[Zwei]
,,Es gibt mehr Leute, die Kapitulieren, als solche, die scheitern"
Henry Ford
,,Elias!", schrie mich Frau Bohlters an. Ihre enorm laute, hohe und quietschige Stimme schaffte es immer wieder, dass mir die Ohren klingelten.
,,Ja Frau Bohlters?"
,,Du hast Ja gar keinen Rucksack mit!"
,,Und?"
,,Du solltest dir Notizen machen!" Es war eigentlich für mich nicht wichtig, mir etwas aufzuschreiben- ich hatte ein sehr gutes Gedächnis, jedoch hörte ich einfach nicht oft zu. Aber es stimmte, ich hatte keinen Rucksack mit. Außerdem sollte Frau Bohlters sich lieber hinsetzen und anschnallen; Wir waren auf dem Weg zum Moor und die Busfahrt war ziemlich holprig.
,,Ich kann mir alles merken", beteuerte ich.
,,Du würdest sogar deinen Kopf vergessen, wenn er nicht angewachsen wäre!", sie sah zu Ben, der neben mir saß und fragte ihn freundlich: ,, Ben? Magst Du bitte Deinem törichten Freund ein Blatt Papier und einen Stift geben? Elias besitzt sowas Ja nicht." Hatte ich schon erwähnt, dass Ben Frau Bohlters Lieblingsschüler- und ich der Hassschüler war? Am liebsten hätte ich ihr so gerne einen blöden Spruch vor den Kopf geklatscht, jedoch rief ich mir in Erinnerung, dass ich sie ja sowieso bald loswerden würde; In Eineinhalb Monaten hatte ich meinen Abschluss in der Tasche und würde auf eine Kunstschule gehen, der meine Noten egal waren. Wichtig war nur, wie oft ich unentschuldigt gefehlt hatte. Ben kramte in seiner Tasche und reichte mir einen Stift und ein Blatt. Als Frau Bohlters sich wieder auf ihren Platz gesetzt hatte, sah mich Ben ein wenig mitleidig an. Ich rollte nur mit den Augen.
,,Ich bin so froh, wenn wir sie los sind", sagte ich leise genug, sodass es nur Ben verstand. Er antwortete direkt mit einem schnellen Nicken. Keiner von uns beiden sprach sonderlich viel- vielleicht war das teilweise auch besser so.
,,Voll schade, dass Paul nicht mitkommen konnte", brach Ben dann die Stille. Wobei man das ja nicht wirklich Stille nennen konnte. Wie bereits erwähnt; es war sehr holprig und ziemlich laut im Bus. Ich ließ das einfach unkommentiert. Paul war genau das Gegenteil von Ben und mir; Er war laut und sprach sehr viel. Er konnte Minutenlang ununterbrochen reden. Ohne Luft zu holen. Und teilweise ging mir das echt auf die Nerven. Aber deswegen glaubte ich, dass dieser Ausflug, für den wir ein paar Stündchen mit einem Bus gefahren sind, enorm langweilig werden würde. Ohne Paul war es meistens langweilig. Paul hatte sehr viel Humor, deutlich mehr als Ben und ich. Vorallem derzeit. Meine Eltern waren gerade im Begriff sich zu trennen. Ich hatte die Anspannung schon gespürt, bevor sie es mir erzählt hatten.
,,Alles Aussteigen!", rief Frau Bohlters. Sie sprach laut genug, dass sie kein Mikro brauchte- das hatte der Busfahrer auch bemerkt, als sie, während der Fahrt, mit ihm sprach. Es war laut genug, dass wir es- trotzdessen, dass wir hinten saßen- Wort für Wort verstanden hatten. Alle nacheinander stiegen wir aus. Natürlich hatte ich den Zettel und den Stift im Bus vergessen. Es bildeten sich kleine Gruppen; die Standartgruppen. Ben und ich standen bei der Masse. Wir waren ziemlich beliebt- das hieß nicht, dass wir unbedingt mit den Beliebten rumhängen wollten. Rückblickend betrachtet, war es auch wirklich gut, dass -als es hieß, wir sollten uns in Gruppen aufteilen- nur Ben und ich zusammen gelaufen sind. Auch, wenn wir wussten, dass wir mindestens zu Dritt sein sollten. Das war uns aber herzlichst egal.
,,Passt auf, dass ihr nicht versinkt! Holt Hilfe, wenn ihr doch einsacken solltet! Wir treffen uns in zwei Stunden wieder hier!" Allgemeines Nicken. ,,Gut."
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