Dreizehntes Kapitel

Dreizehntes Kapitel

Wir waren zu dem Schluss gekommen, dass es wohl das Beste wäre, Marvin Montag nach der Schule zu folgen, um ihn und seine Kameraden zu belauschen, in der Hoffnung, doch noch ein paar entscheidende Hinweise zu bekommen, bevor es zu spät war.

Inzwischen war bis auf ein gelegentliches Husten nichts mehr in der Bibliothek zu hören und endlich kam Mrs Barker, um uns aus unserem Versteck zu lassen.

„Was tust du in der Damentoilette, du ungezogener Bengel?“, fuhr sie Aron an, kaum dass sie die Tür geöffnet hatte. Der zuckte so heftig zusammen, als hätte er ganz vergessen, wo er sich befand.

„‘Tschuldigung“, murmelte er verlegen und huschte vor mir nach draußen. Sofort wurden wir an die Arbeit gejagt, die Bibliothekarin schien grimmiger denn je und ganz versessen darauf, endlich fertig zu werden. Sie sah gar nicht gut aus, war schon grünlich im Gesicht und das Gezeter machte es nicht gerade besser – langsam mischte sich auch noch ein kränkliches Rot unter das Grün, wodurch ich jedes Mal leicht erschauderte, wenn ich an ihr vorbei musste, um einen neuen Stapel Bücher zum Einsortieren zu holen.

„Macht mal schneller“, krächzte sie ungehalten, hustete heftig, dann folgte ein ekelerregendes Würgen – auch Aron wurde langsam grün im Gesicht – und nach einem kurzen Moment schluckte die Frau wieder etwas herunter und wurde noch grüner. Inzwischen rumorte auch mein Magen und mit ungeschickt zitternden Fingern schob ich ein weiteres Buch an seinen Platz. Diese grauenvollen Geräusche, die Mrs Barker ständig von sich gab, waren weitaus schlimmer als die Strafarbeit an sich.

„Meine Güte, Sie sehen richtig krank aus. Sollten Sie nicht besser nach Hause gehen? Wir machen schon alles ordentlich und wenn Ihnen irgendetwas nicht passt, können Sie uns ja morgen länger arbeiten lassen. Geben Sie uns bitte eine Chance!“, flehte Aron und es hätte mich nicht gewundert, wenn er vor ihr auf die Knie gesunken wäre.

„Sie glauben gar nicht, wie fleißig wir sind und wie gut wir uns benehmen können“, versuchte ich es ebenfalls. Alles war besser, als ihr Gezeter und die abstoßenden Laute weiter erdulden zu müssen.

Das habe ich ja gesehen“, konterte Mrs Barker grimmig, nahm einen großen Schluck Tee und musterte uns misstrauisch. „Was habt ihr vor, wollt ihr alles ausrauben und euch aus dem Staub machen?“

„Natürlich nicht!“, beklagte ich mich. „Schließen Sie uns von mir aus ein! Verriegeln Sie die Fenster, ist uns doch egal! Wenn Sie sich jetzt nicht ausruhen, wird alles nur noch schlimmer. Sehen Sie es ein: Sie sind krank. Tun Sie etwas dagegen“, forderte ich nun etwas sanfter.

„Behauptet ja nicht, ihr würdet euch Sorgen um mich machen!“ Erneut hustete sie heftig, wobei etwas hochzukommen schien, was sie wieder hinunterwürgte. Aron konnte nicht hinsehen.

„Nicht nur. Wir haben auch Angst, uns anzustecken“, gab Aron zu. Er hatte begriffen, dass man auf die gute Tour bei dieser Bibliothekarin nicht weit kam.

„Dachte ich’s mir doch.“ Trotz ihrer Grimassen zog sie sich zurück und beobachtete uns nur noch von Weitem. Auch die Kommentare blieben nun aus.

„Gott sei Dank!“, wisperte Aron, als wir uns außer Hörweite befanden und so taten, als würden wir nebeneinander Bücher einsortieren.

„Schon, aber diesen harten Brocken kriegen wir hier nie raus. Alle Arbeit das letzte Mal war völlig umsonst. Tja, das mit der Luke wird wohl nichts.“ Betrübt täuschte ich das Geräusch von Bücher-Einsortieren vor.

„Oh. Die hatte ich ja ganz vergessen. Dann müssen wir uns eben mit dem abfinden, was wir kriegen können. Und ich habe extra mein Taschenmesser mitgenommen“, sagte er und lächelte betrübt.

