33: Gefangen im Strudel der Dunkelheit
Nach einer langen Nacht voller Festlichkeiten war Idaia allein in ihrem Gemach, und die Stille drückte auf sie wie eine unsichtbare Last. Die schweren Vorhänge waren zugezogen, sodass kaum Licht von draußen hereinschien, und die Dunkelheit schien sich wie ein lebendiges Wesen um sie zu legen. Schatten tanzten an den Wänden, ihr Flackern wirkte wie Geister längst vergangener Erinnerungen, während die einzige Kerze, die den Raum noch erhellte, mit jedem Zucken ihrer Flamme gegen das drohende Auslöschen kämpfte.
Sie setzte sich auf ihr Bett, umgeben von feinen, luxuriösen Stoffen, die sie zu schätzen gelernt hatte – doch jetzt fühlten sie sich kalt und fremd auf ihrer Haut an, als wären sie ein Teil der Distanz, die sie von sich selbst spürte. Ihr Körper fühlte sich erschöpft an, doch ihr Geist raste unaufhörlich, gefangen in einem Strudel aus Gedanken und Gefühlen, die keine Ruhe finden wollten. Sein Lachen, seine Berührung, der hypnotische Glanz in seinen Augen... Diese Erinnerungen jagten durch ihren Kopf und ließen ihre Haut prickeln, als ob ein kalter Schauer über sie lief.
Warum muss ich ständig an ihn denken? fragte sie sich verzweifelt, als sie aufstand und zum Spiegel ging. Das Gesicht, das ihr entgegenblickte, schien ihr fremd – die tiefen Schatten unter ihren Augen, die leichte Röte auf ihren Wangen, die unruhigen Bewegungen ihrer Hände. Sie hob langsam ihre Hand, fuhr vorsichtig über ihre Lippen und erinnerte sich daran, wie sie von ihm geküsst worden war, wie seine Berührung ein Feuer in ihr entfacht hatte, das nun nicht mehr erlosch.
„Was ist mit mir geschehen?", murmelte sie in die Dunkelheit, ihre eigene Stimme klang fremd und hohl in dem stillen Raum. Die Worte hallten nach, als ob sie aus einer anderen Zeit stammten. Sie konnte nicht leugnen, dass etwas in ihr verändert war – ein Teil von ihr, der sich Denathrius nicht entziehen konnte, egal wie sehr sie es wollte. Der Gedanke an ihn war wie eine süße Qual, die sich in ihre Gedanken schlich, selbst wenn sie verzweifelt versuchte, sie fortzuschieben.
Warum widerstand sie ihm immer noch? Warum kämpfte sie gegen diese überwältigende Anziehung? Ein Teil von ihr wollte sich ergeben, wollte die Kälte seiner Dunkelheit umarmen. Doch sie konnte es nicht zulassen. Eine einsame Träne lief über ihre Wange, ein stilles Zeichen ihres inneren Kampfes. Sie hatte noch nie aufgegeben und würde jetzt nicht damit anfangen.
Mit zittrigen Händen griff sie nach ihrem Hals, dem Ort, den er so oft berührt hatte. Seine Fingerspitzen hatten eine Spur hinterlassen, die sie nicht mehr loswurde – als ob seine Berührung tief in ihre Haut gebrannt war. Ihr Atem stockte, als die Erinnerung an diesen Moment wie eine Welle über sie hereinbrach, sie erneut erfassend und in die Tiefe ziehend. Ein Gefühl von Lust durchzuckte sie, begleitet von einer erdrückenden Scham, die sie innerlich zerriss. Was macht er mit mir? dachte sie und schloss die Augen.
Die Dunkelheit, die sie umgab, fühlte sich lebendig an, als ob sie sie erdrücken wollte, und gleichzeitig verspürte sie einen tiefen Drang, sich dieser Dunkelheit hinzugeben. Ein Teil von ihr sehnte sich danach, all ihre Zweifel und Ängste loszulassen, sich ihm zu ergeben, sich in seiner Macht zu verlieren. Der Gedanke, ihre eigene Identität aufzugeben, schlich sich wie ein Flüstern in ihren Verstand. Könnte das Aufgeben tatsächlich meine Freiheit bringen? Diese Frage schlich sich wie ein giftiger Nebel in ihre Gedanken, und für einen Moment schien sie die Antwort zu kennen – doch sie schreckte vor der Wahrheit zurück.
Idaia fühlte die Hitze in ihren Wangen aufsteigen, während ihr Körper auf die Erinnerung an seine Berührung reagierte. Die Anziehung zu ihm war stark, beinahe überwältigend, und doch mischte sich eine tiefe Abneigung darunter. Sie war gefangen in einem Kampf zwischen der Sehnsucht, ihm nahe zu sein, und der Furcht, sich selbst zu verlieren. Sie konnte nicht leugnen, dass sie ihm etwas gab, das er wollte – die Kontrolle über ihre Gedanken, über ihr Herz. Doch in der Tiefe ihrer Seele gab es einen Widerstand, einen letzten Funken, der nicht verlöschen wollte.
Bin ich nur seine Beute? fragte sie sich, während sie auf ihr Spiegelbild starrte, das blasse Licht spiegelte ihre Zerrissenheit wider. Oder bin ich mehr als das? Ihr Herz klopfte wild in ihrer Brust, als ob es gegen die Fesseln ankämpfte, die er ihr angelegt hatte, aber gleichzeitig fühlte sie sich untrennbar mit ihm verbunden – als wäre sie der Schmetterling, der sich von der Flamme angezogen fühlte, wohl wissend, dass er verbrennen würde.
Der Raum schien sich zu drehen, als die Dunkelheit endgültig die Kontrolle übernahm. Die Kerze flackerte noch einmal kurz auf, bevor sie erlosch, und die Stille des Raums umhüllte sie wie ein Schleier. Idaia zog die Decke um sich, als könnte sie sich damit vor der Kälte schützen, die in ihrem Inneren wuchs – doch sie wusste, dass diese Kälte nicht nur von der Dunkelheit im Raum kam. Sie kam von der Dunkelheit in ihr selbst, von der Verführung, die sie nicht loslassen wollte.
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