Zuckerbrot und Peitsche
Fionas POV
Ich wache in einem weichen Bett auf. Das ist definitiv nicht mein Bett, aber trotzdem kenne ich es. Dieses schwarze Bettzeug. Außerdem umgibt mich ein mir mittlerweile bekannter Geruch. Da fällt mir alles wieder ein. Das ist der Geruch von Eric. Und sein Bett. Ich hatte so sehr gehofft, dass das alles nur ein schlechter Traum war, doch leider bin ich wieder in dieser Welt aufgewacht.
Langsam drehe ich mich im Bett. Zum Glück bin ich alleine hier. Eric ist nirgendwo zu sehen. Bereits bei dieser kleinen Bewegung fängt mein Kopf höllisch an zu schmerzen und zu hämmern. Irgendwie fühle ich mich so, als hätte ich einen Kater. Aber ich habe doch gestern gar nichts getrunken, oder? Ich versuche mich an die Geschehnisse von gestern zu erinnern. Bis mir plötzlich alles wieder in den Sinn kommt.
Dieser ganze letzte nervige Tag. Zuerst die bescheuerten Regeln von Eric, die er sich sonst wo hinstecken kann. Dann die Wette mit ihm, die ich zwar gewonnen habe, er aber zu miesen Tricks gegriffen hatte und ich somit immer noch bei ihm abhängen muss. Anschließend Max und seine widerlichen Annäherungsversuche. Bei dem Gedanken daran, wird es mir gleich ganz schlecht.
Allerdings war das ja noch nicht mal alles! Hier in der Wohnung hatte ich dann den Zusammenbruch und zu allem Überfluss diese Auseinandersetzung mit Eric. Dieser Idiot hat mich wirklich geschlagen! Und das obwohl ich gerade kurz davor abgeklappt bin. Außerdem hatte er mir erst am Nachmittag versprochen, dass er mich nicht verletzten wird. Was ist das nur für ein kranker Psychopath??
Warte!! Hat er mich danach echt geküsst?? Oder habe ich mir das nur eingebildet? So verquer kann er doch eigentlich gar nicht sein. Oder etwa doch? Ich war gestern Abend schon so kaputt gewesen, dass ich mir gerade total unsicher bin, was genau passiert ist. Aber so oder so, eines ist nach alldem sicher: Ich kann Eric nicht vertrauen! Und ich muss so schnell wie möglich von hier verschwinden!
Bevor ich weiter irgendwelche Pläne schmieden kann, werde ich durch etwas aus meinen Gedanken gerissen. Nämlich durch einen total verlockenden Geruch. Frischer Kaffee und ... Waffeln?? Kann das sein?! Schnell ziehe ich mich an und gehe kurz ins Bad. Anschließend führen meine Beine mich automatisch in Richtung Küche. Erst jetzt wird mir bewusst, wie viel Hunger ich habe.
Dort steht wirklich Eric und macht Waffeln. Was ist das hier nur für ein komischer Ort? Oder liegt es an Eric? Hat der so krasse Stimmungsschwankungen? Vielleicht ist er ja wirklich schwanger oder hat seine Tage? Bei diesem Gedanken bildet sich ein Grinsen auf meinem Gesicht. Genau in diesem Moment muss er sich zu mir umdrehen.
„Na, ausgeschlafen?", fragt er nun, aber erhält als Antwort nur einen finsteren Blick von mir.
„Ich hoffe, du hast Hunger. Die ersten Waffeln sind bereits fertig. Setz dich!", fordert er mich auf.
„Was soll das werden?", frage ich ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen.
„Frühstück! Was sonst?", ist seine knappe Antwort. Da ich mich immer noch nicht hin setze, fügt er eine Erklärung hinzu.
„Das Training heute wird anstrengend. Deswegen solltest du ordentlich gegessen haben."
Ich gebe mich geschlagen und setze mich an die Theke. Schließlich habe ich wirklich großen Hunger. Und auch wenn ich es nicht zugeben würde, das Essen riecht einfach köstlich. Eric stellt mir einen Teller und eine Tasse Kaffee vor die Nase. Als ich den Stapel Waffeln auf dem Teller erblicke, starrte ich mit großen Augen darauf. Soviel kann ich nie im Leben essen. Hat der etwa gleich für eine ganze Fußballmannschaft Frühstück gemacht?
Eric bemerkt meinen Blick.
