Kapitel 3
Ein dunkler Schatten kann auch einer hellen Persönlichkeit entspringen...
"Headphones? Ich meine, ich habe deine Stimme vernommen..." Mit jedem Schritt hallte ein helles Klacken durch die weite Halle. Sekunden lang saß die gelbe Stute wie erstarrt da. Dirtfoot duckte sich und glitt leicht unter eine der Decken, welche lose und trostlos zwischen den Kissenbergen lag. Trotz ihrer Starre wagte es Headphones, sich zu bewegen und schob das Buch, das immer noch geöffnet war, unter ein halb verdecktes Kissen. Dabei spannte sie jeden ihrer Muskeln mit bedacht, sodass versehentliche Bewegungen nicht zu ungewollten Tönen führten, die sie verraten könnten. Betäubt vom Schock war sich Headphones nicht sicher, ob erneut nach ihr gerufen wurde, doch es war ihr auch gleich, da sie so oder so entdeckt würde und sie lediglich jegliche Hinweise auf verbotene Aktivitäten aus dem Blickfeld verschwinden lassen wollte. Wie in Zeitlupe wehte eine seichte Brise durch den Schlitz des gering geöffneten Seitenfensters über Dirtfoot und schwang einige Seiten der offen herumliegenden Bücher zwischen den Stofffetzen auf. Leicht wehte sie über die Regale und ließ den Staub stockend tanzen, bevor sie davon abließ und durch Headphonestars Mähne glitt. Anmutig schwangen einiger ihrer klumpen Strähnen mit der Brise, bis diese weiterzog und unter einem silberblauen Glasschuh verging. Erneut ertönte das helle klingen, als der kristallklare Hufschutz auf den Boden traf und die Morgensonne brachte die kleinen Einkerbungen zum glitzern. Nach und nach trat die anmutige, nachblaue Stute herein, deren Mähne sich prachtvoll wand, während sich in ihr der Nachthimmel abbildete. Mit großen Schritten trat sie durch den Akazienholzrahmen und sah sich um. Erneut sprach sie mit ihrer dunklen, sanften Stimme. „Headphones?" Sie sah zur wüsten Leseecke auf, worauf hin sich ihre Miene erhellte. „Also habe ich mich doch nicht verhört. Ich dachte mir schon,, ass ich dich hier finden würde." Auch. Headphones Miene erhellte sich und sie lockerte ihre steifen Muskeln. Ihre vor Schreck verengten Pupillen weiteten sich und sorglos tappte sie die Leiter herunter zur Prinzessin. „Prinzessin Luna, guten Morgen! Verzeiht bitte mein starres Auftreten, ich habe nur noch nicht aufgeräumt." Mit einem Nicken deutete sie auf ihre Ecke. „Natürlich werde ich dies sofort tun, nur hatte ich sorge jemanden weniger verständnisvolles anzutreffen, so war ich leicht verschreckt." Offensichtlich unterdrückte Luna ein amüsiertes Lacheen, musste aber schmunzeln. „Beruhige dich nur, deswegen bin ich nicht hier." „Natürlich nicht!" Etwas nervös verbeugte sich die Junge Stute, als sie merkte, dass sie dies zuvor vergessen hatte. Insgeheim hoffte sie, dass es der Prinzessin nicht aufgefallen ist. „Dennoch", hob sie darauf an,"wäre es dann auch erfreulich, den Grund ihres frühen Auftretens zu erfahren." Erneut unterdrückte Luna ein Lachen. „Soeben endete meine Wache über die Nacht, als meine Schwester mich ansprach. Um dir die Einzelheiten zu ersparen: Sie möchte dich sprechen und das unverzüglich." Von der letztendlich es Wendung des Gesprächs war Headphones weniger erfreut, doch versuchte es sich nicht anmerken zu lassen. „Erwähnte sie das Anliegen?" „Mitnichten, doch ich meine es hat etwas mit deiner Zukunft als bedienstete hier im Schloss zu tun." Gleichmütig sah sie herab, bevor sich Luna schwungvoll umdrehte, wobei glitzernde Funken ihrer Sternenmähne in der Luft hinter ihr verweilten, bevor sie erloschen. Headphones sah auch nur kurz angebunden zu Dirtfoot und signalisierte ihr, dass sie nun ging.
