4| Das Leben eines Shinobi's

Sein Zuhause hatte sich für Yun immer wie ein sicherer Ort angefühlt, so wie es auch sein sollte. Doch das war jetzt, infolge dieser Ereignisse, vorbei.
Weder seine Eltern, noch sein, in die Shinobikünste eingeweihter, Bruder könnten ihn vor gut geführten Schwertern, geschweige denn vor Jutsu's, wie sie die Frau verwendet hatte, beschützen.

„Ich entschuldige mich.", sagte Kasumi
„Ich habe Probleme bereitet."

Ihr einer Ärmel war blutbesudelt. So hatte sie schließlich, vor wenigen Augenblicken noch, in jener Hand das schlagende Herz ihres Widersachers gehalten.

„Das hier könnte einiges wieder gut machen.", mit einer eleganten Bewegung zog sie ihren Geldbeutel hervor und drückte ihn in die Hand des Jungen.

„Die Dorfwache wird gleich hier sein.
Wenn du den Hinterausgang nimmst, könntest du es noch ungesehen bis aus dem Dorf schaffen.", sagte Yun mit Blick auf den Boden, was das Lippenlesen für den tauben Shinobi um einiges erschwerte.

Kasumi nickte nur. Sie wollte keinen weiteren Ärger auslösen, so suchte sie schließlich noch nach ihrer Zielperson, welche näher zu sein schien, als sie erwartet hatte.

Nach kurzem überlegen, kniete sie sich hin und zog ein Fukiya unter ihrem Mantel hervor.
Auch kleine Nadelgeschosse fanden in ihrer Hand Platz.
„Eine Kleinigkeit."
Sie hielt ihm das, als Flöte getarnte Blasrohr entgegen.
„Nur für den Notfall. Sollte sich dieser Fall wiederholen.", kaum hatte sie diese Worte gesagt, drückte sie dem Kind die Waffe in die Hand und schloss seine Finger darum.
„Es ist unwahrscheinlich, dass wir uns Wiedersehen werden. Wenn doch, dann erwarte ich, dass du mein Geschenk schätzt.
Also wehe, ich sehe einen Rostfleck auf den Geschossen!"

„Ja.", sagte Yun, knapp und starrte ungläubig auf die Flöte und die Nadeln in seiner Hand herab.

Zufrieden nickend stand die Uchiha auf und wandte sich, ohne noch einen Blick zurück zu werfen, ab. Lediglich die Hand hob sie zum Abschied, während sie im Schatten des Flures, zum Hinterausgang verschwand.

•••

Draußen, von dem Gehölz des Waldes umgeben hob Kasumi den Kopf und nahm einen tiefen Zug der kalten Abendluft.

Es war nicht wirklich lange her, dass sie die letzte Person -mehr oder weniger- unbeabsichtigt getötet hatte. Vielleicht wenige Wochen.
Eine Gruppe Banditen hatten sie überfallen. An die Gesichter erinnerte sie sich nicht mehr.
Sie hatte ihr Lager inmitten eines Waldes, am Ufer eines Flusses aufgeschlagen, als man sie versuchte aus dem Hinterhalt heraus anzugreifen.
Es war eine törichte und ungeplante Aktion gewesen. Vermutlich hatten sie aufgrund ihres Äußeren gedacht, sie wäre leicht zu überwältigen. Schließlich war sie nicht gerade von größter Statur -war gerade mal 1.74 groß- und da sie den Tod ihrer Kameraden nicht wirklich akzeptieren wollte, zog sie ihr Äußeres nur noch weiter in Mitleidenschaft.

Sie hatte sich aus einem Reflex heraus gewehrt. Der veränderte Luftstrom und die plötzlichen Bewegungen im Geäst hatten sie vorgewarnt. Kaum hatte sie selbst verstanden, was passierte, da lagen die unglücklichen bereits Blutüberströmt vor ihr auf dem Boden.

Sie rümpfte die Nase und schüttelte leicht den Kopf, um die unangenehmen Gedanken zu vertreiben.
Sie tötete nicht gerne. Nein, das tat sie gewiss nicht. Doch das Leben eines Shinobi's, lief nun mal darauf hinaus. Das sollte sich ein jeder Schüler der Akademie bewusst sein.
Ein Shinobi blieb nunmal ein Mörder, egal was sich andere einredeten; ein Werkzeug der Einflussreichen. Gefühle sollten im Alltag eines Shinobi nicht Präsent sein und genau da lag ihre Schwäche.

