George Weasley
George WeasleyEvelia zitterte am ganzen Körper, als sie in der Dämmerung nicht weit vom Fuchsbau landete. Ihre Gedanken drehten sich und sie versuchte verzweifelt die aufkommenden Erinnerungen an ihren Vater zu verdrängen, die George mit seinem Verhalten in ihr ausgelöst hatte. Stumm sah sie auf ihre Wunde, um sich ein wenig abzulenken. Es war nichts Dramatisches. Der Glassplitter steckte zwar tief in ihrer Haut, verschloss damit aber auch die Wunde und verhinderte zunächst, dass sie blutete. Seufzend strich sie sich mit ihrer unverletzten Hand durch ihre langen dunklen Locken und stand noch eine Weile in dem Feld. Es wurde langsam wärmer, der Wind war schon lauer als gestern und die Sonne ging später unter.
Als ihr Körper langsam aufhörte zu zittern machte sie sich durch die kleinen engen Pfade auf den Weg zum Fuchsbau. Wie immer war jedes Zimmer hell erleuchtet, man konnte Molly durch die Räume Wuseln sehen und Ginny saß an ihrem Fenster und schrieb in ein kleines Buch. Manchmal fühlte sich Evelia wie ein Eindringling, wie jemand, der nirgendwohin gehörte und alles verloren hatte. Seufzend sperrte sie mit dem Schlüssel auf, den Molly ihr gegeben hat und streifte ihre Schuhe ab.
„Ich bin wieder dar," sagte sie in die Stille.
„Ah, Evelia, Schatz, es gibt gleich essen," erwiderte Molly aus der Küche und Evelia nickte ihr im Vorbeigehen zu, bevor sie die Treppen hinauf in das erst beste Bad huschte.
Sie sperrte die Tür ab und begann dann konzentriert und mit ruhigen Fingern den Splitter zu entfernen. Kaum war er heraußen, begann es zu bluten. Evelia tupfte die Wunde sachte ab und verschloss sie dann geschickt mit ihrem Zauberstab. Es blieb nur eine feine weiße Linie, die man kaum erkennen konnte, wenn man nicht danach suchte. Sie nahm sich noch ein paar Minuten, sortierte ihre Gedanken und ließ die Stille auf sich wirken, bevor sie aus dem Bad trat und an Ginnys Tür klopfte.
„Hey, ich bin's. Deine Mom meinte es gibt gleich essen," sagte sie, als sie ihren Kopf in das Zimmer ihrer Freundin steckte. Ginny sah auf, packte das kleine Buch weg und nickte, bevor sie grinsend aufstand.
„Und? Wie war dein erster Arbeitstag?", fragte sie neugierig, während sie gemeinsam die Treppen hinunter gingen.
„Ganz gut. Ich mag den Job. Ich muss mir viel merken, kann nach einem Schema arbeiten und darf alles organisieren," erwiderte Evelia sanft lächelnd. Ginny war eine der wenigen, die tatsächlich wusste, wie klug sie war und wie verdammt gut sie sich alles merken konnte. Die meisten Menschen sahen über sie hinweg, weshalb es des Öfteren niemand auffiel, dass sie eigentlich immer Jahrgangsbeste gewesen war und dafür kaum etwas getan hatte.
„Schon unfair wie die Intelligenz verteilt ist. Du hättest mir ruhig etwas von deiner abgehen sollen," scherzte Ginny lachend, als sie sich unten an den Tisch setzten.
„Schwachsinn," murrte Evelia nur leise. Sie wusste, dass Ginny nur scherzte, aber es war ihr dennoch unangenehm.
Molly stellte einen dampfenden Topf Suppe und drei Schüsseln auf den Tisch. Mit dem Wink ihres Zauberstabes gab die Kelle jedem von ihnen eine ordentliche Portion und sie setzten sich alle hin.
„Wo ist Dad?", fragte Ginny, während sie hungrig begann zu essen.
„Er ist heute mit Kollegen essen, Schatz," erwiderte Molly und Ginny nickte nur.
Evelia begann schweigend zu essen. Ihre Gedanken hangen immer noch bei George, bei seiner Wohnung und...seinem Verhalten. Sie wusste selbst, dass sie es eigentlich seiner Familie sagen musste, aber etwas in ihr wollte den Schmerz in Mollys Augen nicht sehen, wenn sie diese Nachricht überbrachte.
„Evelia?", ertönte eine Stimme.
„Hmm?"
„Wie war dein erster Tag im Laden? Du bist so still," fragte Ginny und musterte ihre beste Freundin genau.
„Oh, oh ganz gut. Etwas anstrengend, deswegen bin ich auch so müde," erwiderte sie eilig, lächelte sanft und sah zu Ginny auf, die sie noch eine Weile skeptisch musterte.
