Kapitel 1

Genau drei Jahre ist her, seitdem meine Eltern tot sind, ich im Waisenhaus lebe und mein ganzes Leben sich verändert hat.

Jedes Jahr, am 02.Februar. denke ich über den Tag des Unfalls nach. Jedes Jahr frage ich mich auf neues, warum ich? Wer war der Fahrer? War es Absicht oder ein Unfall? Aber die schlimmste Frage ist, warum sind meine Eltern tot und ich nicht, wieso??

Ein Klopfen reißt mich aus meinen Gedanken. Ich setze mich hin und versuche ganz normal aussehen, nicht traurig, nicht verzweifelt.

“Herein“ sage ich, aber meine Stimme klingt komisch, irgendwie zerbrechlich.

Die Tür geht auf und meine beste und naja auch irgendwie einzige Freundin Jule steht davor.

Sie ist der komplette Gegensatz zu mir. Sie ist riesengroß, ich bin grade mal 1,63 Meter groß. Sie hat kurzes, glattes, blondes Haar. Während meins bis zur Brust reicht, lockig und dunkelbraun ist. Das einzigste was einigermaßen gleich ist, sind unsere Augen. Ihre sind haselnussbraun und meine sind etwas dunkler mit ein bisschen grün.

Jule kommt in mein kleines Zimmer rein und sagt:“Hey. Geht's dir gut Lu?“
“Ja klar“ antworte ich und versuche möglichst fröhlich zu klingen.
“Du musst mir nichts vorspielen. Du bist meine beste Freundin, ich merke wenn es dir scheiße geht.“
“Nein wirklich, mir geht es gut“ versuche ich es weiter, auch wenn ich weiß, dass sie weiß, dass es mir kacke geht.

Ich lege mich wieder auf mein Bett und starre zur Decke.
“Willst du vielleicht mit mir in die Stadt gehen?“ fragt sie. Und dafür liebe ich sie. Sie versucht immer mich auf andere Gedanken zu bringen egal wie dreckig es mir geht.
“Ich brauch noch ein Geschenk für Toni.“

Toni ist Jules Freund. Er lebt schon seitdem er vier ist in einem Waisenhaus, warum weiß ich nicht. Ich glaube, seine Mutter ist bei seiner Geburt gestorben und sein Vater hat sich dann aus Trauer immer wieder und öffter betrunken. Jedenfalls wird er in zwei Tagen 17.

“Klar“ sage ich, obwohl ich keine Lust habe irgendwas zu tun.

Ich stehe langsam vom meinem Bett auf. Ziehe meine Chucks an, und irgendwie habe ich das Gefühl, das eine Ewigkeit vergeht bis ich meine Schuhe endlich zugebunden habe. Ich greife noch nach meiner schwarzen Jacke und folge Jule ins Treppenhaus.

Als wir unten auf der Straße stehen, setzen wir uns auf eine Bank und warten auf den Bus.

Ich schaue geradeaus in den dichten, tiefen Wald, der auf der anderen Seite der Straße ist. Aber ich spüre, wie Jule mich anschaut. Wahrscheinlich will sie wissen, wie ich mich im Moment wirklich fühle. Sie will gerade was sagen und ich glaube ihre Worte wären:“Du musst nicht mit in die Stadt kommen, wenn du keine Lust hast.“

Aber genau in dem Moment kommt der Bus. Ich stehe auf und gehe sofort hinein und setze mich nach ganz hinten. Ein paar Minuten später kommt auch Jule rein und setzt sich neben mich. Die ganze Busfahrt sagen wir kein Wort, nur ein mal hat Jule versucht ein Gespräch aufzubauen. Aber ich habe abgeblockt und seitdem sitzen wir schweigend nebeneinander.

Nach 20 Minuten fahrt sind wir endlich da. Wir steigen aus und Jule führt mich in einen Laden, in dem ich noch nie war. Ich wusste nicht mal das es ihn gibt. Naja, egal. Ich folge Jule und der Laden ist wow, mir fällt kein anderes Wort für das hier ein.

