Dezember| Wir spielen das dümmste Spiel aller Zeiten
"Verdammt! Ich hab die Marshmallows vergessen!" rief Anton laut, und ließ dabei einen Schwall Flüche aus. "Kann jemand die hören -äh- holen?"
"Kein Problem." erwiderte Roland, welcher schon sein Zelt aufgebaut hatte. "Ich kann gehen." Er war schon wieder ziemlich fit, dank Hugos Heilkünsten - Oh, wieder eine Alliteration!
Das könnte ein Laden werden...-Hugos Heilkünste aka HH-Buchen sie jetzt!
Okay, ich lenke vom Thema ab, schließlich seid ihr nicht dazu da, damit ich euch mit irgendeinem Scheiß voll labere.
"Vergiss es." sagte Elias bestimmt. "Ich komme mit."
Oha, Beschützer-instiknkt?
Wir anderen sahen uns an, und ich glaubte ein Grinsen auf Alexs Gesicht zu sehen. Moment, seit wann grinste Alex?!
"Vergesst es." sagte Anton, und ahmte dabei Elias' Stimme nach. "Ich -äh- Nein, Jakob kommt mit."
"Och Mann." murrte Jakob, doch sogar er grinste. Und zwar über den Gesichtsausdruck von Elias und Roland.
"Anton, du Date-Zerstörer!" sagte Elias gespielt beleidigt, und ging mit Roland und Jakob zur Küche.
Natürlich nicht, um dort Marshmallows zu stehlen.
Gar nicht. (zwinker, zwinker)
"Was hat Jakob denn für eine Fähigkeit?" fragte ich Lukas. Er half mir netterweise beim Zelt aufbauen...
Okay.
Ich gebe es zu.
Eigentlich nicht aus freiem Willen, Anton hatte mit Marshmallow-Entzug gedroht, aber was solls.
"Erdbeben. Anton hat er erzählt, am Anfang konnte er seine Kräfte gar nicht kontrollieren, und habe ständig Erdbeben ausgelöst." meinte Lukas, während er einen Hering befestigte.
Hering-nicht-aus-dem-Meer, wohlgemerkt.
"Ich hab sie!" rief Jakob. "Frisch aus der Küche geklaut, äh, geholt."
Wir lachten, und nahmen die prall gefüllten Marshmallow-Tüten entgegen. "Spielen wir WOP?" fragte Lukas, und grinste. Er grinste gefühlt immer. Also meistens-immer.
"Was ist das?" fragte ich ihn stirnrunzelnd.
"WOP?"
"Ja."
"Ich habe ehrlich gesagt auch keine Ahnung, was das ist." gab Anton zu. "Lukas, würdest du die Freundlichkeit besitzen, uns aufzuklären?"
"Natürlich, denn ich bin der große Komponist Lud - "
"Erklär einfach!" unterbrach Elias, und setzte sich an das kleine Lagerfeuer, welches Anton vor kurzem erschaffen hatte. "Marshmallows?" bot er an.
"Also, WOP ist ein Spiel von den Erdmännchen." begann Lukas. "Das steht für 'Wahrheit Oder Pflicht' und - "
Wieder wurde er unterbrochen, dieses mal von Jakob. "Das kennen wir alle."
"Ach so..." erwiderte Lukas, sichtlich enttäuscht. "Na dann ... Spielen wir?"
"Ja, klar..." sagte Anton, doch ich sah seinen besorgten Blick auf Alex ruhen. "Aber mit überspringen."
"Alles klar." meinte Lukas. "Hast du ne Flasche?"
"Genau; Lukas." grinste Roland, und der Angesprochene boxte ihm gespielt beleidigt in die Seite.
"Wer dreht?"
"Ich." Lukas, war ja klar.
Er ließ die Flasche mit Schwung um sich selbst drehen, und wir beobachteten gespannt, was passieren würde.
"Oh nein." seufzte Anton.
Tja.
"Ich frage, ich frage!" rief Lukas wie ein kleines aufgeregtes Kind, und hüpfte auf und ab.
"Achtung." warnte Jakob. "Marshmallow fällt gleich runter."
"Wahrheit oder Pflicht?"
"Wahrheit."
Lukas fing sich wieder, und beugte sich total übertrieben zu Anton vor. "Hast du eine Freundin?" fragte er mit schelmischen Grinsen.
"Oh Mann, Alter!" seufzte Anton, und verdrehte die Augen. "Ich bin schwul! Wie soll ich da eine Freundin haben?"
"Und einen Freund?" hakte Elias nach.
"Ja." erwiderte Anton, und ich konnte sehen, wie sein Gesicht eine leicht rötliche Farbe angenommen hatte. "Ich bin in einem Jahr mit Schule fertig, dann wollen wir..."
"...zusammen wohnen!?" beendete ich.
"Nee." korrigierte er. "Zusammen reisen."
"Wohin?"
"Zu den Pinguin-Inseln."
"Wow." staunte ich. "Das ist aber ganz am anderen Ende von Callisto."
"Und soo groß ist seine Liebe." Lukas seufzte theatralisch, und bekam dafür eine Kopfnuss von Anton.
