Kapitel 2

Nicht alles was du hast, ist das was dich ausmacht...

Die Zeit stand wie still, als das junge Fohlen seine Flügel ausbreitete. Vor einigen Wochen erst, hat sie in einem Flammenwall einen Großteil ihres Flügels verloren und die Wunde wollte lange nicht heilen. Nun zum ersten mal durfte sie ihren Verband ablegen. Vorsichtig faltete sie ihren Rechten Flügel aus, als würde sie fürchten, er würde abfallen. Sie hatte kein allzu weitreichendes Gefühl, wie in ihrem innen Flügel, doch er fühlte sich stabil an. Mit einem tiefen Atemzug trat sie einen Schritt vor. Das junge Stutfohlen hatte lange keinen Auslauf, freute sich nun aber umso mehr. Beinahe entglitt ihr eine Träne. Ob diese vor Freude war, oder wegen dem unangenehmen Gefühl des Windes auf ihrer entblößten Flügelhaut. Sie wird es schaffen. Ihre verkrümmten, unterlassenen Beine deuteten darauf, dass sie ihre Flügel immer mehr benutzt hatte, als ihre Beine, aber das könnt nichts über ihren jetzigen Zustand aussagen. Nach einem kurzen Moment der Besinnung sprintete das matt gelbe Stutfohlen über die Hügel. Mit jedem Schritt nahm sie an Tempo zu. Irgend wann begann sie auch leicht mit den Flügeln zu schlagen. Immer schneller und schneller rannte und schlug sie, bis sie mit einem -zugegeben etwas ungeschickten- Satz sich in die Lüfte erhob. Nun hörte sie auf zu flattern und hielt ihre Flügel zum Gleiten offen. Sie wollte die Brise halten. Dann jedoch, spürte sie in Ungleichgewicht. Wie geplant hielt der Wing ihren linken Flügel mit der großen, breiten Fläche oben, doch der andere hin unsicher. Er geriet nur ein wenig in den falschen Winkel und der Luftzug strömte über ihn. Eine kraft von tausend Gewichten drückte ihn herunter und knickte ihn ein. Ungewollt drehte Headphones sich zur Seite und driftete wirr durch die Windtriebe.Hilflos würfelte der Wind sie umher und nahm ihr den Atem, um nach Hilfe zu rufen. Ihr linker Flügel bekam immerfort auftrieb und ihr rechter wurde weiter nach unten gepresst, worauf sie ziellos umherwimmelte. Vor angst erstarrt wagte sie es nicht, auch nur einen Muskel zu bewegen. Ihre sorge war, dass die nächste Bewegung es verschlimmern würde. Sie brauchte einen Moment um die Orientierung wieder zu bekommen und sah sich dem Boden nähern. Benommen Zug sie ihre Flügel ein und legte sie an, worauf sie einzig der Schwung, den sie mittlerweile hatte noch mitriss, bis auch dieser abklang und sie dumpf zu Boden knallte. Es mag nur wenige Sekunden gedauert haben, aber für sie vergingen Minuten, Stunden, so kam es ihr vor, bis der Wind nicht mehr an ihr zerrte. Zerstreut lag sie in einer Kuhle, in die sie nach ihrer Landung reingerutscht war. Um sie herum schallten Rufe. Headphonestar blendete sie aus. Ihr war vor schmerz übel und sie schloss die Augen, um nicht fühlen zu müssen, wie sich die Welt um sie herum noch vor Schwindel drehte. Ihr Magen zog sich zusammen und sie atmete schwer. Um sich herum spürte sie Wärme und öffnete, noch immer schwer atmend, leicht ihre Augen. Verschwommene Silhouetten krümmten sich über ihr. Es könnten viele gewesen sein. Vielleicht ist es aber auch nur eine Silhouette, die durch ihre vom Aufprall versumpfte Wahrnehmung verzogen und multipliziert hat. Es war ihr auch so ziemlich egal. Sie verstand die Worte, die um sie gesprochen wurden nur als ein fernes Nuscheln. Wer auch immer bei ihr war, wollte versuchen, sie wieder auf die Beine zu stupsen, aber Headphones schloss nur wieder ihre Augen. Sie fühlte, wie ihr Herzschlag dröhnte. Sie hatte Angst. Angst, dass dies nich das letzte Mal war, dass sie sowas durchmachen muss. Ihre Betreuer würden sie bestimmt auch nur wieder dazu drängen, loszuflattern. Dafür haben Pegasi schließlich ihre Flügel. Doch sie Kann es nicht. Sie wollte es nicht. Nie wieder!

—————————————————————————————————————————————————————————————
Hier ein seeeeehr kurzes Zwischenkapitel

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top