„Achtung, sie späht schon wieder in unsere Richtung“, warnte ich leise – augenrollend machten wir uns wieder an die Arbeit.

Lange verlief alles recht friedlich, mal abgesehen von gelegentlichen Hustern und Würgern, doch plötzlich hatte Mrs Barker einen besonders heftigen Anfall, es sah kurz so aus, als müsste sie sich übergeben, dann stolperte sie ohne ein Wort der Erklärung die Treppe hinauf. Wir hörten nur noch, wie die Tür im Bad zuschlug und grässliche Würggeräusche sogar bis zu uns durchdrangen.

„Jetzt!“, zischte ich triumphierend. „Die Luke, schnell!“

„Du spinnst …“, begann Aron, doch ich ließ ihn erst gar nicht ausreden.

„Jetzt stell dich nicht so an! Das ist unsere Chance, jetzt mach schon!“

Unsicher holte er das Taschenmesser hervor, blickte es unschlüssig an – und steckte es wieder zurück. Ich platzte fast vor Wut.

„Ich bin nicht sicher, ob wir es tun sollten …“, meinte er leise. „Dieser Drache könnte jeden Moment zurückkommen, dann sind wir tot.“ Ein erneutes Würgen strafte seine Worte Lügen.

„Gib es her!“, fauchte ich mit gedämpfter Stimme und sprang auf ihn zu. Doch gerade, als ich ihm das Messer entreißen wollte, ließ ein Geräusch uns verstummen. Irgendwo im zweiten Stock war ein Fenster geöffnet worden. Aber das konnte doch nicht sein, die Bibliothekarin musste gerade über dem Waschbecken hängen, unfähig, auch nur das Fenster zu erreichen! Mit weit aufgerissenen Augen schlich ich zur Treppe, um hinaufzuspähen, Aron folgte mir. Als wir nebeneinander standen und nach oben sahen, war er so dicht hinter mir, dass ich sein Herz spürte. Es klopfte fast noch wilder als meins, und dass wir nicht einmal sahen, was dort oben vorging, machte es nur noch schlimmer. Wir konnten nur ein Schaben hören, das wir nicht zu deuten wussten, dann rüttelte plötzlich jemand so gut es ging an der Türklinke (wohl vom Badezimmer), doch anscheinend ließ diese sich nicht richtig herunterdrücken. In diesem Moment fing Mrs Barker an zu schreien, worauf ein Mann knurrte: „Ich stopf ihr mal das Maul, sonst weckt die noch die ganze Nachbarschaft auf.“ Irgendwoher kannte ich diese Stimme, aber mir wollte einfach nicht einfallen, woher. Mein Gehirn war wie leergefegt.

Doch bevor irgendjemand der Bibliothekarin das Maul stopfen konnte, fing sie auch schon wieder an, zu würgen, weshalb sie augenblicklich Ruhe gab.

„Na also“, meinte jemand anderes.

„Das ist Josh“, keuchte Aron mit zitternder Stimme. „Sie sind bereits im Gang und haben Mrs Barker eingeschlossen!“

„Gleich kommen sie runter!“, japste ich voller Panik. Himmelherrgott, wie schafften es die Helden in den Büchern bloß immer, so ruhig bei Gefahr zu bleiben?! „Nichts wie weg!“

„Stopp!“, wisperte Aron, er sprach so leise, dass wir sogar die Schritte auf dem Gang deutlich hören konnten. „Sie sind hinter dem Ding in der Luke her! Wir können sie doch nicht einfach so entkommen lassen!“ Er war ganz blass, als er das sagte.

„Ach ja, richtig.“ Ich dachte mehr laut, als dass ich es sagte. Kein Held versteckte sich in einer Ecke, bis die Gefahr vorbei war, um dann der Polizei zu berichten, der Schuldige sei leider mit all den Schätzen verschwunden. „Gib mir das Taschenmesser!“ Aron gehorchte sofort, warf mir das Ding geschickt zu und wollte gerade losrennen, um einen Stuhl zu finden, den er unter die Türklinke stecken konnte, als ihm einfiel, dass es dafür wohl etwas zu spät war. Die drei Einbrecher befanden sich inzwischen auf der Treppe, ich konnte sie deutlich hören, ein leises Fluchen von Josh, als Aron die Tür zuschlug, dann erreichte ich mit pochendem Herzen die Luke, nahm die ersten drei Wälzer heraus und legte sie auf den Boden.

