9| Bilder
Wie eine zusammengesetzte Bildfolge, umgaben sie die Ereignisse ihrer Vergangenheit. Sie schlangen sich umeinander, setzten sich selbstständig zusammen, bis sie Ketten ergaben, die Kasumi ihrer Freiheit beraubten - sie dazu zwangen, sich der Konfrontation der Ereignisse hinzugeben.
Ein Leichentuch fiel. Keine Windböe vermochte seine Bahn zu verändern, während immer wieder aufs neue eine -zu einer Szene zusammengesetzte- Bildfolge ihr die Sicht nahm.
Schlachtfelder zogen an ihren Augen vorbei. Aufgewirbelter Staub und aufeinander zustürmende Silhouetten, inmitten blutgetränkter Areale.
Kinder, die an der Front kämpften.
Zerschmetterte und verstümmelte Körper am Boden.
Von überall her drangen schreie an ihre Ohren. Das klirren von Metall, welches auf Metall traf und das schmatzen, wenn ein Katana durch den Leib eines Menschen schnitt, waren einige der letzten Geräusche, die Kasumi in ihrem Leben gehört hatte.
Ein Klicken und die darauffolgenden Explosionen der Grund, für ihre jetzige Taubheit.
Blasse Finger begannen als Reaktion auf die Bilder zu zucken. Die Augen der Uchiha waren weit aufgerissen. Die Pupillen veränderten ihre Größe und das Braun, welches diese Umgab zitterte auf dem weißen Grund.
Unregelmäßige Atemzüge drangen an die Außenwelt und kalter Schweiß trat aus.
Sie war gerade erst zwölf geworden, als sie zum ersten Mal ein Schlachtfeld betreten hatte. Vierzehn, als sie -aufgrund gelegter Briefbomben- ihr Gehör verlor.
Hilflos starrte sie auf die Bilder, hörte sich die Geräusche an, die sie bis zum jetzigen Zeitpunkt in ihren Träumen begleiteten.
Tränen und Blut tropften auf den Boden. Mütter, Ehepartner und Kinder, brachen auf die Nachricht des Verlustes, eines geliebten Menschen, zusammen. Schrieen ihre Trauer hinaus oder starrten ins Leere.
Erneut sah sie Kleinkinder, die den Tod noch nicht verstanden. Wie sie fragten, warum ihre Eltern oder Geschwister vergraben wurden. Dass sie doch stolz gewesen wären, ihrem Reich dienen zu können und dass sie noch arbeiten müssten.
Wie die Jüngeren zurück gehalten werden mussten, um nicht auf den Sarg zu zurennen.
Wie es schien, als würde es regnen, obwohl die Sonne sie anlachte, als wäre nichts geschehen.
Die Hassverzerrten Fratzen der Personen, die einen Verlust erlitten hatten, füllten die Schlachtfelder.
Kalte Entschlossenheit die jeweils andere Armee auszulöschen, umgab einen jeden Shinobi.
Ein erster roter Fleck, bildete sich auf dem ehemals rein weißen Leichentuch.
Mit den sich häufenden Verlusten, stieg die Rate der erweckten Sharingan-Augen, innerhalb des Uchiha-Clans. Viele Uchiha hatten die Person, die sie am meisten beschützen wollten oder die ihnen am meisten bedeutete, verloren und aufgrund dessen ihr Sharingan erweckt. Andere wiederum konnten der Belastung, die der Krieg mit sich brachte nicht standhalten und erweckten deswegen das Clanerbe.
Doch egal, wie sie es erweckten, die Folge dessen war meistens bodenlose Arroganz, die dazu führte, dass sie kurz darauf ihr Leben ließen. Die Mitglieder des Uchiha-Clans begannen immer mehr ihre Fähigkeiten zu überschätzen, fühlten sich denen überlegen, die kein Sharingan besaßen.
Der Schmerz, den sie alle empfanden und der eigentlich, aufgrund der anderen Gehirnverknüpfung stärker war, als der, normaler Menschen, verblasste immer mehr. Stolz und Arroganz, beherrschten die Herzen der Uchiha.
Kasumi konnte sich noch all zu gut daran erinnern, wie stark der Druck war, der inmitten des Clans auf diejenigen ausgeübt wurde, die ihre Augentechnik noch nicht erweckt hatten.
Ein weiterer roter Fleck, beschmutzte das Leichentuch.
Der Putsch des Uchiha-Clans, der an den äußersten Rand Konoha's verbannt worden war und zum Ende hin auch größtenteils aus dem Rest des Krieges herausgehalten worden war, um weiteren Hass in seinen Reihen zu vermeiden.
Itachi, der zum Doppelspion wurde und dessen einzige Zuflucht, Shisui zu sein schien, der seit dem Tod des dritten Teammitgliedes ähnliche Werte vertrat.
Erneut sah sie, wie Itachi langsam den Platz von Shisui's und ihrem ehemaligen Teamkameraden einnahm, den sie an den Tod verloren hatten, weil er nicht auf Shisui's Rat hatte hören wollen.
Wie sie alle nach einer friedvolleren Lösung gesucht hatten und wie Shisui eines Tages eines seiner Augen entwendet wurde, mit dessen Fähigkeit, anderen einen Gedanken einzupflanzen, sie einen Bürgerkrieg hätten vermeiden können.
