Kapitel 4

Ich drehte mich nun mit dem ganzem Körper zu ihm um, nachdem ich endlich den Sinn seiner Worte verstanden hatte.
"Hi, Arthur James Nightley." Grinste ich. Was ein hübscher altmodischer Name. "Ich bin Melissa Dévérot. Aber nenn mich einfach Meggy."
"Ich bitte um Verzeihung Miss, doch es geziehmt sich nicht in unserer Geselschaft ein junges Fräulein beim Vornamen zu nennen." Der Typ hatte eindeutig nicht mehr alle Latten am Zaun!
"Was geht denn jetzt mit dir? Kann es vielleicht sein das du irgendwie hängen geblie...- geistig behindert bist?"

Wieder lachte er rau auf. Leicht gestört ist der auch, oder?
"Sie scheinen mir eine außergewöhnliche Ausdrucksweiße zu gebrauchen, Miss Dévérot." Ich spürte wie ich leicht rot wurde. "Eigentlich werde ich eher höflich als außergewöhnlich bezeichnet. Von meinen Lehrern jedenfalls." Betreten schaute ich zu Boden, teils auch um die röte auf meinen Wangen zu verstecken.

Nun trat ein überraschter Ausdruck auf das Gesicht meines Gegenübers. "Ihre Familie besitzt genügend Geld um es ihnen zu ermöglichen eine der teuren Bildungsanstalten zu besuchen?"
"Nee, is nur ne öffentliche Schule." Winkte ich ab und überlegte kurz. "Ich muss sogar hinlaufen!" Sein überraschter Ausdruck wechselte nun, mal wieder, zu verwirrtheit. "Besitzen sie keine Pferde oder eine Kutsche?"
Dieses mal war ich diejenige die lachte. "Nein, meine Mum hat ne Allergie, sonst hätten wir bestimmt nen ganzen Stall voll mit Pferden!" "Wie bitte, Miss?" Er blickte mich irritiert an. Ich wollte im grade beichten das meine Aussage sarkastisch gemeint war, als das Pferd einen röchelnden schmerzenslaut von sich gab.
"Warum lasst ihr das arme Tier nicht einfach einschläfern? Es quält sich nur  noch unnötigerweise." Ich warf dem großen Lebewesen einen mitleidigen Blick zu.

"Einschläfern? Was ein merkwürdiges Wort. Hätten wir auf unserem Hofe ein Gewehr würd, ich ihm den Gnadenschuss geben um sein Leid zu beenden. Doch für solch einen Luxus, steht unserem Hause nicht das Geld zur Verfügung. Wir sind gezwungen auf den Tierartzt und sein Urteil zu warten."
"Na super, bis der mal hier ankommt, ist das Pferd bestimmt schon gestorben. Jedenfalls wenn der unbedingt bis hier hin reiten muss, so wie ihr werter Herr Papa. Habt ihr denn kein Auto? Die gibts ja auch schon ewig!"

"Auto? Nennt man so die Kutsch' bei euch daheim? Sie verwenden einige ungewöhnliche Ausdrücke!"
"Mannoman, man könnte fast schon meinen ihr lebt im 18. Jahrhundert!"
Jetzt sah mich der liebe Mr. Nightley an als wäre ich geisteskrank. "Miss Dévérot? Vergaßen sie das heutige Datum?"

"Ähhh... nee? Obwohl..." Ich dachte noch einmal scharf nach. "Ja doch hab ich vergessen, dumm von mir ich weiß."
"Der heutige Tag ist der 14. März 1795."
Ich blickte Arthur mit großen Augen an. Jetzt war es wohl umgekehrt und ich war die verwirrte. "Nee, das kommt nicht so ganz hin. Versuch lieber nicht mich zu ärgern, das mag ich nämlich so gar nicht. Das Jahr hab ich mir schon noch gemerkt. 2016. Ihr seit ja wahrscheinlich doch nur solche Leute die noch so leben wie es früher üblich war. Arnisch? Oder Armisch? Oder wie genau hießen die nochmal?"

"2016?" Seine Augen wurden plötzlich schmal und wachsam, wobei im Kontrast dazu ebenfalls erbleichte. "Sie sind eine Zauberin, eine Hexe!"
"Hmm, also an Halloween bin ich ein paar mal als Hexe verkleidet gewesen, aber das hab ich mittlerweile aufgegeben war nicht so ganz mein Ding. Ansonsten bin ich einfach nur ein normales Mädchen. Versprochen!"
"Und wie erklären sie das?" Arthur zeigte auf meinen Arm, beziehungsweise auf die Jacke die ich über meinem Top trug. Und ja, ich trage Tops im Winter! Ist halt einfach bequem und außerdem war ich nicht besonders kälteempfindlich.

"Das mein Lieber, ist eine Jacke." Erklärte ich in dem Ton, in dem ich auch der 4 Jährigen Tochter meiner Tante erklärte, das sie das kleine Teelicht auf dem Tisch nicht aufessen durfte.
"Ich bezog mich auf das Teufelsmahl! Es war zu erkennen als ihr Anorak verrutschte." Teufelsmahl? Ich war vielleicht kein unschuldiges Lämmchen, aber vom Teufel besessen war ich auf keinen Fall. Ich wusste ja nicht mal wie dieses Teufelsmahl aussehen sollte!

Um endlich herauszufinden wovon er sprach zog ich die Jacke ein Stück zurück und erblickte auf meinem Arm die kreisrunde Narbe die von meiner kürzlichen Pockenimpfung zurückgeblieben war. Ich verrollte die Augen über diesen durchgeknallten Typen und wollte grade ansetzen ihm zu erklären das diese Narbe kein dämliches Teufelsmahl war, als der auf dem Boden liegende Thor mich mal wieder mit einem lauten Geräusch unterbrach.

Mein Blick schoss zu dem Pferd und ich musste beobachten wie es unkontrolliert zuckte. Seine Augen blickten panisch durch die geräumige Scheune, wobei sie immer wieder bei Arthur und mir hängen blieben. Es war als wollte es sagen: 'Helft mir doch ich schaff das nicht allein!'
Ich musste einmal schlucken bevor ich wieder ansetzte zu reden, denn mein nächster Vorschlag war alles andere als angenehm.
"Ein Messer habt ihr aber doch bestimmt, oder? Das arme Tier hat es nicht verdient zu leiden, es guckt so als wollte es einfach nur erlöst werden."
"Mit einem Messer treffe ich nicht zielgerichtet genug um seinem Leben abprubt ein Ende zu setzen. Wir sind verdammt dazu zu warten und müssen Thor vorerst seinen eigenen Kampf ausfechten lassen."

Ich schüttelte den Kopf und sah das Pferd mitleidig an, wobei ich einige Tränen in mir aufsteigen spürte.
So etwas konnte und wollte ich nicht mit ansehen. Ich wollte grade mit erstickter Stimme verkünden das ich nach draußen würde, als vor dem Scheunentor Geräusche ertönten. Hörte sich an wie Hufgeklapper.
Hoffentlich war das endlich der Tierarzt und hoffentlich war der ein normaler Mensch, der sich nicht so aufführte als wären wir im 18. Jahrhundert!

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