April | Von High-Tec-Jets und Piloten-Geigern
"Sie ist einfach nur müde, Okay? Du musst dich nicht so aufregen, Bro..."
Als ich die Augen öffnete, war meine Umgebung unverändert. Mit Ausnahme davon, dass Elias und Lukas sich mit todesartigen Blicken anfunkelten. Oder vielleicht lächelten sie auch? Meine Sicht war noch ein wenig verschwommen...
"Leute." murmelte ich. "Wieso..."
"Mia! Du bist wach!" rief Alex mit ungewöhnlich lauter Stimme. "Tut mir leid, ich hab wohl irgendetwas falsch gemacht...Vielleicht war ich zu nah dran..."
Lukas schaute mir besorgt ins Gesicht. "Mia? Du bist einfach so umgefallen...Und hast für 20 Minuten so komische Geräusche von dir gegeben..."
"Sie hat geschnarcht, okay?" wandte Jakob grinsend ein. "Komm mal wieder runter, Lukas. Du bist grad im überfürsorglichen-Boyfriend-Modus."
"Ich schnarche nicht!" sagte ich empört, und richtete mich auf. "Außerdem geht's mir gut. Gebt mir nur kurz Zeit, um aufzuwachen..."
Lukas' haselnussbraunen Augen waren voller Besorgnis, dass es mir schon fast leid tat. "Wirklich. Ich bin gleich wieder wach..." Ein Gähnen kam aus meinem Mund. "Gleich."
"Naja, also..." sagte Roland seufzend. "Mein Liebster scheint die Armbänder wohl nicht ganz so gebaut zu haben, wie sie eigentlich gehören. Bei längerem Gebrauch gehen sie...kaputt..."
Alex seufzte. "Stellt sich heraus, dass ich bei Holos die Stimme hören kann. Das heißt, Mia hätte eigentlich gar nicht mitkommen müssen..."
"Na toll..." sagte ich entgeistert, "Also bin ich total umsonst mitgekommen und eingeschlafen...Ich hoffe, du hast schon mal alles erzählt?" fragte ich an Alex gewandt.
Dieser nickte. "Obwohl ich nicht alles so genau verstehen konnte. Erstmal hat Simone über irgendwelche Einkäufe geredet, aber dann..." Alex zuckte mit den Schultern. "Vermutlich ist es viel komplexer als wir dachten?"
"Also erstmal...Wer ist Esmeralda? Und Niki? Und wer ist seine Tochter?" fragte ich in die Runde. Doch als ich die Gesichter meiner Freunde sah, wurde mir klar, dass sie die Antworten auf meine Fragen genau so wenig wussten wie ich.
Simones Worte schwebten in meinem Kopf herum, zusammen mit den bisherigen Ereignissen. Das Ganze war wie ein Puzzle, auf das ich eigentlich die Antwort wissen sollte. Doch aus irgendeinem Grund wollten sich die einzelnen Teile nicht zu einem Gesamtbild zusammenfügen lassen.
"Vielleicht frag ich Simone einfach selber...", murmelte ich halb zu mir selbst. Lukas drehte so abrupt den Kopf in meine Richtung, sodass ich es knacksen hörte. Er musste wohl ziemlich verspannt sein.
"Hm...Eher nicht, würde ich sagen. Sonst kriegen wir vielleicht noch Hausarrest von Simone. Oder schlimmer..." widersprach Roland. Mich ärgerte, dass ich im inneren zugab, dass er recht hatte.
Ich stütze meinen Kopf in den Nacken, und atmete tief aus. Roland hatte recht. In dieser Situation konnte Simone uns nicht weiterhelfen, und so sehr ich ihr auch vertraute, sie würde nur sagen, dass wir uns nicht in Gefahr begeben sollten.
"In Ordnung." sagte ich nach kurzen Überlegen. "Dann machen wir das alleine."
Die anderen starrten mich an, als ob ich ein Geist wäre. Und ehrlich, das war ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Hoffentlich würde das auch so bleiben, wenigstens für ein paar Jahre.
Ich musste grinsen, als ich die Fassungslosigkeit in Lukas' Gesicht sah. "Was? Sonst bist du doch immer der Regelbrecher, oder nicht?"
"Eigentlich schon..." erwiderte er vorsichtig. "Aber dieses mal..." Sein Gesichtsausdruck war ein wenig gequält, als ob er sich nicht zwischen Tanja-retten und alle-in-Sicherheit-wissen entscheiden könnte. Schließlich zuckte er ratlos mit den Schultern; "Alles klar...Aber woher sollen wir wissen, dass Tanja dann auf unserer Seite sein wird?"
"Ist das dein Ernst?!?" entgegnete ich. "Du kennst Tanja doch schon viel länger als ich. Und trotzdem meinst du, sie wäre auf der Seite von Care?"
Anton hob beschwichtigend die Arme: "Wenn wir hier rumdiskutieren, bringt das niemandem etwas. Wir werden für diese eine Sache einfach mal naiv sein, und glauben, dass Tanja mit uns ist. In Ordnung?"
