Zwischen Ende und Neuanfang

In der achten Klasse nahmen wir in der Schule "Romeo und Julia" durch. Als Fleißaufgabe ließ uns Kurenai-Sensei das Stück mit verteilten Rollen lesen. Sai war Romeo. Wie das Schicksal so spielt, war ich Julia. Alle anderen Mädchen waren neidisch, aber ich sah das ein bisschen anders. Ich sagte Kurenai-Sensei, dass Julia eine Idiotin war. Zuerst verliebt sie sich in einen Mann, von dem sie weiß, dass sie ihn nicht haben kann, und dann macht sie das Schicksal für ihre eigene schlechte Entscheidung verantwortlich. Kurenai-Sensei hat mir dann erklärt, dass wenn das Schicksal ins Spiel kommt, man manchmal keine Wahl mehr hat. Im reifen Alter von dreizehn war mir damals ganz klar, dass es in der Liebe wie im Leben darum geht, sich zu entscheiden. Und Schicksal hat nichts damit zu tun. Alle finden das so romantisch: Romeo und Julia - die wahre Liebe. Wie traurig... Wenn Julia blöd genug war sich in den Feind zu verlieben, eine Flasche Gift zu trinken und sich in einem Mausoleum schlafen zu legen, dann hat sie das verdient, was sie bekommen hat. Vielleicht hatte das Schicksal Romeo und Julia tatsächlich für einander bestimmt - aber nur für eine Weile. Und dann war ihre Zeit vorbei. Wenn die Beiden das vorher gewusst hätten, dann wäre vielleicht alles in Ordnung gewesen. Ich habe Kurenai-Sensei damals gesagt, wenn ich erwachsen sei, würde ich mein Schicksal selbst in die Hand nehmen. Ich würde nicht zulassen, dass ein Kerl mich runterzieht. Kurenai-Sensei meinte, ich würde mich glücklich schätzen können, wenn ich diese Leidenschaft je mit jemandem erleben könnte. Und wenn, dann würden wir für immer zusammen sein.

