39: Ein Pakt mit der Nacht


Idaia stand in einem geheimen Raum des Palastes, der nur durch einen verborgenen Zugang zu erreichen war. Der Raum war dunkel und schummrig, die Wände in tiefe Schatten gehüllt, als ob sie die Geheimnisse und Rituale, die hier stattfanden, bewahren wollten. Dunkle Tücher hingen von der Decke, in tiefem Purpur und Nachtblau, und die Luft war schwer von einem betörenden Duft nach Weihrauch und Kräutern, der die Sinne benebelten und eine fast hypnotische Atmosphäre erzeugten. Der mit Kerzen beleuchtete Altar in der Mitte des Raumes war der einzige Lichtpunkt und brannte hell, das Flackern der Kerzen warf tanzende Schatten an die Wände, die sich wie lebendige Wesen bewegten und Idaia in ihren Bann zogen. Die Flamme der Kerzen zitterte, als ob sie in ständiger Angst vor der Dunkelheit um sie herum lebte.

Denathrius trat hinter sie und seine Präsenz fühlte sich wie ein elektrischer Schlag an. Ein Hauch von Zedernholz und einer geheimnisvollen Würze umgab ihn, und als er seine Hände sanft auf ihre Schultern legte, durchfuhr sie ein Schauer der Erregung. „Das ist der Ort, an dem die wahren Kräfte der Dunkelheit entfaltet werden", flüsterte er und seine Stimme klang wie der sanfte Wind, der durch die Bäume wehte. In seinen Worten lag eine unbestreitbare Anziehungskraft und als er sprach, fühlte Idaia das Aufkommen von Angst und Aufregung in ihr. Diese duale Empfindung machte sie verwirrt; sie sollte sich fürchten, doch sie konnte sich nicht von ihm abwenden.

„Lass die Welt um dich herum verschwinden. Fühle den Schmerz und die Ängste in dir. Lass sie kommen." Sein Befehl klang wie eine sirenenhafte Melodie, die sie verlockte, während sie die Augen schloss und tief einatmete. In diesem Moment überkam sie ein kurzer Schmerz, als sie an das Licht dachte, das einst zu ihr gehört hatte – die Unschuld ihrer Kindheit, die Hoffnung, die sie einmal getragen hatte. Es war ein Licht, das nun fern und unerreichbar schien. Der Gedanke daran schnitt durch ihr Herz und sie fühlte, wie Tränen ihrer verlorenen Träume in ihr aufstiegen. Doch während sie sich diesem Schmerz stellte, schien er sich in die Dunkelheit aufzulösen, die Denathrius ihr anbot.

Denathrius reichte ihr einen kleinen Becher mit einer dunklen, schimmernden Flüssigkeit, die in der Kerzenflamme glitzerte wie der Nachthimmel. „Trink. Es wird dich befreien." Die Süße des Tranks war betörend und als sie ihn kostete, durchströmte sie eine Welle von Wärme, die jede Faser ihres Körpers ergriff. Die Schmerzen ihrer Vergangenheit, die wie Klingen in ihrem Herzen steckten, begannen sich aufzulösen, als die Dunkelheit in ihr wuchs und sie spürte, wie die Schatten sie sanft umhüllten. Ein Gefühl der Schwerelosigkeit erfasste sie, als wäre sie in einem Traum gefangen, wo alles, was sie je gekannt hatte, bedeutungslos war.

„Spürst du das, Idaia?" fragte Denathrius mit einem herausfordernden Funkeln in seinen Augen, die wie glühende Kohlen im Schatten schimmerten. „Das ist die Freiheit, die nur die Dunkelheit dir geben kann. Es gibt keinen anderen Weg." Seine Worte waren wie ein Versprechen und sie umschlangen sie wie eine warme Decke. Mit jedem Wort vertiefte sich ihr Verlangen und sie wusste, dass sie in diesem Moment nicht nur eine Schülerin war, sondern ein Werkzeug seiner Macht.

Das Gefühl der Unterwerfung, das sie verspürte, war erschreckend und zugleich berauschend. Es war, als würde sich ein neues Kapitel in ihrem Leben öffnen, das sie so lange unbewusst ersehnt hatte. Die Dunkelheit war verlockend und hatte eine eigene Schönheit, die sie mit jedem Atemzug tiefer in seinen Bann zog. In den Schatten fand sie eine seltsame Art von Stärke, eine Anziehung, die sie sich nie hätte träumen lassen. Die Erinnerungen an ihre Kindheit verblassten, und mit jedem Schritt, den sie in die Dunkelheit wagte, spürte sie, wie der Hass auf sich selbst, der sie einst gefangen gehalten hatte, in den Schatten zerfiel.

Idaias Herz pochte wild, als sie realisierte, dass sie sich nicht mehr gegen die Dunkelheit wehren wollte. Sie war bereit, ihren Platz in dieser neuen Welt einzunehmen, selbst wenn es bedeutete, alles, was sie einst gekannt hatte, hinter sich zu lassen. Ein leises Lächeln umspielte ihre Lippen, während sie in die leeren, vielversprechenden Augen von Denathrius sah.

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