Auf Reise

Unseren Traum haben wir überwiegend in unserem Haus und unserer Umgebung gelebt. Meine Frau und ich waren beide hier groß geworden und hatten nie großes Fernweh, was ich mitlerweile verblüffend finde - denn wir hatten doch Zeit. Doch mit Tiana änderte sich das. Wir fanden sie eines nachts in ihrem provisorischen Gästezimmer sitzen, all unsere Bücher auf dem Boden verteilt, aufgeschlagen auf Seiten die Bilder zeigten. Bilder von Gegenden in denen die Blumen bunt sind, das Gras grün und die Menschen andere sind, wie die die wir kennen. Sie schaute uns fordernd an und wir gingen in die Knie und begutachteten ihr Werk. Es waren die Fliedertunnel von Japan zu sehen, leuchtend und einladend. Die Pyramiden, in ihrem Meer aus Sand, gefüllt mit der schönsten Kunst die die Welt zu bieten hat. Die Tempel der Inka, mitten im Urwald, vor Jahrtausenden von Jahren geschaffen und so unglaublich vieles mehr, was wir bis jetzt nur in Filmen und Büchern gesehen hatten. Stunden saßen wir dort mit Tiana auf dem Boden und schauten uns die einzelnen Orte an und am nächsten Morgen beschlossen wir auf Reise zu gehen.

Wir beschlossen alles was wir hatten loszulassen, wir beschlossen frei zu sein. Und unsere Freunde unterstützten uns, wie sie es immer taten. Ohne schräge Blicke, ohne aufhaltende Worte. Immer mit einem lachenden und einem weinenden Auge, lachend weil sie wussten das es uns dabei gut geht, weinend,  weil sie nie wie wir sein würden. Sie besorgten uns die beste Campingausrüstung, die besten Fahrräder und die besten Landkarten. Sie wussten nicht ob und wann wir uns wiedersehen werden, aber sie wussten das sie von uns hören würden und das wir sie niemals vergessen werden.  

Mit fünf Fahrrädern bewaffnet zogen wir los. Die Kinder hatten Lebensmittel auf ihrem Gepäckträger, wir hatten einen Wagen hinten dran und die Zelte. Und wir fuhren gemütlich, denn wir hatten ja Zeit. Am Anfang fuhren wir auf vertrauten Wegen, nahe daran im Kreis zu fahren um das Vertraute nicht zu verlassen, aber nur nah dran. Wir schafften es den Kreis zu durchbrechen und das erste wirklich neue was wir sahen, waren Bäume. Alte, verwachsene Bäume. Sie begleiteten uns unseren gesamten Weg über und als wir an unseren ersten Rastplatz ankamen, waren auch dort Bäume. Unsere gesamte Welt bestand nun aus Bäumen. 


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