Kapitel 64
Sechs Jahre später V
Kathi und Kevin
„Pst!" ermahnte Kathi ihren hübschen Jungen, als der bei einem Blowjob laut aufstöhnte.
Das sagt sie so leicht! dachte Kevin mit vernebeltem Gehirn.
Aber er würde sich gleich revanchieren. Er würde sie zum Stöhnen, zum Seufzen und zum Betteln bringen!
Gleich! Wenn er die Erde wieder erreicht hatte!
Und er hatte richtig gedacht.
„Pst!" zitierte er sie, als sie seinen Namen rief, was er besonders liebte. Wenn sie „Keeevin!" stöhnte, war er immer der glücklichste Mann der Welt. Denn dieser Name, den er so lange so sehr gehasst hatte, klang aus ihrem Mund wie das größte Kompliment.
Er war es, der sie dahin bringen konnte, wo sie gerade angekommen war.
Er konnte sie erregen und befriedigen!
Er konnte diese Leidenschaft in ihr entfachen!
Er!
Und nur er!
Kevin, der nie mehr alleine zu Hause sein würde!
Lächelnd drang er in sie ein, lächelnd kam er mit ihr gemeinsam ganz oben an.
Lachend rollte er platzend vor Glück mit ihr durchs Bett, lachend hörte er ihr „Das war phänomenal!".
Lachend konnte er ihr nur zustimmen.
Seine Prüfungen bestand Kevin alle mit Bestnoten.
Kathi vertrat die Meinung, dass er eben hochintelligent war.
Er vertrat die Meinung, dass die Endorphine und das Adrenalin, die ständig durch seine Adern rasten, ihn beflügelten.
Doch lachend nahm einer die Meinung des anderen hin, ohne lange zu widersprechen.
Max, der ewige zweite hinter dem Kumpel, vertrat die Meinung, dass die Professorin verknallt in Kevin war, was zu einer freundschaftlichen Rangelei der beiden führte.
Doch der auf der Sonnenseite des Lebens geborene junge Mann gönnte dem anderen, der beinahe seinen Traum hatte aufgeben müssen, den Erfolg von Herzen.
Beide traten ihre Stellen zur Facharztausbildung am Klinikum an, Max hatte sich für Neurologie entschieden.
Seit er Ehemann und Vater geworden war, hatte sein Ehrgeiz sich eindeutig auf sein Privatleben verlegt.
Bei der Feier anlässlich der Taufe von Summer fragte Philip wie nebenbei seine Eltern: „Wann heiraten wir jetzt eigentlich mal?"
Kevin verschluckte sich an seinem Mineralwasser, Kathi an einem Schluck Sekt. Sie sahen sich verwundert an.
Er fand zuerst seine Worte wieder, wenn auch etwas wirr und stotternd. „Haben wir nicht? Sind wir nicht? O Gott! Ich habe vergessen, dich zu fragen! Ich fühle mich doch so verheiratet! Sollten wir? Sollte ich?"
Kathi hielt sich den Bauch vor Lachen. Sie hatten während der wunderschönen, turbulenten Jahre einfach darauf vergessen! Sie empfand wie ihr hübscher Junge! Sie fühlte sich so sehr verheiratet!
Er stimmte in ihr aufgedrehtes Lachen ein.
Doch aus dem Sinn ging ihm die seltsame Sache nicht mehr.
Alle um sie herum hatten geheiratet, sie hatten auf jeder Hochzeit gefeiert, getanzt.
Und nicht ein einziges Mal war ihm in den Sinn gekommen, dass er das ja auch wollte!
Sicher wollte er heiraten, seine Kathi, sein Mädchen heiraten!
Keine Frage!
Aber er hatte einfach nicht daran gedacht.
War schon so lange in festen Händen – in wunderschönen übrigens – dass eine Heirat einfach kein Thema war.
Er fing an zu grübeln.
Hätte die Süße auf einen Antrag gewartet?
War sie jedes Mal enttäuscht, wenn ein anderes Paar vor den Altar oder den Schreibtisch eines Standesbeamten trat?
