Erklärungen
Fionas POV
Als ich erwache, kommt mir gleich alles so bekannt vor. Dieses weiche Bett. Dieses schwarze Bettzeug. Und dieser Geruch. Da fällt es mir siedend heiß ein. Der verrückte Typ. Nein! Ich bin wieder in seiner Wohnung. Ich schau mich vorsichtig im Raum um. Doch er ist zum Glück nicht da. Vielleicht habe ich dann eine Chance von hier zu verschwinden. Ich schleiche mich leise zur Schlafzimmertür und öffne sie behutsam. Im Wohnbereich sehe ich niemanden, aber aus Richtung der Kochnische höre ich Geräusche. Da scheint jemand zu hantieren.
OK, dann könnte es ja klappen, dass ich unbemerkt aus dieser Wohnung abhauen kann. Auf Zehenspitzen durchquere ich den Wohnbereich. Jetzt bin ich im Flur angekommen und habe nur noch ein paar Meter bis zur Tür vor mir. Aber genau in diesem Moment lässt ein Geräusch hinter mir mich zusammenschrecken.
"Du brauchst es gar nicht zu versuchen. Es ist abgeschlossen." Ich fahre ruckartig herum. Mist! Der Typ hat mich doch bemerkt. Außerdem bin ich hier gefangen. Was mache ich jetzt nur?
Während ich noch in Gedanken meine Möglichkeiten durch gehe, fängt er wieder an zu reden.
"Ich glaube wir sollten uns mal unterhalten, aber erst mal musst du was essen. Ich habe etwas gekocht." Was? Er hat für mich gekocht? Was denkt der eigentlich? Erst sperrt er mich hier ein und dann erwartet er, dass ich mich mit ihm hinsetze und gemütlich esse und quatsche. Ich glaube, der hat sie nicht mehr alle!
"Was willst du von mir Eric?", frage ich ihn somit direkt.
"Nur reden. Es gibt da einiges, was ich dir erklären muss. Du wirst doch bestimmt auch Fragen haben, oder? Und falls ich dich daran erinnern darf, warst du heute schon zweimal ohnmächtig. Deswegen wäre es bestimmt keine schlechte Idee mal was Festes zu dir zu nehmen."
OK, bei dem Punkt mit dem Essen wird er wohl recht haben. Jetzt wo ich an Essen denke, merke ich, dass ich einen tierischen Hunger habe. Das ist ja auch verständlich, das letzte, was ich gegessen habe, war mein doch relativ karges Frühstück und ich weiß nicht, wie lange das mittlerweile her ist. Außerdem habe ich wirklich viele Fragen. Ich denke da nur an die Grube oder was das war und dann erst der Kerl, der so wie Uriah aussah.
Momentan macht dieser Eric auch keinen allzu bedrohlichen Eindruck auf mich. Er ist mittlerweile wieder Richtung Küche gelaufen. Doch ich stehe immer noch wie angewurzelt an derselben Stelle. Da dreht es sich erneut zu mir um.
"Na was ist jetzt? Komm!" Meine Unsicherheit hält mich aber auf.
"Und du wirst mir dann alles erklären?", frage ich deswegen vorsichtshalber nach.
"Ja, versprochen!" Mit dieser Antwort verschwindet er um die Ecke.
Also, was mache ich jetzt? Hier verschwinden kann ich gerade nicht. Andererseits biete sich mir die Möglichkeit, was zum Beißen zu mir zu nehmen und Antworten zu bekommen. Somit habe ich keine andere Alternative. Darum folge ich ihm zögerlich. Er biete mir einen Platz an der Theke an.
"Komm, setz dich.", fordert er mich auf. Ich muss zugeben, dass es hier wirklich sehr appetitlich riecht. Nachdem ich sitze, stellt er mir einen Teller mit Rührei und Schinken vor die Nase. Es sieht auch ziemlich lecker aus.
"OK. Du wolltest mir erklären, was los ist." Ich sehe ihn auffordernd an. Er setzt sich zu mir an die Theke.
"Erst wenn du was gegessen hast, nicht dass du gleich wieder ohnmächtig wirst." Bei diesen Worten kann er sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen.
"Schön, dass wenigstens du dich über das Leid anderer freuen kannst.", meine ich sarkastisch, bevor ich einen kleinen Bissen zu mir nehme. Es schmeckt erstaunlich gut. Aber irgendwie traue ich der ganzen Situation noch nicht.
Hier ist doch was komisch. Warum isst er nichts? Ich lege die Gabel auf den Tisch und schiebe den vollen Teller ein Stück von mir weg.
"Was? Schmeckt es dir nicht?", fragt er mich und wirkt dabei ein wenig enttäuscht, oder bilde ich mir das nur ein.
"Das ist es nicht.", antworte ich nur vage.
"Was dann?", will er wissen.
"Warum isst du nichts?", stelle ich ihm eine Gegenfrage. Verwirrt zieht er die Augenbrauen hoch, bevor es bei ihm offensichtlich 'Klick!' macht.
"Wie jetzt? Du denkst ich habe dir was ins Essen gemischt?"
Ich zucke als Antwort nur mit den Schultern.
