Was ist hier los?
Fionas POV
Als ich meine Augen öffne, weiß ich im ersten Moment gar nicht, wo ich mich eigentlich befinde. Eines ist klar: Ich liege in einem weichen Bett. Doch wie bin ich hier hergekommen? Und was ist genau passiert? Nach kurzer Überlegung fällt es mir wieder ein. Da war dieses komische Etwas, was mich angezogen hat. Aber das war doch nicht alles?! Ja, richtig. Die eisblauen Augen.
Sofort richte ich mich im Bett auf und schaue mich in dem Raum um, in dem ich gerade bin. Nicht allzu weit von mir entfernt, sitzt jemand in einem Sessel und wird nun auch auf mich aufmerksam. Derjenige steht auf und bewegt sich auf das Bett zu. Er setzt sich mit ausreichendem Abstand auf die Bettkante und mustert mich mit einem undefinierbaren Blick.
"Ist alles OK bei dir?" Ich bin noch so überrumpelt von der ganzen Situation, dass ich nur wortlos mit dem Kopf nicken kann.
"Wie heißt du?", fragt er weiter. Langsam komme ich wieder zu mir.
"Fiona. Wer bist du denn? Und wie bin ich hier hergekommen?", platzt es aus mir heraus. Augenblicklich ändert sich sein Ausdruck und er wirkt ein wenig belustigt. Wie peinlich! Jetzt kann ich nur hoffen, keinen allzu verstörten Eindruck auf ihn zu machen.
Allerdings wird er bereits im nächsten Moment wieder ernst und stellt sich nun selber vor.
"Mein Name ist Eric. Ich habe dich im Wald gefunden. Du bist einfach so zusammengebrochen. Da habe ich dich hier hergebracht."
"Und wo ist hier?", will ich sofort wissen.
"Du bist in meiner Wohnung.", meint er leichthin, als wenn mich diese Information in irgendeiner Form beruhigen würde.
"Woran kannst du dich als letztes erinnern?"
Kurz überlege ich, ob ich es ihm überhaupt sagen sollte, schließlich kenne ich diesen Typen absolut nicht. Was ist, wenn er irgendein Psychopath ist? Andererseits macht er eigentlich einen vertrauenswürdigen Eindruck. Außerdem hat er mir geholfen. Das würde auch nicht jeder machen. Also entschließe ich mich zur Wahrheit.
"Ich war auf einer kleinen Lichtung im Wald, als plötzlich etwas Komisches passiert ist. Da war so ein merkwürdiges Etwas. Als ich es mir genauer ansehen wollte, wurde ich davon angezogen. Nachdem ich davon verschluckt wurde, war für einen kleinen Moment alles schwarz und danach ist mir schwindlig geworden."
Nach meiner Ausführung schaue ich ihn erneut an. Er scheint angestrengt zu überlegen, bevor er seinen Blick hebt und mich mit einem strengen Ton fragt.
"Wie sah denn dieses Etwas aus? Kannst du es genauer beschreiben?"
"Ich kann es versuchen. Irgendwie sah es verschwommen aus oder vielleicht kann man es auch als unscharf bezeichnen. Aber es war nur an einer Stelle, alles andere sah vollkommen normal aus."
Erics POV
OK, ihre Beschreibung passt mit dem zusammen, was ich ebenfalls gesehen hatte, bevor sie aus dem Nichts vor mir erschienen ist. Auch sonst habe ich den Eindruck, dass sie mir ehrlich geantwortet hat, obwohl ihre Geschichte wirklich merkwürdig klingt. Allerdings habe ich ja mit eigenen Augen gesehen, dass sie urplötzlich aufgetaucht ist. Sehr gut, da habe ich bereits einige Informationen von ihr erhalten. Ich dachte mir doch gleich, dass ich bei ihr auf die liebe Tour schneller ans Ziel gelange.
Jetzt will ich aber erst mal etwas über dieses Buch herausfinden, allerdings sollte ich dabei gut überlegt vorgehen, damit sie mir alles erzählt, was ich wissen möchte. Ich halte ihr das Buch hin, welches ich immer noch in der Hand gehalten hatte.
"Du hattest dieses Buch bei dir, als ich dich gefunden habe."
"Oh, danke." Sie nimmt es mir aus meiner Hand. Also, zurück geben wollte ich es ihr ja eigentlich nicht. Aber es wird sich bestimmt irgendwann eine Gelegenheit ergeben, um es erneut in die Finger zu bekommen, ohne dass ich sie misstrauisch mache.
Dann schaut sie sich suchend im Raum um.
"Hast du auch meinen Rucksack mitgenommen?"
