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                      MADISON

Zwei Tage waren vergangen, aber es fühlte sich wie ein endloser Albtraum an.
Mein Körper war immer noch schwach, jeder Atemzug schmerzte und die blauen
Flecken an meinem Hals sind jetzt noch dunkler geworden.
Und obwohl Stephen in den letzten zwei Tagen sich um mich gekümmert hat, blieb ich auf Distanz.

Heute Morgen war er ins Zimmer gekommen, und kaum hatte er einen Schritt in meine Richtung gemacht, war mein ganzer Körper in Alarmbereitschaft.
Mein Atem beschleunigte sich, und ich wich instinktiv zurück.

„Madison, ich wollte dir nur sagen, dass meine Mutter heute kommt," sagte er vorsichtig, als hätte er Angst, mich mit seinen Worten zu erschrecken.

„Okay," murmelte ich, ohne ihn anzusehen.

Er machte einen Schritt auf mich zu, wollte meine Hand nehmen, doch ich wich instinktiv zurück, bis mein Rücken gegen die Wand stieß. Seine ausgestreckte Hand verharrte in der Luft, bevor er sie langsam sinken ließ.
Der Schmerz in seinen Augen war zu sehen, aber ich konnte nicht anders – mein Körper reagierte schneller, als mein Verstand es zuließ

Seine Anwesenheit war überwältigend, und ich war erleichtert, als er schließlich ging. Doch die Anspannung in meinem Inneren blieb.

Am Nachmittag hörte ich das Geräusch schwerer Schritte und das Öffnen der Eingangstür.
Ich saß im Wohnzimmer, meine Hände fest um eine Tasse Tee geklammert, als sie hereinkam.

Stephens Mutter strahlte eine Aura aus, die mich sofort kleiner werden ließ.
Sie war elegant, mit makelloser Kleidung und einem scharfen Blick, der mich innerhalb von Sekunden zu durchdringen schien.

„Hallo Madison," sagte sie mit einem Lächeln.
„Schön, dich endlich kennenzulernen," sagte sie, und ihre Stimme klang freundlich.

Ich nickte schwach und zwang mich zu einem leisen „Guten Tag"

Ich sah, wie ihre Augen über mich glitten und an meinem Hals hängen blieben.
Ihr Blick verfinsterte sich, und ihre Lippen wurden zu einer schmalen Linie.
Für einen Moment sagte sie nichts, dann wandte sie sich abrupt um.

„Stephen," rief sie scharf.
„Wir beide müssen reden! Jetzt!"

Er erschien fast sofort in der Tür, sein Gesicht war angespannt.
Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und ging ins Arbeitszimmer.
Stephen folgte ihr, und die Tür schloss sich mit einem lauten Knall

Ich saß still im Wohnzimmer, doch ihre Stimmen drangen klar durch die Wände.

„Willst du mir erklären, was hier los ist?" begann sie, ihre Stimme schneidend.

„Es war... ein Ausrutscher," sagte Stephen leise.

„Ein Ausrutscher?" wiederholte sie, und ihre Stimme wurde lauter.
„Ein Ausrutscher?! Sieh dir dieses Mädchen an, Stephen! Sie ist blass, dünn, sie zittert förmlich vor Angst. Und die Flecken an ihrem Hals... Stephen, hast du sie erwürgt?"

Stille. Eiskalte, drückende Stille.

„Ich habe die Kontrolle verloren," hörte ich ihn schließlich sagen, und seine Stimme klang gebrochen.

„Die Kontrolle verloren?" Ihre Stimme bebte jetzt vor Zorn.
„Stephen, ich habe dich besser erzogen! Ich habe dir beigebracht, dass eine Frau wie ein Diamant ist – wertvoll, zerbrechlich, und dass man sie mit Respekt behandeln muss. Wie konntest du das vergessen?"

„Ich weiß!" schrie er plötzlich, und ich konnte die Verzweiflung in seiner Stimme spüren.
„Ich weiß, dass ich ein Monster war. Aber ich bereue es! Ich versuche, es wiedergutzumachen!"
„Wiedergutmachen?" Ihre Stimme wurde nun leiser, gefährlicher.
„Stephen, Entschuldigungen reichen nicht. Dieses Mädchen hat Angst vor dir. Sie sieht dich nicht als Ehemann, sondern als Bedrohung. Was glaubst du, wird passieren, wenn du so weitermachst? Sie wird dich verlassen, Stephen. Für immer."

„Ich liebe sie," flüsterte er schließlich, so leise, dass ich kaum sicher war, ob ich es richtig gehört hatte.

Seine Mutter antwortete nicht sofort. Stattdessen herrschte ein bedrückendes Schweigen, das sich wie eine Last auf meine Schultern legte.
Schließlich sagte sie: „Wenn du sie wirklich liebst, Stephen, dann beweis es. Zeig es ihr.
Und hör auf, dich selbst zu bemitleiden."

Die Tür öffnete sich, und Stephens Mutter trat aus dem Arbeitszimmer.
Ihr Blick war hart, aber in ihren Augen lag auch so etwas wie Mitleid, als sie mich ansah.
Sie kam zu mir, legte eine Hand auf meine Schulter und sagte leise: „Wenn du jemals Hilfe brauchst, Madison, dann lass es mich wissen."

Ich nickte stumm, unfähig, etwas zu sagen.

Stephen betrat kurze Zeit später den Raum. Seine Schritte waren schwer, und er wirkte erschöpft, als hätte der Streit ihn all seine Energie gekostet.
Er blieb in der Tür stehen, seine Hände in den Taschen, und sah mich an.

„Madison," begann er schließlich, seine Stimme war rau.
„Ich weiß, dass es nichts bringt, dir immer wieder ‚Es tut mir leid' zu sagen. Aber ich kann dir nur versprechen, dass ich mich ändern werde. Ich weiß, dass ich dich enttäuscht habe, dass ich dir Angst gemacht habe. Und ich..."

Er verstummte, suchte nach den richtigen Worten. Doch ich sah in seinen Augen, dass er kämpfte – nicht nur mit mir, sondern auch mit sich selbst.

Ich wusste nicht, was ich fühlen sollte. Seine Worte klangen ehrlich, aber die Erinnerungen an seine Hände um meinen Hals waren noch zu frisch, zu schmerzhaft.
Ich war nicht bereit, ihm zu vertrauen, nicht jetzt.

Also nickte ich nur stumm, ohne ihn anzusehen, und sah, wie er schwer seufzte.
Dann verließ er das Zimmer und ließ mich mit meinen Gedanken allein.

Doch in seinem Blick hatte ich für einen Moment etwas gesehen – etwas, das mich verwirrte. Es war keine Kälte, keine Wut. Es war Schmerz. Reue. Vielleicht sogar Liebe.
Aber konnte das wirklich genug sein?

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