„Wie läuft der Laden denn so?", erkundigte sich Molly. „Ich meine Ron hilft ja jetzt und Lee, wie ich gehört habe."
Evelia war klar, dass Molly indirekt eigentlich fragen wollte, wie es George mit der Neueröffnung ging. Sie rang einige Sekunden mit sich selbst, beschloss dann aber, dass sie ihr die Wahrheit einfach nicht sagen konnte.
„Er läuft wirklich gut. Wir hatten alle Hände voll zu tun und ich glaube gefühlt die ganze Zaubererwelt ist froh, dass Weasleys Zauberhafte Zauberscherze wieder aufgemacht hat," erwiderte sie schmunzelnd. „Manche hoffen auch, dass Harry Potter dort ab und zu auftaucht und seine Lieblingsfamilie besucht," scherzte sie grinsend.
„War er denn da?", hackte Ginny sofort nach. Evelias Augenbraue wanderte nach oben, sie sah Ginny aus ihren hellen blauen Augen an und grinste dann wissend. „Nein, aber ich bin sicher, wenn du dort arbeiten würdest, würde er jeden Tag vorbeischauen," sagte sie ruhig.
„So ein Schwachsinn," brummte Ginny, ihre Wangen liefen allerdings schon zart rosa an.
„Habt ihr euch eigentlich schon gesehen, seit du wieder von Hogwarts zurück bist?", bohrte Evelia
ein wenig neugierig nach, während Molly schmunzelnd zwischen den beiden jungen Frauen hin und her sah.
„Nein," murrte Ginny gedehnt und starrte auf die Schüssel vor sich. „Und wir wollen uns auch gar nicht treffen," setzte sie eilig hinzu, was Evelia nur ein Kopfschütteln entlockte. „Guck nicht so," beschwerte sich Ginny, doch Evelia lachte nur.
„Gibt es denn bei dir etwas Neues an der Männerfront?", fragte Molly schmunzelnd und Evelia warf Ginny einen bösen Blick zu, als diese ziemlich schadenfroh grinste.
„Nein, ich komme ganz gut allein klar," sagte sie dann leise. Jungs und sie waren schon immer ein schwieriges Thema bei Evelia gewesen. Den meisten war sie zu klug, anderen zu zurückhaltend und zudem stand da oft noch ihr Familienname im Weg. In ihrer Schulzeit war sie in der fünften Klasse mit Anthony Goldstein zusammen, allerdings hatte das kein wirklich gutes Ende genommen.
„Also niemand?", hackte Molly weiter nach und auch Ginny musterte ihre Freundin, die über dieses spezielle Thema meist schwieg, neugierig.
„Nein, ich will lieber meine Ausbildung zur Heilerin machen, eine hübsche kleine Wohnung finden, meinen Familiennamen offiziell und endgültig ablegen und eine der besten Heilerinnen im St. Mungo werden," sagte sie dann, ihre Stimme ungewöhnlich fest und bestimmt. Ginny grinste breit und schüttelte dann ihren Kopf. „Das ist meine Evelia."
Nach dem Essen räumten sie noch gemeinsam den Tisch ab, bevor Ginny und Evelia hinauf auf das Zimmer gingen, das sie sich momentan noch teilten.
„Wie wäre es eigentlich, wenn wir eine kleine Party machen, jetzt wo wir alle mit Hogwarts fertig sind?", fragte Evelia, als sie sich auf die Matratze neben Ginnys Bett schmiss.
„Du meinst mit allen zusammen?", fragte die rothaarige und kaute auf ihrer Lippe herum, während sie überlegte. „Naja, eigentlich ist es keine schlechte Idee," beschloss sie dann und ließ sich auf ihr Bett fallen. „Wen sollen wir denn alles einladen?"
„Naja alle. Deine Familie, Harry und Hermine, einfach jeden," erwiderte Evelia schulterzuckend.
„Hmm, das gefällt mir, ich schreibe morgen gleich einmal allen," sagte Ginny dann und grinste Evelia an. „Vielleicht entflammt ja deine alte Liebe zu George wieder, wenn du ein bisschen Feuerwhiskey getrunken hast."
„Ahh, hör doch endlich auf damit!", rief Evelia und warf ein Kissen nach ihrer lachenden Freundin. „Und nur fürs Protokoll, ich trinke nie wieder Feuerwhsikey."
„Das sagst du jedes Mal, aber du machst es doch immer wieder," lachte Ginny und ein zweites Kissen flog in ihre Richtung...