Armer Herr van Beethoven.
"Ich drehe dann jetzt." verkündete Anton, und ließ die Flasche in der Mitte herumwirbeln.
"Verdammt." fluchte ... Na wer wohl? "Wahrheit oder Pflicht?"
Nach langem Überlegen entschied Lukas sich für die Wahrheit.
"Pech." Ein leicht schadenfroher Gesichtsausdruck schlich sich in Antons Gesicht. "Was findest du an der Person links von dir besonders schön?"
Ach du kacke.
Und wer war wohl die Person links von ihm?
Pech.
Pech.
Pech.
"Ähm...Links?" murmelte Lukas, und fuhr sich, definitiv nervös, durch die Haare. "Also...Alex?"
"Nope, Bro." meinte Anton, und sein Grinsen wurde noch ein Stück breiter. "Das andere Links."
"Äh...Mia?" stotterte Lukas. "Also...Die Augen."
"Uhhhh." sagten die anderen grinsend, und Lukas war noch röter geworden, wenn das überhaupt möglich war.
Ich nicht.
Gar nicht.
"Das heißt - " begann Roland. "Du schaust Mia so tief in die Augen?"
Ich musste grinsen.
Die Jungs waren ja schlimmer als eine Verschwörungstheorie-Gruppe.
"Egal." unterbrach ich das Gelächter.
Womöglich war ich jetzt auch schon rot.
"Ich drehe." bestimmte ich, und ließ die Flasche wieder herumwirbeln.
"Oh nein!" sagte Roland, der bis vor kurzem noch gestichelt hatte.
"Wahrheit oder Pflicht?" fragte ich ihn.
"Pflicht."
Aufgeregt grinste Lukas ihn an. "Darf ich? Ja? Ja? Bitee!"
Schulterzuckend erlaubten wir es ihm.
"Küss deinen Nachbar." verkündete Lukas.
"Mann Lukas!" rief Anton kopfschüttelnd. "Das ist so was von eine Aufgabe, die ein Mädchen stellen würde."
"Na und." verteidigte er sich. "Roland und Elias sind so süß!"
Äh - genau.
Weiteres wollt ihr bestimmt nicht wissen, denke ich.
Wir spielten noch ein paar Runden, ehe wir in unsere jeweiligen Zelte gingen. Es war schon tief in der Nacht, und ich fragte mich, wieso nicht wenigstens Bruno von all dem Wind bekam.
Wir hatten laut gespielt, ein Lagerfeuer entfacht, und bis tief in die Nacht Marshmallows gegrillt - und er hatte nichts, wirklich gar nichts mitbekommen?!
Seltsam.
"Lichter aus! Gute Nacht!" rief Anton, und löschte selber sein Taschenlampen-licht, doch ich konnte nicht einschlafen.
Zum einen, weil ich alleine im Zelt war.
Ich hätte doch lieber mit jemand anderem zusammen in einem Zelt gepennt, denn von dem Schulgebäude hörte ich Schreie - wütende Schreie eines Mannes. Außerdem noch getrommel, wie als ob jemand auf der Tür herum hämmerte.
"Du kleines Miststück! Hol mich raus, oder du wirst es bereuen! Mach SOFORT die Tür auf!!!"
Oha-oh.
Die Stimme kam definitiv vom Schulgebäude - aber wer war um diese Zeit noch wach?
"Ach du kacke." murmelte ich, und stieg aus meinem Bett. Draußen herrschte eiseskälte, doch viel davon spürte ich nicht. Dafür war meine Anspannung und Aufregung zu groß.
"Hallo?" fragte ich, und versuchte, auf das Schulgebäude zu zu rennen, doch plötzlich hielt mich ein Arm von hinten fest.
Mein erster Gedanke?
Nach hinten schlagen. Mich wehren. Irgendetwas tun.
Doch (bescheuerterweise) blieb ich nur vor Schreck stehen, und fragte "Wer?"
Eine Stille entstand, und ich drehte mich langsam um ...
Cliffhanger?
Nein?
Ich weiß, ich bin gemein.
Okay, dieses mal nicht.
"Shit!" entfuhr mir laut, und derjenige hielt schnell die Hand vor meinen Mund. "Lukas?"
"Äh...ja." erwiderte er, und ließ mich los.
"Was machst du hier? Da ist jemand, das ist - "
"Nichts." sagte er, und ließ sich auf das Gras sinken. Natürlich nicht, ohne mich mit runter zu ziehen. "Das ist ... schwierig. Manchmal ist es besser, Dinge nicht zu wissen."
"Aber ich will es wissen! Darum ging es doch, heute Abend, oder nicht?"
"Hast du gelauscht?"
Eine peinliche Stille entstand.
Schließlich öffnete ich den Mund, um etwas zu erwidern, doch Lukas hinderte mich daran. "Ich erzähls dir. Aber nur bestimmt Leute wissen es."
"Wer?"
"Die Hörner alle. Wegen ihrer Fähigkeiten. Sonst aber nur Tanja, Anni, und ich, vermutlich." zählte er auf.
"Erzähl."
Im Nachhinein hätte ich doch gewünscht, es nicht gewusst zu haben.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top