Aber er konnte sich das echt nicht vorstellen!
Sie hatten nach dem großen Crash über alles – wirklich über alles – gesprochen!
Und er hätte es gespürt!
Hätte es an ihrem Blick gesehen!
Sicher!
Doch das Versäumnis, und es war definitiv eines, musste er wieder gut machen, auch wenn es ganz unbewusst geschehen war.
Auf der Feier zu seinem Dienstantritt an der Station für Chirurgie, an der er seine Facharztausbildung absolvieren würde, war ordentlich etwas los. Alle Freunde und willkommenen Familienmitglieder waren bester Stimmung.
Der Professor hielt eine kleine Rede, bei der er über sein Freude sprach, den begabten jungen Arzt für sein Haus hatte gewinnen können.
Kevin glaubte zu träumen. Sein großes Ziel – er hatte es tatsächlich erreicht!
Alles, was so lange Zeit gegen ihn gewesen war, hatte sich gedreht. Das Schicksal hatte ihm nur noch zugearbeitet.
Seit dieser einen Nacht, als ein Gewitter ihn in eine Bar mitten in der Stadt gespült hatte, als er zum ersten Mal in diese dunklen Augen gefallen war, seit er sich erlaubt hatte, ein paar Stunden lang glücklich zu sein.
Der Chef hatte seine Rede beendet, Applaus war zu hören, viele Augen lagen auf ihm, der Hauptperson.
Er tauchte aus seinen Gedanken auf, hatte nicht viel von allem mitbekommen. Die Reise in den schönen Teil seiner Vergangenheit hatte ihn abgelenkt.
Er fasste sich schnell, strahlte alle Gäste an.
Dann merkte er, dass auch von ihm ein paar Worte erwartet wurden und stand auf.
„Sehr geehrter Herr Professor, vielen Dank für die Vorschusslorbeeren, denen ich hoffentlich gerecht werde." Einen Teil der lobenden Worte hatte er zum Glück noch mitbekommen.
„Liebe Gäste! Danke, dass ihr heute hier seid, um die Erfüllung meines Traumes mit mir zu feiern. Als ich zehn Jahre alt war, hat ein Lehrer alles darangesetzt, dass ich aufs Gymnasium gehen konnte. Herr Müller, das werde ich nie vergessen, was Sie für mich – und auch für viele andere Kinder aus meinem Viertel – getan haben."
Er hob sein Wasserglas in Richtung des mittlerweile in die Jahre gekommenen Pädagogen, der immer wieder Gast bei Kevin und Kathi gewesen war.
„Als ich 15 war, wusste ich, dass ich Arzt werden wollte, arbeitet wie verrückt auf dieses Ziel hin. Das Schicksal hatte etwas andere Pläne mit mir. Zum Glück, denn es hat mir diesen wunderbaren Sohn Philip beschert."
Der Junge hatte mittlerweile in groben Zügen seine Entstehungsgeschichte mitbekommen, winkte seinem Vater lässig zu.
„Dann beschloss ein Engel namens Katharina, von Köln nach Regensburg zu ziehen, um mein Leben wieder in Ordnung zu bringen!"
Er küsste das Mädchen, das so sehr seine Frau war, wie sie es nur sein konnte, und es trotzdem noch immer nicht war.
„Vom ersten Treffen an änderte sich alles für mich und Philip, wir konnten wieder atmen, wieder leben! Vor ein paar Wochen hat mein unglaublicher Sohn gefragt, wann wir drei denn endlich heiraten würden, und Kathi und ich sind aus allen Wolken gefallen. Wir hatten einfach darauf vergessen! Vor lauter Glück, uns zu haben, vergessen! Doch das geht natürlich nicht, dass diese wunderbare Frau mich nicht heiratet! Wo kämen wir denn da hin?"
Er kniete sich vor all den Menschen vor sie hin. „Deshalb frage ich dich heute: Würdest du, nach allem was du für mich und meinen Sohn getan hast, noch eins draufsetzen und meine geliebte Ehefrau werden?"
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