16| Ein Verhör unter Schwertkämpfern
Mit einem doppelten Aufkommen, ähnlich dem Geräusch eines Topfdeckels, fiel der Gullydeckel zu und Kisame kam lautlos auf dem Wasser der Kanalisation auf - einzig kleine Wellen, die von seinen Füßen ausgingen, zeugten von der vorangegangenen Handlung.
Ein letztes festzurren der Handfesseln und Kasumi beförderte Daisuke an die nächste Wand.
Sie sah in ihm zwar keine wirkliche Gefahr, aber es wäre töricht nicht auf Nummer sicher zu gehen; er gehörte schließlich, ebenso wie sie selbst, zu der Generation an Shinobi, die einen Krieg zwischen allen fünf Nationen überlebt hatten.
Seine gesamte Haltung verriet vieles darüber welche Art von Kampfstil er trainiert hatte und ihre Augen hatten seinen Körper bereits während des Tanzes nach jeglichen Waffen abgescannt, während sie vorsichtig die Siegel an seiner Kleidung inspiziert hatte. Er stellte wirklich keine große Gefahr dar, selbst für ihren derzeitig geschwächten Zustand und wenn das der Fall war, sollte er für Kisame nicht mehr als ein Kleintier sein, welches man in die Ecke gedrängt hatte. Etwas wie eine Maus. Nicht einmal ein Kind mit Waffe, sondern eine bloße Maus.
„Wie...?"
Vollständig verwirrt und überfordert mit der Situation suchte er den Augenkontakt, um herauszufinden, was das alles zu bedeuten hatte.
Man sah ihm an, dass er wahrscheinlich noch nie zuvor verraten wurde und dieses Ereignis seine Spuren hinterlassen würde... sollte er die Befragung überleben.
Kasumi mied seine Versuche Augenkontakt aufzubauen. Es war nicht so, dass sie dann ein schlechtes Gewissen bekommen würde, sie hatte zu ihrer Zeit mit Zabuza bereits weitaus schlimmeres getan, vielmehr versuchte sie ihre eigenen Probleme parallel zur Mission zu lösen.
Ihren eigenen Puls zu beruhigen und ihre Hände vom Zittern abzuhalten; wohl wissend, dass der Fischmensch jede ihrer Bewegungen monitorisierte.
Die ganze Zeit schon war sie gereizt gewesen und das Pochen in ihren Schläfen machte die Sache nicht besser.
Kleinlaut stellte Daisuke seine nächste Frage, überraschenderweise blieb jedoch sein Kinn weiterhin in die Luft gereckt: „Was wollt ihr überhaupt von mir? Habe ich etwas getan, um euch zu verärgern?"
Kasumi spürte die imaginären Fäden der Kontrolle über die Situation durch ihre Finger gleiten und wie bei dünnen Nähfäden hinterließ dies nervige kleine Wunden, die sich in ihre Haut brannten.
Ihre Schultern begannen zu zittern, als sie als Antwort mit einem Lachen reagierte. Es wirkte fast schon gezwungen, ihr rasselndes einatmen zwischen den herausbrechenden Lachern, leidend.
Sie presste sich eine Hand auf den Mund und machte mit der anderen eine wegwerfende Winkbewegung -auf und ab-, als sie auf beiden Seiten die Blicke auf sich spürte.
Als die erste Lachträne auch noch den Weg aus ihrem Augenwinkel fand, kniff sie ihre Seelenspiegel angespannt zusammen und wandte sich ab, um sich ein paar Schritte zu entfernen.
Daisuke hatte das Gespräch eingeleitet, wodurch er zusätzlich -neben seiner Körpersprache- wie eine dominantere Person wirkte. Jemand der über anderen stand.
Eben jenes Verhalten, gepaart mit ihrem Schlafmangel und den Ereignissen der letzten Tage, gab Kasumi das unbegründete Gefühl des Kontrollverlustes.
Auch wenn er es wahrscheinlich gar nicht mal beabsichtigt hatte, interpretierte sie sein Verhalten unterbewusst wie eine Drohung und ihre eigenen Körperreaktionen, die sie nicht zu kontrollieren wusste, implizierten, dass dies etwas war, was ihn erhöhte, obwohl er ja eigentlich am kürzeren Hebel saß.
Keuchend schaffte sie es irgendwie Worte herauszubringen:
„Taub? ... oder dämlich?"
Ein erneutes rasselndes Kichern unterbrach sie.
„In diesen Situationen... hör auf solch dumme Fragen zu stellen."
Sie machte eine Pause und holte probehalber tief Luft, indem sie die Hand vom Mund nahm. Dies stellte sich allerdings als Fehler heraus, da ein erneuter Lachkrampf über sie hereinbrach und ihren gesamten Körper erschütterte.
„Kennst du diese nervigen Situationen, wenn du etwas sowieso getan... pffffft... ha-hättest, aber weil dich jemand darum bittet, vergeht dir die Lust daran? Haaaa..."
Sie gab es auf, sich umdrehen zu wollen und drehte nur den Kopf leicht zur Seite, um ihn aus geröteten Augen anzusehen.
Ihr Sharingan beleuchtete ihre Gesichtskonturen auf schaurige Art und Weise und ließ ihre Haut grau erscheinen. Einzelne Haarsträhnen klebten ihr im Gesicht und die Lachfalten warfen Schatten, die ihr stereotypische Züge einer Person anhängten, die gerade vollständig den Verstand verloren hatte,...
...aber auf Kisame wirkte sie einfach nur müde und so langsam spielte er mit dem Gedanken die Leitung über das Verhör zu übernehmen.