Wenige Tage, am folgenden Wochenende, fand doch tatsächlich die Party statt, die Evelia vorgeschlagen hatte. Ginny hatte den im Garten des Fuchsbaus eine Feuerschale aufgestellt, Bierbänke und Stühle und einen großen Tisch mit Alkohol und Essen. Ehrlich gesagt freute sich Evelia auf diese kleine Ablenkung. In den letzten Tagen waren ihre Erinnerungen an ihre Eltern und ihre Kindheit dank Georges Ausraster immer wieder hochgekommen und sie hatte weder Ruhe noch Schlaf finden können. Seit der Begegnung mit George war es außerdem ziemlich seltsam und peinlich zwischen ihnen beiden. Sie war sich nicht sicher, ob der rothaarige Mann sich überhaupt erinnern konnte, aber da er sie im Laden erfolgreich mied und kaum ein Wort mit ihr wechselte, vermutete sie, dass er es doch noch wusste. So kam ihr allen in einem dieser Abend voller Entspannung und Freiheit ganz gelegen. Alle, die Ginny eingeladen hatte, waren auch gekommen. Harry, Hermine, Ron, Luna, George und sogar Charlie und Bill.
„Und? Hast du schon etwas von deiner Bewerbung gehört?", fragte Hermine neugierig beim Essen. Es war ein warmer Sommerabend, die Sonne stand noch hoch, es war relativ warm und windstill. Die Stimmung war ausgelassen und Evelia ließ sich einfach treiben, genoss diesen friedlichen Moment und ihre innere Ruhe.
„Nein, noch nicht. Das ganze testet wirklich meine Nerven," erwiderte sie lachend. Da Hermine mit Ginny und ihr das letzte Jahr in Hogwarts nachgeholt hatte, hatte sie zu dieser absolut begabten Hexe einen engeren Kontakt geknüpft.
„Bei deinen Noten sollte das doch kein Problem sein," sagte Hermine schmunzelnd und Evelia nickte zustimmend. Mit fast nur Ohnegleichen war es sehr wahrscheinlich, dass sie angenommen wurde. Und dennoch zitterte sie jeden Morgen, wenn die Eulenpost kam.
„Aber lass uns heute nicht von Schule oder Ausbildung reden," murrte sie dann grinsend und schnappte sich die Flasche Feuerwhiskey.
„Ohh, fangen wir jetzt schon damit an?", rief Ginny lachend und Evelia verdrehte ihre Augen. „Ein bisschen kann nie schaden," sagte sie nur und für Sekunden kreuzte sich ihr Blick mit dem von George, der ungewöhnlich still war.
„Ach ja und am Ende landest du wieder irgendwo und jeder muss dich suchen," stichelte Ginny weiter. „Das war nur einmal, als Anthony mit mir Schluss gemacht hat," beschwerte Evelia sich lachend, während sie sich ein gutes Glas einschenkte.
„Sicher, dass das nicht zu viel ist," kam es von Charlie, doch Evelia lachte nur. „Glaub mir, es liegt in meinem Blut trinkfest zu sein," sagte sie ein wenig kalt, lächelte dann aber entschuldigend.
Die Gespräche begannen sich um Quidditch zu drehen, um die alten Zeiten in Hogwarts und darum, dass jetzt doch tatsächlich jeder von ihnen einen Abschluss hatte. Evelia ließ sich von Charlie die Neuigkeiten aus seinem Reservat berichten und sah immer wieder zu George, der die meiste Zeit schwieg und ebenfalls ein Glas Feuerwhiskey in seinen Händen drehte. Bald hatten sie alle gegessen und verteilten sich um das Feuer auf die Bierbänke und Stühle. Es lief leise Musik, langsam wurde es auch dunkler und kleine Glühwürmchen begannen durch den Garten zu schwirren. Evelia beobachtete eine Weile Ginny und Harry, die sich miteinander unterhielten, beide recht nervös und schüchtern. Es war süß es mitanzusehen, insbesondere, weil es so klar war, dass diese beiden zusammen gehörten. Seufzend zog Evelia eine kleine Schachtel aus ihrer Jeanstasche und klemmte sich eine Zigarette zwischen die Lippen.
„Du rauchst?", kam es überrascht von George, der ihr gegenüber in einem Campingstuhl saß. Auch Charlie und Bill wirkten ein wenig verwundert.
„Ja, ja ich rauche," erwiderte sie lachend und zündete sich die Zigarette an. Sie lehnte sich ein wenig zurück, grinste George an und blies den Rauch in die Unendlichkeit des Himmels.
„Seit wann das denn?", murrte er.
„Seit der sechsten Klasse," erwiderte sie nur lachend.
„WAAS?", rief er. „Seit wann brichst du denn bitte regeln?"
„Ich breche nur die Regeln, die mir nicht gefallen." Sagte sie schmunzelnd und sah ihn dabei an. Er sah wieder so leblos aus, so leer...so hüllenhaft. Man musste genauer hinsehen um zu erkennen, dass er leichte Ringe unter den Augen hatte, dass seine Haltung geknickt und lustlos wirkte und jegliches echtes Lächeln von seinen Lippen verschwunden war.
