Kapitel 40
Kathi
Kathi verstand sich selbst nicht mehr, nicht im Geringsten!
Er hatte sie betrogen, hatte sie und vor allem Philip im Stich gelassen!
Warum vermisste sie ihn immer mehr?
Den Blick aus seinen blauen Augen, mit dem er sie manchmal bewundernd ansah, manchmal buchstäblich auszog?
Die leichten Berührungen seiner Hände, die jedes Mal Schauer durch ihren Körper jagten?
Die Wahnsinnslippen, fast zu schön für einen Mann, die unglaubliche Dinge mit ihr anstellen konnten?
Sein leises Lachen, seine dunkle Stimme, seinen perfekten Körper?
Das Interesse an ihr, ihrem Leben, ihrer Arbeit?
Sie hatte das Gefühl gehabt, er hätte dabei nachgelassen. Aber, wenn sie ehrlich war, stimmte das nicht!
Sie hatte das in sein Verhalten hineininterpretiert!
Wie oft hatte er sie etwas enttäuscht angesehen, wenn sie auf seine Fragen nur geantwortet hatte: „Alles okay!"
Wenn sie keine Lust gehabt hatte, mit ins Kino zu gehen.
Sie war es, die sich verändert hatte!
Sie hatte eins ums andere Mal Müdigkeit oder Arbeit vorgeschoben!
War dann angesäuert zu Hause gesessen, ganz nach dem Motto: „Ich habe es ja gewusst!"
Wann hatte sie aufgehört, um ihre Beziehung zu kämpfen?
Nach dieser vermaledeiten ersten Fete, als sie gesehen hatte, wie sehr er sich amüsierte.
Aber hatte er sich amüsiert?
War das wirklich seine Welt gewesen?
Oder hatte er brav ihren Auftrag erfüllt?
Hatte er nur versucht, ein Leben als Student zu führen, weil sie ihn dazu aufgefordert hatte?
Ihre Gedanken drehten und drehten sich, kamen aber immer wieder bei dem einen Punkt an: „Er hat mich betrogen!"
Hatte er das wirklich?
Sie glaubte immer weniger daran!
Eines Tages stand überraschend Max vor ihrer Türe.
„Hast du etwas von Kevin gehört? Ich versuche seit Tagen, ihn zu erreichen!" erklärte er sein Kommen, nachdem sie ihn hineingebeten hatte.
Sie wich seinem Blick aus. „Nein! Seit dieser Nacht mit Josie nicht mehr! Also, nicht gesprochen. Er hat angerufen, hat Nachrichten geschickt, ich bin aber nicht hingegangen, hab nicht eine gelesen oder abgehört!" Ihre Stimme wurde immer brüchiger.
Max musterte sie eine Weile. „Die Nacht mit Josie! Wie das klingt! Das war eine besoffene, bekiffte Nacht! Meinst du ein Kerl, der keinen Alkohol und schon gar kein Dope gewohnt ist, kriegt in so einer Nacht auch nur ansatzweise einen hoch? Sorry, wenn ich so direkt bin!"
Kathi lächelte zum ersten Mal seit Tagen wieder ungekünstelt.
„Ich hab jetzt nicht so viel Ahnung mit bekifften Männern! Die geht gegen Null, verstehst du?" gab sie zurück.
„Schon klar! Darum sag ich es dir ja!" Er lachte leise. „Und? Was gedenkst du jetzt zu tun, Frau Dr. Dr.? Wirst du Gnade vor Recht ergehen lassen?"
Sie senkte wieder den Kopf. „Er rührt sich nicht mehr! Hat mich wohl schon abgeschrieben oder ersetzt!"
„Pf!" machte Max. „Vergiss es! Du bist die Liebe seines Lebens! Das dauert schon länger als zwei oder drei Wochen, um die zu vergessen!" Sein Blick ging ins Leere. „Ich war zwei Jahre lang unterwegs, nachdem die meine mich abserviert hat! Dann konnte ich mich wieder verlieben, und das ausgerechnet in dieses Luder Josie!"
Sie sah ihn überrascht an. „Echt jetzt? Das Leben spielt schon seltsam mit den Menschen!"
Er lächelte sie an. In ihrem gewohnten Umfeld, wenn sie nicht gezwungen war, eine Rolle zu spielen, war sie gut drauf mit dem Mundwerk!
Auf den beiden Feten war sie ihm etwas zurückhaltend, sogar etwas überheblich vorgekommen.
„Ich ruf mal bei Albert an. Vielleicht sagt er mir etwas!" beschloss sie schließlich.
Sie ließ lange durchläuten, doch niemand meldete sich. Auch keine Mailbox.
Seltsam! dachte sie.
Dann versuchte sie es bei Angelika – mit dem gleichen negativen Ergebnis.
„Entweder, sie gehen nicht ran, oder sie sind alle zusammen verschwunden!" sagte sie kopfschüttelnd zu Max.
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