Ich nickte, und warf Lukas dabei einen Blick zu. Er schien auch einigermaßen einverstanden zu sein, also lief ich zu meinem Hornkasten rüber, und packte das Instrument aus. "Ich weiß zwar nicht, ob das klappen wird - " sagte ich, während ich das Mundstück anschraubte, " - aber ein Versuch ist es wert."
Da von den anderen nur ratlose Blicke entgegen kamen, setzte ich einfach das Horn an, und entlockte dem goldenen Instrument ein klingendes A. Der zusätzliche Adrenalinkick half mir dabei, die sieben Personen mit zu teleportieren.
Nach dem der bunte Wirbel aus Farben verschwunden war, verspürte ich nur ein leichtes Schwindelgefühl, welches sich jedoch nach ein paar Sekunden legte. Ein Blick durch die Umgebung ließ mich wissen, dass es funktioniert hatte.
"Wo sind wir?" fragte Jakob. "Ich dachte, Kassandra hat gesagt, dass du das Schulgelände nicht verlassen darfst? Dass sie sonst Tanja umbringen wird oder so?"
"Wir haben das Schulgelände auch nicht verlassen." entgegnete ich mit einem kleinen Lächeln. "Wir sind unter der Schule. Ich hab uns intuitiv zu einem Ort teleportiert, der uns helfen kann."
Anton nickte anerkennend. "Also wenn du uns noch erklären könntest, wie dieser Ort uns helfen kann...?"
Ich ließ meinen Blick abermals durch die Umgebung schweifen, und sah einen weißen Jet in der Ecke stehen. Daneben ein weiterer Stellplatz, allerdings ohne das Gefährt. "Simone muss wohl einen Jet genommen haben." schlussfolgerte ich, "Also könnten wir auch einen nehmen."
"Ähm...Hast du eine Ahnung wie man so einen Jet steuert?" fragte Roland, "Und werden wir nicht getrackt? Kass hat gemeint, dass sie immer weiß, wo wir sind."
Elias verdrehte die Augen; "Nichts ist unmöglich, mein Lieber. Außerdem wird man uns nicht mehr tracken können, wenn unsere Holos hierbleiben. Schließlich haben wir nie einen Chip eingepflanzt bekommen."
Ich musste plötzlich grinsen.
"Wieso teleportieren wir uns eigentlich nicht einfach komplett zu Tanja? Ich meine, das wäre doch am einfachsten, oder nicht?" warf Lukas ein. Alex, welcher bisher noch nicht viel gesagt hatte, begann nun zu sprechen; "Also, erstens wissen wir die genaue Location von Tanja nicht. Und zweitens ist das zu riskant - Anscheinend werden wir ja geradezu erwartet. Und ein Jet ist wahrscheinlich das, was Kassandra am wenigsten erwarten wird. Überraschungseffekt, weißt du?"
"Alex hat recht." stimmte Elias zu. "Das wissen wir alle. Also erstmal Holos hierlassen, und dann von einem unabhängigen Gerät aus Tanja tracken. Vielleicht finden wir ja jemanden, der fliegen kann?"
Das Horn in meiner Hand wurde langsam kalt. Wenn wir nicht bald eine Lösung finden würden, dann könnte es womöglich zu spät sein. Ich zwang meinen Kopf dazu, schneller zu denken.
"Erstmal den Jet." meinte Anton; "Wir müssen schauen, ob er überhaupt flugfähig ist."
Wir liefen gemeinsam auf das schneeweiße Gefährt zu. Die glatte Oberfläche des Jets war aerodynamisch gebaut, sodass es wahrscheinlich eine unglaubliche Höchstgeschwindigkeit drauf hatte.
"Bitte bestätigen Sie ihre Identität" ertönte eine monotone Stimme, als Elias über die Tür strich.
Lukas blickte ratlos in die Runde. "Also Fingerabdruck? Oder Handabdruck?"
"Wird nicht klappen," erwiderte Elias, und fummelte ein bisschen an seiner Holo herum. Kurz darauf klappte abermals das holografische Keyboard auf, und er begann ein paar Befehle einzutippen. "Denn - das funktioniert nur für einen Handabdruck für einen der Befugten."
Wir warteten ein paar weitere Minuten, und schließlich glitt die Tür des Jets lautlos auf. "Geschafft," Elias nickte zufrieden, "Seht ihr? Nichts ist unmöglich."
"Jaja." sagte Roland. "Ich weiß."
Wir traten ein, und sahen uns um. Im Cockpit waren mehrere Displays, welche in einem hellen Blau blinkten. Die Inneneinrichtung war schlicht, aber elegant. An den Wänden waren runde große Fenster zu sehen, wo man vermutlich einen guten Blick auf die Landschaft draußen haben würde.
"Jemand eine Ahnung, wie man das steuert?" fragte Anton. "Ich hatte mal vor, den Pilotenschein zu machen, aber hab es dann doch gelassen...Jetzt bereue ich es irgendwie."
Ich schüttelte ratlos den Kopf; "Ich hab nicht die geringste Ahnung..."
"Aber ich vielleicht." ertönte eine Stimme, welche definitiv nicht von einem Jungen stammte.
Ich wirbelte herum, und der Anblick ließ meine Kinnlade herunterklappen. Wie hatte sie es geschafft, uns bis hierher zu folgen?
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