In Gedanken verloren trabte die junge Stute durch die ewigen Gänge, welche unter der frühen Sonne wie Opale aufhellten. Sie bemühte sich auf dem Teppich zu laufen, damit sie ihr Spiegelbild im silberblanken Boden betrachtete. Sie selbst wusste, wie aufgeregt sie war, doch die Reflektion auf den Fliesen warf ihr nur ausdruckslose, leere Blicke zu. Spiegel geben halt nur wieder,was sie können, dies aber fast perfekt. Nun fühlte sie sich etwas unwohl und sah wieder auf. Schnell fan sie ihre liebevoll verzierte Zimmertür, welche ebenso wie die der Bibliothek aus dunklen Akazienholz bestand. Flink ging sie nach innen und suchte im Zinnoberroten Schein durch die Vorhänge nach ihrem Schal. Es war letztendlich sinnlos, ihn in ihrer Kommode zu suchen, wie sie bemerkte, da er wie immer offen über ihrem Stuhl hang. Elegant wand er sich, als Headphones ihn aufnahm und um ihren Hals wickelte. Darüber stülpte sie ihre Kopfhörer. Sie hatten eine weiße Halterung und ein silbergraues Fundament. Auf den schwarzen Seitenflächen war eine doppelte, regenbogenfarbene Achtelnote abgebildet, sowie die auf ihrer Flanke. Damit hob sie sich stark vom Rest ihres Körpers ab, da dieser mit seinen Matten Farben unter dem grellen Regenbogen schmutzig wirkte. Headphones hat ihr Schickalszeichen nie wirklich gefallen, da seine Bedeutung von einem einmaligen Geschehnis zeugte, und nicht von irgendeiner Bestimmung, Zugehörigkeit, oder Eigenschaft, wie bei den meisten andren. Natürlich gab es auch noch andere mit solch einmaligen auszeichnenden Symbolen, aber gerade Headphones war alles andere als zufrieden. Plötzlich bemerkte sie, wie sie in Gedanken abschweifte und sah auf. Eigentlich wollte sie nur ihren Schal und die Kopfhörer als Glücksbringer holen und sich dann direkt zu Prinzessin Celestia aufzumachen, doch mal wieder musste sie abschweifen. Hektisch strich sie sich mit ihrer Bürste noch ein letztes Mal durch die Mähne, um diese zu begradigen. Zwar konnte sie Celestia nicht wirklich leiden, doch bei einem solch wichtigen Gespräch wollte sie zumindest einen gute Eindruck machen. Flink glitt sie aus der Tür und verschloss diese erneut. Dann trabte die aufgeregt durch die Gänge...Bis ihr etwas einfiel. Wo will sie mich überhaupt treffen? Wo wäre ein guter Ort zum Reden? Scheinbar hatte Luna vergessen, ihr zu sagen, wo sie Celestia antreffen sollte. Und was jetzt? Wäre es ratsam sie zu suchen? Oder rumzufragen? Sie bog in einen verkabelten Seitengang ein. In der Bibliothek war sie schon mal nicht, da hätte ich sich gesehen...Im Garten vielleicht? Nein, zu öffentlich. Als sie das Ende erreichte, bog sie erneut ein und hoffte, irgendwo jemanden anzutreffen, den sie fragen konnte. Im Thronsaal kann sie auch nicht sein, da ist sie erst mit der Mittagssonne! Vormittags ist sie...sie ist...Ruckartig kam sie zum Halt, als sich vor schreck die passierende Silverknight vor ihr aufrichtete. Ihre schwarz/weiße Mähne glitt ihr in ihr graues Gesicht und bedeckte ihre Seewasserfarbenden Augen. „Kannst du nicht aufpassen, wo du hinrennst!? Du hast mich beinahe umgerämpelt und ich hätte dich vor Schreck fast für einen flüchtigen Eindringling gehalten!" Headphones fand nichts an ihrer Ernsthaftigkeit. „Warum das? Spätestens wenn ich dich zu Boden gerannt hätte, hättest du genug Zeit gehabt, um zu sehen wer ich bin..." Sie zog ihr Vorderbein an, welches von der plötzlichen Anspannung schmerzte. Silverknight hingegen setzte wieder auf und entstaubte ihre goldene Rüstung, um ihr ein angeberisches Glänzen zu geben. Für Headphones ganz offensichtlich ein Zeichen von Neid...Was auch immer sie an einem Kammermädchen in Ausbildung zu beneiden fand. Vielleicht, dass sie keine tonnenschwere Rüstung tragen, oder mit einem übergroßen Zahnstocher versuchen, jemanden zu pieksen, ohne diesem das Auge auszustechen musste? Wer weiß? Headphones jedenfalls nicht. Coalspear, ein rabenschwarzer Hengst und Armormaker, eine cremefarbene Einhornstute mit dunkleren Haaren kamen ungeduldig angetrabt und stießen Silverknight voran, welche wortlos folgte. Einzig ihr verschlagener Blich ruhte noch auf Headphones. Dann fiel ihr etwas ein. Hätte ich sie eventuell nach Prinzessin Sonnenblume fragen sollen? Mit einem frustrierten Seufzer sackte sie ab. Ihr geb/orange gestreifter Schal hing nur knapp über dem Boden. Jetzt würde sie von ihnen bestimmt keine Antwort mehr bekommen. Beklemmt ging sie weiter.
