Kapitel 24

Die nächsten Monate V

Auf der Heimfahrt war Kevin vollkommen losgelöst. So losgelöst, dass er die Kontrolle über seine rechte Hand verlor, die sich vollkommen verselbstständigte und den Weg unter ihren Rock suchte.

Das brachte ihm zwar einen halbherzigen Klapps ein, aber der störte ihn nicht weiter.
„Hörst du auf? Ich muss mich auf den Verkehr konzentrieren!" maulte sie.
Er kicherte leise. „Ich auch, Frau Dr. Dr.! Und das nehme ich sehr ernst!"

Ihr blieb einen Augenblick lang die Luft weg, dann lachte sie los. „Der war gut!" japste sie. Autos hinter ihnen hupten, die Ampel hatte längst auf Grün geschaltet. Sie gab Gas, vergaß aber, die Handbremse zu lösen, würgte den Motor ab. Das Hupkonzert wurde lauter, mittlerweile war wieder Rot.

Ein entnervter Autofahrer klopfte an die Scheibe.
„Wo hast du denn deinen Führerschein gewonnen, du Tussi?" schrie er durch die Scheibe.
Sie drückte auf den automatischen Öffner.
„Im Lotto! Aber gutes Benehmen wurde da nicht verlost! Sonst hättest du vielleicht etwas abbekommen!" knallte sie ihm hin und startete mit quietschenden Reifen.

Kevin lachte Tränen.
Verwundert bekam er schließlich mit, dass sie den verwaisten Parkplatz eines Supermarktes angesteuert hatte.
„Was jetzt?" fragte er noch immer nach Luft schnappend.
„Jetzt?" fragte sie mit gekonntem Augenaufschlag. „Jetzt konzentriere ich mich auf den Verkehr!"

Ihre Hand glitt sehr gekonnt über die Beule hinter den Knöpfen seiner Jeans.
Er stöhnte wohlig auf. Sie öffnete langsam, sehr langsam Knopf für Knopf. Er bog sich ihr entgegen, sie nutze die Chance, seine Hose nach unten zu ziehen.
Gelenkig wie sie war, setzte sie sich auf ihn, schob ihren Slip zur Seite, begann ihn zu reiten, bis sie beide laut stöhnend kamen.

Nach einer kurzen Verschnaufpause zog sie ihre Kleidung zurecht, rutschte auf den Fahrersitz, fuhr los, als wäre nichts geschehen.
Kevin brauchte etwas länger, um in die Realität zurückzufinden.

Sie grinste ihn frech von der Seite an. „Verkehrsregel Nummer eins: Fordere mich nie heraus!"
Er räusperte einen Frosch weg. „Und Regel Nummer zwei?"
„Fordere mich heraus, wenn du willst, dass es so endet!" antwortete sie lächelnd.
„Gut! Diese Regeln gefallen mir ausnehmend gut!" Er küsste ihre rechte Hand.
„Habe ich schon geahnt!" gab sie cool zurück.

Er ließ sich in den Sitz sinken. Seine Frau Dr. Dr.! Das war vielleicht ein heißer Käfer!
Dann musste er eine Frage loswerden. „Hast du das schon mal gemacht?"
„Das? Du meinst Sex auf einem Parkplatz, auf dem Beifahrersitz?" Sie musste lachen. „Mit Christian? Eine interessante Vorstellung!"

„Aber er war ja nicht dein einziger Mann!" Er ließ noch nicht locker.
Im Schein der Straßenbeleuchtung konnte er ihren Blick und ihr Schmunzeln erkennen. „Da muss ein Mann ziemlich gut bestückt sein, damit das klappt!"

Er schnappte nach Luft.
Klar! Sie sprachen immer sehr offen miteinander!
Aber so offen?

Gut! Da konnte er gerne mitspielen! „Und du bist der Meinung, das trifft auf mich zu?"
Ihr Schmunzeln vertiefte sich. „Stopp fishing, Berger!"
Sein Blick wurde ernst. „Nein! Das war kein fishing for compliments! Ich habe echt keine Ahnung!" gestand er ein.

Dieses Mal verschlug es ihr die Sprache. „Da hast nicht ...., ich meine, ihr habt nie ...., also, du und deine Freunde habt nie diese Vergleichsspielchen gemacht? Wer hat den längsten und so?"