Ein letztes Mal wanderte ihr Blick in Richtung des Dorfes. Die friedlichen Rauchschwaden, die aus vereinzelten Schornsteinen hervor quollen, ließen keinen Vorfall, wie er vor wenigen Minuten noch passiert war, vermuten.

Bei einem weiteren tiefen Atemzug, schloss sie noch zusätzlich die Augen. Der Duft des Waldes wurde umso intensiver.
Die Friedlichkeit dieses Ortes erinnerte sie an ihre Liebsten.
Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen.
»Ich werde jemanden finden, wie ich es euch versprochen habe...
Außerdem werde ich euch schon bald wieder besuchen.«

•••

Der Himmel war wolkenverhangen und der Regen ergoss sich gleichmäßig über die menschenleeren Straßen.
Keiner der Händler, die sonst lautstark ihre Ware anpriesen, waren zu sehen und auch die Bevölkerung verschanzte sich, aufgrund des tristen Wetters, lieber in ihren Häusern.

Die verschiedensten Gerüche von Kräutern und frischen Blumen, die der Markt sonst mit sich brachte, waren denen von feuchter Erde und Regen gewichen.

Ihr Pony klebte ihr Strähnig im Gesicht und das gelbe Tuch, welches sie sich in mehreren Lagen um die Stirn gebunden hatte und welches sich ebenfalls mehrfach um den langen Zopf an ihrem Hinterkopf wand, hatte durch seine Saugfähigkeit an Gewicht zugenommen.

Kasumi scheute nicht vor diesem Wetter zurück. Im Gegenteil, sie begrüßte es sogar regelrecht.
Niemand würde auf sie aufmerksam werden, wenn sie sich Kakuzu vorknöpfen würde.
Das Geld, welches sie durch seinen Kopf verdienen würde, würde ihr die Mahlzeiten der nächsten Monate bezahlen.

Ihre Schritte waren nicht zu hören, so waren ihre Fußsohlen schließlich mit Chakra versorgt.
Mit aktiviertem Sharingan blickte sie sich einmal um, doch es waren zu viele Chakrasignaturen, im Inneren der Häuser, im Weg, als dass sie Kakuzu darunter bestimmen könnte.
Genervt seufzte die Sharinganträgerin auf. Da war sie schon so weit gekommen und jetzt konnte sie ihr Ziel inmitten eines Dorfes nicht ausmachen.

Die Uchiha stampfte zwei mal mit dem rechten Fuß auf, legte ihre flachen Handflächen vor ihrem Oberkörper aneinander und schloss die Augen.
»Auf ein neues...«

Wie ein Shuriken im Flug, drehten sich die schwarzen Muster um ihre Pupille. Für Außenstehende sichtbar, rief es lediglich ein zucken des geschlossenen Augenliedes hervor, für sie selbst war es eine Qual, die sie im Angesicht des bald erreichten Zieles jedoch in kauf nahm.

Ein Netzwerk aus Chakra bereitete sich unter der Erde aus und durchforstete das Dorf.
Gesprächsfetzen -in Form von Mundbewegungen- drangen zu ihr durch. Kasumi schenkte diesen eher weniger Beachtung, sobald sie beschloss, dass diese nichts mit ihrer Mission zu tun hatten.

Vom Zentrum, bis hin zum Hauptgebäude, von dort aus, zur Akademie und immer weiter tastete sie sich vor, auf der Suche nach einer einzigen Person.
»Wo ist er?«
Ungeduldig und gespannt gleichermaßen, biss sie sich auf die Unterlippe.
Ihr kleiner Finger begann erneut zu zucken.
»Noch ein wenig...«
Ein Schweißtropfen rann ihre Stirn herab. Viel länger würde sie das Jutsu nicht mehr halten können.

'Scheiße. Wo bleibt dieser geldgeile, alte Sack! Faselt immer etwas über 'Zeit ist Geld' und beschwert sich dann über die Länge meiner Rituale, ist aber selber auch nicht besser. Dieser verfickte Steckdosenbefruchter, Kakuzu, und dann noch ...'

»Bingo!«
Kasumi wollte gerade triumphierend grinsen, als eben jene Geste inmitten der Bewegung einfror.
»Arschgeficktes Eichhörnchen?«, verstört öffnete sie die Augen.
»Menschen gibt es...«

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