Kapitel 1

Der braune Schnee unter meinen Schuhen gab ein knirschendes Geräusch von sich, bei jedem einzelnen meiner Schritte. Auf dem kleinen Waldweg den ich entlang ging war niemand zu sehen, er war verlassen, nur erhellt von einigen wenigen Laternen, die vor Urzeiten einmal jemand an die Bäume gehangen hatte. Ich hasste diese Jahreszeit, den Winter, diesen Weg, die Dunkelheit. So oft war ich diesen Weg schon entlang gegangen, an einigen Tagen sogar entlang gerannt, aus Angst verfolgt zu werden.

Im Sommer in unerträglicher Hitze, im Herbst auch durch die Knöchelhohe Blätterschicht, die den Weg dann bedeckte. Selbst dann wenn im Frühling das Wetter verrückt spielte und gerne mal in Sekunden von Sonnenschein zu Regen wechselte. Gäbe es einen anderen Weg zu meinem Elternhaus würde ich mich, ohne Zögern, für ihn entscheiden.

Ich zog mein Handy aus der Tasche meiner warmen Winterjacke und skipte zum nächsten Lied. Die Töne von 'Can't stop the feeling' ertönten an meinem Ohr und ich ließ mich mitreißen. Ich schloss meine Augen, gab mich in diesen einen Moment nur der Musik hin, tanzte einfach. Der Weg vor mir gabelte sich, ich bog links ab und ging auf die Schienen zu, die ich Tag für Tag überqueren musste.

Ich drückte die Musik noch etwas lauter, bewegte meine Lippen zum Text, tanzte auf die Gleise. Es gab an dieser Stelle keine Schranken, aber um diese Zeit kam sonst auch nie ein Zug. In der Mitte der Gleise hörte ich durch die laute Musik ein Geräusch, dumpf durch meine Kopfhörer. Mein Blick schnellte nach rechts, die Augen weit aufgerissen. Ich sah nur grelles Licht, sonst konnte ich nichts erkennen.

Die Scheinwerfer des Schnellzuges waren das letzte was ich mit meinen 16 Jahren sah, das kreischen der bremsenden Reifen und die Stimme von Justin Timberlake das letzte was ich hörte, das aufschlagen meines Hinterkopfs auf Glas das letzte was ich spürte.

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