderes als die Pub-Abende mit meinen Freunden oder die Abende mit Netflix und Cliff auf der Couch. Das würde ich aber niemandem verraten. Langsam drückte ich auf die Klingel, die Türe öffnete sich und...

... niemand anderes als David Beckham stand vor mir - hatte ich nicht heute Vormittag noch gedacht, dass mich heute Abend eine Frau zum Dinner erwarten würde? Außer einem fast gehauchten „Hi" kam kein Ton über meine Lippen. Ich meine, das war David Beckham, die Fußballlegende. Mein Held seit gefühlt immer. Wegen David hatte ich Fußballprofi werden wollen. Gut, es hatte nur für die Donny Rovers und auch nur für eine Saison gereicht und das wahrscheinlich auch nur, weil ich zu dem Zeitpunkt schon einigermaßen bekannt war. Dennoch ich war hier bei David Beckham. So richtig konnte ich das nicht realisieren.

„Hey, komm doch rein. Ich bin David. Fühl dich wohl bei mir. Ich bringe dich schon mal ins Esszimmer. Der erste andere Gast ist schon da. Komm, ich stelle euch schnell vor", mit diesen Worten zog er mich ins Haus und schon stand ich in einem großen Raum, für den der Name „Esszimmer" etwas fehl am Platze schien. Ich war hier eher in einem Saal gelandet, in dessen Mitte eine riesige Tafel stand, die mit goldenen Leuchtern dekoriert war, in denen hohe weiße Kerzen brannten. „Also, das ist James Corden, vielleicht kennt ihr euch schon? James, das ist Louis Tomlinson. Louis mach' es dir schon mal bequem. Noch kannst du dir einen Platz aussuchen. Wir warten noch auf den vierten im Bunde." James war Host einer Late-Night-Show, die ich auch manchmal anschaute. Begegnet waren wir uns bis jetzt aber noch nie persönlich.

Während James und ich uns kurz begrüßten - das Kamerateam stand dabei vor dem Tisch - und ich mich zu ihm an den Tisch setzte, hörte ich erneut die Türglocke. Da kam dann wohl Nummer 4. Ich hörte Stimmen, von denen mir die eine vage bekannt vor kam, auch wenn ich sie nicht direkt zuordnen konnte. Dann trat David mit einem Mann - oder sollte ich sagen einem Paradiesvogel - in den Raum: Harry - fucking - Styles. Wir waren uns schon auf ein paar Awardshows begegnet, aber bisher hatte ich mit ihm weniger Worte gewechselt, als ich alt war. Der Typ war mir einfach suspekt und dass er teilweise Awards in Kategorien abräumte, für die ich ebenfalls nominiert war, trug nicht dazu bei, dass ich ihn sympathischer fand. Ich meine, wie tauchte der Kerl hier überhaupt auf? Ich dachte, wir seien hier bei einem Dinner und nicht beim Karneval. Das schien Mr. Styles aber anders zu sehen oder er hatte keinen Spiegel zuhause, aber das konnte ich mir bei ihm nun wirklich nicht vorstellen. Jedenfalls trat besagte Person bekleidet mit einer Jeans-Schlaghose, bei der man schon Angst haben musste, nicht über den Saum zu stolpern und einem wild gemusterten Hemd - oder war das eine Bluse? - über dem er eine Pelzjacke trug in den Raum. Und hatte er da ernsthaft eine Handtasche dabei? James begrüßte Harry erfreut, die beiden schienen sich besser zu kennen. Dann kam er zu mir, reichte mir kurz die Hand. „Hallo Louis, schön dich zu sehen." „Hi Harry". Ich muss schon sagen, dass seine Stimme einen durchaus angenehmen Klang hatte. Er nickte mir noch kurz zu und nahm dann mir gegenüber Platz. Na super, jetzt hatte ich ihn den ganzen Abend im Blick. Gut, das war der letzte frei Platz und er hätte sich nirgendwo anders hinsetzen können, aber trotzdem.

„Schön, dass ihr alle da seid. Ich freue mich sehr, dass ich euch bei mir hier begrüßen darf. Und ich hoffe, dass wir vier tolle Abende haben werden. Wenn ihr mögt, hole ich uns schnell den Aperitif." Mit diesen Worten begrüßte David uns noch einmal und verschwand dann zur einen Seite des Raum, an dem eine Bar aufgebaut war. Mit einem großen Tablett kam er zurück und reichte jedem von uns ein großes Glas mit einem leicht sprudelnden Getränk, in dem ein Stückchen Gurke steckte.