Genervt trabte Headphones im Thronsaal rum. Die Mittagssonne blühte fast und blendete sie stechend. Wenn ich erst einmal Luna diene, wurde ich das Drecksding nur noch alle paar Wochen mal ertragen müssen! Der Gedanke ermunterte sie. Nach langem. Rumlaufen war. Sie auf Applecore getroffen, wie Dirtfoot in Ausbildung, um sich der königlichen Garde anzuschließen. Freundlicherweise hat er ihr gesagt, das Celestia in letzter Sekunde zu einem Termin musste und sie nun bis Tagesmitte im Thronsaal warten sollte. Also doch hier. Die komplizierte Planung der Termine auf Seiten der Prinzessinnen war eines der Dinge, die sie wegen an ihrer Berufung schätzte. Immer wieder ging die mattgelbe Stute auf und ab, entlang der Buntglasfenster, welche Farbenfroh die letzten Siege der Elemente der Harmonie über die Mächte der Finsternis abbildeten, bis auf eines. Auf diesem war die Bedrohung der Wechselponys abgebildet, welche zwar oft zurückgedrängt wurden, aber nie wirklich besiegt werden konnten. Lustlos blieb Headphones stehen und starrte auf das Fenster. Wie lange es wohl bis zum nächsten Überfall dauert? Auch wenn es ein ablenkender Gedanke war, schob sie ihn beiseite. Dies war kein Thema, um das sie sich sorgen müsste. Obwohl sie sich abmühte, nicht daran zu denken, so sah sie doch weiter dazu auf. Ein happy end, das noch lange nicht offenbart wurde. „Verzeih mir bitt die Verspätung." Als Headphones sich erschrocken umdrehte sah sie Celestia, wie sie selbstsicher in den Saal stolzierte. „Warten allein ist für viele eine Qual." Sie schritt zu ihrem Thron neben dem ihrer Schwester und setzte sich darauf nieder. Ihr glänzendes weißes Fell schimmerte unter dem Lichteinfall, deutete aber im geringen Maße mit rosanen Schatten. Ihre Mähne war ein gleitender Regenbogen, abgestumpft auf vier Farben von Blau, über Grün, bis zu einem rötlichen Lila, das im linken mündete. Dazwischen ragte ein ungewöhnlich langes, spitzes Horn, welches ihre goldene, bemusterte Krone aufrecht hielt, in deren Mitte ein lilaner Edelstein glänzte. So ähnlich war auch ihr Halsschmuck strukturiert. An Ihren Hufen hingen ebenso goldene Schuhe mit goldener Verzweigung und auf ihrer Flanke leuchtete das Abbild einer Sonne in blässeren Farben, als wären sie auf das weiße Fell abgestimmt. Headphones beneidete sie darum. „Ihr wolltet mich dennoch sprechen. Nun? Was wolltet ihr bereden?" Es fiel ihr schwer, den gehobenen Ton, den sie sich antrainiert hatte, aufrecht zu halten und sie musste sich bemühen, ihren gereizten Unterton zu verbergen. Celestia sah sie mit gespielter Verwunderung an. „Ich dachte du wüsstest, worum es geht. Immerhin willst du doch in die königlichen Dienste treten!" Ja, in Lunas Dienste! „Sagen wir, das generelle Thema ist alles, was ich mir erschließen konnte." Erneut unterdrückte sie es, ihre Gedanken laut auszusprechen. Stumm starrte sie zu Celestia auf. Hätte ich nur auch so viel Kontrolle über alles und jeden um mich herum... Noch immer sprach keine ein Wort. Irgendwann hatte Celestia dann aber doch die richtigen Worte gefunden. „Du lernst schon länger hier, was deine Pflichten sind und dennoch Bist du noch immer nicht fest eingestellt." Der vielversprechende Unterton in ihrer Stimme zwang sie zu einem erfreuten Lächeln. Doch etwas hielt sie davor zurück, vor Freude loszuspringen und Energie abzulassen. Zum Glück. „Doch habe ich dich schon lange vor Augen und könne verschiedene Aspekte deiner Arbeit aus Gewohnheit übersehen..." Was soll das heißen?! „Daher habe ich mich dazu entschieden, deine letzte Prüfung über einen vorerst unbestimmten Zeitraum an einen anderen Ort zu verlegen." Headphones Begann am ganzen Leib zu zittern. Unruhe und Sorge breiteten sich in ihr aus und ihr Atem stockte unbewegt. „Headphonestar! Noch heute wirst du nach Ponyville gebracht und meiner lieben Schülerin, Prinzessin Twilight Sparkle deine Dienste erweisen, aufdass sie dein Können als außenstehende einschätzen kann und somit entscheidet." Wie gelähmt saß Headphones vor Celestia und bemühte sich, bei Atem zu bleiben. Sie will, dass ich mich beweise, wie...Twilight...Oh bitte jeder, nur nicht sie!
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