14
Schweiß perlte meine Stirn hinab. Beim Rennen war die Kaputze meiner Kutte verrutscht. Das spielte nun keine Rolle mehr, da die Fadros, die hinter mir her waren ohnehin dachten ich sei Selene. Ich hatte mich einen Augenblick in einer Nische verstecken können, aber sie werden mich sicher bald finden. Angestrengt hob und senkte sich mein Brustkorb in dem verzweifelten Versuch mehr Sauerstoff in meine Lungen zu pumpen. Nicht von dem Sprint drehte sich mir der Kopf, sondern von meinen fast schmerzlichen Bemühungen unsere Energie anzuzapfen. Aber sobald ich unserem Paraband nachspürte schlug mir bloß kalte, gähnende Leere entgegen. Weder Juliana noch Selene konnte ich erfühlen. Mein Herz raste aus Angst. Ich konnte kaum einen klaren Gedanken fassen, dabei sollte ich mich doch auf meine Energie konzentrieren. Die einzige, auf die ich im Augenblick Zugriff hatte, war meine eigene. Doch noch viel schlimmer als das Gefühl der Einsamkeit, tobte meine Sorge um Juliana und Selene in meinem Bauch. Um Juliana sogar noch mehr. Nicht der kleinste Funke war an ihrem Ende unseres Bandes noch geblieben. Ich wusste in dem Moment Bescheid, dass etwas ganz schreckliches passiert sein musste, als das Licht erloschen war. Unerwarteterweise tropfte es vor mir auf den Boden. Ich sah hinauf zur Decke, konnte aber keinen Wasserschaden ausmachen. Keine Beschädigte Leitung. Doch es folgten noch mehr Tropfen. Die Tränen hatten sich einfach selbständig gemacht. Wie sollte ich es ertragen, dass meinen Freundinnen etwas zugestoßen ist. Ich fühlte mich für sie Verantwortlich, sie lagen mir am Herzen. Ich hatte schon Tarik quasi verloren, die beiden jetzt auch noch zu verlieren... Schlimmer konnte es kaum kommen. Juliana war auf ihrer Flucht zu Leonids Zimmer wahrscheinlich erwischt worden und von einem übereifrigen Fadro getötet worden. Mein Magen rumorte und alles zog sich in mir zusammen. Das durfte einfach nicht wahr sein. Immerhin musste Selene noch irgendwo sein. Zwar war ihr Energiepunkt lange Zeit für ihre Verhälnisse schwach gewesen, und er war es immer noch, aber er war da. Wenn auch in weiter Ferne, außerhalb meiner Reichweite. Zittrig holte ich Luft, um nicht Laut zu schluchzen und so auf mich Aufmerksam zu machen. Erneut versuchte ich meinen Energiekern zu finden und an die Oberfläche zu zerren. Hin zu mir und hinein in diese gottverlassenen Welt. Einige versuche benötigte ich noch, ehe ich ein Kribbeln in meinen Hndflächen wahrnehmen konnte. Mir lief die Zeit davon. Ich schloss die Augen und stellte mir vor, wie meine Energie fließen würde, dann griff ich nach dem leuchtenden Ball, den ich zwar nicht sehen aber zumindest ertasten konnte. Fest schloss ich meine Gedanken darum und zog erneut. Kaum schlug ich die Augen auf stand auch schon eine Wand von Fadros vor mir.
"Jetzt ist das Spielchen vorbei.", höhnte einer von ihnen selbstgefällig und zog doch tatsächlich... eine Schusswaffe? Wie konnte das sein? Ich würde später darüber nachdenken, denn der Soldat hatte recht: Das Spiel ist vorbei.
Einen Tropfen energie hatte in meinen Handflächen pulsiert und es war ähnlich wie Wasser, ein Trofen genügte um auch den Rest hinter sich her zu ziehen. Das war's. Meine Energie explodierte. Die Männer schrien und hielten sich die Hände vor Augen, um sich von dem gleißenden Licht abzuschirmen, dass sie zu blenden drohte. Eine Druckwelle stieß sie zurück und ließ sie umfallen wie Spielzeugfiguren. Ich zögerte keine Sekunde und lief zurück zum Ausgang. Die Fadros, die Leonid in Gewahrsam hielten, hatten ihn offenbar bereits abgeführt, denn von ihm blieb keine Spur. Ich hielt mich auch daran nicht lange auf und stürzte Stattdessen aus den Gefängnisräumlichkeiten in den dahinteliegenden, kahlen Flur. Ohne Inne zuhalten lief ich weiter dorthin, wo ich Juliana vermutet hätte, wenn ihr Licht nicht fort gewesen wäre.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top