"Warum sollte ich das tun?" Jetzt wirkt er fast schon ein wenig verletzt.
"Keine Ahnung. Ich kenne dich ja nicht und weiß deswegen auch nicht, wozu du fähig bist. Außerdem ist da ja noch immer der Umstand, dass du mich hier eingesperrt hast. Da habe ich schließlich genug Gründe, um misstrauisch zu sein." Er verdreht die Augen, dann steht er auf, holt einen neuen Teller aus dem Schrank und schaufelt darauf eine Portion Rührei aus der Pfanne. Diesen stellt er mir hin und nimmt sich dafür meinen ersten Teller.
Nachdem er die ersten zwei Happen verspeist hat, schaut er mich wieder an.
"Zufrieden?" Ich nicke und falle auch gleich über mein Essen her. Kennt ihr auch dieses Gefühl? Wenn man den ganzen Tag nichts oder fast nichts gegessen hat, und dann erst während des Essens feststellt, wie hungrig man eigentlich ist.
"Übrigens sollte dir bewusst sein, dass du keinen Grund hast, um mir zu misstrauen. Schließlich lagst du heute schon zweimal bewusstlos in meinen Armen. Trotzdem bist du immer noch wohlauf."
Wenn ich ganz ehrlich bin, muss ich ihm in diesem Punkt zu stimmen. Schließlich war ich ihm wirklich schutzlos ausgeliefert. Allerdings kann ich gerade nicht weiter darüber nachdenken, weil sich in meinem Gehirn im Moment alles nur um das Essen vor mir dreht. Nach einer Weile bemerke ich, wie Eric mich beobachtet. Als ich zu ihm schaue, sehe ich seinen belustigten Gesichtsausdruck.
"Was?", frage ich mit vollem Mund.
"Du bist scheinbar sonst nicht so eine Gourmetküche gewohnt?" Nun kann ich mir ein Schmunzeln auch nicht mehr verkneifen.
Innerhalb kürzester Zeit ist mein Teller leer. Eric bekommt mit, wie ich zur Pfanne schiele.
"Du kannst noch mehr haben.", biete er an.
"Ja gerne. Ich kann mir ja schließlich diesen Hochgenuss deiner Kochkünste nicht entgehen lassen.", erwidere ich ihm schelmisch. Nach dem Essen geht es mir gleich viel besser.
"Also, erklärst du mir jetzt, was hier gespielt wird? Was sind das da draußen für merkwürdige Gänge? Und dann diese große Höhle, die genauso aussieht, wie die Grube im Hauptquartier der Ferox in meinem Buch beschrieben wird? Außerdem was hat es mit Uriah auf sich?"
Als ich den Namen Uriah erwähne, verdunkelt sich sein Gesicht.
"Woher kennst du Uriah?", fragt er nur.
"Ich kenne Uriah nur aus dem Buch, aber ich habe heute einen Typen getroffen, der genauso aussah wie er. Er hatte sogar dasselbe Tattoo" Nach dieser Erklärung entspannt er sich wieder etwas.
"Du hast vorhin gesagt, dass ich dich an jemanden aus dem Buch erinnere?"
"Ja, das stimmt. Zu mindestens dein Äußeres. Er hat ebenfalls viele Piercings im Gesicht und an denselben Stellen Tattoos wie du." Während ich das sage, habe ich ihn unbewusst gemustert. Dabei habe ich den Punkt mit den ausgeprägten Muskeln absichtlich nicht erwähnt. Mein Blick scheint ihn aber nicht zu stören, sondern das Gegenteil ist eher der Fall. Als ich ihm wieder ins Gesicht schaue, sehe ich seinen selbstgefälligen Ausdruck.
"Und gefällt dir, was du siehst?", fragt er dann auch schon großspurig.
"Interessanterweise wird er als sehr von sich selbst überzeugt beschreiben. Das scheint auf dich ja auch zu zu treffen." Oh, ich glaube dieser Kommentar gefällt ihm gar nicht, aber ich konnte ihn mir einfach nicht verkneifen. Doch dann füge ich noch etwas hinzu.
"Aber ich glaube nicht, dass der Eric aus dem Buch mir was zum Essen gekocht hätte."
"Und warum denkst du das?", will er sofort wissen. Mist! Das ist jetzt eine blöde Frage. Ich suche verzweifelt nach den richtigen Wörtern. Schließlich weiß ich ja immer noch nicht wirklich, mit wem ich es hier zu tun habe.
"Naja, ... also, ... er schneidet im Buch nicht so gut ab und wird als naja, ... wie soll ich das sagen, ... als ziemliches Ekelpaket dargestellt."
Oh nein, jetzt habe ich doch Ekelpaket gesagt. Das wollte ich eigentlich nicht. Da mir das Thema irgendwie langsam etwas unangenehm wird, wechsle ich es schnell.
"Jetzt bist du aber dran, mir zu erzählen, was hier eigentlich los ist. Und vor allem möchte ich endlich wissen, wann ich wieder nach Hause kann."
"Ich weiß leider nicht, ob das so einfach möglich ist.", gibt er zu bedenken.