„Das ist ein Pimm's Sprizz. Ich dachte, dass wir dem klassischen englischen Getränk mal einen etwas moderneren Touch geben können. Auf einen schönen Abend!"

Wir stießen gegenseitig an und ich musste mich konzentrieren nichts zu verschütten. Dann nippte ich an dem Getränk. Das schmeckte gar nicht so schlecht und ich nahm einen größeren Schluck. Das Kamerateam hatte sich inzwischen aufgeteilt: zwei Leute blieben bei uns am Tisch, zwei weitere waren in den Nebenraum - vermutlich die Küche - gegangen. Während James und Harry ein Gespräch begannen und David den Raum verließ um die Vorspeise zu holen, sah ich mich ein wenig um. Dabei fiel mein Blick zunächst auf Harry, konnte der jetzt nicht mal seine Pelzjacke ausziehen? Wir waren hier nicht in Sibirien. Als er meinen Blick bemerkte, schaute ich schnell weiter. An der Kopfwand des Raumes hatte David seine Trophäen ausgestellt. Neben Pokalen standen dort auch gerahmte Mannschaftsbilder, seine Fußballschuhe und in einem großen Vitrinenfach hing sein Nationalmannschaftstrikot mit den drei Löwen. Die Wand würde ich mir gleich gerne nochmal genauer anschauen. Ob David mir wohl ein Autogramm geben würde? Das könnte ich bei mir in den Flur zu den gesammelten Fotos und Tickets hängen. Das würde sich dort bestimmt gut machen.

Während ich noch darüber nachdachte, an welche Stelle ich das Autogramm hängen würde, brachte David mit seinem Sohn Romeo die Vorspeise und stellte vor jeden einen großen Teller mit einer silbernen Haube darüber, nachdem wir unsere Stoffservietten - wer hatte denn heutzutage noch sowas? - von den goldenen Platztellern genommen hatten.

„Zur Vorspeise kann ich euch einen Grauburgunder oder einen Port anbieten. Der Port ist auch in der Kastaniensuppe verarbeitet, würde also sehr gut dazu passen. Wenn ihr noch Wasser möchtet, bedient euch bitte selbst an den Karaffen hier auf dem Tisch. Wer von euch möchte welchen Wein?"

James entschied sich für Portwein, Harry für den frischeren Grauburgunder. Da ich mich mit Wein absolut nicht auskannte - ich war eher für Bier oder auch den einen oder anderen Shot zu haben - nahm ich ebenfalls den Portwein. Ich meine, wenn der auch in der Suppe ist, kann ja nichts schiefgehen, oder? Nachdem David sich ebenfalls noch Wein eingeschenkt hatte, nahm er neben mir Platz.

„Bitte nehmt die Hauben jetzt ab. Ich wünsche euch einen guten Appetit."

Wir hoben die silbernen Hauben an. Wo sollte ich die jetzt hinlegen? Auf dem Tisch war dafür irgendwie kein Platz. Da kam aber auch schon Romeo und nahm sie uns ab. Ein würziger Duft verbreitete sich im Raum. Die Suppe selbst sah aber irgendwie langweilig aus und hatte einen hellen braun-grauen Farbton - fast wie die Wandfarbe in meinem Esszimmer - und darin schwammen irgendwelche grünen Kräuter. Neben der Suppentasse lag ein geröstetes Brot. Ich tauchte langsam meinen Löffel ein und schob ihn mir in den Mund. Von der gegenüberliegenden Seite hörte ich schon zustimmende Geräusche - okay von James auch ein leichtes Schlürfgeräusch. Die Suppe schien also zu schmecken. Das tat sie tatsächlich einigermaßen, also zumindest insoweit, wie eine Suppe gut schmecken konnte. Es war halt immer noch Suppe und meiner Meinung nach sollte man Essen kauen können. Irgendwie war meine Suppentasse dennoch schneller leer gelöffelt als ich gedacht hatte. Und mein Weinglas war auch bereits einmal von David nachgefüllt worden. Anders als ursprünglich erwartet konnte das hier doch ein netter Abend werden.

Die Gespräche plätscherten so vor sich hin und während James und Harry sich unterhielten, befragte ich David zu verschiedenen Fußballthemen. Mich interessierte insbesondere, was er in der kommenden Saison mit seinem neuen Team Inter Miami vor hatte und wie er Lionel Messi integrieren würde. Dabei vergaß ich meinen ursprünglichen Plan, ihn nach einem Autogramm zu fragen. Zwischendurch fiel mein Blick immer wieder auf die gegenüberliegende Tischseite. Während James eher den Kopf zum Löffel neigte, führte Harry, der mittlerweile doch die Pelzjacke abgelegt hatte, recht grazil - Tomlinson, so ein Wort in deinem Wortschatz? - zu seinem Mund. Musste man dabei den Finger abspreizen? Und wieso leckte er den Löffel so ab? Und warum muss ich dabei so auf seine rosa Lippen gucken? Macht er das extra?

