Wo bin ich nur?
Erics POV
Verwirrt blicke ich auf das Buch in meiner Hand. Wenn das wirklich alles stimmen soll, kann es dann sein, dass Fiona nicht in unsere Zeit gehört? Aber ist so etwas überhaupt möglich? Und wenn es so ist, was mache ich dann mit ihr? Ich muss eine Möglichkeit finden, dass sie hierbleiben kann, aber möglichst niemand etwas über ihr Geheimnis erfährt. Nur wie? Einsperren kann ich sie ja schlecht. Mit Jeanine darf ich darüber auch auf gar keinen Fall sprechen. Sie würde womöglich irgendwelche kranken Experimente mit ihr durchführen. Das kann ich nicht zulassen, zu mindestens jetzt noch nicht.
Was ist mit Max? Mit ihm verstehe ich mich wirklich gut, aber was könnte ich ihm sagen? Die Wahrheit auf keinem Fall!! Fiona reißt mich aus meinen Überlegungen.
"Weißt du, dass du sogar ziemlich große Ähnlichkeiten mit einer Person aus dem Buch hast?"
"Achso, findest du?!" Ich muss mir ein spöttisches Grinsen verkneifen. Wenn sie nur wüsste! Allerdings glaube ich, dass sie langsam misstrauisch wird. Und was mache ich jetzt? Genau in dem Moment fängt sie bereits an unruhig hin und her zu rutschen.
"OK, danke, dass du mir geholfen hast, aber ich sollte dann langsam mal wieder gehen. Nicht das noch jemand eine Vermisstenanzeige aufgibt." Sie versucht locker zu klingen, aber das gelingt ihr nicht wirklich. Im nächsten Moment springt sie bereits auf.
"Wenn es dich so interessiert, kannst du es gerne behalten.", sagt sie dann mit einem Blick auf das Buch in meiner Hand und will anschließend gleich fluchtartig zur Tür stürmen.
Doch da bin ich schon bei ihr und halte sie auf. Schließlich kann ich sie jetzt nicht einfach gehen lassen, nicht so lange ich nicht weiß, warum sie mir in meinen Träumen erscheint. Ich drehe sie zu mir um.
"Nein! Du bleibst erst mal hier!!", sage ich bestimmt, woraufhin sie mich erschrocken und vielleicht auch ein wenig verängstigt anschaut. Gut, eventuell war das jetzt etwas zu schroff. Aber was soll ich denn machen?! Ich kann und will sie gerade nicht gehen lassen. Mal ganz abgesehen davon, dass sie wahrscheinlich einen gewaltigen Schrecken bekommen wird, wenn sie versteht, was hier abläuft und wo sie sich befindet.
Mittlerweile hat sich der Ausdruck auf ihrem Gesicht komplett verändert, bevor sie mich bereits anfaucht.
"Was bist du eigentlich für ein kranker Psychopath?! Willst du mich jetzt einsperren oder was soll das hier werden." Ihre Augen funkeln mich wütend an, wobei diese besondere Glänzen immer noch vorhanden ist. Einen Moment lang bin ich von ihren Augen so fasziniert, dass sie es wirklich schafft mich zu überrumpeln. Sie dreht ihr Handgelenk, welches ich immer noch festgehalten hatte, so geschickt, dass sie sich tatsächlich aus meinem festen Griff befreien kann.
In der nächsten Sekunde hat sie sich in einer unglaublichen Geschwindigkeit unter mir weg gebückt, so dass ich sie nicht mehr greifen kann. Und dann sprintet sie schon aus meiner Wohnung. Was war das denn eben? Wie hat sie das bloß angestellt? Einen Augenblick lang bleibe ich kurz überrascht stehen, bis ich realisiert habe, was gerade passiert ist und dann nehme ich sofort die Verfolgung auf. Sie kann ja noch nicht weit gekommen sein.
Fionas POV
Was ist das bloß für ein Spinner?! Gut, dass ich vor einem halben Jahr den Selbstverteidigungskurs mitgemacht habe. Das hat mich jetzt echt gerettet. Übereilt bin ich aus der Wohnung gestürmt und renne nun durch irgendwelche Gänge. Es sieht hier nicht gerade sehr gemütlich aus. Irgendwie hat das was von Höhlengängen, denn die Wände bestehen fast alle nur aus Felsen. Dazu ist es recht dunkel. Nach einer Weile und etlichen Abzweigungen, an denen ich mich für die erst beste entschieden habe, sehe ich vor mir Licht, das den Gang erhellt.
