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Die Menge wurde so langsam unruhig. Auch wenn ich mich nicht davon beeindrucken ließ. Meine Nerven lagen ohnehin blank. Ich hatte also nicht mehr viel zu verlieren. Stur hielt ich den Kopf gesenkt, damit mich niemand erkennen würde. Hoffentlich. Denn irgendetwas stimmte da nicht. Es war ein weiterer Mann auf die Empore getreten und hatte diesem Erastos etwas zugeflüstert. Danach schien Chaos hinter den Kulissen entstanden zu sein.
"Einen Moment noch.", dem protzigen Kerl da oben, schien der Schweiß ausgebrochen zu sein. Nach langen Minuten der Ungewissheit wandte er sich noch einmal den Anwesenden zu. 
"Das Orakel wird erst morgen zu uns sprechen wollen. Ich verstehe euren Unmut, aber schon bald werde ich uns, Taiga, in eine neue Ära außerhalb dieser Festung führen. Ihr werdet sehen. Unsere Welt wird neu erblühen und wir werden ihre Früchte ernten können. Also gedultet euch und seht der Zukunft mit Freude entgegen. Bald schon werden wir frei sein. Dann wird uns nichts mehr aufhalten und Taiga wird noch herrlicher und besser und reicher, als es jemals zuvor gwesen ist!", Erastos lullte die Einwohner Taigas in schöne, große Worte und Versprechungen.  Doch nur ich schien in diesem Raum zu merken, dass alles was er sagte nichts weiter als Schall und Rauch war. Nichts von dem würde er halten können, solange er Selly gefangen hielt. Er speiste die Bewohner Taigas mit verlockenden, süße Lügen, die sie wie Zuckerwasser die Fliegen betört.

MISSION ABBRECHEN!

Dachten Juliana und ich gleichzeitig. Schnell fasste ich für sie unsere Situation zusammen. Auch wenn meine Nachricht an Juliana zu zwei Dritteln aus Fragen bestand.

Wir wurden von zwei Fadros erwischt. Wieso halten sie mich für Selene? Juliana, bist du in Sicherheit?

WEIL SELENE VERSCHWUNDEN IST?! WIE KANN DAS SEIN? MIR GEHT ES GUT. ABER WAS IST MIT EUCH?

So war das alles nicht geplant. Eigentlich hatten wir damit gerechnet, dass sie Selene entweder vorführen oder bewacht zurück lassen. Erastos war auf der Veranstaltung aufgetreten und hatte Selene aus den Augen gelassen. Das wäre die Chance gewesen, sie uns zurück zu holen. Ich seufzte genervt.

Ich lass mir was einfallen. Such du weiter nach Selene. Irgendwo muss sie ja stecken.

IN ORDNUNG. PASS AUF DICH AUF. VERDAMMT WIR BRAUCHEN HILFE.

Du bist jetzt die Hilfe, Juliana. Reiß dich zusammen, wir schaffen das.

WENN DU DAS SAGST.

Sasha wollte mich zwar bloß motivieren, aber ihre Worte waren genauso hohl wie die, die Erastos seinen Leuten auftischte. Also gut, denk nach Juli, denk nach. Sobald man den Eingang freigab schlängelte ich mich mit den anderen Leuten aus dem Saal und suchte erst einmal Leonids Zimmer auf. Hastig schob ich den Schlüssel ins Schloss und konnte kaum abwarten ihn herum zu drehen. Es war zwar nur ein billiger Trost, aber die verschlossene Tür schenkte mir ein Gefühl von Sicherheit. Nicht nur, weil sie zu war, sondern auch, weil sie mich an Callum erinnerte. Ich werden Selene finden, Sasha retten und dann mit Callum Urlaub am Meer machen und unzählige Kartoffeln essen.

"Leo!", kaum hatte ich mich von der Tür abgewandt, stürmte jemand aus den Schatten auf mich zu. Mein Herz setzte einen Schlag aus.
"Selene, nein!"

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