Januar| Ich schleiche Tanja hinterher, Lukas schleicht mir hinterher ... Logik?
Wieso verschwand Tanja, wo doch alle beim Essen waren?!
War sie krank?
Ich meine, schon gestern hatte sie nichts essen wollen, und das war wirklich seltsam. Die Celli konnten super kochen, normalerweise nahm Tanja sich immer doppelt so viel wie die anderen!
"Mist." murmelte ich, als mir die Erkenntnis kam, dass der Zettel doch etwas wahres an sich hatte. So seltsam die beiden Mädchen auch gewesen waren, sie hatten recht behalten.
Essen gehen, oder nach Tanja sehen?
Keine schwierige Entscheidung.
Natürlich Essen -Äh- Tanja!
Ich folgte ihrer immer dunkler werdenden Silhouette, und versuchte dabei, so unauffällig wie möglich zu sein.
Es war keine Spionage.
Irgendetwas stimmte mit Tanja nicht, und das betraf auch mich.
Wir waren Freunde.
Schließlich schien sie stehen zu bleiben, um sich umzusehen. Hinter ihr tauchte eine weitere Person auf - groß und stämmig. Sie hätte männlich sein können, aber heutzutage weiß man ja nie. Es gibt auch große und stämmige Frauen.
"Niemand hat dich gesehen, Tanja?"
(Okay, vergesst, was ich gesagt habe, die Stimme gehörte eindeutig einem männlichen Wesen)
"N-nein."
Ich merkte, dass Tanjas Stimme zitterte. Sie hatte Angst vor der Person, die vor ihr stand! Aber...Wer war es?
"Gut. Das nächste mal wirst du nicht kneifen. Denkst du, ich nehme dir die Lüge ab, dass die Tür geklemmt hat? Nein! Der Schlüssel war weg, Tanja. Und das nächste mal wirst du mithelfen, klar?"
"J-ja, Vater."
Wie betäubt lehnte ich mich gegen die Wand.
Lukas hatte mir beim campen erzählt, dass Bruno die Kabine abgefackelt hätte. Das war auch die einzige Information gewesen, welche Lukas wusste.
Allerdings war das wohl doch nicht alles.
Tanja wurde von ihrem eigenen Vater bedroht!
Das war doch wirklich die Höhe.
Plötzlich ratterte es, und mir entwich ein leiser Schrei. Die Bühne wurde gerade abgebaut, und ich befand mich direkt darunter.
Oh-oh...
"Warte. Sicher, dass die niemand gefolgt ist, Tanja?" erklang Brunos Stimme.
"N-nein, Vater."
"Du weißt - wenn du mich wieder anlügst, hole ich den anderen. Und er wird nicht so nachsichtig sein, wie ich."
"J-ja..."
"Hör auf, immer so rum zu stottern! Du weißt..."
Es ratterte erneut.
Ich nutzte die Gelegenheit, um aus diesem Szenario heraus zu kommen. Wenn man mich entdeckte, würde ich definitiv keine Einladung zum Kaffee-Kränzchen bekommen.
"Argh!"
Ohne jegliche Vorwarnung stieß ich mit einer Person zusammen. Mein Instinkt sagte mir, die Person K.O zu schlagen, doch mein Bauchgefühl verriet mir, dass die Person harmlos war.
Ich hörte auf meinen Instinkt.
Leider.
"Aua, Mia! Wieso machst du das?!"
Moment mal, die Stimme kam mir bekannt vor...
"Lukas!" seufzte ich, und ließ ihn los. "Ich dachte, du wärst jemand - "
Er legte einen Finger auf seine Lippen, und deutete an, leise zu sein. Keinen Sekunde zu spät, denn im nächsten Moment rannten zwei Personen, offensichtlich sehr gehetzt, an uns vorbei.
Zum Glück, ohne uns zu bemerken.
"Lukas, was machst du denn hier?" flüsterte ich verwirrt, und lief in Richtung Ausgang. Schließlich wollte ich nicht unter der Bühne begraben werden.
"Mia, was machst du denn hier?"
"Ich hab zuerst gefragt." entgegnete ich.
"Na gut." Lukas seufzte resigniert. "Ich bin dir hinterhergelaufen. Und du?"
"Ich bin Tanja hinterhergelaufen."
Ein Schweigen entstand.
Schließlich war es Lukas, der das Schweigen brach. "Du hast alles gehört, oder?"
"Jap." gab ich zu. "Wusstest du davon? Dass Bruno Tanja bedroht?"
Er schüttelte den Kopf, und öffnete die Holztür des Bühneneingangs. "Deine Eltern sind auch da, Anni ist bei ihnen. Kommst du?"
"Ja, klar." erwiderte ich.
Dieses mal folgte ich ihm.
Auf dem Platz war die Hölle los. Nicht wortwörtlich gemeint, aber irgendwie schon. Überall liefen Leute in Uniformen herum, schenkten Getränke ein, und verteilten Essen.
"Guten Abend, meine Damen und Herren!" ertönte eine laute Mikrofon-Stimme, und ließ alle kurz zusammenschrecken. "Mein Name lautet Kassandra, ich bin Leiterin von Care, und heiße alle somit herzlich willkommen!"
Lauter Applaus ertönte.
"Erst einmal, einen herzlichen Dank an die Schülerinnen, und Schüler des MIC, für das wundervolle Programm!" fuhr Kassandra fort. "In ein paar Minuten wird das neue Jahr beginnen! Wir haben ein Feuerwerk vorbereitet, welches komplett umweltfreundlich ist."
"Wer's glaubt..." murmelte Anni, welche vor kurzen dazugekommen war.
"Ich gehe zu meinen Vätern." kündigte ich an, und hielt nach zwei Silhouetten Ausschau. Kurz darauf hatte ich sie gefunden.
"Mia!" rief Jonah freudig überrascht, und umarmte mich. "Geht's dir gut?"
Ich nickte, und ließ ihn los. "Jap."
"Dein Horn-Solo war super!" lobte Ben, und gab mir einen high-five. "Wer war der gut aussehende Typ neben dir?"
"Uff." murmelte ich, und wurde definitiv NICHT rot. "Meintest du den Typen links oder rechts von mir?"
"Na..." Ben grinste. "Der Typ, zu dem du so oft rüber geguckt hast!"
"Ähm...Lukas?" fragte ich zweifelnd. "Und ich habe kaum zu ihm rüber geguckt."
"Neein, gar nicht!" riefen beide, und lachten. "Macht es dir immer noch Spaß an dem Internat?"
"Ja, sehr." antwortete ich, und lächelte. Das tat es wirklich. Abgesehen davon, dass der Rektor ein Arschloch war.
Der Abend verlief ohne weitere gruselige Ereignisse, doch in meinem Kopf schwirrte immer noch die Szene herum, in der Bruno seiner Tochter gedroht hatte.
Du weißt - wenn du mich wieder anlügst, hole ich den anderen. Und er wird nicht so nachsichtig sein, wie ich.
Es war einfach seltsam.
Wer war der andere?
Und wieso hatte Tanja angeblich gelogen?
"Zu viele Fragen, zu wenig Antworten." ertönte plötzlich eine Stimme, und ich zuckte zusammen.
"Anni?"
"Jap." erwiderte sie. "Aber ich weiß, wo wir uns Antworten holen können."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top