Der Laden ist klein, aber voll gestellt mit Regalen mit Krimskrams. Alte Dinge, neue Dinge, alles. Und nicht nur so Billig-Zeugs, nein auch richtig teure Sachen, wie Schmuck.

Ich laufe durch die Reihen. Und sehe Spielzeugautos, alte Bücher und einen Kompass. Ich greife nach ihm und schaue ihn mir an.

Er ist klein, leicht bronzefarben​. Und die Nadel ist im Vergleich zum Rest riesig.

“Lu?“ höre ich Jules Stimme von irgendwo aus dem hinteren Teil des Ladens her.
“Was ist?“ frage ich und gehe in die Richtung, von wo ihre Stimme gekommen ist.
“Was hälst du von dieser Kette für Toni?“ sie kommt um die Ecke und hält mir eine silberne Kette unter die Nase.
“Schön“ sage ich, ohne sie mir überhaupt richtig angeschaut zu haben.

Jule schaut nach unten und ihre Augen leuchten auf. Sie greift nach meiner Hand, in der immer noch der Kompass ist.
“Wie cool ist der denn? Der sieht aus wie der von Jack Sparrow!“

War ja klar, dass das kommt. Fluch der Karibik ist ihr absoluter Lieblingsfilm. Sie sagt zu fast jedem braunen Hut, zu jeder Pistole 'Der/die sieht aus wie der/die von Jack Sparrow.'

'Nein, eigentlich nicht.' denke ich.

“Vielleicht ein bisschen.“ sage ich trotzdem. Ich greife wieder nach dem Kompass und gehe zur Kasse. Dort sitzt ein alter Mann, mit einem langem, weißen Bart.

“Hallo“ sage ich. “Wie viel kostet dieser Kompass?“
“Das ist kein Kompass, Mädchen“ sagt der Mann mit einer tiefen, beruhigenden Geschichtenerzähler Stimme.
“Nein? Was denn dann?“ frage ich erstaunt.

“Das ist ein KaLu.“
“Ein KaLu?“ frage ich immer verwirrter.
“Ja, man sagt, dass KaLus einem den Weg der Bestimmung zeigen, wenn...“ ich unterbreche den Mann und frage:“Weg der Bestimmung?“

Der Mann schaut mich weise aus seinen dunklen Augen an. “Der Weg der Bestimmung zeigt einem Menschen den Weg der seit seiner Geburt festgelegt ist. Manche finden ihn und folgen ihm, manche nicht.“

'Also ist ein KaLu so was wie ein Wegweiser' denke ich.
Der Mann fährt fort:“Man hört, dass es einmal vor langer Zeit eine Kaiserin namens Lu gab. Sie hatte auch vom Weg der Bestimmung gehört und wollte ihn unbedingt finden, doch egal was sie versuchte, sie fand ihn nicht. Doch die Kaiserin wurde alt, sie lag im sterben. Und ihr Sohn, Finn wollte ihr noch eine letzte Freude machen. Er hatte von einem Mann gehört, der jeden Wunsch erfüllt, egal was. Finn bat den Mann seiner Mutter einen Wunsch zu erfüllen. So kam der Mann und Lu überlegte nicht lange und wünschte sich ein Ding, das Menschen hilft ihren Weg der Bestimmung zu finden.“

Der Mann endet und ich sehe gedankenverloren zu dem KaLu, Kaiserin Lu.

Da höre ich Schritte hinter mir und drehe mich um. Jule steht hinter mir. Sie weiß nichts von dem KaLu.

“Ich möchte gerne diese Kette kaufen“ sagt sie fröhlich zu dem Mann.
“Das macht 62€“ antwortet er. Jule bezahlt und sagt zu mir:“ Beeil dich Lu, der letzte Bus fährt gleich!“
Ich greife in meine Tasche, um mein Geld raus zu holen, aber der alte Mann sagt:“Hier schenk ich dir, Lu“ Er sieht mich an, aber ich kann seinen Blick nicht deuten. Er gibt mir den KaLu.
“Danke“ sage ich und gehe aus dem Laden raus.

Hi. Das war das erste Kapitel, ich hoffe es gefällt euch. Bitte schreibt mir, was gut oder halt nicht so gut war/ist. Danke:)
Bis dann;)

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