"Warum? Was willst du mir damit sagen?", fordere ich eine Erklärung und habe dabei so ein komisches Gefühl, als wenn mir das, was er jetzt sagen wird, gar nicht in den Kram passt.
"OK, wo fangen wir am besten an? Ach ja! Was denkst du, was haben wir heute für ein Datum?" Das ist ja eine komische Frage. Was will er damit bezwecken? Um nicht noch mehr Zeit zu vergeuden, sage ich es ihm einfach.
"Also im Jahr 2016", meint er darauf nur nachdenklich.
"Ja, warum? Sag doch endlich was los ist." Langsam werde ich echt ungeduldig.
"Wenn ich es dir sagen würde, würdest du es mir bestimmt nicht glauben. Aber ich kann es dir zeigen. Komm mit!" Er steht auf und geht in den Wohnbereich, dort schaltet er den Fernseher ein. Als ich bei ihm ankomme, verstehe ich, was er meint. Oben im Bild ist das Datum und die Uhrzeit eingeblendet. Doch das, was dasteht, kann einfach nicht sein. Verzweifelt starre ich auf diese Zahlen und hoffe, dass es sich nur um einen schlechten Witz handelt.
Allerdings gibt es da noch etwas anderes, was mich nach einer Weile von der Datumsanzeige ablenkt. Es scheint sich um eine Nachrichtensendung zu handeln und die Sprecherin ist eine blonde Frau.
"Jeanine Matthews"
Erics POV
Fiona starrt jetzt schon einen Moment lang auf den Fernseher. Dabei ist sie ganz bleich geworden.
"Jeanine Matthews". Es ist mehr ein Hauchen als sonst etwas.
"Komm setz dich erst mal hin.", bestimmend drücke ich sie auf die Couch.
"Ich hol dir schnell was zum Trinken." Mit diesen Worten gehe ich in die Küche und gieß Wasser in ein Glas. Dort stehen noch unsere Teller von vorhin. Irgendwie war es vorhin ziemlich süß ihr beim Essen zu zu sehen. Stopp! Was denke ich denn gerade für einen Quatsch? Süß! Das geht ja gar nicht! Aber trotzdem habe ich mich auf jeden Fall darüber gefreut, dass es ihr so gut geschmeckt hat.
Nun mache ich mir allerdings ein wenig Sorgen um sie. Natürlich habe ich versucht, es ihr schonend beizubringen, aber das ist mir scheinbar nicht wirklich gut gelungen. Na ja, das mag vielleicht auch daran liegen, dass ich nicht der Typ bin, der andere schonend behandelt. Wie hat sie es vorhin ausgedrückt? Ein ziemliches Ekelpaket. Dass sie mir so einen Spruch einfach an den Kopf geknallt hat, hat mich für einen Moment so sehr überrascht, dass ich nicht darauf reagieren konnte. Aber ich habe es nicht vergessen und werde auf jeden Fall noch mal darauf zurückkommen.
Nur jetzt sollte ich Fiona alles sagen. Ich stelle das Glas vor ihr auf den Tisch und setze mich neben sie. Ihr Blick ist weiterhin fest auf den Bildschirm gerichtet. Deswegen mache den Fernseher aus, doch auch danach ändert sich nichts an ihrer Haltung. OK, dann fange ich einfach mal an.
"Du hattest mir vorhin von diesem undefinierbaren Etwas erzählt, dass dich angezogen hat" Da sie absolut nicht reagiert, rücke ich ein Stück näher zu ihr und nehme ihre Hände in meine. Sie zuckt kurz überrascht zusammen und schaut in meine Richtung, wirkt aber immer noch abwesend.
"Fiona, hör mir zu.", fordere ich sie auf.
"Ich habe genau dasselbe gesehen." Jetzt habe ich wieder ihre volle Aufmerksamkeit. Ihre großen braunen Augen blicken mich direkt an.
"Also, ich war in einem kleinen Waldstück hier in der Nähe. Da habe ich dieses undefinierbare Phänomen gesehen. Bevor ich näher heran gehen konnte, bist du einfach aus dem Nichts vor mir erschienen.", erkläre ich ihr.
"OK, und was bedeutet das jetzt genau?", fragt sie mich hilflos.
"Darüber habe ich auch schon länger nachgedacht. Die einzig logische Erklärung ist, dass du irgendwie durch die Zeit gefallen bist.", teile ich ihr meine Überlegungen mit.
"Das kann doch gar nicht sein!" Sie sieht mich ungläubig an.
"Du hast mir erzählt, dass die Geschehnisse aus dem Buch in der Zukunft spielen. Wir sind hier in der Zukunft. Du befindest dich bei den Ferox. Wie sollte das sonst möglich sein?" Einen Moment lang scheint sie zu überlegen.
"Na gut, nehmen wir mal an, dass du Recht hast und ich dir das alles glauben würde, dann würde das doch auch bedeuten, dass ich nicht in diese Zeit gehöre." Ich nicke zustimmend.
"Was passiert dann mit mir?" Auf diese Frage hatte ich gewartet. Jetzt kann ich sie in meinen Plan einweihen.
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