Es dauerte nicht lange, mehr über Regina Mills' Freundin herauszufinden, denn sie war vorbestraft. Ein paar Fälle von Brandstiftung, nur Sachschaden. David sah ihre Mappe durch. Als er das Bild sah, stockte er. Die Erinnerungen spielten sich vor seinem inneren Auge ab. Nein. Er würde sich jetzt nicht vom alles verschlingenden Gefühl der Reue fortreißen lassen. David schluckte, fasste sich.
Maleficent Drake war die Frau, dessen Leben er zerstört hatte. Sie würde niemals mit ihm reden wollen. Es sah ganz so aus, als wäre das ein Job nur für Emma. Da die aber gerade bei Miss Mills sein müsste und er sich ohnehin vorgenommen hatte, mehr über Coras Verhältnis zu Regina herauszufinden, sah er sich gezwungen, trotzdem zu Ms Drake zu gehen. Sie kannte Regina Mills zwar nicht am längsten von allen, die ihm in den Sinn kamen, aber sie kannte sie am besten. Einst hatte Miss Mills sogar bei ihr gewohnt. Zwar nicht lange, aber da das nach dem tragischen Ableben ihres damaligen Ehemanns gewesen war, hatte das ganze Dorf es mitbekommen.
David kratzte sich an der Augenbraue und runzelte die Stirn hoffnungsvoll, dass ihm noch etwas einfiele, was bedeutend wichtiger war und sofort erledigt werden musste. Nach zehn Minuten stummem Sitzen vorm Computer und dem Kategorisieren von digitalen Ordnern auf seinem Desktop lehnte er sich mit einem Seufzer zurück und starrte an die Decke. Dann raffte er sich mit dem Gedanken an Mary Margaret auf, schnappte sich seine Dienstmarke und verließ das Sheriffbüro.
Die Straßen von Storybrooke waren nur mäßig belebt. Es hatte sich herumgesprochen, dass Regina Mills wieder zurück in der Stadt war, und deshalb blieben einige lieber mit ihren Familien zuhause. Da aber kaum jemand darüber informiert war, wie es mit Regina nach ihrem Umzug nach Boston weitergegangen war, herrschte keine allgemeine Panik. Und es wäre besser, wenn das so bliebe.
David ertappte sich dabei, wie er langsamer ging, je näher er der Straße kam, in der Maleficent Drake wohnte. Es war lächerlich. Er und Mary Margaret waren Teenager gewesen. Und doch. Es war ihre Schuld.
Wenn er ehrlich war, fürchtete er sich vor der Konfrontation. Vor allem, weil Maleficent bestens wusste, womit sie ihm wehtun konnte.
Und dann stand er vor der Haustür der Frau, die ihn am meisten hasste. Mit dem Gefühl, er sei einer Herzattacke nahe, drückte David auf die Klingel.
Eine halbe Minute wurde die Tür geöffnet und eine Luft, die so dick war, dass man sie hätte schneiden können, schlug ihm entgegen. Inmitten der mit Zigarettenqualm verpesteten Hitzwelle, die aus der billigen Wohnung drang, stand eine Frau in einem dunklen Morgenmantel und einer Zigarette in der rechten Hand. Die erdbeerblonden Locken waren so verfilzt, dass sie unmöglich in den letzten Wochen eine Bürste gesehen haben konnten. Das Gesicht war blass und eingefallen. Sie wirkte nicht so, als wäre sie ganz bei sich. David meinte den Geruch von Alkohol zu erschnuppern.
Als sie ihn erkannte, verfinsterte sich ihr Blick unter den Massen von Mascara und Eyeliner. David hätte nicht gedacht, dass das möglich war, aber da hatte er sich wohl getäuscht. Sie pustete ihm den Zigarettenqualm direkt ins Gesicht, sodass er ein Husten unterdrücken musste.
„Du", war alles, was sie sagte.
Er beschloss, das sofort aufzugreifen, um die beginnende ‚Unterhaltung' nicht sofort ins Stocken geraten zu lassen. „Genau", erwiderte er. „Ich. David Nolan, Sheriff. Sie sind mit Regina Mills befreundet gewesen-"
An dem Punkt wurde er auch schon unterbrochen: „Hör mal zu, Sheriff", sagte Maleficent undeutlich, jedoch mit stechendem Blick. „Das hast du ganz richtig erkannt, ich war mit Regina befreundet. Die Betonung liegt auf Vergangenheit, da ich jahrelang nichts von ihr gehört habe. Wenn du mich jetzt für den Rest meines Lebens in Ruhe lassen würdest? Du hast schon genug angestellt." Sie wollte ihm die Tür vor der Nase zuschlagen, aber er stoppte sie, indem er die Hand dagegen drückte.
„Hey!", rief David verärgert. Der getroffene Hund bellt, hörte er seinen Adoptivvater in seinem Kopf höhnen. Er schüttelte ihn ab. „Wir haben uns oft genug entschuldigt! Das ist schon Ewigkeiten her! Uns ist bewusst, dass es niemals besser werden wird, aber-"
„Ihr habt schließlich dasselbe erleiden müssen wie ich", sagte Maleficent mit einem bösartigen Funkeln in den Augen, das David nicht behagen mochte. Sie wirkte so selbstzufrieden. „Habt ihr jemals von eurer Tochter gehört? Wie alt wäre sie jetzt? Siebenundzwanzig?" Sie zog provokativ an ihrer Zigarette.
„Achtundzwanzig", antwortete David bedrückt. Dabei hatte er sich auf gar keinen Fall so von ihr runterziehen lassen wollen. „Emma hatte vorgestern Geburtstag. Sprechen Sie nicht von ihr, als wäre sie tot." Das Wort ‚tot' tat ihm in der Seele weh. Seine Tochter lebte. Das spürte er.
Maleficent verzog den Mund spöttisch. „Vielleicht ist sie das ja auch? Vielleicht ist meine Tochter auch tot?" Aus dem zuletzt Gesagten sprach der pure Hass.
Das war der Moment, in dem David beschloss, dass das zu nichts führen würde. Er brach das Gespräch – wenn man es denn als ein solches bezeichnen wollte – einfach ab und sagte: „Maleficent Drake, ich fordere Sie hiermit offiziell auf, mich auf das Revier zu begleiten, um ein paar Fragen zu Regina Mills zu beantworten."
„Das kannst du vergessen, Junge", erwiderte Maleficent und trat ihre Zigarette direkt vor ihm aus.
„Ich kann Sie auch wegen Behinderung der Justiz verhaften", bot David an, bemüht, sie nicht anzubrüllen. Seine Geduld war in den letzten paar Sekunden drastisch geschwunden. „Oder Sie kommen freiwillig mit, beantworten ein paar Fragen und wir haben kein Problem."
„Wir werden immer ein ‚Problem' haben", knurrte Maleficent, gab dann aber nach: „Ich komme in einer halben Stunde auf die Wache."
Er bedachte sie mit einem fragenden Blick. Die ältere Frau sah vielsagend an sich herunter und er verstand. „Meinetwegen", stimmte er zu. „Bis dann." Nach dieser peinlichen Verabschiedung wurde die Tür letztendlich doch zugeknallt und er seufzte erneut. Das hätte schlimmer laufen können.
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