Kapitel 2

Gedankenverloren gehe ich zur Bushaltestelle, wo Jule schon auf den Busfahrplan schaut.

“Fuck!“ ruft sie. “Der letzte Bus ist vor fünf Minuten gefahren.“
'Na toll' denke ich.
“Dann müssen wir halt laufen“ sage ich.
“Spinnst du? Das sind mindestens 11 Kilometer.“ sagt Jule entsetzt.
“Ja, ich weiß. Aber was willst du denn machen? Hier übernachten und auf den nächsten Bus warten?“
“Vielleicht können wir ja trampen?!“ sagte sie, aber es klang eher wie eine Frage als eine Aussage.

Ich murmle ein kurzes ja und folge der Straße. Ich höre noch wie Jule stöhnt und dann schnell hinter mir hereilt.

Jule erzählt irgendwas, aber ich höre ihr nicht zu und sage ab und zu “Ja“, “Stimmt“ oder einfach “Mmh“.

Plötzlich springt Jule auf die Straße und wedelt mit den Armen. Zuerst denke ich 'Jetzt dreht sie völlig durch!', doch dann sehe ich das immer näher kommende Auto. Nach genauerem Hinschauen erkenne ich, das es ein dunkelgrüner Jeep ist.

“Halt, Stop!“ ruft Jule laut, aber der Jeep fährt einfach an ihr vorbei. Enttäuscht und entmutigt kommt sie zurück zu mir. Ich höre sie:“Was für'n Arschloch“ murmeln und stimme ihr zu, sage aber nichts.

Meine Gedanken schweifen immer wieder zu dem kleinen Laden, zu dem alten Mann und schließlich zu dem KaLu ab. 'Wahrscheinlich ist das alles nur eine Geschicht und es stimmt nichts, was der Mann gesagt hat.' denke ich. 'Er wollte dieses alte Ding bestimmt einfach nur los werden.'

“Hallo, Luisa?“ Ich schrecke hoch und sehe Jules Hand vor meinem Gesicht herumfuchteln, erschrocken taumel ich ein paar Schritte nach hinten. “Komm, steig ein“

'Hä, worein soll ich steigen?' frage ich mich verwirrt. Erst da sehe ich das kleine gelbe Auto hinter ihr. Ich schaue zu dem Fahrer. Er ist jung, gerade mal 20 oder so. Er ist groß, hat einen gut gebauten Körper und ist irgendwie süß. Sein Gesicht ist kantig, aber gleichzeitig weich, genau wie sein dunkelbraunes, fast schwarzes Haar. Er schaut mich belustigt aus seinen ebenfalls dunklen Augen an.

“Was ist?“ frage ich ihn mürrisch. 'Warum starrt er mich so an?' frage ich mich.
“Nichts“ sagt er, seine Stimme ist schön, sehr melodisch und tief, und leicht kratzig.

Ich gehe zum Auto, öffne die Tür und setze mich einfach rein. Ich verschränke die Arme vor der Brust un starre angestrengt den Sitz vor mir an.

Nach kurzer Zeit höre ich Jule neben mir einsteigen. Sie stupst mich leicht mit dem Ellbogen an, aber ich ignoriere sie einfach.

Auch dieser Typ sitzt jetzt im Auto und starrtet den Motor und fährt los.

Ich spüre, wie er mich immer wieder​ durch den Rückspiegel beobachtet. 'Was für ein Vollidiot, ein süßer Vollidiot' denke ich. Man Luisa reiß dich zusammen!

“Wie wärs wenn du mal lieber auf die Straße schauen würdest, als die ganze Zeit in den Rückspiegel?“ rutscht es mir raus. Der Typ wird rot und antwortet verlegen:“Die Straße ist einfach nicht so schön wie du“

'Bitte was?' denke ich.

Jetzt bin ich es die rot wird.und zwar knallrot. Ich antworte nicht und schaue einfach aus dem Fenster.

Irgendwann höre ich Jule sagen:“Hier kannst du uns rauslassen.“
Erst jetzt merke ich, das wir schon da sind.

Der Typ hält an und mustert das Waisenhaus, nach einer Weile fragt er dann:“Habt ihr vielleicht noch Lust ein Bier oder so trinken zu gehen?“

Während er das fragt schaut er allerdings nur mich an. Ich sage schnell:“Nein“ und gehe ohne danke, oder Tschüss zu sagen Richtung Waisenhaus.

Ich bin schon im Treppenhaus, als Jule meinen Namen ruft. Ich bleibe stehen und drehe mich um.

“Was war das denn grade? Nick war doch richtig nett.“
'Nick' denke ich. 'So heißt er also.'

“Ich hatte halt keine Lust was trinken zu gehen“ sage ich. Jule schaut mich verärgert an. “Aber ich vielleicht“ sagt sie.
“Du hättest ja gehen können.“ sage ich und gehe in mein Zimmer.

***

Verschlafen reibe ich mir die Augen, ich schaue auf meine Armbanduhr. 4:13 Uhr.
Erst jetzt bemerke ich dieses komische Geräusch, von dem ich wahrscheinlich wach geworden bin.
Es ist ein leises summen, das von meinem Nachttisch kommt.

Ich schaue drauf und sehe wie sich die Nadel des KaLus unruhig im Kreis dreht. Ich nehme ihn in die Hand und sofort als ich ihn berührte zeigt die Nadel in Richtung Nordwesten.

Verwundert lege ich das KaLu wieder weg und sofort als ich ihn loslasse, dreht sich die Nadel wieder im Kreis. Ich greife wieder nach ihm und die Nadel zeigt wieder nach Nordwesten.

'Komisch' denke ich. Da fällt mir wieder ein, was der alte Mann aus dem Laden gesagt hat, 'Ein KaLu zeigt einem Menschen den Weg der Bestimmung.'

'Vielleicht, ist das ja mein Weg der Bestimmung' denke ich.

Ich schlage mir den Gedanken aus dem Kopf und lege mich schlafen. Doch ich kann nicht. Ich muss wissen was dieses komische KaLu von mir will.

Ich stehe auf, ziehe eine Jeans, einen Pullover, meine Jacke und meine Chucks an. Ich packe noch ein paar Wechselsachen und Kekse, Brot und Wasser vom Vortag in meinen Rucksack.

Ich will​ gerade gehen, da fällt mir noch was ein. Ich suche hastig nach einem Blatt und einem Stift. Als ich beides gefunden habe, fange ich an zu schreiben:

Hallo Jule,

Es tut mir Leid, aber ich halte es einfach nicht mehr aus hier. Du warst/bist meine beste Freundin und ich werde dich nie vergessen. Bleib so wie du bist.

Luisa

PS: Ich werde dich vermissen!!!

Ich lege den Brief auf mein Bett und spüre wie mir die Tränen in die Augen steigen.

Nicht weinen, Luisa! Sage ich zu mir und blinzle sie weg. Ich greife nach meinem Rucksack und los geht's.

Das war Kapitel Nummer 2, ich hoffe es gefällt euch. Ich würde mich freuen, wenn ihr für das Kapitel voten würdet.
Bis zum nächsten Mal! :)

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