„Böses, böses Mädchen," murrte er grinsend. Evelia lachte nur und verdrehte ihre Augen dabei.
„Willst du?", fragte sie dann. George schwieg eine Weile, bevor er seine Hand ausstreckte und ihre ausgestreckte Zigarette annahm. Seine warmen großen Händen berührten für Sekunden ihre kleinen zarten und auch, wenn sie es nicht zugeben wollte, fühlte sich das viel zu gut an. Bei seinem ersten Zug begann George zu husten und Evelia beobachtete ihn nur neckend dabei. Doch nach einer Weile rauchte er schweigend und sah dabei ehrlich gesagt unverschämt heiß aus, bevor er ihr die Zigarette zurückgab.
„Idioten," murrte Charlie kopfschüttelnd.
„Du bist selber einer," erwiderte Evelia und füllte sich Feuerwhiskey nach.
„Wenn das so weiter geht beginnt sie bald zu tanzen," rief Ginny von etwas weiter hinten.
„Hmm, dann muss wohl jemand mit mir tanzen später," sagte sie grinsend und Charlie lachte leise in sich hinein.
Ihr Blick huschte wieder zu George. Er starrte ins nichts, seine dunklen braunen Augen leer und seine Züge emotionslos. Da war kein Schmerz mehr in ihm, nur Taubheit und Einsamkeit. Ginny lachte mit Harry, Charlie unterhielt sich mit Bill und selbst Hermine und Ron saßen gemeinsam am Feuer, beide mit glühend roten Wangen.
„Magst du tanzen?", fragte sie dann leise, drückte ihre Zigarette aus und sah George an.
„Was? Ich?", hackte er ungläubig nach, doch Evelia war schon aufgestanden und streckte ihm ihre Hand hin. Er zögerte, leerte sein Glas und richtete sich dann seufzend auf.
„Da kann ich ja jetzt nicht nein sagen," brummte er leise.
Evelia lachte leise und nahm seine Hand. Ginny machte die Musik ein wenig lauter und sieh sah George an.
„Wie lange hast du schon nicht mehr getanzt?", fragte sie leise, als er einfach nur etwas ratlos vor ihr stand.
„Weiß nicht, lange her," murmelte er nur.
Sie grinste nur, nahm seine Hände und legte sie an ihre Taille, bevor sie ihre um seinen Hals schlang. Die Musik war langsam und so tanzten sie schweigend durch den Garten. George war warm, groß und seine Hände lösten ein sanftes Kribbeln in ihr aus, doch sie ignorierte das. Das nächste Lied spielte, es war schneller, fröhlicher und so sprangen und drehten sie sich lachend durch den Garten. George wirkte befreit, er wirkte glücklich und auch Evelia konnte nicht anders als zu strahlen. Sie tanzten. Bis ihnen die Füße weh taten und sie sich erschöpft auf die Bierbank fallen. Giny und Harry tanzten noch und selbst Ron und Hermine wankten durch den Garten.
„Wow, wäre hätte das gedacht," sagte sie schmunzelnd und streckte sich. Sie zündete sich eine weitere Zigarette na, während George begann mit Charlie den Feuerwhiskey zu leeren. Evelia verdrehte nur ihre Augen, während das Bild wieder in ihrem Kopf auftauchte, wie George die leere Flasche nach ihr warf. Sie seufzte leise und starrte auf ihre Schuhspitzen.
Sie hatten zwar den Krieg gewonnen, Voldemort war besiegt, aber sie hatten auch alle etwas verloren, sie waren alle auf ihre Weise gebrochen und manchmal fragte Evelia sich, ob es das alles wert gewesen war. Es klang schrecklich, aber zuzusehen, wie Menschen sich selbst verloren, wie sie in sich selbst und ihrer Trauer untergingen – das machte einen irgendwann kaputt.
Der Abend ging noch lange, die vier Turteltauben tanzten und lachten, während George und Charlie irgendwann begannen zu singen und dabei beinahe von ihren Stühlen gefallen wären. Als George dann gehen wollte, wankte er so sehr, dass Evelia leise seufzte und zu ihm aufschloss. „So kannst du nicht apparieren. Ich bringe dich Nachhause," sagte sie leise, winkte den anderen und schob ihn ein wenig grob durch den Garten, durch das Tor hinaus auf das weite Feld.
„Ich kann allein," lallte er, Evelia schnaubte nur und nahm seine Hand. „Alkohol ist keine Lösung, George, es macht dich nur zu einem Menschen, der du nicht bist," wisperte sie leise und sah ihn an. „Ich will ja auch der Mensch nicht mehr sein, der ich bin," erwiderte er und Evelia schwieg. Dann drehte sie sich einmal um sich selbst und zog George mit in den Wirbel aus Farben.
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