18
*Juliana*
"Also, das ist das Portal. So wie's aussieht befinden sich hier, hier und hier... ", Cal deutete auf diverse Punkte seiner Skizzen, "Auf denen sieht man es nochmal genauer...", er reichte uns weitere Papiere.
"...die größten Schwachpunkte. Aber diese Teile sind trotzdem entscheidend."
Unfassbar wie detailgetreu Cal doch zeichnen konnte. In meinen Augen war er der talentierteste Zeichner den ich kenne. Vorrausgesetzt Zeichner ist ein richtiges Wort. Tarik stimmte Callum unterdessen zu, "Wir müssen höllisch aufpassen. Wir dürfen kein Teil vergessen oder übersehen. Das könnte schlimme Konsequenzen haben."
"Ach komm schon, Tarik, wir wissen doch alle, was auf dem Spiel steht, daran musst du uns nich erinnern. Und jetzt sei mal nicht so dramatisch, wir haben schon schlimmeres überstanden und außerdem hat Cal wirklich Talent. Wir können uns auf seine Zeichnungen verlassen."
Tarik knirschte mit den Zähnen, verkniff sich jedoch eine hitzige Bemerkung. Ja, wir sind zwar Freunde, aber mir waren die Spannungen zwischen ihm und Cal nicht entgangen, und das obwohl jeder von uns sein bestes gab. Ohne Cal, hätten wir jetzt keine Chance unsere Freunde zu retten. Warum also verhielt er sich so kratzbürstig wie ein Seeigel? Dazu gab es nun wirklich keinen Grund.
"Wenn wir es noch in diesem Jahrhundert nach Taiga schaffen wollen, müssen wir uns aufteilen.", fuhr Cal mit seiner Ansprache fort. Er hatte leider recht, es blieb uns keine andere Wahl. Es gab noch viel zu viel zu tun. Ich sah von einem zum nächsten und bemerkte, dass wir alle drei das gleiche dachten: Ja, wir werden uns aufteilen, wenn auch nur ungern. Das Risiko, das wir damit eingehen ist zwar groß, aber die Gefahr in der Sasha und Selene momentan schwebten war noch tausend mal größer.
Und vielleicht ist Tarik ja deswegen so gestresst.
Wir kommen jetzt schon viel zu langsam voran, aber anders ging es nunmal nicht. Ich schnappte mir den kleinen Block, der magnetisch am Kühlschrank haftete. Immerhin war er für Einkaufslisten dorthin gehängt worden. Natürlich hatte Cal da vermutlich eher an Brot und Orangensaft und vielleicht sogar an Kartoffeln gedacht, statt an Bauteile für ein Portal in ein Paralleluniversum. Aber es gibt nunmal Momente im Leben, in denen man flexibel sein muss, und wenn es dabei nur um einen gewöhnlichen Block und einen Stift ging.
"So können wir nichts vergessen.", stellte ich klar, denn mir waren ihre Blicke in meinem Rücken durchaus nicht entgangen.
"Ich schleiche mich in die ZGB, um heraus zu finden, was mit den Prototypen passiert ist und ihr treibt schon mal etwaige Ersatzteile auf. Gegenvorschläge?", Cal warf mir ein entschlossenes, umwerfendes Lächeln zu. Ich könnte gar nicht anders als es zu erwidern.
"Nein."
"Nein.", sagte auch ich, doch sah ihn sorgenvoll an. Er nickte mir zu, also hatte er verstanden.
"Ich gehe in eine Bibliothek, keine große Sache. Eure Aufgabe ist viel schwieriger.", ich sah Cal an, dass er das bloß um meinetwillen sagte. Die zentrale Geheimbibliothek ist einer der am besten bewachte Orte im ganzen Staat. Ich gestattete mir nicht weiter darüber nachzudenken.
"Gut. Dann los geht's."
*Tarik*
Die Autos und Häuser zogen an uns vorbei, wie ein leuchtend bunter Strom aus Sternenstaub, wie man ihn sonst nur in der Galaxie vorfand. Ein wilder Wirbelsturm aus Licht und Dunkelheit.
Schon eine Weile begnügten Juliana und ich uns damit einander anzuschweigen, irgendwann ergriff sie dann doch das Wort, um unser Schweigen zu brechen.
"Also, was Sasha betrifft...", allein ihren Namen zu hören versetzte mir einen Stich, also unterbrach ich sie. Im Palast hätte ich mir das vielleicht nicht erlaubt, aber es hatte sich in letzter Zeit einiges verändert.
"Sie ist auf Taiga, ich weiß. Dort soll es wenigstens schön sein."
"Naja...", betreten betrachtete Juliana ihre Schuhe. Ich ließ ihr Zeit die richtigen Worte zu finden, aber irgendwie gefiel mir ihr Tonfall gar nicht.
"Was auch immer Taiga einmal gewesen sein muss, es ist nichts mehr davon übrig", was sagte sie da?
Jetzt musste ich doch schwer schlucken. Um nicht verrückt zu werden zog ich scharf die Luft ein, bevor ich wieder tief ausatmete. Wie gern hätte ich jetzt einen Papierstern gefaltet oder noch ein paar Schogis vernascht, aber Papier hatte ich keins dabei und der restliche Süßkram ist schon gestern Abend komplett draufgegangen. Und ich bin auch noch so aufopferungsvoll gewesen und hatte Callum eine Handvoll probieren lassen, ehe er verkündete, dass sie scheußlich schmecken würden. Viel zu süß und klebrig! Wusste er überhaupt wovon er da sprach?
"Wir werden sie retten."
"So sentimental kenne ich dich gar nicht, Juli.", darauf hin zuckte Juliana nur ungerührt die Schultern.
"Sei nicht so frech, immerhin sprichst du mit deiner zukünftigen Königin.", viel zu zukünftig, dass wussten wir beide. Julianas Vater hat nicht mehr lang und dennoch war es ihr gelungen einen schmerzenden Tonfall anzuschlagen, bevor sich dieser Schatten über ihre Augen legte. Ich tat ihr den Gefallen über ihre Bemerkung zu lachen. Immerhin hatte Juliana mir Mut zuzureden. Sasha muss wahrscheinlich gar nicht gerettet werden, dafür ist sie einfach zu stark, aber ich musste zugeben, dass mir der Gedanke gefiel, sie würde mich brauchen.
An der nächsten Straßenecke trennten sich unsere Wege. Es gab verschiedene Läden, die wir ansteuern mussten. Ich für meinen Teil gehe das Werkzeug besorgen, dass wir brauchen. Es war Teilweise sehr speziell und benötigt einen Abstecher auf den Schwarzmarkt. Juliana ist für den legaleren Teil verantwortlich und wird diverse Ersatzteile besorgen. Legal- naja, solang es erlaubt ist in seinem Wohnzimmer ein Portal in eine Paralelwelt zu bauen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top