„Bei den Domspatzen war das nicht wirklich ein Thema, und so enge Freunde hatte ich nie!" antwortete er.

„Okay! Dann kann ich dir versichern, dass du außerordentlich gut bestückt bist!" presste sie heraus, weil ein neuer Lachanfall in ihr hochstieg.
„Na also! Geht doch! Jetzt kann ich endlich beruhigt schlafen!" meinte er ungerührt und schloss die Augen.

Kathi wusste im Augenblick nicht, ob sie diesen großen Jungen, diesen schönen Mann wohl je noch mehr lieben würde als jetzt und hier, als er mit einem zufriedenen Lächeln um die Wahnsinnslippen neben ihr saß.
Ich liebe sie! dachte er. Für dieses Gespräch und für alle anderen vorher liebe ich sie.

Philip schlief schon, als sie bei Albert ankamen. Kathi blieb spontan bei Kevin, müsste sie halt morgen eine Stunde eher aufstehen, um sich zu Hause noch umzuziehen. Doch diese Intimität zwischen ihnen, diese absolute Nähe wollte sie noch nicht aufgeben.

Später im Bett spielte er mit einer ihrer blonden Locken. „Du könntest doch ein paar Sachen zu mir bringen, und ich ein paar von Philip und mir zu dir!"

Er hatte seinen ganzen Mut gebraucht, um das auszusprechen, was ihm schon seit einiger Zeit durch den Kopf gegangen war.

Er hatte immer gefürchtet, eine zurückhaltende oder abwehrende Antwort zu bekommen.
„Das ist ein sehr guter Plan!" meinte sie, räkelte sich wohlig in seinem Arm.
Auch sie hatte immer wieder darüber nachgedacht, wollte aber nicht drängen oder fordern.

„Finde ich auch! Manchmal habe ich fantastische Ideen, nicht wahr, Süße?" flüsterte er in ihr Ohr.
„Oh ja! Durchaus!" gab sie zurück und glitt in einen glücklichen Schlaf hinüber.

Er hatte Durst, hatte vergessen, eine Flasche Wasser mitzunehmen. Albert saß noch vor dem Fernseher.

„Und? War Philip brav?" fragte er höflichkeitshalber. Er war dem Freund immer wieder sehr dankbar, dass er sich so gut um seinen Sohn kümmerte.

„Natürlich! Wie immer!" antwortete Albert. „Und? Hattet ihr einen schönen Tag?"
„Ja! Es ist seltsam, plötzlich eine Mutter zu haben! Ich erinnere mich an  immer mehr Situationen, in denen sie sich um mich gekümmert hatte!"

Da fiel ihm etwas ein. „Hab ich dir eigentlich schon erzählt, dass ich ein Kuckuckskind bin? Mein Vater ist nicht mein Erzeuger, aber sie will mir nicht sagen, wer das ist. Ist auch nicht wirklich wichtig für mich! Hauptsache, Herrmann ist es nicht!"
Albert trank sein Weinglas leer. Diese Nachricht verwirrte ihn seltsamer Weise sehr. „Du willst nicht wissen, wer dein leiblicher Vater ist?"

„Nein!" erklärte Kevin bestimmt. „Wahrscheinlich ist er auch ein Arschloch, sonst wäre sie doch bei ihm geblieben, oder? Ich habe ihn bisher nicht gebraucht, ich muss keine neue Enttäuschung haben!"

Albert sah Kevin eindringlich an.
Der Wein hatte ihn ein wenig durcheinander gebracht.

Hatte seine Gedanken auf seltsame Reisen geschickt. „Wie sieht deine Mutter eigentlich aus?"
Kevin holte sein Handy, suchte nach einem Foto, das er heute gemacht hatte und hielt es Albert hin.

Der Mann schluckte und schluckte und schluckte.
Das konnte nicht sein!
Das gab es nicht!

Er bildete sich diese Ähnlichkeit nur ein.
„Hübsch!" brachte er gepresst heraus und ging wortlos in sein Zimmer.
Kevin sah ihm verwundert nach. Zuerst fragte er - und dann haute er ab. Seltsames Benehmen!
Er schnappte sich aus der Küche eine Flasche und ging zu seinem schlafenden Engel zurück.

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