Aron rollte wild mit den Augen, schnitt Grimassen und fuhr sich mit dem Finger über den Hals, als wolle er sagen: Beeil dich!

Inzwischen hatten die Eindringlinge die Tür, die die Treppe von diesem Raum trennte, erreicht und rüttelten heftig daran. Auch wenn sie wohl nicht damit gerechnet hatten, dass noch jemand anderes da war, ließen sie sich ihr Erstaunen keineswegs anmerken.

Hastig riss ich die restlichen Bücher heraus, widerstand einem interessanten Titelbild und klappte das Taschenmesser auf. Himmel, würden meine Finger bloß nicht so zittern!

Aron war nun nicht mehr blass, im Gegenteil. Es kostete ihn alle Mühe, die Tür auch weiterhin zuzuhalten. Gerade ging sie einen kleinen Spalt auf und Aron schaffte es nicht, sie rechtzeitig wieder zuzuschlagen, da sich bereits eine Stiefelspitze dazwischen geschoben hatte. Fast musste ich lachen. Wem die wohl gehörte? Doch mir blieb nicht viel Gelegenheit, zu grinsen, unsere Gegner kamen viel zu schnell voran. Fluchend zwängte ich die Klinge in den Spalt, hebelte – und zu meinem Erstaunen öffnete sich die Luke mühelos. Leider tat die Tür das gleiche. Ein schmerzerfüllter Schrei kündete von Arons unsanfter Landung in einem der Bücherregale. Doch die drei Gestalten, die nun wie finstere Unglücksboten in der Tür standen, hatten nur Augen für mich, oder besser gesagt, für das, was ich inzwischen in der Hand hielt. Das Buch, das in der Luke gelegen hatte, hätte fast einer von diesen todlangweiligen Wälzern über unbekannte Persönlichkeiten sein können, wäre da nicht diese seltsame Anziehungskraft, die von ihm ausging. Ich konnte gar nicht anders, als auf dieses unscheinbare Exemplar zu starren, nichts hätte ich lieber getan, als es zu öffnen. Doch meine Finger gehorchten mir nicht.

„Dora!“, stöhnte Aron, gerade noch rechtzeitig, denn unsere Feinde waren schon bedrohlich nahe gekommen. Ich fluchte laut und rannte los, doch der Kleinste – Marvin – war zu schnell. Ich würde den Gang nie vor ihnen erreichen, ich war eingesperrt. Entsetzt bremste ich ab, wollte das Buch Aron zuwerfen, aber der hatte sich noch nicht einmal aufgerappelt und einer der Verbrecher beugte sich gerade zu ihm herunter. Durch die Maske ließ sich nicht erkennen, ob es Josh oder der Erwachsene war.

„Teufel noch mal, das ist unfair!“, fluchte ich und rannte in die andere Richtung. Doch ich befand mich in einer Sackgasse. Es war aussichtslos. Schon sah ich den Zeitungsartikel: Buch und zwei Kinder spurlos verschwunden. Eltern verzweifelt, Bibliothekarin nicht befragbar.

„Das Fenster Dora, das Fen..hmpfhmpfmpf.“ Der Gangster hielt ihm den Mund zu und ich konnte gerade noch sehen, wie Aron erbleichte, als er ihm etwas ins Ohr raunte.

„Schnapp sie dir, schnell!“, rief der Erwachsene plötzlich den beiden anderen zu. Erschrocken zuckte ich zusammen, nahm all meine Kraft zusammen und wetzte zum Fenster, das ich fast im selben Moment aufriss, in dem ich hindurchsprang. Marvin kniff entsetzt die Augen zusammen, als fürchte er einen Zusammenstoß, dann setzte er mir nach. Meine Zähne schmerzten, so feste biss ich sie zusammen, als ich bei der Landung unsanft umknickte und mich hinlegte. Marvin und Josh landeten weitaus geschickter und hätte in diesem Moment nicht Mrs Barker wieder angefangen zu zetern und somit die beiden abgelenkt, wäre ich wohl erledigt gewesen.

„Hol die Polizei, Mädchen, schnell! Die Polizei! Hilfe, Hilfe!“, schrie sie, wobei sie sich aus dem Fenster beugte und zu uns hinabsah. Ich sah gerade noch, dass das Fenster daneben ebenfalls offen stand, dann ergriff ich die Flucht, Josh und Marvin dicht auf den Fersen. Was mit Aron gerade geschah, daran wollte ich erst gar nicht denken.