Als ich dann aus dem Gang herauskomme, muss ich unwillkürlich stehen bleiben. So überrascht bin ich. Warum sieht das hier so aus, wie ich mir die Grube bei den Ferox vorstellen würde. Auch hier sind alle Wände aus Felsen und die Decke ist aus Glas, so wie es im Buch beschrieben wird. Das Ganze hat etwas enorm Imposantes. Aber wo bin ich hier nur gelandet? Jetzt fällt mir auch auf, dass die vielen Leute, die sich hier befinden, komplett in Schwarz gekleidet sind. Dazu kommen die unzähligen Tattoos und Piercings, die die komplette Situation noch suspekter wirken lassen.
Ich stehe immer noch an derselben Stelle vor dem Tunnelausgang, als ein dunkelhäutiger Junge an mir vorbeiläuft. Erst beachte ich ihn nicht weiter, aber dann springt mir etwas förmlich ins Auge. Ein Tattoo, und zwar eine Schlange hinter seinem Ohr. Aber das ist doch nicht möglich!
"Uriah?" Er dreht sich wirklich um. Das kann einfach nicht sein!! Nun lächelt er mich an.
"Hey, du bist ja eine Süße. Kennen wir uns irgendwo her?" Doch ich kann nicht mehr reagieren. Das ist gerade alles etwas viel für mich. Schon wieder wird es mir schwindlig und ich falle zum zweiten Mal heute in Ohnmacht.
Erics POV
Wo ist sie denn bloß hin? Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass sie so schnell ist. Inzwischen bin ich in einem Gang, der direkt zur Grube führt. Da kommt mir Uriah entgegen. Eigentlich will ich ihn nicht weiter beachten, aber irgendetwas ist merkwürdig. Es sieht so aus, als ob er etwas tragen würde. Neugierig schaue ich genauer hin. Nein, das kann doch jetzt nicht sein! Das ist ja Fiona, die er trägt. Bei diesem Anblick werde ich aus unerfindlichen Gründen wütend.
"Was ist hier los?" Uriah zuckt kurz zusammen. Er hat scheinbar nicht damit gerechnet, dass ich ihn anspreche. Sonst mache ich mir ja auch nicht viel aus den Leuten, die um mich herum wuseln. Aber hier geht es schließlich um Fiona.
"Sie hat mich in der Grube angesprochen und ist dann einfach zusammengebrochen. Ich weiß nicht, wer sie ist oder was mit ihr los ist, deswegen bringe ich sie zur Krankenstation." Innerlich muss ich etwas schmunzeln über seine ausführliche Antwort, aber nach außen trage ich meine eiskalte Maske weiter.
Er hat sich offensichtlich endlich gemerkt, dass ich auf meine Fragen klare und deutliche Antworten wünsche und es hasse, wenn ich noch mal nachfragen muss.
"OK, das übernehme ich." Ich trete näher an ihn heran, um ihn Fiona abzunehmen.
"Aber ..." Mein Blick lässt ihn verstummen. Er hat mir schließlich nicht zu widersprechen. Während er mir Fiona übergibt, mustert er mich skeptisch. Verständlicherweise, schließlich bin ich sonst nicht der Typ, der irgendwelche Mädchen durch die Kante trägt.
Mit ihr im Arm drehe ich mich um und will wieder zu meiner Wohnung zurück. Aber da spricht mich Uriah doch wirklich noch mal an.
"Warte Eric! Wer ist das denn eigentlich?" Der Blick, den er Fiona zu wirft, gefällt mir ganz und gar nicht.
"Das geht dich überhaupt nichts an!" Mit diesen Worten lasse ich ihn einfach stehen. Doch mir ist durchaus bewusst, so wie er sie gerade angeschaut hat, wird er es bestimmt nicht auf sich beruhen lassen. Er wird Fragen stellen, bis er weiß, wer Fiona ist.
Jetzt muss ich mir unbedingt etwas einfallen lassen. Etwas, wo ich sie in meiner Nähe behalten kann, aber es muss auch für alle anderen plausibel sein. Und vor allem muss ich sie dazu bewegen bei dem ganzen mitzuspielen.
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