Nachdem wir alle unsere Suppe aufgegessen hatten, räumte David gemeinsam mit seinem Sohn den Tisch ab. Er tauschte auch unsere Weingläser aus und füllte die neuen Gläser mit Spätburgunder. Der passe besser zur Hauptspeise, erklärte er uns und ich glaubte ihm einfach. Wein war wirklich keines meiner Spezialgebiete. Danach verschwand er in der Küche, um letzte Hand an den Hauptgang zu legen, der seiner Aussage nach schon seit heute Vormittag im Ofen schmorte. Ich verabschiedete mich kurz auf die Terrasse, um eine zu rauchen, soviel Zeit hatte ich doch bestimmt bevor es mit dem nächsten Gang weiterging. Die kurze Pause draußen hatte ich dringend nötig. Ich weiß nicht warum, aber es machte mich nervös, hier Harry zu begegnen. Auf dem roten Teppich hatte ich ihm bisher immer ausweichen können. Ich konnte nicht einmal sagen, was an diesem Mann mich so aus dem Konzept brachte - sein Stil? sein Auftreten? sein Erfolg? die Art, wie er aß? die Art, wie er trank? seine tiefe Stimme? Nach einer schnellen Zigarette, die mich doch irgendwie innerlich ruhiger werden ließ, ging ich wieder in den Speisesaal und guckte mir endlich - wie vorhin geplant - die Trophäenwand an. Das war so cool. Am liebsten würde ich das Trikot mal überziehen. Ob ich mal fragen sollte? Ich streckte kurz meine Hand aus und fuhr mit den Fingerspitzen über die Fußballschuhe. Dann schlenderte ich zurück zu den anderen und setzte mich wieder auf meinen Platz.

„Louis, wann kommst du mal zu mir in die Show?", richtet James das Wort an mich. „Ich habe schon mehrfach bei deinem Management angefragt, aber bisher nur Absagen erhalten. Aber jetzt, wo wir uns so richtig gut kennen, kannst du nicht mehr „nein" zu mir sagen."

„Ähm, ich weiß nicht. Ich müsste erstmal mit Matt sprechen und meinen Terminkalender checken", versuchte ich die Einladung abzuwenden. Weder hatte ich Lust auf Spielchen wie „Spill your guts" noch auf irgendwelche albernen Sketche oder Carpool-Karaoke.

„Komm schon, Louis, bei James ist es immer lustig", mischte sich jetzt auch Harry ein und zwinkerte mir zu. Überrascht schaute ich zu ihm. War ja klar, dass er seinen Freund unterstützte.

„Ja, also, ich, ich gucke nochmal nach, okay?", war meine äußerst kompetente Antwort.

„Ich erinnere dich daran", ließ James sich noch vernehmen, während David zu meiner Rettung wieder den Raum betrat. Er stellte vor jeden einen Teller mit Bratkartoffeln, die als Fächer angerichtet waren und Rosenkohl. In die Mitte des Tisches stellte er eine große Platte mit dem Christmas-Turkey, den er dann vor unseren Augen anschnitt und jedem eine Scheibe auf den Teller legte. Dazu bekam jeder seine eigene kleine Sauciere.

Wie schon erwartet, duftete der Braten hervorragend und erinnerte mich ein wenig an die Weihnachtsfeste in meiner Kindheit. Aber anders als damals musste ich mich jetzt mit niemandem um das größte Stück streiten. Der Truthahn war so riesig, da würde Davids ganze Mannschaft von satt. Genießerisch schob ich mir eine Gabel Fleisch in den Mund - ja auch ich konnte Essen genießen und es nicht nur zur Kalorienaufnahme nutzen. Der Braten schmeckte noch besser als er roch. Dafür bekam David auf jeden Fall einen Pluspunkt von mir. Den anderen schien es auch gut zu schmecken, da wir relativ still aßen und nur ab und an die typischen Essensgeräusche zu hören waren. Auch wenn ich das Essen wirklich genoß, war ich als erster fertig. Ich war halt immer schon ein schneller Esser.

„Louis, du hast doch bald wieder ein neues Album am Start, richtig? Das könntest du doch dann auch in meiner Sendung vorstellen, wenn du willst?", fragte James. Irgendwie wollte er mich immer wieder ins Gespräch ziehen und dazu überreden, in seine Sendung zu kommen.