„Was willst du?", fragte ich ruhig, als sich jemand zu mir stellte. Ohne auch nur meinen Blick zu heben, wusste ich, um wen es sich handelte. „Tsunade und die Anderen machen sich sorgen und suchen schon den ganzen Tag nach dir.", antwortete er mir kühl ohne mich anzuschauen. Ich nickte. „Und was ist mit dir?", fragte ich und wendete mich schlussendlich ihm doch zu. Wenn sich die Anderen so sehr um mich sorgten, sollten sie mich doch finden. Er hatte nichts damit zu tun! „Sakura ... was soll das Theater?", seufzte der Schwarzhaarige und fuhr sich genervt durch die Haare. Sie waren länger als in meiner Erinnerung. „Keine Ahnung, sag du es mir. Sasuke, sag du mir doch bitte, warum ihr aus meinem Leben so ein Theater veranstaltet?", antwortete ich ihm wütend. Ich hatte es satt alles ohne Wiederrede hinzunehmen. „Komm, ich fahr dich nach Hause.", befahl er mir ohne auf meine Frage einzugehen. Darauf konnte er lange warten! „Fahr zur Hölle Sasuke!", zischte ich ihn noch wütender an und ging in die entgegengesetzte Richtung. Auch wenn ich mir unser Zusammentreffen anders vorgestellt hatte, wollte ich mich jetzt auf keinen Fall seinem Willen beugen. Ich war keine Schachfigur, die man nach Lust und Laune verschieben konnte, wie es einem gerade passte. „Sakura, jetzt benimm dich doch nicht wie ein Kleinkind!", rief Sasuke mir hinterher ohne Anstalten zu machen mir zu folgen. Er wusste, dass ich nicht vor ihm weglaufen würde. Auch wenn es mich ärgerte, hatte Sasuke recht. Wenn ich ernsthaft wollte, dass man mich, wie eine Erwachsene behandelte, musste ich mich auch dementsprechend benehmen und vor der Schule einfach abzuhauen, sprach für alles andere als ein Erwachsenes Verhalten. Doch nachdem mich Tsunade heute Morgen vor meiner neuen Schule abgesetzt hatte, hatte ich es nicht geschafft das Gebäude zu betreten. Es war seltsam, doch ich stand vor den Toren des Gebäudes und brachte es nicht über mich mit den anderen Schülern hinein zu stürmen. Ich fühlte mich fehl am Platz. Es lag nicht daran, dass es eine öffentliche Schule war, nein, ich fühlte mich einfach nicht dazugehörig. Ich war wie eine schwarz-weiß Figur in einem Farbfilm. Egal, wie sehr ich mich auch bemüht hätte mich anzupassen man sah es mir schon äußerlich an, dass ich nicht dazu gehörte. Nicht nur in meiner neuen Schule sondern in diese ganze Welt. Ich gehörte weder hier noch sonst wo hin. Diese Tatsache war mir schon immer klar gewesen, doch in den letzten Wochen mit Sasuke hatte ich begonnen es zu verdrängen. Ich hatte begonnen wirklich zu hoffen, dass es irgendwo auf dieser Welt doch ein kleines Fleckchen für mich gab. Ich hatte begonnen zu glauben, dass es an Sasuke's Seite wäre. Ich blieb stehen. Sasuke hatte recht, ich durfte mich nicht, wie ein Kleinkind benehmen. Schritt Eins: Ich musste die Sache zwischen uns endlich beenden. Was auch immer für Gefühle ich angefangen hatte für ihn zu hegen, heute musste ich damit abschließen. „Wir müssen reden!", drehte ich mich wieder zu ihm um und sah ihn in die Augen. „Ich fahre dich erst nach Hause!", forderte er und vergrub seine Hände in den Hosentaschen. „Setzen wir uns, es ist nur ein Gespräch.", lächelte ich freundlich und deutete auf die Bank hinter ihm. Zwischen meinen Sätzen und gespielten Lächeln, sah ich seine Angst und Schuldzuweisungen, wie er sich fragte, warum er überhaupt gekommen war. Ich wollte ihm wissen lassen, dass ich es besser wusste, was für mich gut ist, denn schließlich wusste ich es auch am besten. Ich musste versuchen hinter seine Verteidigung kommen. „Die Sache mit Karin war nicht deine schuld!", sagte ich und legte meinen Kopf in den Nacken, um in den Himmel schauen zu können. Ich hatte bisher mit niemanden darüber geredet, was in der Bibliothek geschehen war. „Willst du jetzt wirklich darüber reden?", seufzte Sasuke genervt und schaute starr nach vorne. „Ja!", sagte ich entschlossen und beobachtete ihn vom Augenwinkel. Es war nicht zu übersehen, dass er sich selbst die Schuld dafür gab. „Sakura, was willst du von mir hören? O danke, dass du das sagst, jetzt fühl ich mich schon viel besser.", schrie er fast schon und schaute mich gequält an. Erst jetzt merkte ich die dunklen Schatten unter seinen Augen. Anscheinend bekam er zu wenig Schlaf. „Du musst das nicht ...", schüttelte ich leicht den Kopf und strich ihn