-18-
MADISON
Die Nacht war still.
Nur das gelegentliche Zirpen der Grillen und das leise Rauschen des Windes, der durch die Bäume strich, durchbrach die Stille. Ich stand barfuß am riesigen Fenster des Schlafzimmers, ließ meinen Blick über das weitläufige Anwesen schweifen.
Es war wunderschön. Ein Traumhaus.
Doch warum fühlte es sich so kalt an?
Mein Herz war schwer. Ich dachte an das, was passiert war. An den Schmerz, an die Angst. Ich versuchte mir einzureden, dass wir jetzt sicher waren, dass Stephen alles getan hatte, um mich zu beschützen. Aber tief in mir nagte ein Gefühl, das ich nicht abschütteln konnte.
Etwas stimmte nicht.
Stephen war immer in meiner Nähe, er wich mir nicht von der Seite. Er berührte mich sanfter als je zuvor, küsste mich so liebevoll, dass es mich erschreckte. Es war fast, als würde er mich...
Verabschieden.
Ich schüttelte den Gedanken ab. Nein, das ergab keinen Sinn.
Ich hörte Schritte hinter mir.
„Kommst du ins Bett?"
Seine Stimme war rau, müde. Ich drehte mich um und sah ihn im Türrahmen stehen. Er trug nur eine Jogginghose, seine Muskeln zeichneten sich unter der Haut ab. Doch etwas anderes fiel mir auf.
Seine Wangen waren eingefallen, dunkle Schatten lagen unter seinen Augen. Er war blass.
Er sah erschöpft aus. Krank.
Mein Herz zog sich zusammen.
„Geht es dir gut?" fragte ich leise.
Ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen. „Seit du bei mir bist, ja."
Doch ich glaubte ihm nicht.
Ich trat langsam auf ihn zu, legte meine Hand an seine Wange. Er schloss die Augen, lehnte sich einen Moment in meine Berührung, als würde er sich an ihr festhalten.
„Ich liebe dich, Madison", flüsterte er plötzlich.
Mein Herz stolperte.
Stephen sagte nicht oft, dass er mich liebte. Er zeigte es, durch seine Taten, durch seine Beschützerinstinkte. Aber die Worte... sie kamen selten über seine Lippen.
Ich spürte, dass etwas nicht stimmte.
Doch bevor ich ihn fragen konnte, beugte er sich vor und küsste mich. Sanft. Fast zerbrechlich.
Und in diesem Moment ließ ich alle Gedanken los.
Ich wollte ihn einfach nur spüren.
• • • • • •
Ich saß auf der breiten Fensterbank unseres neuen Hauses, meine Beine angezogen, während ich in die Dunkelheit hinausblickte. Der Himmel war klar, tausende Sterne funkelten über den Baumwipfeln. Doch so schön die Nacht auch war, ich konnte dieses nagende Gefühl nicht loswerden.
Stephen war anders in den letzten Tagen. Sanfter, geduldiger – fast so, als würde er versuchen, sich jeden Moment mit mir einzuprägen. Es machte mir Angst.
Ich hörte seine Schritte, bevor ich ihn sah.
Er trat langsam hinter mich, seine Wärme hüllte mich ein, als er seine Hände sanft auf meine Schultern legte. „Denkst du wieder nach?" fragte er leise.
Ich seufzte. „Wie könnte ich nicht?"
Er schmunzelte leicht, dann zog er mich sanft vom Fenster weg. „Ich habe etwas für dich."
Ich runzelte die Stirn, als er ein kleines, flaches Paket aus seiner Jackentasche zog und es mir hinhielt. „Hier."
Überrascht nahm ich es entgegen. Das Papier war schlicht, doch die Art, wie er mich ansah, ließ mein Herz schneller schlagen.
„Was ist das?" fragte ich vorsichtig.
„Mach es auf." Seine Stimme war sanft, aber in seinen Augen lag diese tiefe Intensität, die mich jedes Mal gefangen nahm.
Ich schluckte und zog vorsichtig das Papier ab. Ein dünnes Kuvert kam zum Vorschein. Mit leicht zitternden Fingern öffnete ich es – und erstarrte.
Flugtickets.
Mein Atem stockte, als ich die Worte auf den Tickets las. Malediven.
Meine Lippen öffneten sich, doch kein Ton kam heraus. Tränen brannten in meinen Augen, als ich ihn fassungslos ansah.
„Das... das ist nicht dein Ernst."
Stephen lächelte, dieses echte, warme Lächeln, das so selten war. „Ich weiß, dass du schon immer davon geträumt hast. Also dachte ich mir... warum warten?"
Ein Schluchzen entkam mir, und ohne nachzudenken, warf ich mich in seine Arme.
„Ich kann es nicht glauben..." flüsterte ich gegen seine Brust.
Seine Arme schlossen sich fest um mich, hielten mich, als wollte er mich niemals loslassen. „Für dich tue ich alles, Madison."
Ich presste meine Augen zu, ließ die Tränen einfach fließen.
Zum ersten Mal seit langem fühlte ich mich nicht nur sicher – sondern auch wirklich glücklich.
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