„Ja, es erscheint am Montag nach dem 3. Advent. Und ich freue mich schon sehr darauf. Das Songwriting hat richtig viel Spaß gemacht und es sind auch wieder einige sehr persönliche Songs auf dem Album."

„In welchem Studio hast du das Album aufgenommen? Hattest du eigene Studiomusiker?", fragte nun auch Harry nach.

Wir unterhielten uns also über „Back to you" und insgeheim freute ich mich, dass ich schon am ersten Abend Matts Vorgaben erfüllt hatte, das Dinner zu Promozwecken zu nutzen. Über das Thema Musikaufnahmen, kamen wir zum Thema Filmmusik und irgendwie auch auf Harrys neuen Film zu sprechen. Da wurde mein Redeanteil aber wieder kleiner. Ich meine, wie kann bitte eine einzelne Person so talentiert sein und Schauspieler, Designer und auch noch Sänger sein - und mir den Brit Award wegschnappen?

Die Zeit verging auf jeden Fall super schnell und gegen 22:30 Uhr war es auch schon Zeit für das Dessert. Anders als früher bei meiner Familie gab es aber keinen großen Plum-Pudding, sondern David hatte für jeden einen eigenen kleinen vorbereitet. Dazu gab es die obligatorische Vanillesoße. Ob wohl jeder eine Silbermünze in seinem Dessert und damit die Option auf großes Glück hatte? Ich löffelte den Kuchen vorsichtig in mich hinein, schließlich wollte ich auf keine Münze beißen, und bat David noch nach einer zweiten Portion Vanillesoße. Die war wirklich lecker. Während James hauptsächlich mit der Kuchengabel aß, er schien die Vanillesoße wohl nicht so zu mögen wie ich, hielt Harry den Löffel genauso komisch wie schon bei der Vorspeise - mit abgespreiztem kleinen Finger. Und während er irgendwann wohl zu Wasser gewechselt war - David als Gastgeber trank sowieso fast die ganze Zeit schon Wasser -, waren James und ich schon bei unserem 4. Glas Spätburgunder. Obwohl ich eigentlich gar nicht so ein Fan von Wein war, musste ich David mal nach diesem fragen. Den konnte man gut trinken. Übrigens, niemand von uns hatte eine Silbermünze im Kuchen. Dabei hätte ich mich echt über ein bisschen Glück beim Kochen am Freitag gefreut.

Langsam neigte sich der Abend seinem Ende zu. Und ich gab es wirklich ungern zu, aber das Dinner war wirklich netter und lustiger gewesen, als ich dachte, das Kamerateam hatte ich auf jeden Fall schon lange vergessen. Und hey, ich kenne jetzt David Beckham persönlich. Das machte den Abend nochmal besser. James war zwar ein bisschen nervig, aber Harry nicht ganz so schlimm, wie bisher von mir angenommen. Zumindest solange er keine Löffel in der Hand hielt oder Pelzjacken trug. Wenn er jetzt in den nächsten Tagen noch weniger bunte Kleidung anzog, konnte man bestimmt gut mit ihm Spaß haben. Oder war das jetzt der Wein, der aus mir sprach?

Der Chefkameramann machte kurz auf sich aufmerksam. Wir wurden jetzt noch einzeln in den Nebenraum gebeten, um ein Statement zum Dinner abzugeben und David unsere finalen Punkte zu geben. Ich war als erster dran und verabschiedete mich schon mal von den anderen. Am Freitag würden wir uns ja schon wieder sehen.

„Louis, was sagst du zum heutigen Abend?"

„Also ähm, die Hauptspeise war wirklich super. Der Braten war ein Traum. Den könnte ich direkt noch einmal essen. Die Kastaniensuppe war nicht so mein Fall, aber ich mag eh nicht so gerne Suppen. Hingegen der Nachtisch war richtig, richtig gut. Ich muss gleich mal fragen, ob ich noch eine Portion mit nach Hause nehmen kann."

„Wie viele Punkte würdest du also für Davids Dinner vergeben?"

„Ich gebe David für die Vorspeise 1 Punkt, für das Hauptgericht 3 Punkte und für den Nachtisch ebenfalls 3 Punkte. Und weil es David ist, bekommt er noch einen Zusatzpunkt. Insgesamt vergebe ich also 8 von 10 Punkten."

„Danke Louis. Der Fahrer bringt dich jetzt gleich nach Hause. Übermorgen melden wir uns noch einmal bei dir wegen der Planung und Absprachen für Freitag."

Damit endete das erste Dinner und ich hatte noch keine Ahnung, was mich in den kommenden Tagen erwarten würde...


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