Das friedliche Lächeln auf seinen Lippen, nachdem er Itachi sein anderes Auge anvertraut hatte und sich nun rückwärts eine Klippe herab stürzte, um seinen Leichnam zu zerstören.
Itachi's Tränen, als er einen Satz nach vorne machte, in der Hoffnung, die Hand seines Freundes noch ergreifen zu können.
Und auch, wie Shisui's Körper die Wasseroberfläche des reißenden Flusses durchbrach, der ihn vom Dorf wegtrug.
Die ersten Tränen liefen Kasumi über die Wangen, als sie ihren alten Freund erneut sterben sah.
Wieder einmal war sie unfähig, ihn zu retten.
Wieder einmal, konnte sie nur dabei zusehen, wie er Selbstmord beging, um eine Katastrophe zu vermeiden, wenn sein anderes Auge auch noch gestohlen worden wäre.
Daraufhin folgten die hasserfüllten Blicke derer, die Itachi für Shisui's Mörder hielten.
Die Blicke derer, die aus Arroganz in ihm den Schuldigen suchten.
Ein weiterer Blutstropfen traf auf das Weiß des Leichentuches.
Der Tag, an dem Itachi mit nur dreizehn Jahren vor eine unmögliche Wahl gestellt wurde, folgte daraufhin.
Kasumi wurde schlecht, als sie ausgerechnet diese Situation sah. Ihr Hass auf die Regierung Konoha's verstärkte sich.
Sie hatten einen Dreizehnjährigen vor die Wahl gestellt, ob er seinen Clan und somit auch seine eigene Familie selbst umbringen wollte, um seinen über alles geliebten Bruder zu retten, oder ob er es sein ließ, jemand anders den Job übernehmen würde, wodurch sein Bruder sterben müsste.
Und dann wurde sie an ihre eigene Feigheit erinnert.
Wie sie aus ihrem Heimatdorf geflohen war, weil sie nicht sterben, aber auch niemanden aus ihrem Clan umbringen wollte.
Wie sie sich bettelnd am Leben gehalten hatte, nur um irgendwo auf offener Straße vor Erschöpfung zusammenzubrechen.
Daraufhin sah sie nur noch Gesichter.
Die Gesichter derer, die sie umgebracht hatte, sei es nun aus dem Willen zu leben oder einfach nur so ... und die Gesichter der Personen, die ihr am Herzen gelegen hatten und die sie hatte sterben sehen.
Mit jedem Gesicht, trafen weitere Blutstropfen das Leichentuch, bis es gänzlich rot eingefärbt war und sich auf einem toten Körper nieder ließ. Erenn's totem Körper.
•••
Kasumi's Hand schoss vor, umschlang den Hals der Person, die sich ihr genähert hatte. Noch immer zitterte sie am ganzen Leib, sah die Gesichter derer vor sich, für deren ableben sie sich die Schuld gab.
Sasori's Gesicht zeigte keinerlei Gefühlsregung. Selbst wenn sie ihm seinen hölzernen Hals zerschmettern würde, wäre er nicht tot.
Er war ein Kunstwerk für die Ewigkeit. Eine menschliche Marionette, die ihre Gefühle nach außen hin nicht zeigte.
Außerdem würde es seinem Ideal widersprechen, gefühllos und asketisch durchs Leben zu gehen, wenn er nun in irgendeiner Hinsicht überrascht wäre.
Daher sagte er lediglich „Pain erwartet dich.", ehe er ihre Hand unbeeindruckt von seinem Hals löste.
„Wer ist Pain?"
Kasumi's Blick senkte sich ein wenig, als sie ihre Stirn gegen ihre Handinnenfläche lehnte. Die Bilder lagen ihr noch schwer im Magen und ihr Herz raste.
Wieder einmal wurde ihr schmerzlich bewusst, dass sie all die Ereignisse lediglich verdrängt hatte, aber niemals darüber hinweg gekommen war.
„Der Leader der Akatsuki-Organisation. Lass ihn nicht warten.", erklärte der Marionettenspieler knapp, seine eigene Abneigung gegen Verspätungen mit einfließen lassend.
Müde nickte die Uchiha und setzte sich gänzlich auf, um sich von Sasori's Werkbank zu erheben.
Sie fühlte sich ausgelaugt, was nicht nur an der Betäubungsspritze lag, die ihr verabreicht worden war.
Sasori achtete nicht wirklich darauf, ob sie hinterher kam, als er sich in seine gepanzerte Marionette stellte und voraus ... kroch. Zumindest machte es auf Kasumi einen kriechenden Eindruck, wie er sich fortbewegte - ständige Schleifgeräusche verursachend.
Vor allem die ersten Schritte waren anstrengender, als sie gedacht hatte und der Schmerz in ihrem Arm, der mit der Bewegung zurückkehrte, ließ kurzzeitig die Welt vor ihren Augen verschwimmen.
Galle bahnte sich einen Weg ihren Hals hinauf und sie übergab sich kurz vor dem Ausgang seiner Werkstatt.
Die gepanzerte Kreatur drehte nur kurz seinen Kopf in ihre Richtung, tat aber nichts weiter.
Sasori widerstand dem Drang, genervt die Augen zu verdrehen. Nun hatte er wegen der Göre auch noch zusätzliche Arbeit, als hätte er nichts besseres zu tun.
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