Viel Zeit blieb mir dafür auch gar nicht, denn wie schon ein paar Mal erwähnt, war ich nicht gerade ein Supertalent im Rennen. Es dauerte nicht lange, da hatte Josh mich am Arm gepackt und riss mich unsanft zurück. Wild um mich schlagend und laut schimpfend landete ich auf dem Boden, entwand mich seinem Griff und sprang wieder auf, wobei ich nach seinem Schienbein trat. Der Hieb ging ins Leere und Marvin schlug mir bei dem Versuch, mich festzuhalten, heftig ins Gesicht. Stöhnend sackte ich zusammen. Doch ein Teil in mir wehrte sich dagegen. Ich durfte jetzt nicht aufgeben! Schließlich musste ich wenigstens versuchen, eine Heldin zu sein.

Gerade blickte Marvin geschockt seine Hand an, als erwarte er, daran Blut kleben zu sehen und ich nutzte die Gelegenheit, ihm mit dem Buch eins überzubraten und wieder auf die Füße zu kommen.

„Verfluchte Scheiße, was bist du bloß für ein Gangster!“, stieß Josh zwischen zusammengebissenen Zähnen in Marvins Richtung hervor und stürzte sich auf mich.

„Friss Bücher, du elender Tyrann!“, schrie ich ihm entgegen, bevor er mit erstaunlich festem Griff meinen Mund zuhielt, und trat schon wieder daneben.

„Gib’s ihm, Mädchen!“, rief Mrs Barker mir zu, dann eilte sie zurück, um sich zu übergeben. Knurrend musste ich feststellen, dass sie meinen Namen vergessen hatte. Da fühlte ich mich doch gleich besser!

Verzweifelt begann ich, mit der freien Hand Josh zu vermöbeln, doch ich kam nicht weit, da Marvin sich blitzschnell meine Faust schnappte und vergnügt kicherte, als er feststellte, dass er sogar einhändig leicht mit mir fertig wurde.

„Na warte!“, mumpfte ich zwischen Joshs Fingern hervor und kickte einmal in die Luft, dann traf ich das Schienbein des Jungen, der immer noch über mir kniete und mich am Boden festnagelte.

„Du willst wohl ein paar ordentliche Schläge, kleine Kröte!“, stellte Josh grimmig fest, doch ich merkte genau, dass der Schmerz ihn ablenkte, und ergriff die Gelegenheit, um freizukommen.

„Du willst schon gehen?“, fragte Josh plötzlich sanft, was so gar nicht zu seinem Lächeln passte. Dann packte er mich blitzschnell, hob mich hoch, sodass ich in seinen Armen lag wie ein kleines Kind, das Buch fest umklammert. Gut, dass die Bibliothekarin wenigstens das nicht zu Gesicht bekam. Schon sprintete Josh los, aber zu spät: Im nächsten Moment bog ein Auto um die Ecke und ich begann sofort, herumzuschreien. Wild zappelnd setzte ich alles daran, Josh zu entkommen, und obwohl es Marvin gelang, mich festzuhalten, kämpfte er eigentlich eine verlorene Schlacht.

Das Auto hielt.

„Wag es ja nicht!“, zischte Marvin mir noch zu, aber jetzt würden sie mich nicht mehr aufhalten können. Eilig sprang ich auf die Füße und rannte hinüber zu dem Wagen.

„K-Können Sie mich mitnehmen?“, stieß ich hervor, bemüht noch fertiger zu klingen, als ich eh schon war. Jetzt, wo alles vorbei war, zitterten meine Hände noch heftiger als zuvor.

„Klar. Steig ein“, sagte eine junge Frau – ich ließ mich nicht ein zweites Mal bitten und rettete mich hastig in den Wagen.

„Was ist denn passiert?“, fragte sie, selbst leicht geschockt.

„Jemand ist in die Bibliothek eingebrochen! Wir müssen die Polizei rufen! Mein Freund ist noch da drinnen und ein Verbrecher auch!“, sprudelte es aus mir heraus.

Sofort folgte die Fremde meiner Aufforderung, kurz darauf stand auch schon die Polizei vor der Bibliothek. Aber obwohl ich nichts mehr gesehen hatte, war ich mir sicher, dass die Drei entkommen waren.

„Haben Sie die Polizei gerufen?“ Ein etwas älterer Polizist beugte sich zum Autofenster herein und musterte die Frau und mich aufmerksam.

