Die Schneevilla

Sein Haus teilte sich Pat mit seinen drei Kindern, seiner Frau und einer schneeweißen Katze. Das Haus selber sah villenartig aus, mit den schönsten Blumen bepflanzt, die in Lila, Orange und sogar Grün leuchteten. Seine Frau hieß uns herzlich willkommen, warf allerdings trotzdem ihren Mann einen strafenden Blick zu. Sie hatte dunkelbraune, gewellte Haare und ein ernstes Gesicht, war aber trotz ihres Alters unfassbar schön. Meine Frau verwickelte sie schnell in ein Gespräch und ich bemerkte wie sie ihrem Mann verzieh. Wir waren keine Gauner, keine Halunken. Wir waren reiche Freiheitskämpfer. Nicht reich an Kapital, sondern reich an Liebe, Liebe für die kleinen Dinge und Liebe für unsere Umwelt. Ohne Vorurteile (zumindestens mit geringen) und ohne Hass. Gebildet und zufrieden. Pat hörte meiner Frau gespannt beim Reden zu, seine Kinder beäugten die unseren, unsere beäugten die Katze. Wir merkten, wir hatten viel zu reden und das wir eine lange Nacht vor uns hatten, unsere erste Nacht in der Schneevilla. 

Seine Frau, Maria, führte uns zu einem Tisch inmitten der Blumen. Sie bot uns Essen und Trinken an und wir nahmen alles an. Es war zauberhaft, zu Essen in diesem Meer aus Blumen, unter strahlend blauem Himmel, in angenehmer Gesellschaft. Wir alle wussten, uns standen anstrengende, tiefenphilosophische Gespräche über unsere Werte und Normen, über unsere Welt und ihre Bewohner bevor. Wenn solche Gespräche bevorstehen merkt man das. Man spürt das Interesse der anderen, man spürt das Verlangen etwas von seinen Denkanstößen weiter zu geben. Man spürt die Ansammlung von Gedanken und Wörtern in einem, die ansteigt bis sie kippt. Und wenn sie kippt beginnt das sprudeln und mit dem sprudeln beginnen Gespräche. Gespräche die bis nachts um drei anhalten würden, mit einer angenehmen Athmosphäre und einer absoluten gedanklichen Freiheit. Inmitten dieser Gespräche kamen wir auf Tiana zu sprechen, welche mit der Katze im Arm auf einem der Gartenstühle eingeschlafen war. Wir erzählten wie wir sie gefunden hatten und von den Begebenheiten die mit ihr kamen. Wir erzählten von den schönen und den grausamen Dingen die sie uns zeigt und das wir beschlossen hatten uns von, mit, ihr treiben zu lassen. Sie war ein Geschenk, man weiß nicht von wem, welches einen vorantreibt. Welches einen in neue Dimensionen des Denkens drückt. Welches einen direkt mit Problemen konfrontiert, ohne dabei ein Wort zu verlieren. Ohne in Ausdrucksschwierigkeiten zu kommen. Kurz, mit Telepathie.

Maria schaute uns mit ihren dunklen ernsten Augen an, das Kinn auf ihre Hände gestützt. Sie kniff ihre Augen zusammen und wiederholte das Wort. Es war offensichtlich, sie glaubte uns nicht. Also begannen wir ihr von den Blumen zu erzählen, erst verlor ihr Gesicht an Farbe, aber dann fasste sie sich. Das die Blumen aus Billiglohnländern kamen war für sie nichts neues. Das es vielen Menschen dadurch ausgesprochen schlecht geht, interessiert die wenigsten. Denn wer sind denn schon viele Menschen? Fremde Personen, ohne Identität. Aber das Schicksal der Frau berührte sie und sie warf einen flüchtigen Blick zu ihren Kindern, welche mit unserem Sohn mit Stöckern spielten. "Ich  wusste nicht.., doch ich wusste." War alles was sie dazu sagte und mit zusammengepressten Lippen beobachtete sie ihre Kinder. Pat flüsterte etwas leise zu ihr und sie nickte. Zu uns sagte er, dass wir morgen weiter reden würden. 

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