27: Spiel der Schatten
Die Dunkelheit ihres Gemachs schien Idaia zu umhüllen wie ein dichter Nebel. Der silberne Mond strahlte durch das Fenster und tauchte den Raum in ein schummriges Licht, das die Konturen der Möbel verzerrte und die Schatten zum Leben erweckte. Sie war gerade aus einem tiefen Schlaf aufgeschreckt, ihr Herz klopfte schnell und unregelmäßig. Ein Traum hatte sie fest im Griff gehalten – ein Traum von Denathrius.
Ein Schauer lief ihr über den Rücken, als sie sich an die Weichheit seiner Hände erinnerte, wie sie über ihre Haut glitten, als würden sie Magie entfachen. Es war ein Gefühl, das sie gleichzeitig erregte und abstieß. Sie schlug die Decke zurück und setzte sich auf. Ihre Gedanken wirbelten umher, sie fühlte sich gefangen in einem Netz aus widersprüchlichen Emotionen. Wie konnte sie sich nach jemandem sehnen, der sie beherrschte? Und warum schien dieser Gedanke sie zugleich in den Wahnsinn zu treiben?
Idaias Hand wanderte langsam zu ihrem Hals, ihre Finger strichen zögerlich über die Stelle, an der seine Berührung noch immer wie ein brennendes Mal nachhallte. Ihr Atem wurde schneller, und ein unstillbarer Drang, diese Nähe zu spüren, überkam sie. Es war, als wäre er hier, in diesem Raum, seine Präsenz unsichtbar, aber übermächtig. Der Gedanke ließ sie frösteln – war er wirklich nicht hier? Oder beobachtete er sie aus den Schatten?
„Denathrius?", flüsterte sie in den dunklen Raum hinein. Die Stille wurde tiefer, aber sie erhielt keine Antwort.
Sie versuchte, sich von diesen Gedanken zu lösen, doch die Erinnerungen an Denathrius' Küsse und seine dominante Art waren wie Dornen, die sich tief in ihre Seele gruben. Sie schloss die Augen und ließ sich von der Empfindung leiten, während ihre Hände tiefer über ihre Haut strichen, als ob sie die Wärme seiner Hände spüren könnte. Der Raum schien sich um sie zu verdunkeln, und das Spiel der Schatten auf den Wänden verstärkte den Eindruck, dass sie nicht allein war.
„Wieso kann ich ihm nicht entkommen?", dachte sie verzweifelt. Ihre Gedanken waren zerrissen zwischen dem unstillbaren Verlangen, das Denathrius in ihr entfacht hatte, und der Abscheu, die sie über sich selbst empfand. Wie konnte sie so schwach sein? Wie konnte sie sich nach jemandem sehnen, der sie kontrollierte, der sie verletzte? Doch jedes Mal, wenn sie sich gegen diese Gefühle stemmte, schien das Feuer der Lust nur heller zu lodern. Es war wie ein Fluch, dem sie nicht entkommen konnte.
In ihrem Geist tauchten Bilder von Denathrius auf: sein durchdringender Blick, die sanfte, aber dominante Art, wie er sie berührte. Diese Erinnerungen waren so lebhaft, dass sie spüren konnte, wie ihr Puls raste, als sie sich in den Bann seiner Macht zog. Ein Teil von ihr wollte sich dagegen wehren – doch der andere Teil ... wollte ihm alles geben was sie noch zu geben hatte. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust, als ihre Hände über ihren Körper glitten, jede Berührung schien den Wunsch nach seiner Nähe zu verstärken. Ihre Gedanken wurden schwerer, verworrener, und sie verlor sich in der Vorstellung, dass er hier bei ihr war.
„Er ist nicht hier", versuchte sie sich selbst zu versichern, doch ihre Stimme klang schwach, selbst in ihren Gedanken. Ein leises Stöhnen entglitt ihren Lippen, als die Erregung durch sie hindurchfloss wie ein Sturm. Doch kaum hatte sie das zulassen können, bohrte sich ein nagendes Gefühl der Scham in ihre Brust. Wie konnte sie sich ihm so hingeben? Wie konnte sie zulassen, dass er solche Macht über sie hatte, selbst wenn er nicht bei ihr war?
Eine Welle der Lust überkam sie, begleitet von einem tiefen, bitteren Gefühl der Abscheu. Ihre Gedanken flogen zurück zu den unzähligen Momenten, in denen er sie gedemütigt hatte, sie vor den anderen Höflingen erniedrigt hatte. Wie konnte sie diese Schmach so schnell vergessen? Warum verwandelte sich dieses Gefühl des Kontrollverlusts in Verlangen, sobald sie an seine Berührungen dachte? Sie hasste sich dafür. Doch je stärker der Hass wurde, desto größer schien auch das Verlangen, ihn zu spüren.
Ihre Atmung wurde unregelmäßig, und sie verlor das Gefühl für Raum und Zeit. Sie fühlte sich wie gefangen in einem endlosen Kreis aus Lust und Reue, aus Hingabe und Selbstverachtung. Sie wusste, dass sie sich von ihm lösen musste, doch jeder Gedanke an Freiheit schien sie nur tiefer in den Abgrund zu ziehen.
Schließlich, erschöpft und erfüllt, sank sie zurück auf das Bett, ihre Gedanken noch immer von Denathrius beherrscht. Sie schloss die Augen, doch seine Stimme hallte in ihrem Kopf wider, wie ein Flüstern aus derDunkelheit: „Du wirst niemals frei sein von mir." Der Klang ließ ihr Herz schneller schlagen, und für einen Moment glaubte sie, wirklich sein Lachen zu hören – kalt und spöttisch, als ob er den Triumph über ihre Schwäche feierte. Es schien, als lauerte er in den Schatten des Zimmers, als wäre seine Macht nicht an seine physische Anwesenheit gebunden, sondern ein Teil ihrer selbst geworden.
Idaia zog die Decke fest um sich und rollte sich zusammen, als könnte sie sich vor seiner unsichtbaren Präsenz verstecken. Doch tief in ihrem Inneren wusste sie, dass sie ihm bereits verfallen war – gefangen in einem Spiel aus Lust und Manipulation, aus dem es kein Entkommen gab.
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