„Das wird alles aufgegessen. Vorher stehst du nicht auf. Schließlich will ich so etwas wie gestern Abend nicht mehr erleben." Seine Stimme klingt nicht vorwurfsvoll, sondern eher besorgt. Überrascht schaue ich ihn an. Das ist das erste Mal, dass ich ihn heute direkt anschaue. Er hat ein enges schwarzes Shirt an, welches seine Muskeln extrem gut betont und eine schwarze Hose, die ihm auch hervorragend steht.
Sein Erscheinungsbild könnte ein Frauenherz wirklich schneller schlagen lassen, wenn nur nicht dieser doofe Charakter wäre und diese krassen Stimmungsschwankungen. Seine Stimme bringt mich wieder in die Realität.
„Weißt du eigentlich, was ich mir für Sorgen um dich gemacht habe." Seine Gesichtsmimik drückt ebenfalls Sorge und Reue aus. Allerdings weiß ich mittlerweile, dass man ihm nicht vertrauen kann.
Deswegen wende ich meinen Blick von ihm ab.
„Wenn das so ist, hast du aber eine wirklich komische Art, das zu zeigen. Indem du dich über mich lustig machst, mich beleidigst und mich zu guter Letzt noch schlägst."
„Ja, ich weiß. Und es tut mir leid. Ich wusste einfach nicht, wie ich damit umgehen soll. Dabei wollte ich nur wissen, was los ist, aber du hast nichts gesagt. Es war eine Kurzschlussreaktion und wird nicht mehr vorkommen."
Was er sagt, klingt aufrichtig, doch diesmal kann er mich nicht so schnell überzeugen. Unbewusst schüttle ich leicht mit dem Kopf. Klar, er hat sich zwar entschuldigt, allerdings hatte er das beim letzten Mal auch gemacht. Und nicht mal 24 Stunden später war alles vergessen und er war wieder dasselbe Arschloch! NEIN! Dieses Mal muss er sich definitiv mehr anstrengen!
Allerdings habe ich jetzt absolut keine Lust mehr über diesen ganzen Mist zu reden. Deswegen versuche ich ein anderes Thema anzusprechen.
„Wann beginnt eigentlich das Training?" Eric zieht eine Augenbraue hoch. Wahrscheinlich hat er nicht mit so einer Frage gerechnet. Trotzdem schaut er auf seine Uhr.
„Genau vor einer halben Stunde." Ich verschlucke mich fast an dem Bissen in meinem Mund.
„Was? Warum hast du mich denn nicht früher geweckt?" Sofort will ich aufspringen, werde aber gleich wieder zurück auf den Stuhl gedrückt.
„Du isst erst mal auf. Ich habe dich nicht geweckt, weil ich wollte, dass du ausgeruht und gestärkt zum Training gehst.", sagt er bestimmend.
„Und was ist mit dir? Musst du jetzt nicht eigentlich auch bei den Initianten sein und sie quälen und herum scheuchen?"
Bei meinen Worten schleicht sich ein Grinsen auf sein Gesicht.
„Ich muss gar nichts. Hast du schon vergessen, dass ich Anführer bin. Four kann ruhig mal ein bisschen alleine Babysitter spielen."
„Wie schön für dich!", sage ich sarkastisch.
„Aber was ich mit mir? Ich bin Initiantin? Bekomme ich keinen Ärger?", frage ich nach.
„Doch!", sagt er seelenruhig, während er in seine Waffel beißt.
Nun schaue ich ihn mit offenen Mund an.
„Und deswegen solltest du nun lieber weiter essen, anstatt mich anzustarren. Denn jede Minute, die du jetzt vom Training verpasst, musste heute Nachmittag nachholen." Ich bin immer noch sprachlos und kann mich nicht rühren. Deswegen spricht er weiter.
„Und zwar mit mir als Trainer!" Was? Durch diese Worte kann ich mich aus meiner Starre lösen.
„Das ist doch nicht dein Ernst?", frage ich ihn empört.
„Es ist schließlich nicht meine Schuld! Du hättest mich ja einfach zeitiger wecken können", verteidige ich mich.
„Mag sein, aber das interessiert hier niemanden. Außerdem hättest du dir genauso gut einen Wecker stellen können.", sagt er mit einem frechen Grinsen, was mich noch wütender macht. Wie gesagt, er ist und bleibt ein Arschloch!!
„Außerdem weiß ich immer noch nicht, was gestern Abend los war. Also, wirst du mir jetzt meine Fragen beantworten. Vorher gehen wir nicht zum Training!", fordert er mich auf. Warum kann der mich nicht einfach in Ruhe lassen!? Ich werfe ihm einen finsteren Blick zu, aber das scheint ihn in keinster Weise zu stören. So wie es scheint, ist er nicht nur ein Arschloch, sondern auch ein Kontrollfreak, der immer über alles Bescheid wissen will.