aufmunternd über die Schulter. „Du checkst es nicht, oder? Es ist meine Schuld! Verdammt, Karin wollte dir nur meinetwegen weh tun. Du warst nur meinetwegen in der Schule, obwohl du mich morgens noch darum gebeten hattest zu Hause bleiben zu können. Versteh es Sakura, du wärst nur meinetwegen fast gestorben!", fing er an seine Stimme zu heben und ich seufzte. Irgendwie auf eine absurde Art und Weise hatte er Recht. „Du hattest angefangen mir mehr zu bedeuten.", gab ich ehrlich zu. Ich konnte die drei magischen Worte nicht aussprechen. „Sakura, ich kann das nicht...", senkte er wieder seine Stimme ohne den Blick von mir zu wenden. „Ich weiß!" „Naruto hat mich geküsst und mir seine Liebe gestanden.", fing ich erneut an zu sprechen und lenkte vom Thema ab. Auch wenn ich mir schon gedacht hatte, dass er meine Gefühle nicht erwidern würde, traf mich der Schmerz wie ein Blitz und ließ mein Herz und meine Seele zu Staub zerfallen. „Er hat es mir erzählt." „Ino ist in Naruto verliebt." „Das erklärt ihr seltsames Verhalten." Nachdem Naruto mich geküsst und ich angefangen hatte zu weinen, hat er mich wortlos nach Hause gebracht, wo Ino auf mich wartete. Als ich schließlich meine Tränen unter Kontrolle hatte, habe ich ihr alles erzählt. Auch wenn sie versucht hatte mir Trost zu spenden, hatte ich bemerkt, dass sie mehr für Naruto empfand, als sie zugab. Fast panisch hatte ich ihr erklärt, dass ich nichts von ihm wolle, doch alles, was sie dazu sagte war, dass Naruto in ihr nie mehr als einen Kumpel sehen würde und sie sich damit abgefunden hätte. Nach diesen Worten war sie wieder gegangen und ließ mich alleine zurück. Was war das für eine absurde Welt? Wenn es irgendwo einen Gott gab, konnte dieses Trauerspiel doch nicht sein Ernst sein, oder? Ino liebte Naruto, Naruto liebte mich, ich liebte Sasuke und Sasuke liebte wahrscheinlich nur sich ... War das unser Schicksal? Wo war der Sinn darin versteckt? „Warum bist du ausgerechnet hierhin geflüchtet?", holte mich Sasuke's Stimme wieder in die Realität und ich musste kurz darüber nachdenken, was er damit meinte. „Seltsam, oder? Ich hatte gar nicht bemerkt, wie ich den Zug hierhin genommen hatte und ehe ich mich versah, stand ich hier. Ich war noch nicht einmal bei der Beerdigung dabei gewesen.", lächelte ich in die Leere und schweifte mit dem Blick über den Friedhof. Zum ersten Mal hatte ich das Grab meiner Mutter besucht. „Sasuke?" „Ja?", fragte er mich und schaute mir in die Augen bevor ich sein viel zu schönes Gesicht in die Hände nahm und ihn zu mir zog, um im nächsten Moment meine Lippen auf die Seine zu legen. Es war ein leichter, sanfter Kuss in dem wir nicht länger als einen Herzschlag verweilten. „Ich nehme ein Taxi. Lebewohl Sasuke!", flüsterte ich noch an seinen Lippen ehe ich aufstand und ihn versteinert zurück ließ. Mein Vater hatte über meinen Kopf hinweg entschieden, als er mich zu meinen Großeltern geschickt hatte. Meine Mutter hatte über meinen Kopf hinweg entschieden, als sie mir in der Videobotschaft erklärt hatte, dass ich Sasuke heiraten soll. Fugaku hatte über meinen Kopf hinweg entschieden, als er Sasuke's und meine Verlobung öffentlich bekannt gegeben hatte. Tsunade hatte über meinen Kopf hinweg entschieden, als sie mich zu sich nahm und Sasuke hatte über meinen Kopf hinweg entschieden, als er beschloss, dass es besser wäre, wenn wir getrennte Wege gehen würden. Doch diesmal entschied ich über alle Köpfe hinweg, in dem ich beschloss meinen eigenen Weg zu gehen. Irgendwann einmal würde ich vielleicht darüber lachen, wie ich zur Liebe unfähigen Person es wirklich geschafft hatte mich in einem jungen Mann zu verlieben, der selbst unfähig war Liebe zu geben. Doch in diesem Augenblick konnte ich nichts anders als die bitterlichsten Tränen zu vergießen, die ich jemals geweint hatte. Es war das Letzte Mal das ich wegen Sasuke Uchiha weinen würde ...

Wie ich im reifen Alter von dreizehn schon gesagt hatte, ich würde mein Schicksal selbst in die Hand nehmen und mich nicht von einem Kerl runterziehen lassen. Leider hatte Kurenai-Sensei unrecht! Nicht jede Liebe machte einen glücklich und vor allem nicht jede Liebe war für die Ewigkeit bestimmt ...

Irgendwo einmal stand geschrieben: Nur wer seinen eigenen Weg geht, kann glücklich werden.

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