Die Frau vor ihm hatte ein verzögertes traumatisches Flashback und litt gerade unter den vollen Folgen ihrer PTSD. Einerseits war er etwas genervt, doch sympathisierte er auch auf seltsame Art und Weise. Es war nicht das erste Mal, dass er jemanden mit psychischen Folgen des Krieges sah, auch wenn „lachen" als Reaktion an sich, neu war.
„Soll ich ihm die Beine abhacken, damit er nicht wegläuft?"
Todernst blickte er sie an und schulterte Samehada.
Daisuke's Augen wurden groß und er presste sich hilflos gegen die Wand hinter sich.
Wasser plätscherte auf.
„Es... Es tut mir leid... Bitte nicht."
„Du bist so Naiv, dass es mich ja fast schon umbringt."
Tief einatmend schaffte Kasumi es endlich, sich wieder vollständig aufzurichten und sich sogar seitlich zu Daisuke hinzustellen.
Da Kisame tatsächlich auf eine Antwort zu warten schien, schmunzelte sie. Das würde sie später noch einmal ansprechen.
„Sush... Wir sind doch nicht hier, um den armen Kerl zu foltern, nicht?"
Ihre Gesichtszüge verhärteten sich wieder.
„Quälen kannst du unseren nächsten Gegner. Wir müssen an die Mission denken."
Wiederwillig richtete sich sein Blick wieder auf Daisuke.
Man sah ihm förmlich an was er dachte:
„Wie langweilig."
Er überbrückte die Distanz zu dem Shinobi vor sich und ging ein Stück in die Hocke, da er ihn mit seinen zwei Metern bei weitem überragte.
„Schau mal. Wir haben nicht den Auftrag dich zu verletzen. Es geht einfach nur um die Standorte der Jinchuuriki. Einige Dörfer sehen sie als besondere militärische Bereicherung. Es wäre nett zu wissen ... mit was genau wir es da zu tun haben."
•••
Sein Puls schlug ihm bis in den Hals; er spürte förmlich, wie sein Blut sich unter seiner Haut erhitzte.
Daisuke tat alles was er konnte, um nicht das Gesicht zu verziehen.
Er wusste ganz genau, dass der Mann... nein das 'Monster' vor ihm nur mit ihm spielte.
Er wusste genau, wer da vor ihm stand und auch warum die Menschen ihn als „Bestie" bezeichneten;
und natürlich wusste er auch zu was der Hybride vor ihm alles fähig war.
Sein Blick huschte kurz zu Kana... diese Frau hinter dem schweiflosen Jinchuuriki starrte ihre zitternde Hand in Grund und Boden, ehe sie in einer unglaublichen Geschwindigkeit ein Kunai hervorzog und es einmal Quer über die Innenfläche zog.
Angeekelt wandte er sofort wieder den Blick ab.
»Sie sind beide Monster. Egal wie ich es auch ansehe... das sind doch niemals Menschen.«
Daisuke kam zu dem Schluss, dass egal was er auch tun würde, die Situation aussichtslos war und je länger er es hinauszögerte, desto mehr Zeit bliebe 'ihnen' ihre Entscheidung ihn unverletzt zu lassen, zu überdenken.
Er hatte bereits abscheuliche Szenarien im Kopf, die sich immer weiter ausbauten. Keines davon sollte je zur Realität werden.
Er atmete einmal tief aus.
„Ihr werdet es nicht öffentlich machen, von wem ihr die Informationen habt, oder?"
„Nein. Informationen sind mir heilig."
Kisame hockte sich hin und legte locker den übrigen Arm auf seinem Schoß ab, während er wie ein Hai zu grinsen begann.
„Kasumi? Pass auf, dass er nicht lügt. Das solltest du doch auch spüren."
Eine Antwort kam in seinem Kopf.
»Ja, ich achte auf seine Körperreaktionen. Keine Sorge.«
•••
„Schönen Tag, dem Herren noch."
Überschwänglich freundlich winkend verabschiedete Kasumi sich von Daisuke, wobei dieser sich das Auge hielt und an der Hauswand entlang gen Boden rutschte.
Sie hatte ihm ihren kleinen Anfall und sein zuvoriges Verhalten mit einem Schlag heimgezahlt, außerdem hatte er versucht sie kurzzeitig anzulügen, als er bemerkte, dass sie ihm tatsächlich nichts taten.
Es war wirklich nichts schlimmes. Sein Augenlied war an einer Stelle oberflächlich aufgeplatzt, aber es würde nicht einmal eine Narbe zurückbleiben.
Sie wandte sich an Kisame und wurde wieder ernster.
„Du wolltest mir Zeit verschaffen... vorhin."
„Wollte ich das?"
„Ja, wenn auch fraglich... wegen den Beinen."
Sie wandte kurz den Blick ab.
„Danke."
„Ich kann nicht sagen, dass mir das wirklich etwas bedeutet... Du weißt selbst, dass Haie überall lauern, wohin du auch gehen wirst? Nur weil ich jetzt etwas getan habe, das dir geholfen hat mit der Situation fertig zu werden, bin ich noch lange kein einfacher Fisch geworden.
Außerdem waren das keine leeren Worte."
Kurzzeitig spürte sie Samehada an ihrem Rücken.
„Ich versteh schon. Rechne trotzdem damit, dass ich mich revanchieren werde."
„Solange du mich nicht in die Position bringst dich töten zu müssen."
Kasumi sah sein breites Grinsen aus dem Seitenprofil.
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