Vor allem geht es ihn doch überhaupt nichts an. Und ich habe absolut keine Lust auf eine Fragerunde mit Eric. Allerdings weiß ich mittlerweile sehr gut, dass mir wohl oder übel keine andere Wahl bleibt. Schließlich möchte ich ja nicht noch länger mit Eric heute Nachmittag zusammen trainieren, als ohnehin schon. Also, versuche ich mich zu beruhigen und atme tief durch.
„Okay, was willst du wissen?", frage ich genervt. Dabei sehe ich ein triumphierendes Lächeln von ihm. Idiot!!
„Was wollte Max gestern von dir?" Warum gerade dieses Thema? Daran wollte ich wirklich nicht mehr denken! Das wollte ich einfach nur verdrängen!
„Bitte! Lass uns über was anderes sprechen!", versuche ich diese Frage zu umgehen. Eric steckt sich den letzten Kümmel seiner Waffeln in den Mund und lehnt sich zurück.
„Ich habe Zeit. Mir ist es egal, ob du die Frage sofort beantwortest oder erst später!"
Warum muss er nur so ein Arschloch sein! Aber wahrscheinlich wird er nicht aufgeben, bis er alles weiß. Also schlucke ich schwer und rattere es so schnell wie möglich herunter.
„Er hat mich in seine Wohnung geschleppt, wollte dann mit mir Wein trinken, was ich aber abgelehnt habe. Angeblich wollte er mich nur fragen, ob alles in Ordnung ist. Allerdings konnte er es nicht unterlassen, mich darauf hinzuweisen, dass er ein Gästezimmer hat, indem ich schlafen könnte, obwohl sein eigenes Bett viel bequemer ist."
„Was? Er hat dich wirklich in seine Wohnung gebracht!!", Eric klingt aufgebracht, doch ich schaue ihn nicht an. Erst nachdem er eine Weile gar nichts mehr sagt, sehe ich zu ihm. Sein Blick ist starr auf den Tisch gerichtet und ich bemerke, wie er eine Hand zur Faust ballt. Was ist denn nun los? Dann murmelt er etwas, was ich fast nicht verstehen kann. Es klingt so wie: „Ich werde dich auf keinen Fall noch mal mit ihm alleine lassen!"
OK, ich glaube, das muss ich gerade nicht verstehen. Im nächsten Moment fängt er sich wieder und schaut mich an.
„Hat er dich angefasst?" Was soll denn diese Frage? Ich weiß absolut nicht, worauf er hinauswill!
„Nur an der Schulter und meine Hände hatte er gehalten.", antworte ich deswegen, kann es aber nicht vermeiden, bei dem Gedanken daran mein Gesicht angewidert zu verziehen. Diese Geste ist Eric natürlich nicht entgangen.
Er zieht seine Augenbrauen zusammen, geht aber zum Glück nicht weiter auf das Thema ein.
„Und was war mit Four? Warum hast du mir ihm gesprochen?" Nun muss ich mir genau überlegen, was ich sage. Schließlich kann ich ihm schlecht erzählen, dass er mir empfohlen hat, mich von Eric fern zu halten. Sie können sich sowieso schon nicht leiden. Da würde sich die Wahrheit nicht allzu förderlich auf ihre Beziehung zueinander auswirken.
„Er wollte nur wissen, ob alles in Ordnung ist.", sage ich deswegen.
„Und warum hat er dich begrabscht?" Warum stellt er mir solche komischen Fragen? Er klingt ja fast wie ein eifersüchtiger Freund! Aber das kann nicht sein!
„Er hat mich nicht begrabscht, sondern wollte mich nur zur Krankenstation bringen, weil er gemerkt hatte, dass es mir nicht gut geht und ich angefangen hatte zu zittern.", versuche ich ihn zu beruhigen.
Allerdings sind seine Augenbrauen immer noch fest zusammengekniffen.
„Ich kann Four nicht leiden!", sagt er dann gerade heraus.
„Ich weiß!", meine ich nur.
„Deswegen möchte ich auch, dass du dich von ihm fernhältst!" Nun bin ich diejenige, die die Augenbrauen zusammenzieht. Er hat kein Recht mir irgendetwas vorzuschreiben. Ohne darauf ein zugehen, frage ich nur: „Können wir jetzt los?"
„Gleich, eine Frage habe ich noch: Wo ist das Buch?" Mist! Warum musste ihm das so schnell auffallen?
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Ich hoffe, es hat euch gefallen! Was denkt ihr, wie wird Fiona die Sache mit dem Buch erklären und wie wird Eric darauf reagieren?
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