„Ja, das war ich.“

„Dann sind Sie also Zeugen?“, wollte der Polizist wissen und zückte einen Notizzettel.

„Ich nicht, nur das Mädchen hier. Sie wurde von den Verbrechern angegriffen“, erklärte die Frau.

„Und mein Freund ist noch immer in der Bibliothek. Ich muss unbedingt sehen, ob es ihm gut geht!“ Hastig schob ich das Buch noch tiefer unter meine Jacke und stieg aus dem Auto.

„Sind deine Eltern auch hier?“, wollte der Polizist wissen und griff nach seinem Telefon.

„Nein“, sagte ich leicht unsicher und gab mir Mühe, nicht ständig auf meine ausgebeulte Jacke zu sehen. Aber es war verdammt schwer, der ungewöhnlich starken Anziehungskraft des Buches zu widerstehen.

„Dann rufe ich mal deine Eltern an. Sind sie zu Hause?“

„Ja.“

„Telefonnummer?“

Nervös diktierte ich ihm unsere Nummer, wobei ich vor lauter Ungeduld von einem Fuß auf den anderen sprang. „Ich muss unbedingt nach meinem Freund sehen, bitte! Darf ich kurz rein?“

„Kleinen Moment noch.“

„Hey, sehen sie mal, da kommt er! Aron, Aron!“ Ich konnte mich einfach nicht mehr zurückhalten und so stürmte ich auch ohne Erlaubnis auf ihn zu.

„Ganz ruhig, Dora.“ Aron lächelte schwach. „Mir geht’s gut, und dir?“

„Alles in Butter. Aber der Polizist ruft gerade zu Hause an. Meine Mutter flippt wahrscheinlich aus, wenn sie die Polizei am Apparat hat.“

„Meine Eltern wurden auch gerade angerufen.“ Aron warf einem der Polizisten einen kurzen Blick zu und drehte sich dann wieder um. „Da gibt es etwas, das wir unbedingt klären müssen“, raunte er mir verschwörerisch zu und verkündete etwas lauter. „Ich muss mal auf’s Klo. Bin gleich wieder zurück.“

„Jetzt wo du’s sagst: Ich auch!“ Schnell lief ich hinter ihm her, wurde jedoch unterwegs von einem Polizisten aufgehalten.

„Wohin des Weges?“, fragte er freundlich, sein Griff jedoch war fest.

„Ich muss mal.“

„Und dein Freund auch?“

„Richtig“, bestätigte Aron.

„Na gut, ihr zwei, aber beeilt euch. Wir würden euch gerne gleich ein paar Fragen stellen.“

„Geht klar.“ Eilig verschwanden wir in der Bibliothek und wollten uns gerade im Mädchenklo verschanzen, als wir von drinnen die hysterische Stimme von Mrs Barker und die Stimme einer jungen Polizistin, die versuchte sie zu beruhigen, hörten. Stumm sahen wir uns an und verschwanden auf das Männerklo.

„Was ist mit dem Buch?“, raunte Aron, kaum dass wir die Tür geschlossen hatten.

„Hier.“ Ich zog es unter meiner Jacke hervor und überreichte es Aron. „Faszinierend, nicht?“

„In der Tat. Aber ich glaube, wir sollten es zurückgeben.“

„Klar, machen wir ja auch. Aber erst müssen wir herausfinden, weshalb Marvin und co. es stehlen wollten. Und dafür könnten wir das Buch noch gebrauchen.“

„Hm, wohl war.“

„Ich könnte es mit zu mir nach Hause nehmen und dort verstecken“, schlug ich vor, aber Aron schüttelte bloß entschlossen den Kopf.

„Wir gucken zusammen rein, einverstanden? Ich nehme es mit nach Hause“, bestimmte er, was dazu führte, dass ich furchtbar beleidigt tat.

„Ich guckte auch nicht rein, ehrlich!“

„Dora, ich kenne dich schon mein ganzes Leben lang und eins kann ich dir versichern: Das schaffst du nie im Leben!“

Schmollend verschränkte ich die Arme.

„Schon gut, schon gut. Du hast ja recht.“

„Außerdem ist in meiner Jacke mehr Platz.“

„Ja, Aron.“ Augenrollend schob ich ihn zur Klotür. „Aber jetzt werden wir erst einmal verhört, und ich hoffe, du weißt, was ansteht.“

„Klar, deinem geliebten Marvin wird nichts passieren. Vorerst.“

„Das geliebt habe ich überhört.“

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