24: Dunkle Verlockungen



Idaia saß in der großen Halle von Schloss Nathria, umgeben von schattigen Ecken und düsteren Möbeln, die den Raum wie ein Gefängnis erscheinen ließen. Die hohen Decken schienen die Stille noch zu verstärken, während der schwere Duft von verstaubtem Holz und kaltem Stein sie wie eine drückende Decke umhüllte. Hier war die Luft zum Schneiden dicht, und der Klang ihrer eigenen Gedanken hallte in ihrem Kopf wider. Denathrius hatte sie zu sich gerufen, und der Klang seiner Stimme, voll von Macht und Dunkelheit, schien sich wie ein leiser Schrei in ihre Seele zu bohren. Sie wartete darauf, dass er sie bemerkte, mit einem Gefühl, das zwischen Vorfreude und Angst schwankte.

Ein süßer Drang, der sie bis ins Mark durchdrang, ließ ihre Gedanken chaotisch umherirren. Warum fühle ich mich so? Warum kann ich ihm nicht entkommen? Diese Fragen brannten wie glühende Kohlen in ihrem Inneren, während die Antwort schüchtern im Schatten verborgen blieb. Ihr Herz schlug schneller, und die Kühle der Halle schien sie wie ein schleichendes Ungeheuer zu umwickeln, das darauf wartete, zuzuschlagen.

Als die massive Tür aufging, trat Denathrius ein, und der Raum schien sich sofort zu verändern. Sein Anblick war überwältigend. Er strahlte eine dunkle Eleganz aus, welche die Luft um ihn herum elektrisch auflud. Jeder seiner Schritte ließ die Schatten in der Halle lebendig wirken, als ob sie ihm zu Füßen lagen. Idaia konnte die alte Magie spüren, die von ihm ausging, ein starker, berauschender Duft, der sie unwiderstehlich anzog. Als er näher trat, vergaß sie den Raum um sich herum; die Zeit schien sich zu verlangsamen, und nur das Pochen ihres Herzens blieb zurück.

Seine Hand legte sich sanft an ihr Kinn, und das vertraute Kribbeln in ihrem Bauch verstärkte sich, als er sie dazu brachte, ihm in die Augen zu sehen. „Hast du mir gehorcht, meine liebe Idaia?", fragte er, seine Stimme war sowohl drohend als auch verführerisch. Der Unterton seiner Worte ließ ihre Knie weich werden.

Die Schamesröte stieg in ihr auf, während sie über die kleinen Ungehorsamkeiten nachdachte, die sie begangen hatte. In ihrem Inneren wuchs der Drang, ihm die Wahrheit zu sagen – ihm zu gestehen, dass sie manchmal gegen seine Befehle rebellierte, um sich einen Funken ihrer verlorenen Freiheit zu bewahren. Doch der hypnotisierende Blick in seinen Augen hielt sie zurück, ein Strudel aus Macht und Verlangen, der sie zu ersticken drohte. Schließlich nickte sie und die schüchterne Unterwerfung, die sie fühlte, war wie ein heißer Strahl, der sie durchzog.

„Gut", murmelte er, und sein Lächeln war sowohl belohnend als auch beunruhigend. Er beugte sich näher zu ihr, so nah, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren konnte – warm und berauschend, doch es war ein Hauch, den sie gleichzeitig als anziehend und abstoßend empfand. „Du wirst belohnt."

Sein Kuss kam sanft und doch war er fordernd, ein Kuss, der sie mit einer Welle von Wärme durchflutete. Es war, als würde er ihre Seele durchdringen, sie mit Macht durchtränken und für einen Moment fühlte sie sich unbesiegbar. Der Raum um sie herum verschwand, und es war nur noch er und sie. Hier bin ich sicher, dachte sie für einen kurzen Augenblick. Hier habe ich Kontrolle.

Doch während sie in diesem Moment schwelgte, nagte ein kleiner Zweifel an ihr. Was würde kommen, wenn ich die Kontrolle verlor? Die Schatten der großen Halle schienen näher zu rücken und die Illusion von Sicherheit, die er ihr gegeben hatte, schwand wie der Dampf einer zerbrechlichen Wolke. Doch der Kuss verstärkte nur die Belohnung, die er ihr gegeben hatte, und sie verdrängte die Fragen, die an ihr zerrten.

Denathrius zog sich zurück, seine Augen funkelten wie das Licht auf einer rasenden Wasseroberfläche, und sie konnte in ihnen eine seltsame Mischung aus Macht und Verletzlichkeit erkennen. Hat er mich wirklich geküsst? Die Fragen schwirrten weiter in ihrem Kopf, wie Fliegen um eine Lampe. Auf eine verdrehte Art und Weise schien er für einen Moment ehrlich zu sein, als er sie betrachtete, als wäre sie nicht nur ein Objekt seiner Kontrolle, sondern auch etwas, das er schätzte – soweit es jemand wie er konnte.

„Du bist stark, Idaia", sagte er leise, fast eindringlich, und sie warf ihm einen verwirrten Blick zu. Stark? dachtesie. Stark genug, um ihm zu entkommen? Es war ein schwacher Trost, der sie nicht ganz beruhigen konnte. Der Zwiespalt in ihr wuchs – das Bedürfnis, ihm zu gefallen und der drängende Wunsch nach Freiheit.

Doch dann kam die Erleichterung, als sie in den dunklen Tiefen seiner Augen versank. Vielleicht bin ich nicht ganz verloren,dachte sie. Vielleicht gibt es noch einen Weg zurück. Aber als er sich wieder näherte, war das Gefühl des Gefangenseins stärker als jede Hoffnung auf Flucht. Das Spiel aus Belohnung und Bestrafung hatte sie gnadenlos in seinen Fängen gefangen, und das war der einzige Ort, den sie kannte.

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