"Da war kein Rucksack", sage ich nur kurz angebunden. Immerhin will ich mich nun endlich mit ihr über meine Fragen unterhalten. Außerdem bin ich schließlich nicht dafür zuständig, ihr ihren Kram hinter her zu tragen. Was denkt sie sich eigentlich, wer ich bin?! Bevor sie überhaupt die Gelegenheit hat, etwas anderes sagen kann, komme ich zum eigentlichen Thema zurück.
"Was ist das denn für ein Buch?"
"Das ist mein absolutes Lieblingsbuch. Es ist ein Fantasyroman, der in der Zukunft spielt." Ich glaube, jetzt bin ich endgültig verwirrt. Warum Fantasy und warum Zukunft? Doch sie plappert schon weiter und erzählt mir von dieser Altruan. Aber das interessiert mich gerade absolut nicht, denn das weiß ich bereits alles oder kann es später noch im Buch selber lesen. Deswegen unterbreche ich sie.
"Ja, OK, ich habs verstanden. Eine Altruan, die zu den Ferox wechselt. Alles klar. Wo hast du es her?" Sie schaut mich etwas irritiert an.
"Ähh, das kann man in jedem Buchladen kaufen oder auch im Internet." Internet? Ich habe keinen blassen Schimmer, was sie damit meint.
"Wer hat es geschrieben?", frage ich weiter.
"Veronica Roth"
"Wer ist das?", langsam werde ich echt ungeduldig. Warum kann sie mir denn einfach keine klaren Antworten geben. Sie schaut mich fragend an. Mensch Mädchen, die Frage ist nun wirklich nicht so schwer. Ich ziehe die Augenbrauen hoch und deute ihr mit einer ungeduldigen Handbewegung an, dass ich immer noch auf eine Antwort warte. Jetzt sieht sie genervt aus. Sie nimmt das Buch zur Hand, schlägt die letzte Seite auf und hält es mir unter die Nase. Mit dem Finger zeigt sie auf ein Foto.
Ich nehme ihr das Buch rabiat aus der Hand und betrachte das Bild genauer. Darauf ist eine junge Frau mit dunklen kurzen Haaren abgebildet, aber das hilft mir keines Wegs weiter. Daneben stehen einige Fakten über sie, die ich kurz überfliege, bis ich auf etwas Interessantes stoße. Allerdings kann das gar nicht möglich sein. Hier steht schwarz auf weiß, dass die Autorin 1988 geboren wurde. Dabei kann es sich doch nur um einen Fehler handeln!
Da fällt mir etwas anderes ein, weshalb ich schnell zur ersten Seite blättere. Ach hier, genau das habe ich gesucht. Das Buch wurde 2011 veröffentlicht. Ungläubig starre ich auf die Jahreszahl. Was hat das alles denn zu bedeuten?
Fionas POV
Langsam wird es mir hier doch etwas mulmig zu Mute. Warum stellt dieser Typ die ganze Zeit so komische Fragen? Und vor allem warum interessiert er sich so sehr für mein Buch? Er hält es immer noch in der Hand und starrt wie gebannt darauf. Dabei ist er so vertieft, dass ich ihn etwas genauer betrachten kann.
Ich glaube am auffälligsten sind seine Tattoos und die Piercings. Irgendwie kommt mir das alles seltsam bekannt vor. Nicht dass ich ihn kennen würde, aber an irgendetwas erinnert er mich, aber woran. Schlagartig fängt er an in dem Buch zu blättern und da fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Bevor ich richtig darüber nachdenken kann, habe ich diesen Gedanken auch schon ausgesprochen.
"Weißt du, dass du sogar ziemlich große Ähnlichkeiten mit einer Person aus dem Buch hast?"
Nun habe ich wieder seine volle Aufmerksamkeit, allerdings fühle ich mich dabei ziemlich unwohl.
"Achso, findest du?!" Der Unterton, mit dem er diese Worte ausspricht, gefällt mir gar nicht. Ich habe auf einmal das starke Bedürfnis einfach nur von hier zu verschwinden. Der Kerl hat was Unheimliches an sich.
"OK, danke, dass du mir geholfen hast, aber ich sollte dann langsam mal wieder gehen. Nicht das noch jemand eine Vermisstenanzeige aufgibt.", sage ich locker und versuche mir nicht anmerken zu lassen, wie unwohl ich mich gerade fühle. Schnell stehe ich auf.
Mein Buch hat er immer noch in der Hand. Mist! Na gut, das lässt sich jetzt nicht ändern.
"Wenn es dich so interessiert, kannst du es gerne behalten." Mit diesem Satz gehe ich zur Tür und will so schnell wie möglich verschwinden. Doch dazu komme ich nicht. Er hält mich am Handgelenk fest und dreht mich zu sich.
"Nein! Du bleibst erst mal hier!!"
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