13: Der Schatten des Gehorsams




Denathrius verlangte mehr, und Idaia spürte die erdrückende Last dieser Forderung wie ein unsichtbares Gewicht auf ihren Schultern. Es war nicht nur ihr Gehorsam, den er von ihr wollte – er wollte ihre Seele, ihre Gedanken, ihr Wesen. Sein Streben nach Kontrolle war wie eine finstere, alles verschlingende Flutwelle und sie fühlte, wie sie unaufhaltsam tiefer in diese Dunkelheit gezogen wurde. Ein Bild aus ihrer Kindheit schoss ihr durch den Kopf – die warmen Sonnenstrahlen, die durch die Bäume tanzten, als sie mit ihren Freunden im Freien spielte. Ein Lachen, unbeschwert und voller Hoffnung, welches jetzt wie ein ferner Traum klang.

Sein Blick ruhte schwer auf ihr, intensiv und durchdringend, als könnte er jeden Winkel ihrer Gedankenwelt erfassen, jede Schwäche aufdecken. In seinen Augen loderte der Hunger, die unersättliche Gier eines Wesens, das seine Macht in vollen Zügen genoss und doch immer nach mehr verlangte. Die Kälte des Raumes schnitt durch ihre Haut, und der modrige Geruch der Schatten drang in ihre Nase. Er war nicht nur ein Herrscher über ihre Taten, sondern ein Meister des Spiels, das er mit ihr spielte – ein Spiel, in dem sie langsam ihren Halt verlor.

Immer wieder begegnete sie seinem Blick und jedes Mal, wenn sie das tat, fühlte sie, wie die Mauern, die sie um ihr Herz errichtet hatte, allmählich bröckelten. Jeder Augenblick, in dem sie seine Augen sah, erinnerte sie daran, dass sie nicht mehr diejenige war, die sie einst gewesen war. Sie hatte sich lange gegen seine Macht gewehrt, aber jetzt schien es, als ob jeder Widerstand sinnlos war. Es war ein langsames, qualvolles Nachgeben, ein Erkennen der eigenen Schwäche gegenüber einem Feind, der nie seine wahre Gestalt zeigte, sondern sich in den Schatten bewegte.

„Er ist so mächtig", dachte sie, und dieser Gedanke ließ einen kalten Schauer über ihren Rücken laufen, der ihr bis in die Fingerspitzen kroch. Es war, als würde seine Macht nicht nur über sie herrschen, sondern durch ihre Adern fließen, sie von innen heraus ergreifen. Die Erinnerung an ihre Kindheit, die warmen Umarmungen ihrer Eltern und die Geborgenheit, die sie einst gekannt hatte, schien in diesem Moment so fern. Wie die Erinnerung einer anderen Draenei. Ein dunkler, versteckterTeil von ihr – ein Teil, den sie selbst kaum verstand – begann diesen Gedanken zu genießen. Das Aufgeben, das Sich-Fügen an seine überlegene Macht schien plötzlich wie eine süße Verlockung, eine Flucht vor dem unaufhörlichen inneren Kampf.

Sein Einfluss war wie die Flamme, die eine Motte anzieht – unwiderstehlich, zerstörerisch, und doch gab es keinen anderen Weg. Der Widerstand, den sie in ihrem Inneren spürte, war nur noch ein schwaches Flüstern, kaum hörbar gegenüber der erdrückenden, allumfassenden Anziehungskraft, die er auf sie ausübte. In einem flüchtigen Moment dachte sie an das Schwert, das einst ihr Vater benutzt hatte – ein Symbol des Mutes, das sie jetzt in den Händen eines Mannes hielt, der alles andere als edel war.

„Du bist jetzt Teil von mir, Idaia," flüsterte Denathrius mit einer Stimme, die gleichzeitig süß und giftig klang, während er ihr eine finstere Klinge reichte, deren Kälte ihre Haut berührte. Der Berührungsreiz ließ ihren Puls rasen; es war, als würde er ihr direkt das Herz in die Hand drücken, um es endgültig zu zerquetschen. Die Klinge, die sie gerade für ihn benutzen sollte, glänzte im schwachen Licht, bedrohlich und verheißungsvoll zugleich. „Die Dunkelheit ist dein Verbündeter. Lass sie in dein Herz."

Seine Worte waren wie ein Fluch, der sich tief in ihr verwurzelte, und sie wollte weinen. Sie wollte die Tränen spüren, die Erleichterung, die mit ihnen kommen könnte, aber sie blieben ihr verwehrt. Stattdessen herrschte in ihrem Inneren eine qualvolle Stille, ein lähmendes Gefühl von Leere. „Was ist aus mir geworden? Wie konnte ich so weit kommen?" Der Gedanke kam in Wellen über sie, und jede neue Welle schien ihre Verzweiflung noch tiefer zu treiben.

Und doch, trotz der Verzweiflung, spürte sie es immer noch, das Verlangen, das sich tief in ihr Inneres gefressen hatte. Es glomm weiter, ein schwacher Funke, der sie immer wieder in Versuchung führte. Mit jedem Atemzug, den sie nahm, spürte sie die Dunkelheit in sich wachsen, bis sie es kaum noch ignorieren konnte.

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