Meer

Das Meer ist groß und wechselhaft.

Mal stürmisch,

mal ruhig.

Ich kann ihm ohne Probleme vertrauen.

Er hört mir zu und verrät niemandem etwas.

Nur antworten kann es nicht.


Ich gehe langsam ins Wasser.

Es ist kalt,

aber das stört mich nicht.

Das Wasser geht mir jetzt bis zum Hals.

Ich stoße mich vom Grund ab

und tauche kurz ab,

in die tiefe, kühle Stille des Meeres.


Ich schwimme und tauche so lange,

bis meine Arme und Beine ganz taub sind.

Am Strand ist niemand.

Wieso auch?
Es ist ein kalter und trüber Tag.

Ich bin gerne alleine am Meer,

denn dann redet es mit mir.


Ich gehe den Strand entlang zu meinem Haus.

Der Wind zerrt an meinen Haaren.

Es ist kalt, aber ich spüre es nicht.

Ich schließe die Tür auf und schalte den Wasserlocher an.

Nur wenige Meter vor der Tür weint das Meer.


Ich schlafe immer mit offenem Fenster.

Das Meer summt mir ein Schlaflied vor.

Leise, aber es singt.

Es erzählt Geschichten

aus der Vergangenheit

und singt längst vergessene Lieder.

Niemand kann es hören.

Niemand, außer mir.


Es ist dunkel, als ich aufwache.

Es regnet.

Schnell schließe ich das Fenster.

Das Meer tobt.

Laut schreit es seine Wut hinaus.

Der Wind pfeift ums Haus.

Ich weiß, dass ich es jetzt besser in Ruhe lassen sollte.

Wenn es wütend ist,

ist es sehr beängstigend.


Drei Tage.

Seit drei Tagen wütet das Meer.

Ich will rausrenne,

versuchen es zu beruhigen,

aber das kann ich nicht.

Niemand kann das.

Nicht einmal ich.

Und die, die es versuchen,

werden von ihm verschlungen.


Endlich.

Endlich hat es sich beruhigt.

Ich laufe raus und fahre mit dem Boot weit hinaus,

aufs offene Meer.

Jetzt ist es ganz ruhig.

Die Oberfläche ist glatt,

wie ein Spiegel.

Ich lächle,

als ich in dieses Portal

zu einer anderen Welt springe.


Stundenlang bin ich über die Riffe getaucht.

Beobachtete die Fische.

Wie gern ich mit ihnen

ohne Sorgen durch die Algen und Anemonen schwimmen möchte.

Wie gern ich Kiemen statt Lungen hätte.

Wie gern ich ein Teil des Meeres wäre.

Wie gern ich...


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