Kapitel 7
Kathi
Als Katharina aufwachte, fühlte sie sich einfach nur wohl. Das ganze Adrenalin, die Endorphine, die in ihrem Kreislauf tobten, berauschten sie buchstäblich. Sie hatte nie in ihrem Leben Drogen genommen, nicht einmal einen Joint geraucht, aber an diesem besonderen Morgen prickelte ihr Blut wie Champagner.
So ähnlich musste es sich anfühlen, wenn die Leute sich ihre chemischen Kicks holten! dachte sie. Aber fantastischer Sex erfüllte doch offensichtlich die gleiche Wirkung. Sie räkelte sich wohlig, ihre Hand suchte nach dem hübschen Kerl, der für ihr Hochgefühl verantwortlich war.
Die Finger krabbelten über das Laken, fühlten, dass sie schon in der Hälfte angekommen war, die sie gar nicht gebraucht hatten.
Doch sie ertastete keine Haut, nur das kalte Laken.
Er wird im Bad sein! vermutete sie und lauschte.
Kein Wasser lief, keine Schritte, nichts!
Nur ein erdrückendes Nichts.
Sie sprang aus dem Bett, schlüpfte in ihren Morgenmantel.
Seine Klamotten, die sie gestern oder heute oder irgendwann im Schlafzimmer verstreut hatte, waren weg.
Er wird sich angezogen haben! tröstete sie sich.
Sie lief durch die ganze Wohnung, sah auf den Balkon.
Er wird Frühstück besorgen! Sie klammerte sich an diesen winzigen Hoffnungsschimmer, obwohl sie die Wahrheit schon erkannt hatte.
Er war weg!
Er war gegangen!
Ohne ein Wort!
Nach dieser Nacht!
Sie wusste, dass es unsinnig war, aber sie suchte alle Räume nach einem Zettel, einer Nachricht ab.
Seine Nummer?
Ein Gruß?
Dann sank sie in einen Sessel.
Okay!
Das war's dann.
Doch seltsamer Weise war sie nicht traurig.
Das, was sie in den letzten Stunden hatte erleben dürfen, würde ihr niemand wegnehmen können.
Das Gefühl seiner Lippen, seiner Finger auf ihrem Körper, seiner weichen, duftenden Haut unter ihren Lippen, ihren Fingern würde sie nie mehr vergessen.
Er hatte ihr etwas unendlich Wichtiges beigebracht: Sie war eine Frau, die fühlen konnte, die Sex lieben konnte, wenn der Mann gut war!
Nie wieder würde sie einem Mann einen Orgasmus vorspielen, weil sie glaubte, dass etwas mit ihr nicht stimmte!
Mit ihr stimmte alles!
Doch mit den Typen hatte es nie gestimmt!
Nicht mit den jungen Kerlen, die sie vor Christian gehabt hatte, nicht mit dem angeblich erfahrenen Liebhaber, an den sie sechs Jahre vergeudet hatte.
Kevin hatte sie von einem riesengroßen Fehlglauben geheilt: Dass Sex eben nicht mehr war!
Sex war sehr viel mehr!
Unendlich mehr!
„Danke!" flüsterte sie. „Ich werde dich nie vergessen! Meinen ersten Mann!"
Sie legte sich noch ein wenig ins zerwühlte Bett, musste grinsen, als sie den Geruch von Liebe, Mann, Sex in sich aufnahm.
Das Kissen, das sie geteilt hatten, duftete noch nach ihm, dem Lagerarbeiter, der drei Sprachen plus Latein beherrschte, in Mathe eine Niete war, dafür aber musikalisch.
Sie hätte gerne mehr von ihm erfahren, hätte sein Geheimnis gerne gelüftet.
Aber es hatte nicht sein sollen.
Dann nahm sie ihren Tag in Angriff, kaufte ein, kaufte sich auch ein paar verrückte Klamotten, eine neues Parfüm und ganz viele Süßigkeiten.
Noch eine Flasche Wein, falls ihr Herz später Trost brauchen würde.
Doch sie rührte weder Alkohol noch Schokolade an. Sie war mit sich und ihrem Leben zufrieden, nichts in ihr verlangte nach Trost.
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