22
*Tarik*
Ich konnte mich noch gut daran erinnern, wo Grants Vater wohnt. Keine Ahnung ob Grant auch dort sein wird, aber ein Versuch war es meiner Meinung nach allemal wert.
"Hier ist es. Summerlanestreet 78.", ich warf sicherheitshalber nochmal einen Blick auf das rostfreie Schild.
Wir befanden uns wirklich vor dem richtigen modernen Neubau, in dem Grant beim letzten Mal wohnte.
"Nichts wie hin.", Juliana und Callum schien es schon wieder besser zu gehen. Gemeinsam versammelten wir uns vor der Haustür. Ich überließ es ihr zu klingeln, um nicht gleich wieder an vorderster Front zu stehen.
"Kann ich euch Helfen, oder sollte ich besser die Polizei rufen, weil mitten in der Nacht eine Gruppe jugendlicher auf meinem Grundstück herumschleicht?", manch anderer hätte erst gar keine Warnung ausgesprochen, sondern auf direktem Wege die Polizei alarmiert. Diese Tatsache stimmte mich optimistisch, dass er uns vielleicht auch reinlassen wird.
"Hallo. Sind Sie zufällig Grants Vater? Ich bin Sasha, eine Freundin von ihm, ist er zuhause?"
"Er kommt morgen zum Mittagessen vorbei, da könnt ihr Grant abfangen. Und bis dahin...", Grants Vater machte Anstalten uns die Tür vor der Nase zu zu schlagen, doch Callum reagierte schnell genug um seinen Fuß dazwischen zu schieben. Diese Reaktionszeit hätte ich ihm nicht zugetraut.
"Bitte, Mr.? Wie auch immer, es ist schon spät, da können Sie uns nicht einfach draußen stehen lassen. Wir sind auch Pflegeleicht, bitte lassen Sie uns rein, ja?", auch wenn es ziemlich nach betteln klang, es schien zu wirken. Grummelnd trat Grants Vater beiseite, sodass wir eintreten konnten.
"Danke.", ich nickte dem Mann mit Glatze freundlich zu.
"Macht keine weitere Unruhe!", leiser schien er noch soetwas wie -ich glaub's ja nicht.- hinzuzufügen, aber da war er schon Kopfschüttelnd die Treppe rauf.
Juliana, Callum und ich machten es uns nach Möglichkeit im offenen Wohnzimner bequem.
"Naja, lief doch besser als erwartet, oder?", Callum grinste uns an, was in Kombination mit dem einfallenden Mondlicht irgendwie gespenstisch aussah.
"Ja, gut das wir auf der Erde gelandet sind.", stimmte Juliana zu. Sie klang dabei aufrichtig erleichtert. Doch mir gefiel die Stimmung trotzdem nicht, also fügte ich etwas weniger ernst hinzu, "Gut, dass Grants Vater ein großes Sofa hat.".
Grants Vater- Herr Roger- unser unfreiwilliger Gastgeber, bestand am nächsten Morgen auf eine Vorstellungsrunde, da er von Grant bisher noch nie von uns gehört hat. Welch ein Wunder.
Wir erfuhren auch, dass Grant im Augenblick Astrophysik studiert und es ihm wieder besser ging, auch wenn wir nichts davon wussten, dass er jemals Schwierigkeiten gehabt hat. Wie heißt es so schön? Schweigen ist Gold? Dass Grant seine Entführung nicht gut verkraftet hat, ist Rückblickend zwar nicht als zu verwunderlich, aber ich hatte keinen Gedanken mehr an ihn verschwendet als unbedingt nötig gewesen war. Egal, von all dem musste Herr Roger ja nichts wissen. Ich hielt mich besonders zurück, was die besagte Vorstellungsrunde anging und erklärte quasi durch die Wand, dass ich joggen gehen würde und noch einiges zu erledigen hätte. Das Ausreden-finden durften Juliana und Callum übernehmen. Gestern war es nämlich dunkel genug gewesen, damit Herr Roger meine Ähnlichkeit zu seinem Sohn nicht auffiel. Bei Tag sah die Sache schon wieder völlig anders aus. Und da ich in Wahrheit überhaupt nichts anderes zu tun hatte ging ich tatsächlich joggen.
*Juliana*
"Meinst du Tarik hat sich verlaufen?", Callum hielt eine Tasse Kaffee umklammert. Etwas normales in unserem durchaus verrückten Leben. Doch noch ehe ich antworten konnte schellte es an der Tür. Da Grants Vater sich in sein Büro zurückgezogen hatte, hielt ich es nicht für unangebracht nachzusehen wer geklingelt hat.
"Hi, Dad, ich habe leider nicht viel Zeit heute, da ist... Sasha?", kaum war die Tür entriegelt blickte mir ein verdutzter Tarik-nicht-Tarik entgegen. Die Ähnlichkeit der beiden verwirrte auch mich einen Moment. Jetzt wusste ich wenigstens, was andere immer gedacht haben müssen, wenn sie mich und meine Analoge zusammen gesehen haben. Gruselig.
"Grant. Hallo."
"Was machst du in meinem Haus?"
"Dem Haus deines Vaters.", korrigierte ich, ehe ich hinzufügte, "Wir brauchen deine Hilfe. Uns ist ein kleines Missgeschick passiert. Komm rein."
Doch statt einzutreten, schien dieser Grant es vor zu ziehen mich aus dem Haus zu zerren und zur Rede zu stellen.
"Was soll das heißen, Missgeschick? Und wo warst du eigentlich? Hatten wir nicht versuchen wollen wieder normal zu werden?"
"Wir waren auf Aurora, dann auf Taiga und dann... Hör zu wir werden dir alles erklären, aber Tatsache ist, ich bin nicht Sasha, aber sie braucht Hilfe.", es ist in letzter Zeit einfach zu vieles passiert, um es in einem Satz zusammenzufassen.
"Und wer bist du dann? Ich habe mir nämlich geschworen die Finger von Leuten wie dir zu lassen. Andersweltlern, okay?!", Andersweltler? Was ist das denn bitte für ein blödes Wort. Um meinen Stolz zu wahren, angesichts dieser überaus verletzenden Formulierung straffte ich die Schultern, konnte mich aber gerade noch besinnen mich höflich vorzustellen.
"Prinzessin Juliana aus Aurora. So wie Tarik, dein Analog, nur eben von Sasha.", ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, doch das was dann passierte sicher nicht.
"Gut. Verschwinde, sofort!"
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